Artenschutzprojekt Böhmischer Kranzenzian

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Naturschutz
Biodiversität
Schutzgebiete

Projektregion
Niederösterreich

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
2021-2024 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
43.653,36€

Fördersumme aus LE 14-20
43.653,36€

Massnahme
Basisdienstleistungen und Dorferneuerung in ländlichen Gebieten

Teilmassnahme
7.6 Förderung für Studien und Investitionen im Zusammenhang mit der Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des kulturellen und natürlichen Erbes von Dörfern, ländlichen Landschaften und Gebieten mit hohem Naturwert, einschließlich der dazugehörigen sozioökonomischen Aspekte, sowie Maßnahmen zur Förderung des Umweltbewusstseins

Vorhabensart
7.6.1. a) L Studien und Investitionen zur Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des natürlichen Erbes - Naturschutz

Projektträger
Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Naturschutz

Kurzbeschreibung

Im Zentrum des Projektes steht der Böhmische Kranzenzian (Gentianella bohemica), eine vom Aussterben bedrohte und europaweit geschützte Pflanzenart, die ausschließlich in der Böhmischen Masse vorkommt. Neben den 28 Populationen in Niederösterreich gibt es nur mehr wenige Fundorte dieser Pflanzenrarität in Bayern, Tschechien und im Mühlviertel. Die Art kommt nicht nur durch den Rückgang von Magergrünland in Bedrängnis, sondern gilt auch als Verlierer des Klimawandels, da ihr Trockenperioden während Keimzeit und Hitze bei der Blüte zu schaffen machen.

Daher nimmt sich die Schutzgebietsbetreuung Niederösterreich seit dem Jahr 2017 dieser botanischen Kostbarkeit an und versucht durch ein breites Methodenset aus Populationsmonitoring, Keimversuchen, adäquate Bewirtschaftung und neuerlich auch durch Erprobung verschiedener Wiederansiedlungsversuche unter Einbindung zahlreicher Partnerinnen und Partner den Bestand zu stärken.

Ausgangssituation

Seit 2005 werden alle bekannten niederösterreichischen Populationen des Böhmischen Kranzenzians jährlich gezählt. Parallel dazu hat die Universität für Bodenkultur Wien zur Verbesserung des Wissenstandes hinsichtlich Biologie, Populationen und Vorkommen auch reproduktionsbiologische beziehungsweise molekulargenetische Untersuchungen an der Art durchgeführt.

Bereits abgeschlossene Untersuchungen zur Langlebigkeit der Samen im Rahmen eines Projektes der Schutzgebietsbetreuung Niederösterreich sollten weitere Erkenntnisse in Hinblick auf ein artspezifisches Management generieren. Ergebnis aus all den Erhebungen ist, dass es jährlich große Schwankungen der blühenden Individuen gibt und ein deutlicher Trend hin zu geringeren Individuenzahlen festzustellen ist. Das gegenständliche Projekt setzt an dieser Ausgangssituation an, indem verstärkt auf die Erprobung und Durchführung bestandsstützender Maßnahmen gesetzt wird.



Ziele und Zielgruppen

Übergeordnetes Projektziel ist die Förderung und langfristige Sicherung der  niederösterreichischen Populationen des hochgradig gefährdeten Böhmischen Kranzenzians (Gentianella bohemica), womit auch die Sicherung dessen Vorkommensflächen und somit der Schutz von europaweit geschützten mageren Grünlandlebensräumen wie Borstgrasrasen, Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen, Pfeifengraswiesen oder Glatthaferwiesen einhergeht.

Zur Erreichung dieses Ziels soll das Projekt die Kompetenz im Artenmanagement steigern, indem verschiedene bestandsstützende Maßnahmen erprobt und davon praxisnahe artspezifische Pflege- und Bewirtschaftungsweisen abgeleitet werden.

Die Vermittlung dieser adäquaten Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen an die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter der einzelnen Fundorte zielt auf die Überführung in das kommende Förderprogramm ÖPUL-WF mit entsprechendem Flächenmanagement ab.

Erhöhung des Informationsstandes und Bewusstseinsbildung zu Gentianella bohemica durch Öffentlichkeitsarbeit in Form von Exkursionen und entsprechender, projektbezogener Pressearbeit sowie durch Einbeziehung der Bewirtschafter in das Artenmonitoring sind parallel laufende, konkrete  Zielsetzungen des Projektes.

Schließlich verfolgt das Projekt die Förderung und den Ausbau lokaler Initiativen zum Schutz des Böhmischen Kranzenzians durch verstärkte Zusammenarbeit mit dem Naturpark Jauerling-Wachau und dem Naturpark Nordwald.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Das Maßnahmenset zur Zielerreichung ist vielgestaltig und umfasst folgende Tätigkeiten:

Für die Erprobung verschiedener Methoden der Bestandsstützung von Gentianella bohemica sind zwei verschiedenen Ansätze vorgesehen: einerseits die Neuansiedlung auf geeigneten Standorten und andererseits die Aktivierung der Bodensamenbank auf Vorkommensflächen durch Öffnung der Grasnarbe in Ergänzung zum vorgegeben Management der Mahd. Diese Ansätze erfolgen mit Zustimmung und Unterstützung von  BewirtschafterInnen und Bewirtschaftern.

Die Sicherung der artspezifischen Bewirtschaftung soll durch Definition und Vermittlung adäquater Pflegemaßnahmen für die einzelnen Fundorte in Form von Flächensteckbriefen und Beratungsgesprächen als Vorbereitung für die Überführung der Flächen in das kommende Förderprogramm ÖPUL-WF beziehungsweise als Grundlage für anderweitige Flächenmanagement gewährleistet werden.

Exkursionen, projektbezogene Pressearbeit und die Einbeziehung von Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter in das Artenmonitoring dienen der Bewusstseinsbildung. Mit einem allgemeinen Aufruf durch die Naturparke Jauerling-Wachau und Nordwald an die Bevölkerung zur Einmeldung neuer Fundorte soll das Netzwerk zum Schutz des Böhmischen Kranzenzians ausgebaut werden.

Ergebnisse und Wirkungen

Bisher wurden die verschiedenen Versuchsansätze zur Neuansiedlung beziehungsweise Aktivierung der Samenbank und ein entsprechendes Monitoring planmäßig und mit Unterstützung der Naturparke und relevanten Akteurinnen und Akteure eingerichtet. Bewusstseinsbildende Gespräche mit den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern wurden gestartet, wobei das Interesse an der Teilnahme an einem Laienmonitoring sondiert wurde. Über eine landesweite Presseaussendung sowie durch die Naturparke wurde die Öffentlichkeit über den Projektinhalt informiert.

Erfahrung

Die Sicherung der niederösterreichischen Populationen des Böhmischen Kranzenzians stellt eine große Herausforderung dar. Wie die bisherigen Ergebnisse aus Wissenschaft und Praxis zeigten, bedarf es weiterer Anstrengungen, die sowohl an ein vielgestaltiges Methodenset als auch an breite Kooperationen geknüpft sind. Die bereitwillige Unterstützung des Vorhabens von Projektbeginn an lässt den gewünschten Erfolg erwarten.