Ergebnisorientierter Naturschutzplan: Neue Qualität im Flächennaturschutz

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18.09.2018

Mit dem „Ergebnisorientierten Naturschutzplan (ENP)“ beschreiten Naturschutz und Landwirtschaft einen neuen Weg des Miteinanders: 150 bäuerliche Betriebe beteiligen sich bereits im Rahmen des ÖPUL 2015 an einem Pilotprojekt, bei dem die Naturschutzziele der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter schlagbezogen gemeinsam mit Ökologinnen und Ökologen erarbeitet und in einem fachlich begleiteten Prozess umgesetzt werden.

Vertragsnaturschutz orientiert sich in Österreich wie in Europa überwiegend an fest vorgegebenen Bewirtschaftungsmaßnahmen, die von der öffentlichen Hand zur Erreichung wichtiger Naturschutzziele angeboten werden. In der landwirtschaftlichen Praxis stoßen solche Maßnahmen mitunter auf Skepsis, weil die Kommunikation über die Ziele zu kurz kommt und die fachlichen Gründe für die Auflagen vielfach nicht ausreichend bekannt sind. Auch haben die Evaluierungen des ÖPUL 2007 ergeben, dass die Maßnahme Naturschutz gut dafür geeignet ist, Naturschutzflächen in ihrem Ist-Zustand zu erhalten, jedoch weniger gut dafür, Lebensräume zu entwickeln und zu verbessern.

Das 2014 gestartete ENP-Pilotprojekt zielt darauf ab, die Schutzziele in enger Zusammenarbeit von Landwirtinnen und Landwirten, Ökologinnen und Ökologen und Behörden festzulegen und umzusetzen. Dabei erhalten die bäuerlichen Betriebe mehr Spielraum für eigenständiges und den Gegebenheiten vor Ort angepasstes Handeln und können ein individuell aufbereitetes, fachbezogenes Informations-, Bildungs- und Beratungsangebot nutzen. Auf diese Weise soll die Motivation der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die generell an der Erhaltung ökologisch wertvoller Flächen interessiert sind, unterstützt und bestärkt werden.

Das Pilotprojekt ,,Ergebnisorientierter Naturschutzplan" umfasst landwirtschaftliche Flächen in ganz Österreich und fokussiert dabei auf Flächen in Natura-2000-Schutzgebieten, Biosphärenparks und andere wertvolle Landschaftsgebiete.

Projektziele sind insbesondere:

  • Ergebnisorientierte Umsetzung der ÖPUL-Maßnahme Naturschutz;
  • Festlegung spezifischer naturschutzfachlicher Flächenziele (Arten und Lebensräume) am Betrieb;
  • Steigerung des Verständnisses der Landwirtinnen und Landwirte für die Bedürfnisse und den Erhalt wertvoller Arten und Lebensraumtypen;
  • Ermöglichung von Entscheidungsautonomie und Spielraum bei der Umsetzung der Bewirtschaftungsmaßnahmen;
  • Bewusstseinsbildung für die Ziele der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie bzw. des Natura-2000-Netzwerks, und
  • Wissenserweiterung über die Lebensansprüche der Zielarten.

Der ENP wird im Programm LE 14–20 als Pilotprojekt im Rahmen des Agrarumweltprogramms ÖPUL angeboten. Die Umsetzung wird von einem Consultingbüro begleitet. Die Zwischenergebnisse des Pilotprojektes, das bis Winter 2019 läuft, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Methode ermöglicht es, auf der Fläche zugleich Ziele für ökologisch wertvolle Flächen und gefährdete Tierarten zu verfolgen;
  • Die Methode eignet sich gut zur Bekämpfung von Problemarten und Neophyten, für die Bewirtschaftung sehr dynamischer Naturschutzflächen wie z. B. Ackerbrachen mit mobilen Ruderalarten, für Tierhaltungsbetriebe mit Mähwiesen, Weiden und Mähweiden, für die Wiederherstellung von gefährdeten Lebensräumen und die Verfolgung von Naturschutzzielen auf intensiver bewirtschafteten Flächen.
  • Aus der Sicht der Bäuerinnen und Bauern sind das direkte Sehen, Erleben und nachvollziehen können von gesetzten Maßnahmen, ein größerer Handlungsspielraum, Selbstbestimmtheit, und wissensbasierte Entscheidungen Vorteile des ENP.
  • Für die Verwaltungsbehörden in Bund und Ländern bringt das Pilotprojekt zum einen die Erkenntnis, dass mit dem ENP ein höherer administrativer Aufwand und somit höhere Kosten verbunden sind. Dies ist einerseits bedingt durch das Pilotprojekt, andererseits dauerhaft durch den kommunikations- und weiterbildungsorientierten Zugang. Die Methode eignet sich daher gut für die Erreichung spezieller umweltfachlicher Ziele in abgegrenzten, nachvollziehbaren Zusammenhängen, jedoch nur eingeschränkt für flächendeckende breite Ansätze von Agrarumweltmaßnahmen. Zum anderen können ENP-Betriebe aber als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auftreten, sodass die punktuell eingesetzten Mittel eine breitere Wirkung entfalten können. Das Pilotprojekt unterstreicht auch den hohen Stellenwert von Weiterbildung und Information im Rahmen des Agrarumweltprogramms.