Dorfplatz STAW

Ein Raum

Themenbereich
Innovation

Untergliederung
Wertschöpfung
Nahversorgung
Integration & Soziale Inklusion
Kultur
Jugend
Frauen
Chancengleichheit
Energieeffizienz
KMUs, Gewerbe & Wirtschaft
Betriebswirtschaft
Direktvermarktung
Diversifizierung
Kurze Versorgungsketten
Innovation

Projektregion
Niederösterreich

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
2016-2017

Projektkosten gesamt
126.000,00€

Fördersumme aus LE 14-20
50.000,00€

Massnahme
Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe und sonstiger Unternehmen

Teilmassnahme
6.4 Förderung für Investitionen in die Schaffung und Entwicklung nichtlandwirtschaftlicher Tätigkeiten

Vorhabensart
6.4.4. Gründung von innovativen Kleinunternehmen im ländlichen Raum

Projektträger
Dorfplatz STAW GmbH

Kurzbeschreibung

In St. Andrä-Wördern (NÖ) wurde ein innovativer Handwerkscluster errichtet, indem ein ehemaliger landwirtschaftlich genutzter Hof (insg. 6500 qm - Flächenwidmung Bauland Agrar) für ein Technik-, Dienstleistungs- und Begegnungszentrum revitalisiert und umgebaut wurde. Dabei wurden durch die Begleitung des renommierten Architekturbüros (AllesWirdGut) in der ersten Bauphase sechs neue, moderne und nachhaltige Werkstätten und ein Repair Café errichtet.

