USGNUTZT – was im Leerstand möglich ist

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
LEADER
Leerstand

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG Vorderland - Walgau - Bludenz

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
1.4.2017-30.6.2017

Projektkosten gesamt
5.699,21 €

Fördersumme aus LE 14-20
4.559,37 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Narozny Peter

Kurzbeschreibung

Das Thema Leerstand wurde in Vorarlberg bisher vor allem in Zusammenhang mit leistbarem Wohnraum diskutiert. Dabei gibt es zahlreiche weitere spannende Politik- und Handlungsfelder (Ortsbild, Nachverdichtung, Kulturlandschaft,...), die mit dem flächendeckenden Leerstand verbunden sind.

Außerdem bieten Leerstände Raum für innovative und kreative Zwischen- und Nachnutzungen. Zwischennutzung meint dabei die temporäre, häufig kostenlose Bespielung von Räumlichkeiten und ist eine Methode der Stadtentwicklung um Leerstand zu mobilisieren.

Im Rahmen des Projekts wurde ein leerstehendes, geschichtsträchtiges Haus (zunächst Presshaus später Tischlerwerkstatt) im Zentrum von Röthis für drei Tage bespielt und mit Leben erfüllt. Das Haus öffnete sich für alle, beginnend beim Vorplatz im Torkelweg und damit sichtbar im Außenraum.

Das Thema Leerstand wurde aus mehreren Perspektiven beleuchtet.

Ausgangssituation

EIN LEERSTAND - DAS HAUS ALS RESSOURCE

Seit Herbst 2016 sind Petra Narozny und Thomas Feurstein Besitzer des Gebäudes im Zentrum von Röthis. Das 1943 usprünglich als Torkelgebäude errichtete Haus wurde lange als Tischlerwerkstatt genutzt und steht seit 23 Jahren leer. Die Besitzer planten den Umbau in ein Wohngebäude. Bis zum Einzug stand es noch ca. 1 Jahr leer und bot sich für eine Zwischennutzung an.

THEMA LEERSTAND ALS POTENTIAL

"Wir sitzen in Österreich auf einem enormen Berg an leerstehenden Objekten, die wertvollsten Siedlungsraum in Anspruch nehmen. Oft sogar in besten Lagen gelingt es vielfach nicht, diesen Gebäudebestand für eine Neunutzung zu reaktivieren. Sei es aus spekulativen, sei es aus emotionalen Gründen. Gut erschlossene Ortskerne veröden. (...) Wie kann Leerstand reaktiviert und wiederbelebt werden? Wodurch kann die Entwicklung neuer, attraktiver Wohn- und Nutzungsmodelle gefördert werden? Wie können "Einfamilienhäuser" zu altersgerechten "Mehrpersonenhäusern" weiterentwickelt werden? Auszug aus dem Impulstext zur Veranstaltung »Nachverdichtung und Wahrheit« , September 2016, architektur in progress

"KUNSCHT IM KEAR" ALS ANKNÜPFUNGS- und ANZIEHUNGSPUNKT

Mehrere Keller wurden in ganz Röthis am 10. Juni 2017 für Kunst geöffnet, so auch der Keller der Werkstatt. Das war eine gute Möglichkeit, um Publikum zu erreichen, das sich bis dato mit dem Thema wenig beschäftigt hatte. Drei KünstlerInnen stellten aus.

Ziele und Zielgruppen

Durch die unterschiedlichen Veranstaltungsformate (Spaziergang, Diskussion, Vortrag, Feier) konnten sowohl die Fachöffentlichkeit als auch die breite Bevölkerung in Röthis (und dem Vorderland) über das soziale und raumplanerische Problemfeld Leerstand und alle damit einhergehenden Themen (Nachverdichtung, Kulturlandschaft, leistbares Wohnen,...) informiert und sensibilisiert werden. Das Projekt diente als Beispiel für eine gelungene Zwischennutzung im Vorderland und konnte potenzielle Nachahmer motivieren. Interessierte aus unterschiedlichen Disziplinen, insbesondere aus dem Vorderland sind besser vernetzt und haben sich über Ideen ausgetauscht.

