Bio-Zentrum Gartenhof Waiern

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden
Kulinarik

Untergliederung
LEADER
Kulinarik
Vermarktung und Vertrieb

Projektregion
Kärnten

Lokale Aktionsgruppe
LAG kärnten:mitte

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
2017-2018 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
195.593,05 €

Fördersumme aus LE 14-20
78.237,22 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Diakonie de La Tour gemeinnützige Betriebsgesellschaft m.b.H.

Kurzbeschreibung

Der Gartenhof der Diakonie de La Tour in Waiern (Feldkirchen) gilt als Vorzeigeprojekt der fähigkeitsorientierten Beschäftigung und bietet mit seinen vielfältigen Betätigungsmöglichkeiten ein adäquates, sinnstiftendes und integratives Arbeitsumfeld für Menschen mit intellektuellen und/oder psychischen Beeinträchtigungen, die weder in regulären Beschäftigungsverhältnissen noch in klassischen Werkstätten entsprechend gefördert und begleitet werden können. Das Wort "Gartenhof" leitet sich von den Begriffen Gartenbau und Bauernhof ab. Seit dem Jahr 2011 wird am Gartenhof mit beeinträchtigten Menschen unter professioneller Betreuung zertifiziertes Bio-Gemüse angebaut bzw. produziert.
Durch den Kontakt der Klientinnen und Klienten mit den externen Kundinnen und Kunden entsteht während der Verkaufstage im Hofladen eine Zone der Begegnung, wodurch Inklusion bzw. Integration auf eine natürliche, nicht inszenierte Art und Weise gelebt wird.

Ausgangssituation

Der Gartenhof der Diakonie de La Tour in Waiern (Feldkirchen) entspricht einem landwirtschaftlichen Kleinbetrieb mit insgesamt 4 Hektar (ha) Fläche, davon zwei ha Weidefläche, ein ha Acker und ein ha Anbaufläche für Feldgemüse. Die Einrichtung ist jedoch kein gewöhnlicher landwirtschaftlicher Betrieb, sondern stellt ein innovatives, sozial-ökologisches Modell für die Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigungen dar. So wird am Gartenhof seit dem Jahr 2011 mit beeinträchtigten Menschen unter professioneller Betreuung zertifiziertes Bio-Gemüse angebaut bzw. produziert. Das Angebot ist dabei vielfältig und reicht von Kartoffel, Zucchini, Mangold oder Zwiebel bis hin zu Küchenkräutern. Derzeit bietet der Gartenhof Arbeitsplätze für 14 Klientinnen und Klienten mit intellektueller und/oder psychischer Beeinträchtigung.

Zu den Hauptaufgaben dieser am Gartenhof beschäftigten Menschen zählen:
  • Säen, Pflegen, Ernten
  • Pflanzenkunde
  • Bodenbearbeitung
  • Pflanzenaufzucht
  • Pflege von Kulturen
  • Bearbeitung von Gemüse
  • Fachgerechte Lagerung
  • Gemüseverkauf im eigenen Hofladen

Die Betätigung in freier Natur, ausreichend Bewegungsmöglichkeit und der entsprechende Freiraum wirken sich positiv auf die physische und psychische Gesundheit der beschäftigten Menschen aus.
Durch die Tätigkeit werden soziale Kompetenzen wie Beziehungs-, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, die Selbsteinschätzung oder aber auch das Selbstbewusstsein und der Selbstwert gestärkt. Das produzierte Gemüse wird in den Sommermonaten im kleinen Hofladen, der sich direkt auf dem Areal des Gartenhofs befindet, an externe Kundinnen und Kunden verkauft. Die Nachfrage aus der Region ist dabei groß und wächst kontinuierlich an; darüber hinaus hat der Hofladen des Gartenhofs auch schon überregionale Bekanntheit erlangt.
Ein weiteres zentrales, pädagogisches Element am Gartenhof ist die kleinstrukturierte Tierhaltung (Schafe in den Sommermonaten). Die Pflege, der verantwortungsvolle Umgang mit sowie der Aufbau von Beziehungen zu den Tieren tragen zur seelischen Stabilisierung der beeinträchtigten Menschen bei.

Ziele und Zielgruppen

Das Konzept des Gartenhofs stellt eine innovative Betreuungsform für Menschen mit Beeinträchtigungen dar. Durch den Verkauf der zertifizierten Bio-Produkte im neuen, erweiterten Hofladen, dem Veranstaltungs- und Workshop-Angebot, an dem beeinträchtige Menschen aktiv mitwirken sowie der geplanten Saftbar entstehen unmittelbare Berührungspunkte zwischen der regionalen Bevölkerung und Menschen mit Beeinträchtigung, also eine Zone der Begegnung und des Austausches. Dies trägt maßgeblich zur Förderung einer inklusiven Gesellschaft bei.