Ausgangssituation

Ein prägendes Merkmal der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung ist der große Anstieg der Gründungen von KMUs, und v.a. von sogenannten Ein-Personen-Unternehmen (EPU). In Österreich waren laut WKO Im Jahr 2014 278.411 EPU registriert, was einem Anstieg von 4,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2013 (266.910 EPU) entspricht“. Das heißt, dass im Jahr 2014 ungefähr 11.500 EPUs gegründet wurden. Mit einem Anteil von rund 58 Prozent der Mitglieder der Wirtschaftskammern sind EPUs mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil von Österreichs Wirtschaft. Dennoch ist es auch ein Faktum, dass manche EPUs kurz nach ihrer Gründung Schwierigkeiten haben, sich zu entwickeln und zu etablieren, und dass viele der neu gegründeten EPUs schon kurz nach Beginn ihre Geschäftstätigkeit wieder einstellen müssen. Eines der größten Probleme von EPUs (vor allem von technikorientierten Betrieben) in der Anfangsphase ist, dass sie vereinzelt arbeiten und keine Möglichkeit haben ihre Produktion, Vermarktung und interne Organisation und Administration effizient durchzuführen. Geschäftstragende müssen sich mit allen betrieblichen Facetten auseinandersetzen, welche zu einer Verschwendung von Ressourcen führt. Große Investitionen können manchmal nicht durchgeführt werden, da für (High-tech) Maschinen in alleiniger Nutzung zu viel Kapital benötigt wird. Beschränkte Kenntnisse über den Markt und seine Charakteristiken sind nachteilig und die Suche nach einer geeigneten Marktnische ist zeitaufwändig. Beschränkter Zugang zu neuen Maschinen, Material, Wissen und Erfahrung macht Produkt- und Prozess-Weiterentwicklung für viele EPUs unmöglich und ein eventuell existierendes Innovationspotential kann nicht oder nicht genügend genutzt werden. Dies betrifft nicht nur Innovationen auf technischer Ebene, aber auch Innovationen, die eine ökologische und sozial-gerechte Produktion ermöglichen. Hierbei muss festgehalten werden, dass mögliche Lösungen für beschriebene Probleme nicht nur innerhalb Branchen und Produktionsketten gelten; auch Kleinbetriebe in verschiedenen Branchen profitieren von Kooperation und Vernetzung durch gemeinsamen Investitionen, kurzen nachbarschaftlichen Wegen, Wissensaustausch und gemeinsame Vertrieb. Kooperation und Vernetzung werden in der Wirtschaftsstrategie Niederösterreich als wesentliche Erfolgsstrategien angemerkt. Kleinproduktionen haben oft geringe Chancen langfristig am Markt bestehen zu bleiben, altes Hand-werk geht oftmals verloren, weil Vernetzung nicht stattfindet und die Vorteile neuer Verarbeitungsmöglichkeiten nicht genutzt werden. Dem kann durch die Schaffung eines Ortes mit niederschwelligem Zugang zu Vernetzungsmöglichkeiten entgegengewirkt werden – nicht nur für ProduzentInnen sondern auch für die KonsumentInnen. Hier die wichtigsten KundInnenprobleme im Überblick: EPUs verbringen viel Zeit mit Administration für Betrieb und haben wenig Zeit für Entwicklung ihrer Produkte: Durch die eigenständige, isolierte Arbeitsweise entstehen Umsatzverluste, Arbeitseinbußen und die Gefahr, nicht nachhaltig wirtschaften zu können - da EPUs nicht nur ihre Kernprodukt produ- zieren, sondern auch Vermarktung, Vertrieb und die interne Administration übernehmen müssen. Eingeschränkte Produktion: Durch die Limitierung aufgrund der Größe auf eine reduzierte Auswahl an Material, Maschinen, Wissen ergeben sich geringe Produktionsmöglichkeiten. Gewisse Produkte kön- nen nicht oder nur schwer erzeugt werden, da Material, Wissen oder Maschinen fehlen. Somit entste- hen weniger Innovationen ebenso wie eine geringere Auswahl an Produkten. Auch die Wirtschaftstra- tegie 2020 steht: “zu kleine Produktportfolio und dadurch Abhängigkeit von nur einem oder wenigen Kunden” Innovative, attraktive und moderne Handwerkscluster fehlen: Ein EPU oder KMU im Handwerksbe- reich zu gründen ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein soziales Risiko. Oftmals sind Pro- duktionsstätten nur am Ortsrand vorhanden und damit eine Ausgrenzung von sozialen Begegnungs- möglichkeiten (z.B. Mittagessen und Familienfreundlichkeit) evident. Innovationsfördernde Investitionen können nicht getätigt werden: Da oftmals die finanziellen Mittel fehlen bzw. sich große Investitionen in neue Maschinennicht auszahlen, werde diese nicht getätigt und notwendige Modernisierungsschritte und Innovationen unterbleiben. Moderne technische Lösungen können nicht schnell übernommen werden: Aufgrund des oftmals ge- ringen Kapitaleinsatzes können neue Lösungen nicht schnell übernommen werden. Werbung, Marketing und Vertrieb müssen alleine organisiert werden: HandwerkerInnen sind in der Vermarktung, Vertrieb und Werbung auf sich selbst gestellten und müssen somit oft viele Tätigkeiten erledigen, die nicht zu ihrem Kernarbeitsbereich gehören. Das braucht Zeit, ist eine große Hürde und führt oft zu Schwierigkeiten. “Wegwerfgesellschaft” - Mangel an Orten, die Reparaturen kostengünstig anbieten können. Das ent- sprechende Wissen und die Geräte fehlen, vieles wird weggeworfen oder teuer und zeitaufwändig fürKostenvoranschläge eingeschickt, die nicht immer zu brauchbaren Reparaturen führen. Was der eine nicht mehr braucht, kann für den anderen eine brauchbare und notwendige Ressource sein.

