Anja Eichinger

Partizipationsprojekt und Wissenstransfer zur verlängerten Säugezeit auf Bioschweine-Betrieben

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
EIP-AGRI

Untergliederung
Landwirtschaft
Tierwohl
Wertschöpfung
Wissenstransfer
Innovation
EIP Europäische Innovationspartnerschaft
Betriebswirtschaft
Risikomanagement

Projektregion
Burgenland
Niederösterreich
Oberösterreich
Wien
Kärnten
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.06.2017-30.11.2020

Projektkosten gesamt
209.057 €

Fördersumme aus LE 14-20
206.857 €

Massnahme
Zusammenarbeit

Teilmassnahme
16.2 Förderung für Pilotprojekte und für die Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren, Prozesse und Technologien

Vorhabensart
16.02.1. Unterstützung bei der Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren & Technologien der Land-, Ernährungs- & Forstwirtschaft

Projektträger
ARGE "Verlängerte Säugezeit"

Kurzbeschreibung

Im Rahmen des EIP-AGRI Projektes "Verlängerte Säugezeit" schauten sich engagierte Bäuerinnen und Bauern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Beraterinnen und Berater an, welche Vorteile eine verlängerte Säugezeit für Sauen und Ferkel hat, wie sie auf den landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt werden kann und welche ökonomischen Auswirkungen dies mit sich bringt.

Ausgangssituation

Schweine säugen ihre Ferkel vergleichsweise lange Zeit. Lässt man Sauen und Ferkel den Absetzzeitpunkt selbst wählen, beginnen die ersten Ferkel erst nach etwa acht Wochen mit der natürlichen Entwöhnung. Unter den Bedingungen einer leistungsorientierten Sauenhaltung erfolgt die Trennung von der Mutter üblicherweise bereits nach 4 Wochen. Biobetriebe verlängern die Säugezeit auf mindestens 40 Tage (laut EU-Bio-Verordnung 848/2018). Ungeachtet dieser Verlängerung bedeutet das Absetzen für viele Ferkel einen massiven Einschnitt.

Der abrupte Umstieg von flüssiger Nahrung auf ausschließlich festes Futter führt zu Veränderungen im Darm der Ferkel, Durchfall ist eine häufige Folge. Doch nicht nur die Futterumstellung macht den Tieren zu schaffen, auch der Umstieg von passiver zur aktiven Immunität fällt in den Zeitraum des Absetzens. Das Absetzen fällt also genau in den Zeitraum der höchsten Anfälligkeit gegenüber bakteriellen und viralen Schadkeimen. Dazu kommen soziale Stressfaktoren (Trennung von der Mutter, neue Buchtgenossen). Das Unwohlsein der Ferkel drückt sich auch in Leistungseinbußen, wie zum Beispiel beeinträchtigtem Wachstum, aus und ist für Bäuerinnen und Bauern deshalb ökonomisch relevant.

Versuche zeigten bereits, dass eine Verlängerung der Säugezeit eine erfolgreiche Strategie sein kann, gesunde und vitale Ferkel aufzuziehen. Länger gesäugte Ferkel nehmen demnach rascher an Lebendmasse zu und müssen seltener aufgrund von Absetzdurchfall behandelt werden.
Trotzdem gibt es Hemmnisse die verlängerte Säugezeit in die landwirtschaftliche Praxis umzusetzen:
  • Bei Betrieben mit einem fixen Produktionsrhythmus erfordert die verlängerte Säugezeit eventuell eine Anpassung der Anzahl an Stallplätzen.
  • Eine längere Säugezeit könnte sich negativ auf das Wohlergehen und die Fruchtbarkeit der Sauen auswirken – auf Kondition und Fütterung muss besonderes Augenmerk gelegt werden!
  • Oftmals wird den eigenen, biologischen sowie betriebswirtschaftlichen Auswertungen wenig Beachtung geschenkt. Dies ist jedoch wichtig, um geeignete Maßnahmen zur Optimierung setzen zu können.


Ziele und Zielgruppen

Durch die Broschüre werden Erfahrungswerte weitergegeben, die von Bäuerinnen und Bauern während einer zweijährigen Versuchsphase mit verlängerter Säugezeit gesammelt wurden. Sie soll Hilfestellungen beim Umstieg auf eine verlängerte Säugezeit bieten. Dabei werden nicht nur die Vorteile des Systems, sondern auch damit verbundene Herausforderungen dargestellt
und diskutiert.
Gesunde und leistungsfähige Tiere können nur durch die Kombination verschiedener Maßnahmen (Optimierung von Hygiene- sowie Managementmaßnahmen, Fütterung und Haltungsbedingungen) erreicht werden.  Und das kann auf jedem Betrieb funktionieren!

Projektumsetzung und Maßnahmen

Projektkoordination und -partner
  • Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL
  • 8 landwirtschaftliche Praxisbetriebe aus Oberösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland
  • Ländliches Fortbildungsinstitut Niederösterreich
  • Bio Austria

Projektbetreuung
  • Bio-Institut Außenstelle Thalheim/Wels, HBLFA Raumberg-Gumpenstein
  • Department für Nachhaltige Agrarsysteme der Universität für Bodenkultur Wien
  • Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung der Veterinärmedizinischen Universität Wien

Ziele des Projektes waren der Wissensaustausch zur Verbesserung des Wohlergehens und der Gesundheit der Tiere sowie die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Forschung, Praxis und Beratung. Dazu wurden folgende Maßnahmen umgesetzt:
  • regelmäßige Treffen der Operationellen Gruppe (OG) inkl. Betriebsbesichtigungen
  • gemeinsame Entwicklung von Lösungsansätzen und Austausch über auftretende Herausforderungen am Betrieb
  • Unterstützung in der Umsetzung der verlängerten Säugezeit auf den Betrieben
  • Einschulung der Bauern und Bäuerinnen in die Beurteilung der Körperkondition (BCS) der Sauen
  • Überprüfung der bedarfsgerechten Fütterung von Muttersauen und Absetzferkeln
  • laufende Erhebung von Leistungsdaten auf den Projektbetrieben
  • wissenschaftliche Begleitung
  • rege Diskussion der Ergebnisse und sinnvolle Umsetzung der Erkenntnisse in Beratungsunterlagen


Ergebnisse und Wirkungen

Die Erkenntnisse aus dem Projekt wurden in Form einer Broschüre samt vieler zusätzlicher Praxistipps rund ums Absetzen geteilt. Zudem gewährt das Projektvideo einen Einblick in die Zusammenarbeit der Operationellen Gruppe, welche das Projekt erfolgreich umsetzte.
Die Projekterkenntnisse samt vieler zusätzlicher Praxistipps rund ums Absetzen wurden in einer Broschüre geteilt. Zudem gewährt das Projektvideo einen Einblick in die Zusammenarbeit der Operationellen Gruppe, welche das Projekt erfolgreich umsetzte. Die Broschüre finden Sie im Downloadbereich des Projektes.



Erfahrung

Für die Projektumsetzung war die gemeinsame Entwicklung der Inhalte von besonderer Bedeutung. Regelmäßige Treffen, der direkte Austausch untereinander und die Kommunikation auf Augenhöhe spielten dabei eine große Rolle.

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