Frauen gestalten: Zukunft und Gesellschaft

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Chancengleichheit
Frauen
LEADER
Bildung & Lebenslanges Lernen

Projektregion
Salzburg

Lokale Aktionsgruppe
LAG Lebens.Wert.Pongau

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
12.2016-12.2018 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
40.872,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
29.972,92 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Verein KoKon-Beratung und Bildung für Frauen

Kurzbeschreibung

Die politische Macht ist in Österreich sehr ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt und entspricht in keiner Weise dem jeweiligen Anteil der Bevölkerung. Im Pongau beträgt der Frauenanteil in den Gemeindevertretungen aktuell 20,3%. Zudem gibt es keine Bürgermeisterin im Pongau.

Ziel des Projekts ist es, Frauen zu ermutigen, an ihre persönlichen Kompetenzen und Stärken zu glauben, um Gemeindepolitik mitzugestalten. Besonders junge Frauen und Mädchen werden angesprochen, denn ein mitgestaltetes soziales Umfeld vergrößert die Chance, dass gut ausgebildete junge Frauen in der Region bleiben oder nach ihrer Ausbildung zurückkehren. Geplant sind ein Politiklehrgang für Frauen, Politikseminare und ein Wettbewerb für Mädchen und junge Frauen sowie die bessere Vernetzung der aktiven Gemeindevertreterinnen.

Das Projekt wird in Kooperation mit der LAG Saalachtal umgesetzt.

Ausgangssituation

Wir alle tragen Verantwortung für unsere Zukunft! Gleichstellung bedeutet, dass beide Geschlechter in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens gleichermaßen präsent und beteiligt sind. Die politische Macht in Österreich ist aber sehr ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt und entspricht in keiner Weise dem jeweiligen Anteil der Bevölkerung. Dieses Ungleichgewicht zeigt sich besonders auf den lokalen Gemeindebenen. Im Pongau beträgt der Frauenanteil aktuell 20,3% - also 91 Frauen bei 448 Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern und ähnlich schaut es auch im Pinzgau aus.

Zur Zeit gibt es immer-hin 2 Bürgermeisterinnen im Pinzgau - im Pongau gab es und gibt es aktuell keine einzige. Auch in anderen gesellschaftlichen Interessenvertretungen schaut es nicht wirklich paritätisch aus. In der Wirtschaftskammer Salzburg gibt es z.Zt. 19% Frauen unter den FunktionärInnen und in der Arbeiterkammer Salzburg beträgt der Frauenanteil bei den KammerrätInnen z.Zt. 30%. Diese Zahlen ziehen sich auch in anderen Interessens¬vertretungen wie Industriellenvereinigung, Gewerkschaft, Landwirtschaftskammer und Ärztekammer durch.

Was hindert Frauen daran sich gesellschaftspolitisch zu engagieren? Gesellschaftspolitisches Engagement braucht Zeit und die Frage der Vereinbarkeit von Politik mit anderen Lebens-bereichen stellt sich für viele Frauen als ein „Spagat hoch drei“ zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt dar. Dazu kommen, vielfach unter der jüngeren Generation, generelle Vorbehalte gegenüber Parteipolitik. Frauen erleben auch wenige Vorbilder und werden seltener als Männer angesprochen und ermutigt, ein Mandat zu übernehmen. Dabei ist die Ansprache ein ganz wesentlicher Faktor, wie (nicht nur) Frauen zur Übernahme eines Mandats motiviert werden können. Manche Frauen trauen sich Kommunalpolitik nicht zu, obwohl für den Einstieg Allgemein-wissen und die Bereitschaft, sich einzuarbeiten, ausreichen. Des Weiteren scheuen einige Frauen das politische Feld, weil sie sozialen Druck auf die Familie und auf sich selbst im jeweiligen Wohnort fürchten.