Durch das interaktive Veranstaltungs- und Workshop-Angebot zu Themenbereichen wie BioLandwirtschaft, Nachhaltigkeit oder Gesundheit, das sich u.a. auch an die regionale Bevölkerung richtet, wird das Bewusstsein für den Wert von Natur, Ökologie und Biodiversität in der Region gestärkt.
Darüber hinaus entstehen mit dem Bio-Zentrum Gartenhof Waiern auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region. Die Nutzung regionaler Ressourcen steht dabei im Vordergrund. Die Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Pflanzenaufzucht und Landschaftspflege sowie die artgerechte Tierhaltung tragen zur nachhaltigen Inwertsetzung natürlicher Ressourcen bei.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Mit dem geplanten Projekt soll der bestehende Gartenhof zu einem Bio-Zentrum mit erweitertem Hofladen, ganzjähriger Tierhaltung sowie interaktivem Workshop- und Seminarangebot samt eigener Projektkoordination ausgebaut werden. Das gesamte Projektvorhaben lässt sich dabei in das Aktionsfeld 3 „Gemeinwohl, Strukturen und Funktionen“ einordnen, da sowohl innovative Organisationsformen für Betreuungs- und Hilfsdienste entwickelt, Aus- und Weiterbildungsangebote ausgearbeitet sowie attraktive Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene (mit Beeinträchtigungen) umgesetzt werden.

Das Projektvorhaben beinhaltet dabei folgende zentrale Bestandteile:
  • Umbau des Hofladens: 
Umbau des bestehenden Holzstalles zu einem winterfesten Verkaufsraum. Dadurch wird eine Erweiterung des Produktangebotes inklusive „Saftbar“ und Regalvermietung an regionale Bio-Anbieter ermöglicht.

  • Errichtung eines Mehrzweckraumes: 
Integration eines geschlossenen, winterfesten Raumes für Workshops, Seminare und Vorträge zu Themen wie Bio-Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, Gesundheit, vitale Gemüse-Küche oder Handwerk im Anschluss an den neu entstehenden Hofladen. Darüber hinaus wird im bestehenden Köraus-Gebäude (Köraus ALT) ein barrierefreies WC (für die Gäste und Klientinnen bzw. Klienten des Bio-Zentrums Gartenhof Waiern) errichtet.
 
  • Zufahrtsstraße und Parkplätze: 
Erschließung der Zufahrtsstraße zur bereits bestehenden neu errichteten Scheune/Wagenhütte, die als Unterstand für landwirtschaftliche Maschinen sowie als Wasch- und Sortierbereich für das Gemüse dient. Darüber hinaus werden zusätzliche Parkplätze errichtet, um auch infrastrukturell dem erhöhten Kundenandrang am Bio-Zentrum Gartenhof zu entsprechen.

  • Neubau des Tierstalls: 
Errichtung eines neuen, winterfesten Tierstalls, der eine langfristige bzw. ganzjährige Haltung der Tiere ermöglicht. Die Kosten für diese Maßnahme sind jedoch zum überwiegenden Teil NICHT in den Projektkosten berücksichtigt, sondern werden aus anderer Quelle finanziert. Da der Tierstall aber essenzieller Teil des Gesamtkonzeptes ist und im Rahmen dieses Projektantrages ein möglichst vollständiges Bild erzeugt werden soll, wird dieser Projektbaustein hier trotzdem angeführt.

  • Projektkoordination und Öffentlichkeitsarbeit: 
Anstellung einer neuen Mitarbeiterin bzw. eines neuen Mitarbeiters, um die neu entstehenden Angebote im Bio-Zentrum Gartenhof Waiern zu koordinieren und zu bewerben. Dazu gehören auch die Organisation von Veranstaltungen sowie die inhaltliche Gestaltung neuer Drucksorten.

Ergebnisse und Wirkungen

Im April 2017 wurde eine Spatenstichfeier samt Presseauftakt veranstaltet. Diese Veranstaltung zog mehrere Presseartikel in regionalen Medien nach sich. Für das LEADER-Projekt wurde auf der Homepage der Diakonie de La Tour ein eigener Bereich eingerichtet. Der Homepagebereich enthält Informationen zu den einzelnen Projektbestandteilen (Hofladen Neu, Mehrzweck- und Seminarraum, Tierstall). Weiters finden sich auf der Seite auch Zeitpläne, sowie Informationen zum Hofladen.

Seit Juni 2018 wird das zertifizierte Bio-Gemüse des Gartenhofs angeboten. Vernetzungsgespräche mit regionalen Direktvermarktern laufen, um das Hofladenangebot zu erweitern.

Die Bauarbeiten für die Errichtung des Mehrzweckraumes wurden im Dezember 2017 abgeschlossen. Ebenfalls fertig gestellt wurden die Parkplätze und der Tierstall.