EIP-AGRI: Erosionsschutz und Ressourcenschonung im Biomaisanbau in Hanglage

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18.10.2021

Bodenverluste in der Landwirtschaft sind ein bekanntes Problem und betreffen auch Betriebe, die Biomais in Hanglagen kultivieren. Die Entwicklung ist problematisch, da Mais aufgrund der zunehmenden Ertragsausfälle im Grünland in den letzten Jahren als wichtige Futtermittelalternative an Bedeutung gewinnt. 

Die Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) zeigt mit der Operationellen Gruppe (OG) „Biomaisanbau" alternative Maßnahmen auf, Mais erosionsmindernd, erosionsschützend und ohne Herbizide, besonders in Hanglagen, zu kultivieren. Auf Versuchsflächen werden bestehende Kultivierungsmaßnahmen getestet und evaluiert sowie neue Maßnahmen entwickelt. So kann die betriebliche Produktivität erhöht und gleichzeitig der Boden vor Erosion geschützt werden. Die Ergebnisse des Projektes werden in einem Anbauratgeber für interessierte landwirtschaftliche Betriebe aufbereitet und verständlich dargestellt werden.

Netzwerk Zukunftsraum Land hat mit Johannes Schürz vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Österreich – Biokompetenzzentrum Schlägl und dem Landwirt Dominik Stallinger über ihre Erfahrungen und erste Ergebnisse des laufenden Projekts gesprochen.


Herr Schürz, welchen Problemstellungen stehen Landwirtinnen und Landwirte in Bezug auf den Erosionsschutz und die Ressourcenschonung im Biomaisanbau gegenüber? 
Besonders wenn man an das laufende Anbaujahr 2021 denkt, dann war dieses von Unwettern mit Starkregen, Hagel und Sturm geprägt. Diese mit dem Klimawandel häufiger werdenden Wetterextreme stellen Landwirtinnen und Landwirte allgemein vor große Herausforderungen, besonders aber beim Anbau von Hackfrüchten. Zwischen den Pflanzenreihen haben Wind und Wasser die beste Chance, fruchtbaren Ackerboden abzutragen. Eine der wertvollsten Ressourcen für die österreichischen Landwirtinnen und Landwirte geht dabei verloren.

Worin sehen Sie konkretes Potenzial für den Erosionsschutz und die Ressourcenschonung im Biomaisanbau?
Es wäre vermessen zu sagen, Mais dürfe nur auf ebenen Ackerflächen in Gunstlagen angebaut werden. Unser Projekt setzt genau da an und widmet sich geeigneten Maßnahmen gegen Erosion durch Wind und Wasser bei Maisanbau in Hanglagen. Bei den heurigen Starkregenereignissen hat sich deutlich gezeigt, dass im Extremfall eigentlich nur die Direktsaat von Mais mit einer dauerhaften Durchwurzelung des Bodens effektiven Schutz bieten kann. Dabei ist aber noch einiges an Ausprobieren und Weiterentwickeln angesagt.

Sie koordinieren das Projekt „Biomaisanbau“. Welche wesentlichen Erkenntnisse/ Empfehlungen aus dem Projekt konnten Sie bereits ableiten? Welche ersten Schritte sollten unternommen werden, um den Erosionsschutz und die Ressourcenschonung im Biomaisanbau in Hanglage zu verbessern? 
Eine gute Mulchauflage aus Mist und abgestorbenen Pflanzenresten kann schon einiges bewirken. Untersaaten hingegen bieten in der für Erosion sensiblen Phase - vor Reihenschluss der Maiskultur - noch kaum Schutz. Danach können sie sogar eine Nährstoffkonkurrenz für den Mais darstellen und den Ertrag mindern.
Mais im Gemenge mit Sonnenblume und Hirse in Breitsaat und damit einem Verzicht auf die Hackkultur bringt eher Unsicherheit in den Verlauf der Kultur. Je nach Jahr und Witterung kann es sein, dass sich einzelne Komponenten stärker beziehungsweise schwächer oder gar nicht entwickeln.


Herr Stallinger, Sie setzen gemeinsam mit der OG „Biomaisanbau" das gleichnamige EIP-AGRI Projekt um. Was würden Sie als aktiver Landwirt im Projekt anderen Landwirtinnen und Landwirten raten?
Einfach Sachen ausprobieren. Das kostet am Anfang vielleicht Überwindung, macht aber später richtig Lust. Und da geht es ja nicht um große Flächen, da reichen auch schon ein paar Quadratmeter. Der Boden ist für uns Landwirtinnen und Landwirte die wertvollste Ressource. Wenn es um den Bodenschutz geht, dann muss jede und jeder selbst aktiv werden. Da gibt es auch nicht DIE Lösung für alle Betriebe.

Was können Sie sich langfristig aus dem Projekt mitnehmen? Was werden Sie behalten?
Natürlich sind da Dinge dabei, die nicht so gut funktioniert haben, wie zum Beispiel die starke Verunkrautung bei Maisflächen mit Untersaat. Das prägt sich ein. Es motiviert aber gleichzeitig auch, in andere Richtungen weiter zu forschen. Besonders das Jahr 2021 hat gezeigt, wie wichtig Erosionsschutz ist und wie schwierig dieser in Hackkulturen wie dem Mais umzusetzen ist. Daher werde ich mich in Zukunft verstärkt mit Direktsaat beschäftigen.

Wie sind Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft und worin sehen Sie die größten Vorteile dieser Zusammenarbeit?
Gute und intensive Kommunikation ist das Um und Auf für das Gelingen eines solchen Projektes. Was sind die Anforderungen der Praktikerinnen und Praktiker? Wie können uns die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich unterstützen? Wie und wo kann ich meine eigenen Ideen und Anliegen am besten einbringen? All das sind Dinge, die für eine gute Zusammenarbeit abgeklärt werden müssen. Und letztendlich profitieren alle von den Sichtweisen, Ideen und Erfahrungen der anderen.

Links und weiterführende Informationen finden Sie in der Projektdatenbank des Netzwerks Zukunftsraum Land.