Ebenso wird die Übernahme einer parteipolitischen Funktion verbunden mit einem Parteieintritt, diesen Schritt wollen viele Frauen jedoch nicht gehen. Ein ganz zentraler Hindernisgrund ist das immer wieder mangelnde Selbstvertrauen der Frauen. Viele trauen sich politische Funktionen und Aufgaben nicht zu, weil sie glauben, in Diskussionen nicht bestehen zu können. Sie fühlen sich schlichtweg nicht qualifiziert genug, um in der Gemeindepolitik aktiv mitzugestalten und glauben, sie verfügen über zu wenig entsprechendes Fachwissen zu bestimmten Themenfeldern.

Das Projekt will Frauen stärker dazu ermutigen, an ihre persönlichen Kompetenzen und Stärken zu glauben, um Gemeindepolitik mitzugestalten.

Ziele und Zielgruppen

Regionen Pongau und Pinzgau: 

  • Frauen, die in Organisationen, Parteien, öffentlichen Gremien (Gewerkschaften, Vereinen, Kammern usw.) oder in der Regionalpolitik tätig werden möchten oder auch schon bereits aktiv sind 

  • Ermutigung und Stärkung zum gesellschaftspolitischen Mitgestaltung

  • Frauen motivieren gesellschaftspolitische Ämter und Aufgaben zu übernehmen 

  •  Vernetzung und Stärkung von Frauen, die sich bereits engagieren oder es in Zukunft tun wollen 

  • Bürgerinnen und Gemeindepolitikerinnen zusammenzubringen, um sich auszu-tauschen und die Bedürfnisse von Frauen in den Gemeinden besser definieren zu können. 

  • Mädchen und junge Frauen in den Regionen 

  • Jungen gut qualifizierten Frauen das Bleiben oder das Zurückkehren in die ländlichen Regionen erleichtern. Gerade die jungen Frauen sind für die Zukunft der ländlichen Regionen wichtig 

  • Abwanderung von jungen Frauen aus ländlichen peripheren Regionen zu stoppen, um die Ausdünnung und Entvölkerung der Peripherie aufzuhalten
  
  • Gemeindepolitik für Mädchen und Frauen präsenter und erlebbarer zu machen


Projektumsetzung und Maßnahmen

  1. Politiklehrgang mit 6 Modulen und ein Kamingespräch. (die 6 Module an jeweils 1,5 Tagen)Themen und Inhalte - gemeinsam für Pongau/Pinzgau
Modul 1
Start frei für Frauen in der Politik (1,5 Tage)
Modul 2
Macht. Einfluss. Wirkung – gestalten und Mensch bleiben (1,5 Tage) Kamingespräch Diskussion mit ausgewählten Frauen aus der Politik und Zivilgesellschaft.
Modul 3
Stimme – Stimmung – stimmig (1,5 Tage)
Modul 4
Fit für die öffentliche Bühne (1,5 Tage)
Modul 5
Öffentlich punkten – Umgang mit verschiedenen Medien (1,5Tage)
Modul 6
Wie funktionieren regionale Strukturen? (1,5 Tage) Abschluss „Würdigen und Loslassen“ Gemeinsam mit Frau&Arbeit und LFN in Salzburg.

2  Politikseminare für Mädchen und junge Frauen 
Wissen über das Funktionieren demokratischer Beteiligungsprozesse: Was ist überhaupt Mitbestimmung und wie kann sie aussehen?  Wie wird in den Gemeinden Politik gemacht und wie werden Entscheidungen umgesetzt? Was sind die Kompetenzen und Aktivitäten eines Gemeinderates?  Einblick in die Arbeitsstätte „Gemeinde“ – wie funktioniert eine Gemeinde?  Mit GemeindepolitikerInnen ins Gespräch kommen Dauer: Sommer 2017 bis Herbst 2018. Veranstaltungsorte: Jeweils 2017 und 2018 Workshopangebote im Pinzgau und Pongau in Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendorganisationen aus der Region Workshops: Die Workshops sind eintägig und finden an einem Samstag statt

