Pfarrhof Thal

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Kultur
Soziale Dienstleistungen
Gemeindeentwicklung

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
16.08.2016-30.06.2019

Projektkosten gesamt
397.440,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
150.000,01 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Pfarramt Thal

Kurzbeschreibung

Der Sulzberger Ortsteil Thal hat einen neuen Treffpunkt: Der alte Pfarrhof wurde im Rahmen des Projekts gemeinschaftlich renoviert. Das Gebäude steht neben der pfarrlichen Nutzung für vielfältige gesellschaftliche Aktivitäten z.B. als Musikproberaum, für Seniorennachmittage oder die Familienarbeit zur Verfügung. Das modernisierte und inhaltlich neu konzipierte Gebäude bereichert mit einer breiten Palette an Nutzungsmöglichkeiten das Dorfleben. Der alte Pfarrhof war seit einigen Jahren verwaist und konnte dank des Projekts wiederbelebt werden.

Die Dorfgemeinschaft hat maßgeblich zu dessen Entstehung beigetragen. Angeleitet von Pfarre, Diözese und Selbsthilfeverein leisteten engagierte Freiwillige rund 1500 Arbeitsstunden. Dies half, die Kosten im Rahmen zu halten. Zusätzlich unterstützten zahlreiche Personen die Sanierungsarbeiten mit symbolischen Bausteinen, über die mehr als 50.000 Euro an finanzieller Unterstützung zusammengekommen sind.

Ausgangssituation

„Dorfvater“ Martin Sinz (1830-1911), eine der eindrucksvollsten Gestalten der Vorarlberger Geschichte des 19. Jahrhunderts, stammte aus einer kinderreichen Familie eines Maurers in Sulzberg-Thal. Wegen der Entlegenheit der Siedlung „im T(h)al“ fasste der 1868 zum Priester Geweihte den Entschluss, eine eigene Pfarrei zu gründen. Mit einem großen Sendungsbewusstsein setzte er diesen Plan mit Spendengeldern und Überlassungen um. Bereits 1874 wurde mit dem Kirchenbau begonnen, 1881 wurde die Pfarre eingerichtet und Sinz selbst mit ihrer Leitung betraut.

Sinz ließ einen ganzen Dorfkern erbauen: Kirche mit Friedhof und Kirchplatz sowie Pfarrhof und Mesnerhaus - mit großen Gärten (Eigenversorgung). Die Gebäude im Kern sind ein in sich geschlossenes, harmonisches Ensemble aus der Spätbiedermeierzeit, das ausgezeichnet erhalten ist. Der Pfarrhof selbst wurde 1877 erbaut, die Pläne stammten von Architekt Johann Mayer aus Luzern. Das Haus wirkt im Gesamtensemble geradezu in Szene gesetzt: Es steht zentral, durch ein Kellergeschoss in die Höhe gehoben, und so neben der Kirche, dass dazwischen ein Platz gebildet ist und die Achse der Kirchtüre direkt hinüberführt zur imposanten Doppelstiege, die zur Pfarrwohnung führt.

Die bauliche Sanierung des leerstehenden Hauses ist dringend erforderlich, um eine Nutzung zu ermöglichen und größere Schäden zu verhindern (Trockenlegung, Dach, Isolierung, Installation). Das Gebäude bedarf einer sensiblen Generalsanierung innen und außen. Der Charakter soll dabei erhalten bleiben. Der Pfarrhof wird, wenn er in neuem Glanz erstrahlt, den architekturgeschichtlich wertvollen Thaler Dorfkern noch stärker zur Geltung bringen.

Die Dynamik von Pfarrer Martin Sinz scheint sich fortgesetzt zu haben. Der Herzschlag des Dorfgeschehens geht immer noch von den aktiven Vereinen, Gruppen und Initiativen aus. Sie sehen die Sanierung und Adaptierung des Pfarrhofes als die Möglichkeit, den Ort kreativ und authentisch für die Ausübung unterschiedlichster gesellschaftlicher Engagements - im Sinne des Gründers - zu nutzen. In Sitzungen hat sich ein breiter Strauß an Nutzungsanforderungen abgezeichnet, die im Rahmen des Projekts akkordiert und optimiert werden sollen. Die Gruppen und Initiativen erkennen im Projekt auch die Chance einer verstärkten und vereinsübergreifenden Zusammenarbeit, die sich durch die gemeinsame Nutzung des Objektes verstärken soll.

