Weidelamm Anteilsscheine, „Schaf-Aktien“

Prämiert beim Netzwerk Land Kulturlandschaftspreis 2013

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Biodiversität

Projektregion
Burgenland

LE-Periode
LE 07–13

Projektlaufzeit
2011-2015

Projektträger
Verein BERTA

LE 07–13 Angaben

Themenbereich (Untergliederung): ÖPUL und Umwelt (Biodiversität, Sonstiges)
Maßnahme: M412

Kurzbeschreibung

Der Verein BERTA entwickelte im Rahmen eines Leader-Projekts ein Konzept zur Rekultivierung der verbrachten Flächen im Natura2000 Gebiet „Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland“: Die steilen Flächen werden von zwei Bauern mit Schafen extensiv beweidet und so erhalten und gepflegt. Zum Aufbau der Herden wurden sogenannte „Schaf-Aktien“ entwickelt – ein Vorfinanzierungssystem, bei dem außenstehende Personen Scheine à 50 Euro erwerben können, mit dem Schein innerhalb der nächsten Jahre zwei Kilogramm Weidelammfleisch erhalten, gleichzeitig durch den Erwerb der Scheine aber auch Fortbestand und Ausweitung der Schafherden mitfinanzieren.
Durch die „Schaf-Aktien“ wird nicht nur die Wirtschaft in der Region angekurbelt und die Landwirtschaft gestärkt, sondern auch ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und Kulturlandschaft in einem Natura-2000-Gebiet geleistet.

Ausgangssituation

Das natura2000-Schutzgebiet "Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland" weist eine überaus strukturierte Weingartenlandschaft auf, mit wertvollen Lebensräumen und prioritären Arten. In den letzten Jahren wurden viele der nur wenigen großen Weingärten aufgegeben und die Magerwiesen dazwischen verbrachten. Der Verein BERTA ist für die Managementmaßnahmen im Gebiet zuständig und betreut auch der Öpul-WF-Programm. In den letzten Jahren wurden verbrachte Magerwiesen und zum Teil verbuschte Weingärten über ein Leader Projekt rekultiviert. Für die laufende Bewirtschaftung konnten zwei junge Bauern gewonnen werden, welche die steilen Flächen nun mähen mit Schafen extensiv beweiden.

Ziele und Zielgruppen

Kulturlandschaftserhaltung funktioniert nur durch ständige Bewirtschaftung und Pflege. Mit dem Projekt wurde dies in der Region sichergestellt. Die Unterstützung der Vermarktung war notwendig, da Schaffleisch in der Region traditionelle nicht gegessen wird und kaum Vermarktungsmöglichkeiten bestehen. Durch die Vorfinanzierung konnten Jungbauern motiviert werden, ihre Herden auszubauen, bzw. überhaupt in die Beweidung einzusteigen.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Zum weiteren Aufbau der Herden und zur Unterstützung der Vermarktung der Lämmer wurden "Schaf-Aktien" aufgelegt. Um € 50 bekommt man einen Anteilsschein und mit diesem erhält man innerhalb der nächsten 3 Jahre jeweils 2kg. Weidelammfleisch.
Die Flächenrekultivierung wird im Herbst-Winter 2013 abgeschlossen. Die beiden Herden können durch die Vorfinanzierung in Ruhe ausgebaut werden. Bisher gibt es 283 Anteilszeichner und es werden ständig mehr. Zur Öffentlichkeitsarbeit trägt auch das Weidelammfest im Weinmuseum Moschendorf bei. Hier kann man Lamm und Lammprodukte in verschiedenster Form verkosten. Viele Gäste kommen hier zum ersten Mal mit Lammfleisch in Berührung und stellen dann fest, dass es vorzüglich schmeckt. Es gibt auch eine Wollwerkstatt und ein "SpinnerInnen"-Treffen und ein buntes Unterhaltungsprogramm.

Ergebnisse und Wirkungen

Grundbesitzer: ihre Flächen werden wieder bewirtschaftet, das Landschaftsbild hat gewonnen
Jungbauern: Durch die Medienpräsenz der Schafaktien sind die Leute auf ihre Arbeit aufmerksam geworden. Sie bekommen nun weitere Flächen zur Bewirtschaftung angeboten, zu denen sie vorher keinen Zugang gehabt hätten.
Die Region: Die Schaffleischpakete müssen vor Ort im Weinmuseum Moschendorf abgeholt werden. "Aktienzeichner" aus ganz Österreich kommen in die Region und nehmen nicht nur das Schaffleisch mit, sondern auch noch viele andere Produkte, vor allem Wein. Viele verbinden die Fleischabholung mit einem Kurzurlaub. Daher hat das Projekt mittlerweile auch Auswirkungen auf die Auslastung der Betten in der Region - vor allem rund um das Weidelammfest.
Verbindung vieler Aspekte: 1. Natur- und Artenschutz im natura2000-Gebiet - durch Rekultivierung und Erstpflege von Brachen 2. Verfügbarmachung von Flächen für junge Landwirte (Organisation der vielen Grundstückseigentümer, Nutzungsvereinbarungen)
3. Unterstützung der Vermarktung durch eine neue originelle Idee 4. Bindung und Identifikation der Anteilsscheinzeichner mit der Landschaft und den Weidetieren, besseres Verständnis des Zusammenhanges zwischen Schutz- und Nutzung einerseits und hochwertigen Lebensmitteln andererseits 5. Das Echo und die positiven Rückmeldungen motivieren Bauern, Grundstücksbesitzer, Regionalpolitiker und ProjektinitiatorInnen.