3  Fotowettbewerb für Mädchen und junge Frauen: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte… Mädchen und junge Frauen als Politikerinnen in ihren Gemeinden“ Fotowettbewerb „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ initiieren  Aufruf in der Presse und Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendzentren vor Ort.  Bildung einer Jury aus Gemeindevertreterinnen. Diese bewerten die 10 besten Slogans – die Verfasserinnen dieser Slogans werden fotografiert und es werden Werbeplakate daraus angefertigt. Anschließend werden 3 Gewinnerinnen (Preise) ermittelt.  Veranstaltung mit einer Ausstellung aller Einsendungen. Einladung Gemeindepolitikerinnen, Teilnehmerinnen und Interessierte.  Die Plakate werden veröffentlicht und Schulen, Jugendzentren und Gemeinden für den Aushang zur Verfügung gestellt. Dauer: Herbst 2017 bis Herbst 2018 Ein gemeinsamer Wettbewerb für Pongau und Pinzgau.

4   Gemeindepolitik sichtbar machen 
Gemeindespaziergang: Gemeindepolitische Arbeit sichtbar machen! Bei einem Stadt-/Gemeindespaziergang werden Orte aufgesucht, die einen kommunalpolitischen Bezug haben: Was wurde in den letzten Jahren neu gebaut, initiiert? Gemeinderätinnen und Stadträtinnen berichten über die Gemeinde, ihr Entstehen, aktuelle Projekte und Themen. (mind. in 3 Orten pro Region und mind. 5 bis max. 10 Frauen pro Spaziergang)  Wandern mit Gemeindepolitikerinnen. Gemeinsame Wege beschreiten. Gemeinsames Wandern von Bürgerinnen mit Gemeindepolitikerinnen. In der zwang-losen Umgebung kommt man leichter ins Gespräch – auch über den politischen Alltag in der Gemeinde. Der Weg ist das Ziel. Die Gemeinderätin kommt raus und in direkten Kontakt mit ihren Wählerinnen und die Bürgerinnen haben Gelegenheit in entspannter Umgebung etwas über die aktuellen Themen in ihrer Gemeinde zu erfahren. (mind. 2 Wanderung – mehrere Orte gemeinsam pro Region und mind. 8 Frauen pro Spaziergang)  Workshop „Die politische Arbeit in der Gemeinde“ Frauen die Möglichkeit geben einen stärkeren Einblick in die Gemeindepolitik zu gewinnen. Frauen bekommen in dem Workshop Einsicht in die Grundregeln der Gemeindepolitik und wie die Aufgaben von Gemeinderätinnen ausschauen. Gemeinderätinnen berichten und geben Einblick in ihre Termine, Besprechungen, Sitzungen und Ausschüssen. (jährlich 1x WS im Pongau u. 1x im Pinzgau) Dauer: Frühjahr 2017 bis Herbst 2018. Veranstaltungsorte: Pongau und Pinzgau

5   Vernetzung von Gemeinderätinnen „Gemeinsam sind wir stärker“  Kennenlernen und vernetzen aktiver Gemeinderätinnen  Austausch über Strukturen und Umgang in der Gemeindepolitik  Stärkung der Frauen für ihre Aufgaben und Ämter in der Gemeinde Angebote und Inhalte  1x jährlich im Frühjahr ein Vernetzungstreffen für aktive Politikerinnen zum Austausch und Kennenlernen jeweils im Pongau und Pinzgau  1x jährlich ein Fortbildungsangebot für Politikerinnen – der Bedarf wird in den Vernetzungstreffen direkt eruiert und umgesetzt.(je 1x Pongau und Pinzgau) Dauer: Frühjahr 2017 bis Herbst 2018. Veranstaltungsorte: Pongau und Pinzgau


Ergebnisse und Wirkungen

Gemeindegremien sollten ein Abbild unserer Gesellschaft darstellen, um die bestmöglichen Lösungen für eine gute Zukunft aller Menschen vor Ort zu finden. Daher müssen die EinwohnerInnen gespiegelt werden. Und der Frauenanteil in allen Gemeinden im Pongau und Pinzgau beträgt gut 50%. D.h. der Anteil der Frauen in den Gemeindegremien soll durch das Projekt gesteigert werden.

