JAGA's Tierwohlstall

Innovatives Stallprojekt mit Emissionsminderung

Themenbereich
Klimaschutz und Klimawandel
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette

Untergliederung
Direktvermarktung
Tierwohl
Nahversorgung
Lebensmittelverarbeitung
Landwirtschaft
Kurze Versorgungsketten
Kulinarik
Energieeffizienz
EIP Europäische Innovationspartnerschaft
Vermarktung und Vertrieb

Projektregion
Steiermark

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
2020-2021

Projektkosten gesamt
2.200.000,00€

Fördersumme aus LE 14-20
140.855,01,00€

Massnahme
Investitionen in materielle Vermögenswerte

Teilmassnahme
4.1 Förderung für Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe

Vorhabensart
4.1.1. Investitionen in die landwirtschaftliche Erzeugung

Projektträger
JAGA's Tierwohlstall GmbH

Kurzbeschreibung

Jaga´s Schweinehotel
Nach zirka sechsmonatiger Bauzeit sind wir mit dem modernsten Schweinestall, den es in der konventionellen Schweinehaltung gibt, im Dezember 2020 in Betrieb gegangen. Uns als Direktvermarkter war es ein großes Anliegen, neben regionalen und nachhaltigen Baustoffen auch so gut es ging regionale Firmen für den Bau zu beauftragen.
Der emissionsarme Tierwohlstall: Dieser Stall bietet den Tieren um 50 bis 100 Prozent mehr Platz und jedes Tier hat freien Zugang zum Ruheraum, zum Speiseraum, und zum Wellnessbereich im überdachten Außenbereich. Im Innenbereich (Ruheraum) wurde beim Bau viel Holz verwendet, um ein entspanntes Raumklima zu schaffen. Dort stehen den Schweinen auch endstaubtes Stroh und eine Fußbodenheizung zu Verfügung. An heißen Tagen kann hier die Zuluft gekühlt werden, um so ein optimales Raumklima zu schaffen. Es gibt keine Zwangslüftung, das heißt, die Schweine bekommen auch ohne Strom genügend Luftzufuhr durch eine Schwerkraftlüftung. Das bietet neben geringem Resourcenaufwand auch den Vorteil, dass bei Stromausfall keine Tiere ersticken können.

Ausgangssituation

Nach neunjährigen Verhandlungen mit Nachbarinnen und Nachbarn, etwagien Tierschutzorganisationen, NGO's, die eine Baubewilligung erfolgreich verhinderten, wurde von einem ursprünglich geplanten Vollspalt-Maststall abgesehen und in eine völlig neuartige Möglichkeit der Schweinemästung investiert. Bisher standen Tierwohl und Emmissionsminderung immer im Gegensatz zueinander. In diesem Projekt konnte jedoch beides erfolgreich erstmalig vereint werden. Durch 1) Kot-Harn-Trennung 2) Multifasen-Fütterung 3) Kühlung des Stalles 4) Staubbindung druch Öl-Diffusion.

Ziele und Zielgruppen

Die primäre Zielgruppe sind unsere Kundinnen und Kunden. Für uns als Direktvermarkter war es klar, das unsere Kundinnen und Kunden wissen wollen, woher das Fleisch kommt, wie die Tiere gehalten werden, wie sie gefüttert werden, also ob es "glückliche Schweine" sind. 
Die zweite Zielgruppe betrifft die Forschung. Unser Vorreiterprojekt wird von der Projektgruppe Saubere Luft in der Tierproduktion (SaLut) begleitet.
Die Projektidee SaLu_T befasst sich mit Maßnahmen und Technologien zur Minderung der Emissionen in der landwirtschaftlichen Praxis: Es sollen Bau und Betrieb des ersten  emissionsarmen Tierwohlstalls für Mastschweine in Österreich wissenschaftlich begleitet werden.
Die Tierproduktion in Österreich steht vor der Herausforderung umweltverträgliche und dem Tierwohl entsprechende Haltungssysteme umzusetzen. Bisher sind die Emissionen aus vielen Tierproduktionsbetrieben als zu hoch eingestuft. Maßnahmen zur Emissionsreduzierung bei Tierhaltungsanlagen sind dringend erforderlich und auch gesetzlich gefordert.
Die derzeit größte Problematik im ländlichen Raum ist der Konflikt zwischen tierhaltenden Betrieben und den Anrainerinnen und Anrainern in den Siedlungsgebieten. Die Befürchtung, dass eine ständige Geruchsbelästigung die Wohn- und Erholungsfunktion im Siedlungsgebiet beeinträchtigt, veranlasst Anrainerinnen und Anrainer gegen Tierhaltungsbetriebe aufzutreten.

Bei Stallneubauten tritt dieser Konflikt sehr oft massiv auf, sodass behördliche Genehmigungsverfahren oft mehrere Jahre dauern und negativ beurteilt werden. Diese Problematik betrifft mittlerweile Tierproduktionsbetriebe im gesamten Bundesgebiet, und da wiederum besonders die Schweinemastbetriebe. Die derzeit vorherrschende Situation führt zu einem massiven Einbruch bei den Tierzahlen und gefährdet in nächster Zeit sogar die österreichische Eigenversorgung in diesem Bereich.

