Hoher Ertrag und schonende Bodenbearbeitung - BIOBO zeigt wie’s geht!

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15.06.2020

Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem abgeschlossenen EIP-AGRI Projekt „BIOBO“:

Der Aufbau und Erhalt von hoher Bodenfruchtbarkeit ist ein zentraler Aspekt des biologischen Ackerbaus. Diese kann durch schonende, reduzierte Bodenbearbeitung und gezielte Humuswirtschaft entscheidend verbessert werden. Dennoch bestehen gegenüber schonender Bodenbearbeitung noch viele Vorbehalte, da bisher das Wissen zu den langfristigen Folgen einer Bewirtschaftungsumstellung fehlt. Aus diesem Grund hat sich die Operationelle Gruppe „BIOBO“ formiert, die aus Biobäuerinnen und -bauern, Beraterinnen und Beratern, der Universität für Bodenkultur (Institut für Ökologischen Landbau) und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) Österreich besteht. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen eines Projekts der Europäischen Innovationspartnerschaft "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" (EIP-AGRI) die schonende Bodenbearbeitung entscheidend weiterzuentwickeln. Damit sollen Bodenfruchtbarkeit und Humusgehalt verbessert und gleichzeitig die Erträge für Landwirtinnen und Landwirte erhöht werden. Dazu wurden innovative Verfahren zu Bodenbearbeitung und (Grün-) Düngung getestet. Netzwerk Zukunftsraum Land hat mit Projektkoordinatorin Gabriele Gollner und Biobauer Alfred Grand über die Ergebnisse des nun abgeschlossenen Projektes gesprochen.


Sehr geehrte Frau Gollner, welche Fragen und Problemen der Landwirtinnen und Landwirte haben Sie mit der Operationellen Gruppe BIOBO im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-AGRI) adressiert?

Die Landwirtschaft ist massiv vom Klimawandel betroffen, die letzten Jahre zeigten bereits Ertragsdepressionen aufgrund von Trockenheit. Es ist dringend notwendig, Maßnahmen zu entwickeln, die die Wasserspeicherfähigkeit und Humusbildung im Boden erhöhen und einen geringeren Energieverbrauch zur Folge haben. Die reduzierte Bodenbearbeitung fördert eine Vielzahl von Bodeneigenschaften, jedoch sind die Erträge im Schnitt um 7 bis 10 Prozent geringer als beim Pflugverfahren und der Besatz mit Unkräutern ist erhöht. 


Sie koordinieren nicht nur das Projekt, sondern sind auch der wissenschaftliche Partner innerhalb der Operationellen Gruppe. Worin sehen Sie konkret den Mehrwertf für österreichische Betriebe?

Die sechs beteiligten Landwirtinnen und Landwirte setzen schon seit längerem die reduzierte Bodenbearbeitung auf ihren Betrieben um. In den Praxisversuchen werden nun betriebsspezifische Verfahren hinsichtlich der Entwicklung von Erträgen und Bodeneigenschaften wissenschaftlich begleitet. Die im Projekt erzielten Ergebnisse kommen nicht nur den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten zu Gute, sondern werden durch das Anfertigen einer Broschüre für die Praxis (zu finden unter: https://www.bio-austria.at/app/uploads/2020/02/BIOBO_Broschuere.pdf) auch an viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren weitergereicht. 


Welche wesentlichen Erkenntnisse oder Empfehlungen aus dem Projekt konnten Sie ableiten?

Durch das Projekt BIOBO wurden wichtige Stellschrauben zur Optimierung des Wasserhaushaltes und die notwendige Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels untersucht. Die reduzierte Bodenbearbeitung im Biolandbau ist ackerbaulich möglich und bringt die erwarteten Verbesserungen im Bodenschutz. Zukünftige Arbeiten sollten sich auf die Anpassung des Nährstoffmanagements und die gezielte Unkrautregulierung konzentrieren. Generell ist zu sagen, dass eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit Zeit braucht, eine längere Versuchsdauer ist daher empfehlenswert. 


Sehr geehrter Herr Grand, das Projekt ist nun abgeschlossen und die Ergebnisse liegen vor. Was empfehlen Sie Landwirtinnen und Landwirten aus dem Projekt mitzunehmen, beziehungsweise, daraus umzusetzen?

BIOBO hat gezeigt, dass das Roller-Crimper Verfahren enormes Potenzial hat, wenn Niederschlagsmenge und Verteilung passen. Beim Roller-Crimper Verfahren wird eine Begrünung maschinell umgerollt und geknickt. In die entstehende Mulchschicht wird eingesät. Die Methode stellt eine Alternative zu klassischen Herbiziden wie Glyphosat dar, bietet Nahrung und Lebensraum für Bodenleben und schützt den Boden vor zu starker Erhitzung, Verdunstung sowie vor Wind- und Regenerosion. Es gilt aber auch, die Details der Methode zu kennen und von Anfang an, keine Fehler zu machen. Die Direktsaat beginnt im Herbst davor, mit dem Anbau der Winterbegrünung. Meine Empfehlung lautet daher, langsam anfangen und Erfahrung sammeln. Und sich unbedingt vorher bei Kolleginnen und Kollegen oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erkundigen, die mit der Methode bereits Erfahrung haben.


Sie haben mit der Operationellen Gruppe BIOBIO gemeinsam das Projekt umgesetzt. Wie waren Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft und worin sehen Sie die größten Vorteile dieser Kooperation?

Die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis hat sehr wertvolle Ergebnisse liefert. Ich habe diese Erfahrung bereits sehr oft gemacht und mich daher dazu entschlossen, das Konzept des Forschungs- und Demonstrationsbauernhofs zu entwickeln. Die praktische Erfahrung und Innovationstätigkeit der Praktikerinnen und Praktiker, gepaart mit der wissenschaftlichen Arbeit der Forscherinnen und Forscher, bietet ein ideales Umfeld für die dringend notwendige Weiterentwicklung unserer Lebensmittelproduktion.


Links und weiterführende Informationen finden Sie in der Projektdatenbank des Netzwerks Zukunftsraum Land unter: https://www.zukunftsraumland.at/projekte/1487