Stressfreie Schlachtung auf der Koralpe

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Innovation
Kulinarik

Untergliederung
Landwirtschaft
Nahversorgung
Gesundheit
Naturschutz
Umweltschutz
KMUs, Gewerbe & Wirtschaft
Direktvermarktung
Kurze Versorgungsketten
Wertschöpfung
Lebensmittelverarbeitung
Vermarktung und Vertrieb
Kulinarik
Alm- & Berglandwirtschaft
Tierwohl
LEADER

Projektregion
Steiermark

Lokale Aktionsgruppe
LAG Schilcherland

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.02.2018-28.02.2019

Projektkosten gesamt
EUR 28865

Fördersumme aus LE 14-20
EUR 17319

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
stressfrei.st - Initiative zur stressfreien Schlachtung auf der Koralm

Kurzbeschreibung

Direktvermarktende landwirtschaftliche BIO-Betriebe haben sich auf der Koralm (Schilcherland) zusammengeschlossen, einen geeigneten Anhänger bauen lassen um der Behörde praktisch nachzuwiesen, dass die hygienischen und zeitlichen Vorgaben für die stressfreie Schlachtung direkt im gewohnten Umfeld der Rinder eingehalten werden kann. Durch entsprechende Bewusstseinsbildung wurden erste Teilerfolge - von derzeit noch befristeten Bewilligungen - erzielt. Die Tiere können in ihrem gewohnten Umfeld stressfrei betäubt, entblutet und innerhalb von 30 Minuten zu einem zugelassenen Schlachtbetrieb gebracht werden. Das Projekt erhielt große mediale Aufmerksamkeit, positive Berichterstattungen, zahlreiche Unterstützungserklärungen und den Bio Fuchs (Innovationspreis) verliehen. Somit wird sichergestellt, dass in Zukunft Rindfleisch in allerbester Qualität auf der Koralm produziert werden kann und den Konsumenten zur Verfügung steht.



Ausgangssituation

Auf der Koralm beschäftigen sich viele Bauern*Bäurinnen seit über 30 Jahren mit der Direktvermarktung von Rindfleisch und bestreiten damit einen erheblichen Teil ihres Einkommens. Die Haltung der Tiere erfolgt unter allerbesten Bedingungen. Weidebetrieb, Laufställe für die Mutterkuhhaltung und Alpung sind ebenso selbstverständlich wie eine biologische Wirtschaftsweise und Landschaftspflege. Leider verursacht diese naturnahe Haltung zunehmend Probleme bei der Schlachtung. Die manchmal sehr lebhaften Tiere reagieren sensibel wenn sie angebunden und auf einen Anhänger verladen werden sollen. Derartige Stresssituationen bewirken, dass das Hormon Adrenalin freigesetzt wird, wodurch es letztendlich zu einem erheblichen Qualitätsverlust des Fleisches kommt. Auch besteht erhöhtes Verletzungsrisiko für Mensch und Tier beim Verladen auf einen Transporter. Aus diesen angeführten Gründen strebt die Gemeinschaft von Rinderbauern auf der Koralm einerseits durch die Planung und den Bau/Konstruktion eines geeigneten Anhängers und andererseits durch entsprechende Bewusstseinsbildung eine Bewilligung zu erreichen, die Tiere in ihrem gewohnten Umfeld stressfrei zu betäuben, zu entbluten und anschließend das tote Tier innerhalb von maximal 30 Minuten zu einem zugelassenen Schlachtbetrieb zu bringen. Nach den bislang geltenden rechtlichen Bestimmungen ist dies jedoch noch ein Graubereich, weshalb im Rahmen dieses Projektes versucht wurde eine positive Änderung herbeizuführen.

Ziele und Zielgruppen

Die Bevölkerung und die Konsumenten profitieren vom qualitätsvollem Rindfleisch, vom Erhalt der Strukturen der produzierenden Betriebe und auch der Landschaftspflege sowie der Verfügbarkeit regionaler Qualitätsprodukte.

Für die teilnehmenden Landwirte*wirtinnen wird das Verletzungsrisiko beim Verladen und Schlachten minimiert, das Image als Landwirt*in verbessert und das wirtschaftliche Überleben gesichert.
Die prüfenden und genehmigenden Behörden werden mit dem Anliegen konfrontiert und erhalten Nachweise, dass die hygienischen und zeitlichen Vorgaben eingehalten werden können.
Für die gesamte Region, dem Schilcherland, bringt das Projekt positives Image.
Vor allem aber steht das Tierwohl im Mittelpunkt.



Projektumsetzung und Maßnahmen

In Zusammenarbeit mit einer regionalen Firma wurde ein Autoanhänger entwickelt, welcher den hygienischen Anforderungen für die stressfreie Schlachtung erfüllt. Dieser wurde bei einer bereits genehmigten Schlachtstätte in Betrieb genommen. Die Einhaltung der Hygiene- u. Zeitvorgaben konnten der Behörde in der Praxis nachgewiesen werden.
Zeitgleich wurde in den Medien Bewusstseinsbildung betrieben und mittels einer Online Petition Unterstützungserklärungen gesammelt. Zu diesem Zweck wurde die Internetseite www.stressfrei.st umgesetzt und der Facebook Auftritt unter Initiative stressfrei schlachten initiiert. Entsprechende Einreichunterlagen wurden dem Land Steiermark zur Prüfung vorgelegt. Die ersten Rückmeldungen waren durchwegs positiv, kleinere Verbesserungen wurden umgehend erfüllt.  Zu Projektende lag zumindest eine zeitlich befristete Genehmigung vor. Somit sind die Landwirte*wirtinnen auf der Koralm (im Schilcherland) die ersten in Österreich, die Fleisch aus stressfreier Schlachtung anbieten können.

Ergebnisse und Wirkungen

Die Behörde hat sich mit dem Anliegen befasst und konnten die Projekttäger*innen eine - derzeit noch zeitlich befristete - Bewilligung erzielen.
Das Bewusstsein der Bevölkerung für Tierwohl und qualitativ hochwertige Fleischproduktion wurde nachhaltig beeinflusst. Durch diesen hohen Stellwert von Tierwohl und Lebensmittelqualität in der Gesellschaft, wird sich diese Maßnahme auch positiv auf die Vermarkung und das Image des Schilcherlandes auswirken. Das qualitätsvolle Fleisch wird auch als "Schilcherland-Qualitäts-"Produkt zertifiziert und u.a. neben der Direktvermarktung auch über den Verein Schilcherland-Spezialitäten vermarktet. 
Die Relevanz und der richtige Zeitpunkt der Maßnahme wird durch den Erhalt verschiedener Auszeichnungen wie z.B. den Bio-Fuchs bestätigt.

Erfahrung

Die Überzeugung und der unbedingte Wille zur Umsetzung sind wichtige Voraussetzungen, die ein Projektträger mitbringen muss.

In diesem Fall war es auch wesentlich, sich immer wieder mit dem Anliegen an die zuständigen Stellen zu wenden und mit überzeugenden Argumenten hartnäckig zu bleiben. Ein großes Netzwerk, Öffentlichkeitsarbeit und Authentizität sind wichtige unterstützende Faktoren.