Rollen im Wandel

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Chancengleichheit
Frauen
Gender
Jugend
LEADER

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
27.01.2022-31.12.2023 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
137.767,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
82.660,20 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Regionalentwicklung Vorarlberg eGen

Kurzbeschreibung

Mädchen auf dem Skaterplatz, ein Steuerberater als Tagesvater und eine Mutter als Obfrau des Fußballvereins: Das gibt es in Vorarlberg noch wenig. Dabei können anders verteilte Rollen und die Auflösung von Geschlechterrollenbildern für die Einzelperson, gesellschaftlich und wirtschaftlich von Nutzen sein, beispielsweise durch zufriedenere Eltern und ausgebildete Frauen, die als Fachkräfte zur Verfügung stehen oder lebendige Vereine, in denen sich unterschiedlichste Menschen für den Lebensraum engagieren.

Das Projekt will diese Potenziale nutzbar machen, Alternativen zur herkömmlichen Rollenverteilung vor den Vorhang holen und dazu einladen, diese auszuprobieren. Hierfür bieten das femail FrauenInformationszentrum, der Familienverband und der Verein Amazone mit Unterstützung der Regionalentwicklung Vorarlberg vielfältige Angebote. Neben bestehenden Veranstaltungen in interessierten Gemeinden werden auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittene neue Pilotaktivitäten unterstützt.

Ausgangssituation

In Vorarlberg ist der prozentuelle Anteil der Männer, welche Kinderbetreuungs- oder Karenzgeld beziehen, österreichweit am niedrigsten und Frauen sind wesentlich häufiger „atypisch“ beschäftigt. In Vorarlberg sind 2019 insgesamt 55,4 Prozent der Frauen beschäftigt, und davon wieder 51,1 Prozent in Teilzeitbeschäftigung mit einem durchschnittlichen Arbeitsaufwand von rund 20 Stunden pro Woche. Frauen begründen Teilzeit vor allem mit der Betreuung von Kindern oder zu pflegenden Erwachsenen sowie Aus- und Weiterbildungszwecken.
Diese Frauen sind dabei meist gut ausgebildet, jedoch überwiegt das Modell der klassischen Rollenteilung, weshalb viele Frauen für einige Zeit lang aus dem Erwerbsleben zurücktreten. Dies spiegelt sich im vergleichsweise niedrigeren Einkommen wieder. Von außerfamiliärer Kinderbetreuung wird immer häufiger Gebrauch gemacht. Jedoch dominiert in der Gesellschaft die Ansicht, dass Eltern bevorzugt weniger Einkommen beziehen sollen, um sich im Gegenzug dazu um die Kinder kümmern zu können. Hierzu wird meist auf die Mutter fokussiert. Gleichzeitig fühlen sich Frauen oft in der Gesellschaft wenig wertgeschätzt, wenn sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Alternativen Rollenmodellen wird bis dato in der Öffentlichkeit noch zu wenig Platz eingeräumt. Obwohl es auch in Vorarlberg bereits Familien gibt, die derartige Alternativen leben, sind diese wenig sichtbar und können somit kaum als Vorzeigebeispiele dienen. Auch im Regierungsprogramm 2019 der Vorarlberger Landesregierung ist als ein Ziel verankert, die Rollen von Männern und Frauen ausgeglichen zu verteilen, um die Chance auf gerechte Lebensmodelle zu fördern.

Ziele und Zielgruppen

Ziel des Projektes ist es, mit Veranstaltungsformaten und Vorzeigeinitiativen Handlungsempfehlungen aus dem Gleichstellungsbericht 2021 und das Fokusthema partnerschaftliche Rollenteilung aus dem RAP-Prozess vorort im ländlichen Raum Vorarlbergs niederschwellig erfahrbar zu machen. Damit einhergehend soll das Modell der klassischen Rollenteilung durch das Aufzeigen bzw. das Positionieren weiterer partnerschaftlicher Rollenmodelle um Alternativen erweitert werden.
Hierfür ist es wichtig, auf kommunaler Ebene gemeinsam mit verschiedenen Zielgruppen (Jugend, junge Erwachsene, Familien, Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter) entsprechende Themen zu erheben und entstandene Ideen pilothaft und praxisnah mittels Initiativprojekten umzusetzen. Ziel ist hierbei auch, diese umgesetzten Projekte zu begleiten und erste Erkenntnisse zu gewinnen.
Weiters ist auch die Sensibilisierung im Generellen für das Thema der Geschlechtergerechtigkeit von Wichtigkeit, um langfristig das Modell der partnerschaftlichen Rollenteilung positionieren zu können.

Projektumsetzung und Maßnahmen

In einem ersten Schritt sollen im Zuge von Erhebungen, Fachaustauschen und öffentlichen Formaten gemeinsam mit familienfreundlichen Gemeinden Themen zur Rollenteilung gefunden werden. Ziel ist es, in einem offenen Format einen Vernetzungsraum für Ideengeberinnen und Ideengeber sowie die Regio-V, den Verein Amazone, den Familienverband und femail zu kreieren. Die Fachorganisationen decken hierbei verschiedene Zielgruppen ab.
Was sind die Vorstellungen von idealen Familienmodellen von jung bis alt? Verschiedene Familienmodelle sollen hier diskutiert beziehungsweise beleuchtet werden. Auch, wie sich Eltern in Bezug auf Erwerbstätigkeit bis dato organisieren und welche Rahmenbedingungen sie hierfür vorfinden, soll eruiert werden. Aus den gefundenen Ideen für eine alternative, partnerschaftliche Rollenteilung sollen konkrete Umsetzungen abgeleitet und ausgewählt werden.
In der pilothaften Umsetzung werden die ausgewählten Initiativgruppen von den entsprechenden Fachorganisationen begleitet und dokumentiert. Parallel dazu werden verschiedene Veranstaltungsformate wie Seminare, Workshops, attraktive Vorträge und Pop-Up-Events für diverse Zielgruppen der Sensibilisierung für Geschlechtergerechtigkeit dienen.
Zentral ist hierbei das Zusammenwirken der Projektorganisationen, aus dem sich innovative Herangehensweisen ableiten lassen. Methodisch steht das „Abholen“ der Zielgruppen ebenso im Mittelpunkt wie die Förderung der Projektbeteiligung der Bevölkerung als aktive Mitwirkende, nicht nur als Konsumentinnen und Konsumenten oder Kundinnen und Kunden. Jene Ideen sollen mit Unterstützung der Projektorganisationen umgesetzt werden, die auf eine hohe Motivation und auch einen gewissen Veränderungsdruck der Betroffenen treffen. Dabei geht es jedoch nicht um reine Selbsthilfe. Denn die individuelle, familiäre Perspektive ist bei einem derart gesellschaftspolitischen Thema zu kurz gegriffen. Familien finden ihre Lösungen und Wege im Rahmen der vorhandenen Rahmenbedingungen und Regelungen. Oft fällt es schwer, überhaupt Lösungen außerhalb dieses Möglichkeitsrahmens nur anzudenken. Aus diesem Grund wendet sich das Projekt auch an Verantwortliche in den Gemeinden und andere maßgebliche Player vor Ort wie zum Beispiel Arbeitgebende, Organisationen, Vereine und so weiter.