Die Verschränkung von Wissenschaft und Praxis ist in vielen Forschungsprojekten nicht immer gegeben: Probleme landwirtschaftlicher Betriebe werden von der Wissenschaft nicht untersucht und auf wissenschaftlicher Seite wurden umweltrelevante Verbesserungen bereits ausgearbeitet, haben aber nicht ihren Weg in die Praxis gefunden. Oft verharren Studien in der Grundlagenforschung und sind für eine Umsetzung nicht vorgesehen. Aber der Erfolg von Maßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben ist zu großen Teilen abhängig von den finanziellen, technischen und räumlichen Umsetzungsmöglichkeiten. Hierbei ist festzustellen, dass die Informationsweitergabe und -verbreitung „best practice Projekte“ Defizite aufzeigt:

  • Best Practice Beispiele zur Emissionsminderung in der Tierproduktion sind nicht evaluiert verfügbar.
  • Erfahrungen einzelner Betriebe/landwirtschaftlicher Beraterinnen und Beratern werden zu wenig in der Wissenschaft berücksichtigt.
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse finden oft nicht ihren Weg in die Praxis.
  • Der Wissenstransfer und der Kommunikationsprozess mit Anrainerinnen und Anrainer über State of the Art im Bereich Technik in der Landwirtschaft gehören forciert.


Projektumsetzung und Maßnahmen

  • Es wurde ein emmissionsarmer Tierwohlstall mit 850 Mastplätzen erbaut. Diese Bauweise bedeutet:
  • Nachhaltigkeit in allen Bereichen, gefertigt aus regionalem Holz und Ziegel, mit regionalen Firmen und Anbieterinnen und Anbietern
  • Emissionsarm – Kot und Harn werden getrennt um eine Urinase zu verhindern, das heißt, 90 Prozent weniger Geruch als in konventionellen Ställen.
  • Für die Tiere gibt es Ruhebereiche mit Stroh, das ist er sogenannte Wellnessbereich.
  • Freibereiche für die Tiere. Es gibt Drei-Zonen-Buchten, die genau den Bedürfnissen der Schweine entsprechen. Fressbereich, Schlafbereich, Kotbereich. Mehr Wohlfühl-Gefühl für die Tiere!
  • Es gibt keine Zwangsentlüftung, sondern eine Schwerkraftentlüfung. Das verursacht keinen Lärm, verbraucht keinen Strom und ist daher bei Stromausfall auch ungefährlich. Somit können auch keine Tiere mehr ersticken.
  • Der Fressbereich befindet sich im Freien auf planbefestigten, rutschfesten Böden (ohne Spalten). Hier bekommen sie ein ausgewogenes und dem Alter der Tiere angepasstes und vor allem gentechnisch unverändertes Futter. Neben Mais, Weizen, Hirse, Eiweißfutter und Mineralstoffen stehen ihnen da noch Kräuterpellets zur Verfügung. Diese decken erstens den Rohfaserbedarf der Tiere und zweitens dienen sie als Spiel- oder Knabberzeug. Das Gute Aroma beeinflusst das Stallklima positiv und die Tiere haben zudem genug Beschäftigungsmaterial. Zusätzlich werden Kren-Extrakte eingesetzt. Das tut den Tieren besonders gut.
  • Daneben ist der Wellness- und Mistbereich angesiedelt. Hier befinden sich die Tränken. Dieser Boden besteht aus weichen, rutschfesten Plastikspalten. Unter diesem Boden befindet sich die Entmistung. Hier werden der flüssige und der feste Mist getrennt. Der flüssige Mist kommt über eine Harnrinne in einen eigenen Behälter und die festen Anteile werden automatisch mit einen Schieber in einen Container geschoben. Durch diese Trennung wird die Urinase verhindert, das heisst, nur wenn sich Kot und Harn vermischen kommt es zu Ammoniakbildung. Mit dieser Trennung kann somit auch kaum lästige Geruchs­bildung entstehen. Das tut den Tieren gut, und natürlich auch den Menschen.


Ergebnisse und Wirkungen

Nach modernsten Richtlinien erbaut, kann es in der konventionellen Schweinehaltung nichts besseres für die Gesundheit von Tier und Mensch geben.

Nach den ersten Messungen sind wir bei 90 Prozent weniger Geruchsbeinträchtigung als im konventionellen Stall. Die Ergebnisse zeigen auch deutlich bessere Fressleistungen der Tiere in den heißen Monaten gegenüber den herkömmlichen Stallsystemen durch die Zulufkühlung.




Erfahrung

Eine sehr wichtige Erfahrung war, dass Schweine sehr intelligente und reinliche Tiere sind, die sich strikt an verschiedene Bereiche wie Liegebereich, Fressbereich oder Kotbereicht halten.
Kälte macht den Tieren nichts aus, sie sind sogar gerne bei Kälte (im Minusbereich) im Außenbereich.

Einfachste Dinge werden von den Tieren rasch erlernt, wie zum Beispiel das Öffnen der Tür. 
Für uns war es wichtig, verschiedene Schweinrassen zu halten, um die Fleischqualität zu differenzieren und damit den Unterschied besser zu Schmecken. Die Haltung von Ringelschwanz-Tieren ist und war ein großes Thema. In diesem Stallsystem ist es für uns kein Problem, da genug Platz vorhanden ist.