EIP-AGRI: Projekt „OptEro" zur Optimierung des Erosionsschutzes im Kartoffelbau

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16.09.2021

Konventionelle Bewirtschaftungsmethoden im Kartoffelanbau tragen stark zur Bodenerosion bei. In Österreich davon besonders betroffen sind das Wald- und Weinviertel. Die Folgen sind Ernteausfälle, ein verringertes Wasserrückhaltevermögen und vermehrt auftretende Überschwemmungen. Durch den fortschreitenden Klimawandel wird sich diese Problematik noch weiter zuspitzen (Stichwort: Starkregenfälle).

Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) konnte mit dem innovativen Projekt der „ARGE OptEro“ eine erosionsschonende Anbautechnik für Kartoffeln entwickelt werden. Durch die Skalierung soll eine möglichst breite Anwendung unter den verschiedensten Voraussetzungen ermöglicht werden.

Hierzu werden Feldversuche in mehreren Varianten durchgeführt und evaluiert. Oberstes Ziel ist die Verringerung des Bodenabtrags, wobei das Hauptaugenmerk auf Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und  Wirksamkeit liegt. Als Ergebnis wird ein Handbuch zusammengestellt, das die erprobten Erosionsschutzmaßnahmen beschreibt und konkrete Empfehlungen in Abhängigkeit von Hangneigung und Bodenart gibt. Hauptzielgruppe des Projektes sind Landwirtinnen und Landwirte, die motiviert werden, die neu entwickelten Anbautechniken zu nutzen. Daneben sollen die landwirtschaftlichen Schulen für die Verbreitung der Ergebnisse sorgen. Auch die breite, nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung soll für die Folgen der Bodenerosion sensibilisiert werden. 


Netzwerk Zukunftsraum Land hat mit der Projektkoordinatorin DI Christine Weinberger von wpa Beratende Ingenieure und dem Landwirt Günter Haslinger über ihre Erfahrungen und Projektergebnisse gesprochen.


Frau Weinberger, welchen Problemstellungen stehen Landwirtinnen und Landwirte  in Bezug auf die Optimierung des Erosionsschutzes im Kartoffelbau in Österreich gegenüber?
Der Verlust von Böden führt zu direkten Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen. Nährstoffverluste, die Verringerung von organischer Substanz und die Reduktion der Wasserspeicherfähigkeit sind die Folge. Hackfrüchte sind generell stark von Erosion betroffen, jedoch gibt es für Mais, Zuckerrübe und Co bereits erprobte Erosionsschutzmaßnahmen wie Mulchsaat, Direktsaat oder Untersaat. Aber im Kartoffelanbau sind aufgrund der Dammkultur diese Maßnahmen nicht eins zu eins umsetzbar. Es braucht daher andere Lösungen. 

Worin sehen Sie konkretes Potenzial zur Optimierung des Erosionsschutzes im Kartoffelbau?
Allen voran ist der Anbau quer zum Hang zu nennen, welcher grundsätzlich durchgeführt werden sollte, wo es das Gelände beziehungsweise das Anbau- und Ernteverfahren zulassen. Bei komplexen Hanglagen, eventuell mit zusätzlicher Querneigung ist das allerdings zu wenig, weshalb innovative Maßnahmen benötigt werden. Im Projekt testen wir deshalb Querdämme, Begrünungen zwischen den Dämmen und die Kombination beider Verfahren sowie die Herstellung von sogenannten „Querriegeln“, welche über das gesamte Feld entlang der Höhenschichtenlinien gezogen werden. Außerdem widmen wir uns im Projekt der Problematik der Fahrgassen, wo es zu beträchtlichen Erosionen kommen kann.

Sie koordinieren das Projekt „OptEro": Welche wesentlichen Erkenntnisse oder Empfehlungen aus dem Projekt können Sie bereits ableiten? Welche ersten Schritte sollten unternommen werden, um den Erosionsschutz im Kartoffelbau zu optimieren?
In den ersten beiden Projektjahren wurde mit den Erosionsmesskästen eine Verringerung der Bodenerosion von etwa 48 Prozent durch eine Begrünung zwischen den Dämmen, von 85 Prozent  durch das Anlegen von Querdämmen und von 95 Prozent durch das Anlegen von begrünten Querdämmen gemessen. Die Auswertung der Drohnenflüge steht noch an. Daraus werden Ergebnisse zu den Querriegeln sowie flächendeckende Aussagen zu den Maßnahmen insgesamt erwartet. Ein nächster wichtiger Schritt wäre die Aufnahme der Maßnahmen in Förderprogramme, damit der zusätzliche maschinelle sowie zeitliche Aufwand gedeckt ist. 

Herr Haslinger, Sie setzen mit der Operationellen Gruppe OptEro gemeinsam das gleichnamige EIP-AGRI Projekt um. Was würden Sie als aktiver im Projekt involvierter Landwirt schon jetzt anderen Landwirtinnen und Landwirten raten?
Um in der heutigen Zeit gute Erträge und Qualitäten regional zu produzieren, ist es mir als aktiven Landwirt besonders wichtig, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, besser noch zu steigern. Für die Wasseraufnahme und den Rückhalt des fruchtbaren Bodens bei mittleren und starken Niederschlägen sind im Kartoffelanbau einzelne Maßnahmen wie Zwischenfruchtanbau, Querdämme, Hafereinsaat sowie Querriegel auf Höhenschichtlinien sehr sinnvoll. Die besten Ergebnisse werden durch die Kombination der einzelnen Maßnahmen erzielt. Meine Beobachtungen zeigen, dass es wichtig ist, schon bei geringen Hangneigungen Schritte für den Bodenerhalt zu setzen, um damit erfolgreich zu sein.

Wie sind Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft und worin sehen Sie die größten Vorteile dieser Zusammenarbeit?
Bereits vor Projektbeginn beschäftigte ich mich stark mit dem Thema Erosion und testete unterschiedliche Methoden zum Erosionsschutz im Kartoffelanbau selbst aus. Es freut mich nun umso mehr, dass im Projekt insbesondere mithilfe der Erosionsmesskästen meine Beobachtungen aus der Praxis nun wissenschaftlich bestätigt werden konnten und die Unterschiede dadurch quantifizierbar werden. Für die Praxis wäre es allerdings wünschenswert, wenn die Daten schneller ausgewertet und dadurch die Ergebnisse früher vorliegen könnten, um so schneller eingreifen und planen zu können. Jedenfalls ist die Zusammenarbeit eine Bereicherung und ich möchte meine Berufskolleginnen und -Kollegen sowie die Wissenschaft motivieren, sich weiterhin mit dem Thema Bodenschutz zu befassen.


Links und weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie in der Projektdatenbank des Netzwerks Zukunftsraum Land.