Ziele und Zielgruppen

primäre Zielgruppe:

regionale HandwerkerInnen und technische Betriebe Unsere Primäre Zielgruppe sind regionale HandwerkerInnen mit einem laufenden Betrieb und Neu- gründungen mit hohem Potential. Dabei legen wir hohen Wert auf gewisse Faktoren:
  • ökologische Nachhaltigkeit: Alle Projekte sollen entweder im Kern ihres Angebots oder in ihren Materialien, Maschinen und Verarbeitungstechniken ökologische Aspekte integrieren und bewusst gestalten. Daher auch die Auswahl der HandwerkerInnen mit z.B. lokaler Weidenproduktion, Up- und Recycling, nachhaltiger Seifensiederei, Holzwerkstätten und Ähnlichem.
  • stabiles Unternehmen: Um langfristige Mietverträge garantieren zu können und gut planen zu können fokussieren wir auf finanziell stabile Unternehmungen - oder Start-Ups mit hoher Sicher- heit. So vermeiden wir Mietausfälle und erschaffen ein stabiles Netzwerk für Kooperationen.
  • Kooperationsfreude und -willigkeit: Die Teilnehmenden HandwerkerInnen und technischen Betriebe sollen eine prinzipielle Offenheit für Kooperation und einen Willen für neue Marketing,
  • Innovationsfreude: Wir fokussieren auf Unternehmen, die an Innovation, technischer Entwicklung und Wissenstransfer interessiert sind.
  • Bereitschaft für Kreislaufwirtschaft: Offenheit für Kreislaufwirtschaft und Kooperatives Wirtschaf- ten ist ein Bestandteil des Projekts - und darum auch ein Teil der KundInnen.
  • Offenheit für soziale Inklusion: In Zukunft sollen verstärkt soziale Randgruppen in das Projekt inkludiert werden: angedacht sind Kooperationen mit Handwerksbetrieben und sozialen Vereinen. Wir sehen Handwerk als einen wichtigen Ort für Integration und wünschen uns eine Offenheit für Kooperationen mit sozialen Betrieben.

sekundäre Zielgruppe:

  • Gemeinde-BewohnerInnen: Mit der Ansiedlung des Handwerkscluster entsteht ein lebendiger Arbeitsort und in Kooperation mit dem Verein “Dorfplatz” ein attraktiver Lebensraum. Dies hat Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinde-BewohnerInnen und unterstützt eine wachsende soziale Gemeinschaft und auch soziales UnternehmerInnentum vor Ort.
  • Unterstützungsbetriebe für Handwerk: Die Ansiedlung das Handwerks, deren Marketing, Ver- trieb und öffentliche Veranstaltungen ziehen zusätzliche Arbeitsplätze und Möglichkeiten mit sich. So entsteht ein kreativeres Feld auch für UnternehmensberaterInnen, Zulieferer und Zu- arbeitenden für die technischen Betriebe. Indirekte Zielgruppe - durch Marketing und Vertrieb: Aufbauend auf die Marketingarbeit des Gesamtprojektes, aber darüber hinausgehend KundInnen, die die Produkte der HandwerkerInnen in Anspruch nehmen - da wir diese mit Marketing erreichen wollen


Projektumsetzung und Maßnahmen

Umsetzungsmaßnahmen:

Im Rahmen der Förderungen wurden 3 große Aspekte umgesetzt:

  1. ArchitektInnenberatung für einen nachhaltigen, innovativen und modernen Handwerkscluster - von einem Architekturbüro mit Erfahrung mit regionalen, sozio-ökonomischen Betrieben und Infrastruktur.
  2. Holzriegelumbau einer Fläche von 470qm Scheunengebäude zu 6 modernen, innovativen Werkstätten in Größe von 43-100qm und einem Repair Cafe. Im professionell, nachhaltigen Bau und mit möglichst regionalen Materialien.
  3. Anschaffung eines professionellen 3D Druckers für die selbstständige, günstige und rasche Herstellung von Ersatzteilen - sowohl für das Repair Cafe als auch für die Werkstättennutze- rInnen.


