Rückblick auf das Open-Innovation-Forum – Bodenschutz neu gedacht

Themenbereich
Umwelt & Klima

01.12.2016

Am Montag, 28. November 2016 fand im Museum Niederösterreich im Landhausbezirk St. Pölten erstmals ein Open-Innovation-Forum (OIF) des Netzwerks Zukunftsraum Land zum Thema Bodenschutz statt.

Böden sind zunehmend durch Erosion, Kontamination, Verdichtung, Humusabbau und viele weitere Negativtrends bedroht. Mit der Absicht, diesem Prozess entgegen zu wirken, wurde im Sommer 2016 eine Ausschreibung für „Fruchtbare Ideen zum Bodenschutz“ veröffentlicht. Aus den Einreichungen wurden die 20 besten Ideen ausgewählt und zum OIF Ende November eingeladen.

Als modernes Veranstaltungsformat bot das OIF einen Tag lang einer heterogenen Gruppe an Ideengebern und –geberinnen sowie Landnutzern und –nutzerinnen die Möglichkeit, das Thema Bodenschutz gemeinsam neu zu denken.

Zwei impulsgebende Vorträge von Meteorologin Helga Kromp-Kolb und dem Bodenschutzexperten Winfried E.H. Blum eröffneten die Veranstaltung. Im Anschluss fanden sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in insgesamt sieben moderierten Kleingruppen ein, um zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen wie Bewusstseinsbildung und Kommunikation, Bodenverdichtung, Bodenerosion sowie Humus kreativ zu werden. Die Supervision wurde vom Experten Winfried E.H. Blum und den Expertinnen Helga Kromp-Kolb sowie Johanna Stieblehner übernommen.

Am Ende der Veranstaltung wurden die Ergebnisse aus den Kleingruppen präsentiert. Oben genannte Experten und Expertinnen fungierten als Jury und zeichneten drei herausragende Ideen aus. Diese drei Ideengruppen erhalten in weiterer Folge ein Minicoaching zur Vertiefung der Idee.

Die Ideen wurden auf  Basis folgender Kriterien ausgezeichnet:
  • Adressierung der Probleme der Endnutzerinnen und Endnutzer, 
  • Originalität, 
  • Umsetzbarkeit, 
  • Berücksichtigung von unterschiedlichen Meinungen bzw. Perspektiven sowie die
  • Beschreibung und Präsentation der Ideen


Diese Ideen wurden ausgezeichnet:

Gruppe 1: Bewusstseinsbildung & Kommunikation
Diese Gruppe erarbeitete kreative Ideen zur Bewusstseinsbildung rund um das Thema Bodenschutz. Dabei war die Emotion der Ausganspunkt für das Problembewusstsein und dieses wiederum die Basis für Wissensaneignung und dementsprechende Änderungen im täglichen Handeln. Das Bewusstsein über die Genreserve Boden soll über die Bespielung von Massenmedien die Allgemeinheit erreichen (Bsp. Videospots). Bewusstseinsbildung über die Vermarktung – etwa über mögliche Bodeneinsparung bei umweltbewussten Einkäufen – wurde als Idee vorgestellt. Vergleiche und direkte Bezüge zwischen unserer Nahrung und dem dafür benötigten Boden sollen das Verständnis von Konsumenten und Konsumentinnen für die Bedeutung von Bodenschutz erhöhen. Auf der anderen Seite wurde jedoch auch angedacht, Bewusstsein durch die praktische Auseinandersetzung mit Boden zu bilden, etwa indem man mit den Menschen auf die Fläche geht und den dreidimensionalen Boden praktisch vorstellt.

Das Thema Bewusstseinsbildung war nicht nur in Gruppe 1 sondern in fast allen Gruppen Thema. Damit wird dessen hohe Bedeutung als Voraussetzung für Bodenschutz hervorgehoben. Die Vielfältigkeit dieser Idee hat schließlich zur Auszeichnung geführt, denn sie beinhaltet nicht nur qualitative sondern auch quantitative Bodenschutz.