Ziele und Zielgruppen

Neben dem Erhalt eines ortsprägenden Objektes ist es ein zentrales Ziel, den Pioniergeist des Dorfgründers Martin Sinz in Thal aufrecht zu erhalten. Nirgendwo kann dies besser und authentischer erfolgen wie an jenem Ort und in jenen Räumlichkeiten, von denen er ausgegangen ist. Die vom Gründer initiierten Gruppen und Initiativen sollen von dem Haus ihrer Geburt aus in die Zukunft wirken, ihr Tun beflügeln und ihre Zusammenarbeit stärken. Die dörflichen Aktivitäten brauchen eine Koordination und einen Ort, von dem diese ausgeht.

Nutzungsziele:
Pfarrliche Nutzung durch Pfarrer, Pastoralassistent, Pfarrgemeinderat, Pfarrkirchenrat, Pfarrbüro, Mesner, Lektoren, Kantoren, Archivar, Friedhofsbetreuer, Waldbetreuer: Eine Pfarre wie jene in Thal erfordert viele Dienste, die wahrgenommen werden müssen. Das Ehrenamt zeigt hier seine Stärken und seinen Wert für die Gemeinschaft. Pfarrer Peter Loretz, sowie die engagierten Personen sollen Räume für Beratungsgespräche, Sitzungen und Pfarrarchiv bekommen.

Werkräumlichkeiten: Kirchenschmuck, Blumengestecke sind eine Handwerkskunst, und Handwerk braucht Raum. Daran hat es bislang gefehlt. Die geplante Werkstatt wird außerdem von den Mesnern, Kirchen- und Friedhofspflegern genutzt werden.

Jugendarbeit:  Die Ministranten und das „Thaler Aktionsteam“ (eine Gruppe junger Erwachsener, die sich immer wieder für die Dorfgemeinschaft engagiert) sind derzeit heimatlos; es fehlt ein gemütlicher Treffpunkt, wo man sich zu Hause fühlt und kreativ sein kann.

Familienarbeit: Thaler Familien sollen die Möglichkeit bekommen ihre Wünsche und Bedürfnisse ausbauen und realisieren zu können. Angedacht sind Mutter-Kind-Treffen, Impulsveranstaltungen, Besinnungstage, Vorträge, Workshops, Kinderkirche. Für eine Bücherei Zweigstelle wurden bereits sehr positiv verlaufene Vorgespräche geführt. Multifunktionale Mehrzweckräume und eine Küche ermöglichen familiäre Treffs zur Stärkung der Dorfgemeinschaft.

Thaler Senior*innen: Die Senior*innennachmittage finden derzeit im Kellergeschoß der Volksschule in einem wenig einladenden Raum statt. Eine „Hoschtube“ und ein Kartenspiel sollten bald im „hochwürdigen“ Haus erfolgen können.

Chöre: Thal ist ein Ort des Gesanges, der Bedarf für ein geeignetes Probelokal ist gegeben. Das Thaler Chörle, der Männerchor und der Schulchor werden hier Gelegenheit zum Proben bekommen.

Selbsthilfeverein Dorfgemeinschaft Thal: Die Verantwortlichen des SHV stehen als „Überverein“ des Dorfes in engem Kontakt mit der Pfarre. Es werden Überlegungen angestellt, wie durch das sanierte Pfarrhaus Synergien frei werden könnten, von denen Pfarre und SHV gemeinsam profitieren sollen.

