Expertinnen- und Expertenforum: Tiergesundheit und Klimawandel

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27.05.2019

Am 21. Mai 2019 folgten rund 30 Interessierte der Einladung des Netzwerks Zukunftsraum Land LE14-20 zum Expertinnen- und Expertenforum „Tiergesundheit und Klimawandel“, welches im Steiermarkhof in Graz stattfand.

Nach der Begrüßung durch Susanne Schönhart gab Martin Längauer (Landwirtschaftskammer Österreich) als Einstieg in das Themenfeld einen Überblick über das Spannungsfeld Tierhaltung und Klimaschutz in Österreich und erläuterte notwendige Maßnahmen und mögliche Handlungsspielräume auf nationaler Ebene.

Als nächstes referierte Ulrich Herzog (BMASGK) über die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Tiergesundheit und mögliche Konsequenzen für die Tierhaltung. In seinem Vortrag skizzierte er die weltweite Ausgangslage und erörterte den Einfluss von Temperaturanstieg, Zunahme von CO2 und wechselndem Niederschlag auf die Tierproduktion und insbesondere auf die Tiergesundheit. Neue Tierkrankheiten werden sich europaweit verbreiten. Sowohl ein ganzheitliches Denken bei der Entwicklung einer langfristigen Strategie als auch ein gesteigertes Problembewusstsein in der Gesellschaft und bei den Produzentinnen und Produzenten sind in diesem Zusammenhang unumgänglich.

Katharina Brugger (Vetmeduni Wien) veranschaulichte in ihrem Vortrag die geographische Verbreitung von Infektionskrankheiten, die durch Vektoren (Überträger) wie Gnitzen, Stechmücken und Zecken übertragen werden. Anhand von praktischen Beispielen verdeutlichte Frau Brugger wie man mittels Modellierung die komplexen Zusammenhänge zwischen der Verbreitung von Vektoren und geänderten klimatischen Bedingungen auswerten kann.

Zum Abschluss des ersten Blocks verdeutlichte Franz Allerberger (AGES) mögliche Auswirkungen neuer, vektorbasierter Infektionskrankheiten auf die Humangesundheit. Krankheiten wie West-Nil-Fieber, Denguefieber, Chikungunya-Fieber, Zika Virus und Malaria spielen derzeit eine untergeordnete Rolle, werden aber alle durch Vektoren wie Mücken und Zecken übertragen und können daher bei einer Zunahme dieser bald zum Problem werden. Möglicher Handlungsbedarf zeichnet sich am ehesten beim West-Nil-Fieber ab, das durch die Tigermücke übertragen werden kann, die mittlerweile immer häufiger in unseren Breiten gesichtet wird.

Am Nachmittag wurde mehr auf die Ebene der landwirtschaftlichen Praxis Bezug genommen und Herausforderungen im Bereich Haltung, Tierwohl und -leistung aufgezeigt. Max Hörmann (Landwirtschaftskammer Österreich) widmete sich dem Thema Biosicherheit am landwirtschaftlichen Betrieb. Dazu wurde eine übersichtliche Darstellung gebracht, welche Faktoren die externe und interne Biosicherheit maßgeblich beeinflussen und worauf insbesondere zu achten ist, um den Kontakt mit möglichen Krankheitserregern und Schadstoffen sowie deren Freisetzung bestmöglich zu verhindern.

Abschließend ging Eduard Zentner (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) auf die Herausforderungen im Bereich Haltung, Tierwohl und Leistung im Zusammenhang mit baulichen Maßnahmen und geänderten klimatischen Bedingungen ein. Dabei verwies er in seinem Vortrag auf die Bedeutung einer gut durchdachten und fachlich fundierten Planung bei Neu- und Umbauten, um einer zusätzlichen Belastung der Tiere durch den Temperaturanstieg entgegen wirken zu können.

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Referentinnen und Referenten herrschte Konsens darüber, dass es ein ganzheitliches Denken und Wirken aller Akteurinnen und Akteure braucht, um langfristig und nachhaltig den Herausforderungen des Klimawandels im Zusammenhang mit Tierhaltung gut gerüstet entgegentreten zu können.

Weiterführende Informationen und Links zum Thema:

Raumberg-Gumpenstein: Relevante Projekte im Bereich Tier, Technik und Umwelt

VetMed: Projekt PIPOCOOL - Klimawandel und Zukunft der Geflügel- und Schweineproduktion

AGES-Folder: Vektorübertragene Krankheiten


Die Präsentationen der Referentinnen und Referenten entnehmen Sie bitte dem Download-Bereich.