Ein Blick über die Grenze: Digitalisierung in den ländlichen Regionen Deutschlands

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03.12.2020

Die Digitalisierung bietet gerade in ländlichen Räumen die Chance, existierende Standortnachteile zu kompensieren und vorhandene Stärken weiter auszubauen. Das deutsche Kompetenzzentrum „Ländliche Entwicklung" in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat dazu einen ausführlichen Beitrag über die Förderpolitik in Deutschland erstellt. Nachfolgend stellen wir die drei wichtigsten Initiativen vor. Im nebenstehenden Downloadbereich finden Sie die Langversion des Artikels mit einer Reihe von konkreten Einzelbeispielen.

Land.Digital

„Land.Digital: Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume“ war 2017 die erste Fördermaßnahme des „Bundesprogramms Ländliche Entwicklung“ (BULE) zur Stärkung der Digitalisierung. Land.Digital fördert innovative Modellvorhaben, die auf örtlicher Ebene digital unterstütze Lösungen für den ländlichen Raum erproben. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Projekte im Hinblick auf Projektideen, Lösungsansätze, Zielgruppen und digitale Anwendungen stark. Nicht immer geht es darum, neue digitale Anwendungen zu entwickeln, teilweise werden auch bereits bestehende Anwendungen individuell an den Bedarf der jeweiligen Zielgruppe- und Region angepasst. Das erklärte Ziel besteht jeweils darin, dass sich die Projekte nach Förderende beispielsweise zu selbst tragenden Geschäftsmodellen entwickeln oder eine langfristige Etablierung der Erfolge beim Landkreis oder einer anderen Institution erreicht wird.

Ein Drittel der insgesamt 61 mit je bis zu 200.000 Euro geförderten Land.Digital-Projekte führen Unternehmen aus dem Softwarebereich durch, ein weiteres Drittel öffentliche Einrichtungen. Auch der Bildungsbereich ist mit Hochschulen und Universitäten vertreten, nur vereinzelt empfangen Stiftungen, Akteurinnen und Akteure aus dem Gesundheitssektor, Vereine sowie kirchliche Einrichtungen eine Zuwendung. Die Projekte lassen sich vor allen in vier Formen der digitalen Anwendungen gliedern: Zum einen werden Plattformen etabliert, die verschiedene Angebote der Daseinsvorsorge bündeln. Eine weitere Form sind soziale Netzwerke, mithilfe derer die Anbieterinnen und Anbieter sowie die Nutzerinnen und Nutzer interagieren können. Daneben spielt die Virtualisierung von Leistungen eine Rolle, etwa in Form von ärztlichen Videosprechstunden. Eine vierte Form ist die Übertragung von bereits in anderen Kontexten existierenden digitalen Lösungen auf den ländlichen Raum.

Das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen

Mit dem breit angelegten Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“ unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von 2021 bis 2024 sieben Landkreise – so genannte Modellregionen – bei der digitalen Transformation im Bereich der Daseinsvorsorge mit je bis zu einer Million Euro. Ziel des Modellvorhabens ist es, die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung in den Modellregionen zu sichern und zu verbessern. Dabei ist das Themenspektrum an Basisdienstleistungen zur Sicherung der Grundbedürfnisse sehr vielfältig und reicht von der Optimierung des Nahverkehrs über die Verbesserung der Gesundheitsversorgung bis hin zur Steigerung von Teilhabemöglichkeiten.

Um das Ziel der verbesserten Daseinsvorsorge zu erreichen, entsteht während der Umsetzung des Modellvorhabens eine digitale Plattform, auf der neue prototypische Dienste erprobt werden können. Diese Plattform und die Dienste werden allen Modellregionen zur Verfügung stehen. Perspektivisch sollen die entwickelten Angebote auch auf weitere Landkreise übertragen werden.

An der Umsetzung des Modellvorhabens sind mehrere Einrichtungen partnerschaftlich beteiligt. So fungiert das BMEL als Fördermittelgeber, der Deutsche Landkreistag (DLT) als wichtiger Multiplikator sowie das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Geschäftsstelle des Modellvorhabens. Mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) ist eine renommierte Forschungsinstitution an Bord. Die Modellregionen sollen für die strategische und thematische Ausrichtung der Digitalisierung sowie den Partizipationsprozess vor Ort verantwortlich sein. Zusätzlich soll eine externe IT-Prozessbegleitung die Modellregionen bei der Einführung der digitalen Lösungen unterstützen. Mittels einer Online-Beteiligungsplattform soll die Bevölkerung am Digitalisierungsprozess in den Modellregionen teilhaben können.

Mehr Informationen zum Modellvorhaben und zu den beteiligten Modellregionen erhalten Sie unter folgendem Link: https://www.bmel.de/DE/themen/laendliche-regionen/digitales/smarte-landregionen/mud-smarte-landregionen.html

Forschungsförderung: Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung

Mit der Fördermaßnahme „Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung" unterstützt das BMEL im Rahmen des deutschen Bundesprogramms „Ländliche Entwicklung“ einschlägige Forschungsprojekte. Im Mittelpunkt der 2018 veröffentlichten Bekanntmachung stehen fünf Themenaspekte:

  • Wirtschaft und Erwerbstätigkeit, zum Beispiel Unternehmensgründungen oder Co-Working
  • Veränderung des sozialen Zusammenlebens und ländlicher Lebenswelten, etwa im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements
  • die Teilhabe verschiedener Bevölkerungsgruppen am digitalen Wandel, also Aktivierung, Hemmnisse, Qualifizierungs- und Motivationsbedarf einzelner Gruppen
  • Ländliche Regionalentwicklung und neue digitale Instrumente und Strategien, beispielsweise Online-Beteiligungsformate oder interkommunale Vernetzung
  • Beiträge der Digitalisierung zur Daseinsvorsorge und Sicherung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, etwa in der Nahversorgung oder der medizinischen Versorgung

Auch Querschnittsthemen wie der Vergleich verschiedener Raumkategorien und europäischer Länder sowie Synergien verschiedener Bereiche der Daseinsvorsorge konnten Gegenstand der Förderung sein. Die 14 geförderten Projekte haben im Frühjahr 2020 ihre Arbeit aufgenommen und decken eine große Vielfalt an Themen und Fragestellungen ab. Sie erhalten eine Förderung in der Höhe von je maximal 300.000 Euro für einen Projektzeitraum von drei Jahren.

Weitere Informationen zum Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung“ (BULE) stehen unter folgendem Link zur Verfügung: WWW.BMEL.DE/BULE