Was ist die Natur der Innovation?

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31.03.2019

Eine kurze Bilanz nach drei Jahren und 30 Projekten
Andreas Kupfer MBA, NOI Gesamtprojektleitung
 
Wie passiert Innovation in der Regionalentwicklung?  Wie werden regionale Innovationsprozesse organisiert und professionell abgewickelt? Wie gewinnt man die Bevölkerung, Expertinnen und Experten oder Nutzerinnen und Nutzer dafür?  Welche Methoden versprechen gute Ideen und Lösungen, wie gelingt die Umsetzung? NOI – Nature of Innovation stellt sich diesen Fragen seit 2016 in über 30 Prozessen und Projekten. Unter Anwendung der Methode Design Thinking wurden neue Lösungen gesucht: in der Stadt- und Ortsentwicklung, für nachhaltigen Tourismus ebenso wie für landwirtschaftliche, soziale und kulturelle Weiterentwicklungen.
Ende Juni 2019 endet das Projekt NOI mit einer Konferenz, einem Fest und einigen Rahmenveranstaltungen in Steyr (Details zur Konferenz und zum Fest finden Sie am Ende des Artikels). Dabei wird auf Erfolge und auch auf das, was man unter „lessons learned“ verbucht, zurückgeblickt. Ein paar Anmerkungen dazu: 

Die Menschen sind dann besonders engagiert, wenn es um ihr Umfeld geht. Rund 500 Personen haben sich aktiv und unentgeltlich über ein buntes Potpourri an Themen und Problemen den Kopf zerbrochen: vom idealen Radwegnetz über die Vermarktung regionaler Lebensmittel bis zur Ortsentwicklung. Ein gutes Stichwort: je näher das Thema an der Lebensrealität der Bevölkerung ist, desto größer ist das Engagement. Projekte zur Belebung und Gestaltung von Gemeinden und Innenstädten erwiesen sich als Magnete. Je abstrakter ein Thema definiert ist, desto schwieriger ist es, Menschen zu motivieren.
 
Soziale Innovation ist ein Thema. Das Engagement für soziale Anliegen spiegelt das Postulat der „gefühlskalten Gesellschaft“ nicht wider. Als Beispiel sei das Projekt „Demenzorchester“ genannt. Auch Personen, die weder persönlich noch in ihrem unmittelbaren Umfeld voN einem Thema betroffen sind, zerbrechen sich den Kopf gerne zur Lösung von Problemen, die sie nicht oder noch nicht betreffen. Der Wunsch nach sozialer Interaktion ist generell in den Projektergebnissen sichtbar – auch wenn die Fragestellung zu Beginn „technischer“ Natur war.
 
Der Mut zum Prototypen ist an sich ein wesentlicher Bestandteil von Design Thinking: Der Mut zum Prototypen darf kein Lippenbekenntnis sein und er ist der Schlüssel zum Erfolg. Ein Beispiel: Ein mit Lego, Pappendeckel und Papier skizzierter und gebastelter Markt wurde innerhalb weniger Monate Realität. Die Stadt Steyr setzt aktuell den Stadtplatz LEO, einen mobilen Marktstand für den Stadtplatz, aber auch für die Nutzung in Umlandgemeinden um. Mitte Mai wird er feierlich eröffnet.
 
Die Balance von Wissenschaft und Praxis. So wichtig die wissenschaftliche Begleitung und Fundierung eines Prozesses und einzelner Projekte ist, so wenig sind die zum Mitmachen motivierten Bürgerinnen und Bürger an grauer Theorie interessiert. Langatmige Erläuterungen zur Methode zu Beginn eines Workshops führen rascher als der Moderater es vermutet zu unruhigem Sesselrücken. Die Menschen wollen diskutieren, skizzieren, basteln. Etwas pointiert ausgedrückt: Wichtiger als die Anzahl der Powerpointfolien ist die Anzahl der Flip-Charts, auf denen das Projektteam seine Ideen illustrieren kann. Ebenso wichtig: ein außergewöhnliches, angenehmes Ambiente für den Workshop, Platz und Material zum Arbeiten, Nischen zum Nachdenken in Kleingruppen.
 
Die Perspektive der Jugend ist wichtig und bereichert die Projekte. Die Einbindung von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrlingen erfordert aber eigene Formate. Parallel zu ausgewählten „Erwachsenenprozessen“ wurden insgesamt 12 Young Designer Prozesse durchgeführt. Die KinderUni OÖ agierte dabei als Partner, auch die Young Designer Projekte wurden mit der Methode Design Thinking abgewickelt.
 
Grenzen zählen (fast) nicht mehr. Wir dürfen durchaus mit Stolz darauf verweisen, dass das Projekt NOI von drei LEADER-Regionen (Linz-Land, Traunviertel, Nationalpark Kalkalpen) gemeinsam mit einer Stadt (Steyr) getragen wird. Dass es politische und geografische Grenzen gibt, ist formal spürbar, im tatsächlichen Tun hat es keine Bedeutung.
 
Je bunter umso besser! Je vielfältiger die Teams, je unterschiedlicher die beruflichen Hintergründe, je höher eine Mischung aus Jung und Alt und je offener die Haltung – umso besser und kreativer die Ergebnisse.
 
Nach dem Projekt ist vor dem Projekt. War NOI ein Nachfolgeprojekt des Open Innovation Prozesses Steyr2030 (2014-2016), wird bereits jetzt darüber nachgedacht, in welcher Form es weitergehen soll, denn noch ist eine Frage nicht beantwortet: Was ist die Natur der Innovation? 
 
 
 
NOI KONFERENZ – Innovation in der Regionalentwicklung
22. Mai 2019 von 9 bis 16.00 Uhr, Museum Arbeitswelt
In Kooperation mit der Fachhochschule Steyr tauscht NOI mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Erfahrungen über Methoden, Partizipation und Umsetzungen in der Regionalentwicklung aus.
 
NOI Fest – 3 Jahre=30 Projekte=1 Fest
23. Mai 2019 von 17 bis 23.00 Uhr
Zukunftsgespräche, Impulsvorträge, Präsentationen und Gesprächsrunden u.a. mit Matthias Horx, Reinhard Seiß, Thomas Weber, vielen Akteuren aus den Innovationsprozessen und der Politik.
 
Details zu Konferenz und Fest finden Sie hier.