Renaturierung Gurglbach

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Naturschutz
Biodiversität
Wasser

Projektregion
Tirol

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.01.2017-31.12.2020

Projektkosten gesamt
2.533.000,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
1.677.000,00 €

Massnahme
Basisdienstleistungen und Dorferneuerung in ländlichen Gebieten

Teilmassnahme
7.6 Förderung für Studien und Investitionen im Zusammenhang mit der Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des kulturellen und natürlichen Erbes von Dörfern, ländlichen Landschaften und Gebieten mit hohem Naturwert, einschließlich der dazugehörigen sozioökonomischen Aspekte, sowie Maßnahmen zur Förderung des Umweltbewusstseins

Vorhabensart
7.6.1. a) L Studien und Investitionen zur Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des natürlichen Erbes - Naturschutz

Projektträger
Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz

Kurzbeschreibung

Im Rahmen des Projektes wurde die Renaturierung des Gurglbaches im Gemeindegebiet von Nassereith und Tarrenz auf einer Länge von etwa einem Kilometer von Flusskilometer 9,8 bis 10,8 (Planungsabschnitt eins) geplant und umgesetzt.

Als Leitbild für die Renaturierung diente der Gewässerzustand vor der Verbauung (ca. 1860). In dieser Zeit war der Gurglbach ein stark pendelnder und verzweigter Bach, der durch ein ausgedehntes Moorgebiet („Spiegelfreuder Morast“) verlief.
Durch die geplanten Maßnahmen sollen sich wieder ausgedehntere Auenbereiche mit Grauerlenauen sowie flachere Uferbereiche mit Röhricht-Lebensräumen entwickeln. Neben den Lebensraumtypen sollten auch gefährdete beziehungsweise anspruchsvolle Tiere und Pflanzenarten gefördert werden.

Ausgangssituation

Der Gurglbach im Bereich der Gemeindegrenze Nassereith - Tarrenz wurde bereits vor Jahrzehnten begradigt und weist einen unnatürlichen, geradlinigen Verlauf auf. Dieser Verlauf hat kontinuierlich zu einer Eintiefung geführt, sodass die Ufer zunehmend unterspült werden und drohen, in das Bachbett zu brechen. Gleichzeitig bedingte diese Situation, dass das Gewässer für Erholungssuchende nicht zugänglich war.

Ziele und Zielgruppen

Hauptziele:

  • die Erreichung einer größtmöglichen natürlichen/naturnahen Gewässerdynamik
  • mit möglichst vielen natürlichen/naturnahen Strukturen
  • bei gleichzeitiger Erhaltung des bestehenden, wasserbaulichen Sicherheitsstandards für die vorliegenden Infrastrukturen
  • Ziellebensräume und Zielarten:  Auenbereiche mit Grauerlenauen, Röhricht-Lebensräume, Vögel (Flussuferläufer, Graureiher, Fitis, Eisvogel, Sumpfrohrsänger und Baumpieper), Amphibien (Grasfrosch, Erdkröte, Gelbbauchunke), Libellen und Kleinfischen (Koppe, Elritze) 

Weitere Ziele:

  • Schaffung natürlicher Uferbereiche mit Einbindung der Ufer in die natürliche Gewässerdynamik und Entwicklung einer naturnahen Ufervegetation inklusive Grauerlenauwälder
  • Wiederherstellung von Moorflächen im Gewässernahbereich. Da Moorflächen CO2-Senken darstellen, ist im Vergleich zu den aktuell zum Teil vorliegenden landwirtschaftlichen Flächen (CO2-Quellen) mit einer positiven Klimarelevanz zu rechnen.
  • Herstellung der Zugänglichkeit zum Gewässer für Erholungssuchende - Entfernung von Längs- und Querverbauungen, soweit sicherheitstechnisch möglich


Projektumsetzung und Maßnahmen

  • Datenprüfung in Kombination mit einer Begehung des Projektgebietes - Vermessung, Generierung eines Geländemodells
  • Untergrunderkundungen
  • Modellerstellung (digitales Geländemodell, Hydraulikmodell)
  • Entwicklung Gesamtkonzept
  • Vorentwurf Maßnahmenkonzept
  • Prognose hinsichtlich der künftigen Entwicklung (Hochwasserschutz, naturkundefachliche Schutzgüter)
  • Massen- und Kostenschätzung der geplanten und zur Wasser-, Naturschutz-, und Forstrechtlichen Bewilligung einzureichenden Maßnahmen unter Berücksichtigung der zukünftigen Pflege und Instandhaltungsmaßnahmen
  • Grundankauf und -tausch
  • Einreichung zur behördlichen Bewilligung
  • Umsetzung der Maßnahmen in den vier Niederwasserperioden der Jahre 2018 bis 2020 
  • ökologische Baubegleitung



Ergebnisse und Wirkungen

Durch den Rückbau eines begradigten Gewässers in Richtung eines naturnahen Verlaufes wurde eine Verbesserung der Habitatstruktur und Lebensraumvernetzung sowie des Landschaftsbildes erreicht.

Seit der Revitalisierung konnten sich bereits natürliche Flachufer ausbilden. Der Flussuferläufer als Indikator für naturnahe Flüsse wurde bereits als Gast beobachtet. Auch von Seiten der Bevölkerung wird der revitalisierte Abschnitt als Attraktionspunkt angenommen und man kann im Gegensatz zur früheren begradigten Situation regelmäßig Besucherinnen und Besucher beim Verweilen am Ufer des Gurglbaches beobachten.

Erfahrung

Das Revitalisierungsprojekt im Gurgltal ist ein Beispiel, wie unterschiedliche Partnerinnen und Partner mit durchaus unterschiedlichen Ausgangsinteressen eine gemeinsame Vision für ein ökologisch intaktes Fließgewässer entwickeln und diese dann erfolgreich umsetzen.