Mitglieder:
  • Barbara Birli, Umweltbundesamt GmbH
  • Cecilie Foldal, Universität für Bodenkultur Wien
  • Josef Gruber, Bio Austria
  • Martin Leist, Land Salzburg
  • Sigrid  Schwarz, Umweltbundesamt GmbH

 
Gruppe 2: Erosion
In Gruppe 2 wurden Ursachen und Leidtragende der Bodenerosion diskutiert, dabei wurde die Wassererosion als einer der Hauptgründe für Bodenabtragung festgemacht. Dadurch treten Probleme wie verlegte Kanäle, unpassierbare Straßen und in weiterer Folge hohe Instandhaltungskosten auf. Bei der Beschäftigung mit Lösungsmöglichkeiten wurde einerseits streifenweise Bodenbearbeitung bzw. auch punktuelle Bodenbearbeitung oder das Mulchen angedacht. Dadurch ließen sich die Folgekosten reduzieren und das Bodenleben wieder fördern. Insbesondere bei Kulturmais tritt das Problem der Wassererosion aufgrund der großen Abstände zwischen den Reihen häufig auf. Aus Sicht der Projektgruppe ließe sich das Problem mit einer speziellen Bodenbearbeitungsmaschine für Maiskulturen in den Griff bekommen. Für die Konstruktion dieser Maschine würde die BOKU sowie Experten und Expertinnen aus der Landtechnik miteinbezogen werden.

Ausschlaggebend für die Auszeichnung waren neben einer sehr partizipativen Gesprächskultur die Tiefe der Diskussion und die Bereitschaft der Gruppenmitglieder, voneinander zu lernen. Das Ergebnis wurde von der Jury als mutig ausgezeichnet.

Mitglieder:
  • Rainer Handlfinger, Bürgermeister Marktgemeinde Ober-Grafendorf
  • Siegfried Hofmarcher, Landwirt
  • Josef Springer, Landwirtschaftskammer NÖ

 
Gruppe 5: Humus
Bereits jetzt werden pro Jahr 60 Millionen Euro für den Zwischenfruchtanbau an Fördersumme über das ÖPUL ausbezahlt, jedoch wird die Zwischenfrucht oftmals so spät wie möglich angebaut und so früh wie möglich umgebrochen. Ziel dieser Gruppe ist es, die Mitteleffizienz zu steigern und die Akzeptanz für Humusaufbau bei den Landwirten und Landwirtinnen zu verbessern. Konkrete Fragestellungen, denen die Projektgruppe nachgehen will, sind: Wie misst man den Humusaufbau richtig? Was hat der Landwirt langfristig davon? Oder: wie erzählt er es weiter? Eine bereits bestehende Kooperation von Spar mit rund 70 Landwirten und Landwirtinnen, die im Rahmen des Projekts Humusaufbau betreiben, soll bis 2021 den Beweis liefern, dass der Zwischenfruchtanbau den Humusaufbau positiv unterstützt und somit diese Fördermaßnahme auch in der nächsten Programmperiode entsprechend berücksichtigt wird. Ein Prämiensystem zur Anreizsetzung wird dafür angedacht.

Diese Gruppe wurde ausgezeichnet, da die Art der Kooperation als neuartig empfunden wurde und durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure und Akteurinnen in die Wege geleitet wird. Wichtige Ziele, wie etwa die Akzeptanzsteigerung von Maßnahmen und die Belegung des Erfolges mit Indikatoren wurden als positiv bewertet. Die produktive Zusammenarbeit in dieser Kleinarbeitsgruppe wurde betont.

Mitglieder:
  • Alexandra Depisch, Bio Austria
  • Nora Mitterböck, BMLFUW
  • Thomas Panzl, SPAR
  • Manfred Szerencsits, Ökocluster