Dorfgarten: Der Pfarrgarten war in der Vergangenheit zur Selbstversorgung angelegt und ein war ein örtliches Gestaltungselement. Diese Funktion gewinnt wieder an Bedeutung. Im zukünftigen Pfarrgarten sollen Bürger die Möglichkeit erhalten Blumen und Kräuter zu pflanzen, zu pflegen und zu ernten. Der Garten soll ein weiteres Mosaik im Erhalt der dörflichen Gemeinschaft bilden.

Startwohnungen: Im Rahmen der Generalsanierung werden im Obergeschoß zwei Startwohnungen für junge Menschen im Dorf realisiert. Diese Umsetzung ist nicht Bestandteil des Leader-Projektes.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Der Pfarrhof, 1877 mit Spendengeldern errichtet, war das erste Bürgerhaus in den von landwirtschaftlichen Gebäuden geprägten Parzellen von Thal. Es wurde stilbildend für all jene Bürgerhäuser, die bis zum Ende der Zwischenkriegszeit gebaut wurden, aber auch für die neue Volksschule (1936).
Das Gebäude bedarf einer sensiblen Generalsanierung innen und außen. Der Charakter soll dabei erhalten bleiben. Der Pfarrhof soll, wenn er in neuem Glanz erstrahlt, den architekturgeschichtlich wertvollen Thaler Dorfkern noch stärker zur Geltung bringen.

In moderierten Arbeitssitzungen werden die Anforderungen an das Gebäude erarbeitet und auf Machbarkeit geprüft. Für die Mehrfachnutzung des Gebäudes benötigt es eine Anlauf- bzw. Koordinierungsstelle, deren Tätigkeitsfeld noch definiert werden muss. Wie diese Stelle organisatorisch im Ort eingebunden ist, wird geklärt: Vornehmlich soll diese Aufgabe ein Pastoralassistent (m/w) übernehmen.

Ergebnisse und Wirkungen

Die Nutzungsziele konnten mit dem umgesetzten Raumkonzept erreicht werden.

  • Für die pfarrliche Nutzung sind Räume für Beratungsgespräche, Sitzungen und Pfarrarchiv entstanden.
  • Die Werkräumlichkeiten im Keller zusammen mit dem Blumengarten bieten Raum für Mesner, Kirchen- und Friedhofspfleger*innen für die Schaffung von Kirchenschmuck und Blumengestecken.
  • Die Ministrant*innen und das „Thaler Aktionsteam“ finden im Erdgeschoss Raum für einen gemütlichen Treffpunkt.
  • Von Familien bis hin zu den Senior*innen besteht nun die Möglichkeit, ihre Wünsche und Bedürfnisse realisieren und ausbauen zu können. Vom Mutter-Kind-Treffen bis zu Impulsveranstaltungen, Besinnungstagen, Vorträgen, Workshops, Kinderkirche und Seniorennachmittagen ist jetzt alles möglich.
  • Mit dem offenen Raum im Dachgeschoss ist ein idealer Probenraum für das Thaler Chörle, den Männerchor und den Schulchor entstanden.
  • Die zwei Kleinwohnungen wurden bereits durch die Pfarre Thal vermietet. Einzug der Mieter im Februar 2020.
  • Der Pfarrgarten wird in Zukunft wieder bewirtschaftet und bestellt. Die Blumen im Garten werden zur Gestaltung der Kirche verwendet. Er wird auch für pfarrliche und öffentliche Veranstaltungen genützt („Lange Nacht der Kirchen“; Agape nach Hochzeiten; Erntedank)

Mit der Sanierung des Pfarrhofs sind die Rahmenbedingungen für einen aufblühenden Treffpunkt der Ortsgruppen, Vereine und Impulsgeber für die örtliche Zusammenarbeit entstanden. Die Koordinationsstelle für den Pfarrhof mit definiertem Tätigkeitsfeld ist eingerichtet. Die Pfarrbediensteten und -ehrenamtlichen, Familien, Jugend, Senior*innen und Chöre haben im Pfarrhof Thal einen neuen Ort zum Wirken gefunden. Das Gebäude ist vorbildlich saniert und der Pfarrgarten erfreut die Dorfbewohner*innen.