Ergebnisse und Wirkungen

Im Rahmen der Förderung des aws Calls “Gründung am Land” wurden 3 Aspekte geplant, gefördert und umgesetzt:                        

  1. ArchitektInnenberatung für einen nachhaltigen, innovativen und modernen Handwerkscluster – von einem Architekturbüro mit Erfahrung im Bereich regionale, sozio-ökonomische Betriebe und Infrastruktur.
  2. Umbau einer Fläche von 470 qm Scheunengebäude zu sechs modernen, innovativen Werkstätten in Größe von 43-100 qm und einem Repair Café. Im professionell nachhaltigem Bau und mit möglichst regionalen Materialien. 3. Anschaffung eines 3D-Druckers für die selbstständige, günstige und rasche Herstellung von Ersatzteilen – sowohl für das Repair Café als auch für die WerkstättennutzerInnen.

Hier ein Überblick über die Tätigkeiten, Projektschritte und Änderungen:

  1. ArchitektInnenberatung Ziel der Beratung war ein ökologisches, innovatives und modernes Konzept für einen “Handwerkscluster”, der in einer Mischung aus Selbstausbau und professioneller Dienstleistung erstellt werden kann. Dabei sollten bevorzugt regionale Rohstoffe und lokale Firmen integriert werden, aber auch durch die Art der Errichtung der Werkstätten bereits die spätere Nutzung abgebildet sein. Gleichzeitig sollte das Konzept nicht nur die Werkstätten, sondern auch den sozialen Raum zwischen den HandwerkerInnen bewusst gestalten und Kooperation unterstützen.
  2. Umbau zu Werkstätten Zum Zeitpunkt der Finanzierungszusage im Februar 2016 war der Bestand der Immobilie eine offene, teilweise sanierungsbedürftige Scheune. Aufbauend auf das Konzept des Architekturbüros wurden dieser Stadlbereich und das restliche Betriebsgebäude instandgesetzt. Insgesamt entstanden in dieser durch den GAL Call geförderten Ausbaustufe sechs Handwerkstätten, adaptiert auf die Bedürfnisse der jeweiligen NutzerInnen. Start des Umbaus war März 2016 und die Werkstätten waren im Großen und Ganzen im August 2016 bezugsfertig (Wasser, Beleuchtung und Heizung folgten mit Ende des Jahres). Die Adaption des Repair Cafés wurde nach hinten verlegt (Begründung siehe weiter unten) und konnte erst mit Ende Mai 2017 abgeschlossen werden. Der Ausbau erfolgte zu einem Teil über Firmen und zu einem Teil im Selbstausbau, da viele HandwerkerInnen selbst professionelle Tätigkeiten übernehmen können und wollen. Außerdem konnten dadurch Kosten gespart werden.
  3. 3D-Drucker Mit dem 3D-Drucker  ermöglicht das Repair Café die Herstellung von Ersatzteilen, die entweder nicht mehr vorhanden sind, teuer sind oder deren Lieferung lange dauern würde. Außerdem kann dieser 3D Drucker von allen anderen HandwerkerInnen für die Herstellung eigener Produkte genutzt werden. Diese Investition bringt einen enormen technischen, finanziellen und unternehmerischen Vorteil, da hiermit ganz neue Möglichkeiten für Reparatur und Erzeugung von Handwerk entstehen. Der 3D-Drucker wird vom Team des Repair Cafés verwaltet, gewartet und das Wissen wird anderen Interessierten weitergegeben. Somit entstehen neue Produktionsmöglichkeiten für alle hier ansässigen technischen Betriebe.


Erfahrung

Eine kleine Gruppe von Menschen, kann großes Bewirken:

Eine kleine, engagierte Gruppe - die gut miteinadner arbeiten kann - kann großes Bewirken.

MUT: Es braucht viel Mut, Vertrauen und Ausdauer so ein großes Projekt zu verwirklichen.

Finanzielle Sicherheit: Finanzielle, langfristige Sicherheit ist essentiell um den langen Atem für so ein Vorhaben zu haben. Das muss von Anfang an eingeplant sein.