Projektumsetzung und Maßnahmen

9. – 11. Juni 2017, 3 Tage Festival Rahmenprogramm OFFENES BÜRO

Im Erdgeschoss dreht sich alles um´s Thema Leerstand. Zwei Personen aus Architektur/Regionalentwicklung sammeln vor Ort die Ideen aller Gäste zum Thema Leerstand, sind Gastgeber, moderieren, dokumentieren. Die Ideen werden vor Ort sichtbar gemacht - eine Themensammlung die wächst.

AUSSTELLUNG

Drei KünstlerInnen (Susanne Baumgartner, Wien - Öl, Karin Arnold, Röthis - Acryl, Heinz Mathes, Bregenz - Fotografie) präsentieren ihre Werke, offene Eingangstore, Tische am Vorplatz laden zu Gesprächen und Vernetzung ein.

EVENTS/VORTRÄGE

Freitag 10:00 Spaziergang mit Kindern (Wie erleben Kinder Leerstand? (Volksschule oder Kindergarten), 19:00 Podiumsdiskussion mit drei Impulsvorträgen über beispielhafte Projekte, Feier, Einladung von Fachpublikum. Samstag 11:00 runder Tisch mit ausgewählten AkteurInnen aus Kommunalpolitik, Wohnbau, Raumplanung - Vernetzung und Strategien zum Thema Leerstand 13:00 Eröffnung Kunscht im Kear drei KünstlerInnen stellen ihre Werke aus. Sonntag 11:00 Spaziergang (Fomat Jane's walk janeswalk.org) in der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es sowohl Leerstände, unternutzte Gebäude, aber auch positive Beispiele von Nachverdichtung. Exemplarisch wird die Umgebung mit einem geführten Spaziergang erforscht. 14:00 Schlussdiskussion ungezwungener Abschluss mit Präsentation der Ergebnisse für Kommunalpolitik. ZIELGRUPPEN Bevölkerung, Kommunalpolitik, Publikum von Kunscht im Kear, Fachpublikum

Ergebnisse und Wirkungen

Das Wissen über das Thema Leerstand/Unternutzung ist gewachsen. Das Thema Leerstand ist in der Region stärker verankert und erhält mehr Gewicht in Politik und Gesellschaft (Bewußtseinsbildung). Fachlicher Austausch hat stattgefunden, Ideen und Strategien zur Mobilisierung von Leerstand sind entstanden. Neue Netzwerke sind gewachsen: Kommunikation, Austausch, Begegnungen Format Zwischennutzung wurde mit Vorbildwirkung erprobt. Dokumentation (Festival-Portrait) steht der Region Vorderland, Walgau und Bludenz zur Verfügung.

Drei Tage wurden USGNUTZT und zeigen lustvoll und kreativ auf, welche räumlichen, kulturellen und sozialen Potentiale in Leerständen stecken. Theoretische Inhalte und praktische Umsetzung treffen aufeinander und wachsen gemeinsam. Das Format der Zwischennutzung ist im Vorderland bisher weitgehend unerprobt. Das Projekt kann daher als nachahmenswertes Pilotprojekt dienen. Das Format Jane's walk (geführter Spaziergang) wurde erstmalig in Vorarlberg umgesetzt.

Erfahrung

Die Gemeinde Röthis profitierte von drei Tagen usgnutzt das „endlich mal etwas los war“ (Aussage eines Besuchers). Da viele GemeindevertreterInnen aus der gesamten Region (insb. Vorderland) anwesend waren, gewannen diese zusätzliches Know-how im Umgang mit Leerstand. Die Projektdokumentation wird  allen Gemeinden der LEADER-Region zur Verfügung gestellt und steht kostenlos als Download-pdf auf www.usgnutzt.at zur Verfügung. Es wurde vorgelebt, dass Zwischennutzung ein Mehrwert ist, einer Nachahmung steht nichts im Wege.