Die Abwanderung junger qualifizierter Frauen aufhalten: In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass vor allem junge, qualifizierte Frauen (Ursache liegt im Bildungs-vorsprung und dem besseren Arbeitsangebot für Frauen in den Städten) aus den ländlichen Gebieten abwandern. Durch das Fortgehen wird der wirtschaftliche und soziale Erosionsprozess in diesen Regionen beschleunigt. Daher ist es unerlässlich diesen Frauen eine Perspektive in den Regionen zu geben. Diese kann auch darin bestehen, dass mehr Frauen mitreden und mitentscheiden. Gerade auch junge Frauen haben genaue Vorstellungen wie ihr Umfeld (Beruf, Familie, soziales Umfeld) auszusehen hat. Hier direkt politisch Zukunft mitzugestalten, könnte für Frauen ein Anreiz zum Bleiben oder zum Zurückkehren sein. 

Das österreichische Kommunalbarometer 2015 hat erhoben, dass für BürgermeisterInnen die Kinderbetreuung in den Gemeinden höchste Priorität hat. Auf den Plätzen zwei und drei sind die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Erhaltung der Lebensqualität. Für die Bewältigung dieser Themen kann auf die weibliche Expertise in den Gemeindegremien nicht verzichtet werden. Frauen wissen aus ihren Erfahrungen und Wünschen heraus sicherlich mit am besten Bescheid, welche Probleme und Lösungsansätze bei Pflege- oder Kinderbetreuung am sinnvollsten sind. Daher ist es von größter Dringlichkeit sie einzubeziehen! 

Eine lebendige Demokratie braucht die Beteiligung und das Engagement von Frauen. Studien und zahlreiche Erfahrungen aus der Wirtschaft (Diversity Management) zeigen eindeutig, dass sich der Umgang miteinander, in diesem Fall der politische Stil, sich in gemischten Teams verbessert.  Es soll sich ein neues Bild von Frauen in politischen Ämtern in den Köpfen verankern. Role Models sollen Vorbilder für Frauen werden. 

Netzwerken ist ein Zauberwort in der heutigen Zeit auf allen Ebenen – auch in der Politik. Vernetzung stärkt nachhaltig und schlägt meist Wellen. Daneben braucht es aber auch die Unterstützung der Frauen bei der Entscheidung für ein politisches Engagement. Hier leistet das Projekt direkte Unterstützung, aber auch bei der Aufklärung und Gewinnung weiterer UnterstützerInnen (Netzwerke, Gemeinde-politikerInnen, BürgermeisterInnen usw.). Die Unterstützung darf nicht erst beginnen, wenn die Gemeinderatswahlen 2019 vor der Tür stehen. 

Der Gemeindebund will die Zahl der Bürgermeisterinnen im Land Salzburg in den nächsten fünf Jahren verdreifachen - auf zwölf. Denn derzeit ist Salzburg mit nur vier Ortschefinnen österreichweit das Schlusslicht. (Salzburger Nachrichten 10.08.2016) Genau diese Pläne unterstützt das Projekt direkt!  NACHHALTIGKEIT: Das Projekt soll nachhaltig wirken und bestimmte Arbeitspakete sollen auch nach dem Projektende weitergeführt werden. Teilnehmerinnen des Politiklehrgangs sollen aktiv in den Gemeinden mitarbeiten. Frauen, die in dem Arbeitspaket „Gemeindepolitik sichtbar machen“ auch an Fortbildungen wie ein Politiklehrgang interessiert sind, soll auch in Zukunft so etwas angeboten werden.

Die Politikseminare für Mädchen etablieren sich und werden auch nach dem Projekt in Zusammenarbeit mit Schulen angeboten (ähnlich der schon laufenden Schul-WS für Mädchen von KoKon). Auch die Gemeindespaziergänge und Wanderungen mit Gemeinderätinnen sollen nach dem Projekt regelmäßig einmal jährlich weitergeführt werden. Ebenso soll die Vernetzung der Gemeinderätinnen als ein fixes Treffen einmal jährlich weitergeführt werden.