Zeit schenken und vorsorgen

Zeitpolster Modellregion LEADER Lebens.Wert.Pongau

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Integration & Soziale Inklusion
Soziale Dienstleistungen
LEADER

Projektregion
Salzburg

Lokale Aktionsgruppe
LAG Lebens.Wert.Pongau

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.06.2022-31.12.2024 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
101.457,00€

Fördersumme aus LE 14-20
81.165,60€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Zeitpolster, Verein für Zeitvorsorge

Kurzbeschreibung

Erstmals werden durch die LEADER Förderungen in einem Regionalentwicklungsraum, der bezirksübergreifend (Pongau-Tennengau) ist, mehrere Freiwilligenteams in einer geplanten und von der Regionalentwicklung unterstützten Form aufgebaut. Das erlaubt eine gezielte Integration und Kooperation mit bestehenden Strukturen.

Zeitpolster wird – gemäß seiner Wirkungsziele – zusätzlich zum Aufbau von Freiwilligengruppen, ein Modell entwickeln, wie besonders benachteiligte Gruppen der Gesellschaft, wie von Altersarmut betroffene Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Familien mit Bedarf an Kinderbetreuung (zum Beispiel Opa/Oma Dienst) besonders berücksichtigt werden können.  Dieser „Baustein“ hat Modellcharakter für andere Regionen in Salzburg und ganz Österreich.

Ausgangssituation

Zeitpolster organisiert lokale/regionale Freiwilligengruppen, die Betreuungsleistungen erbringen. Dafür erhalten diese Zeitgutschriften, die im Alter wieder gegen Betreuung eingelöst werden können.
„Zeitpolster“ ist eine Weiterentwicklung von Zeitbankmodellen, die wesentliche Vorteile wie ein ausdifferenziertes Organisationsmodell, rechtliche Sicherheit und eine klare Wirkungsorientierung aufweist. Zeitpolster ist nicht auf Gewinn ausgerichtet. Für die Freiwilligengruppen, die Teil des österreichweiten Vereins sind, werden sehr gute Rahmenbedingungen geschaffen, damit sich diese auf die Vermittlung von Leistungen und die Vernetzung vor Ort konzentrieren können.
Hintergrund ist, dass von den Akteurinnen und Akteuren in der Region der Bedarf für eine Ergänzung der bestehenden Angebote im Betreuungsbereich früh erkannt und die Umsetzung geplant wurde. Bestehende soziale Dienste sind oft nicht mehr in der Lage, die Anfragen abzudecken. Hier kann Zeitpolster ein ergänzendes Angebot schaffen

Ziele und Zielgruppen

Die Hauptzielgruppe im Projekt „Zeitpolster Modellregion Leader Pongau“ sind Menschen, die Unterstützung benötigen, die durch einfache nachbarschaftliche Hilfe bereitgestellt werden kann.

Dazu zählen vorwiegend ältere Menschen, Familien mit Kindern, aber auch Menschen mit Behinderung. Um diese zu unterstützen, bildet das Projekt lokale/regionale Organisationsteams mit je drei bis sieben Mitglieder aus, die wiederum jeweils bis zu 80 freiwillige Helfende ansprechen und organisieren.

Teammitglieder: Sind Pionierinnen und Pioniere, meist älter als 45 Jahre, haben Organisationserfahrung, oft gut verankert im sozialen Umfeld. Neben der eigenen Vorsorge und dem Ansparen von Zeit für spätere Betreuungsleistungen, ist der Beitrag für die Gesellschaft für diese Gruppe ein wichtiger Faktor, sich zu engagieren.

Helfende: Frauen und Männer ab ca. 50, meist Seniorinnen und Senioren, die etwa zwei bis fünf Stunden je Woche Zeit haben, sich für andere freiwillig zu engagieren und die Zeit, die sie schenken, auf ihr Konto gutgeschrieben bekommen. Österreichweit waren 60 Prozent dieser Gruppe zuvor nicht freiwillig tätig. Wir gewinnen also eine Gruppe von Menschen, die (über klassisches Ehrenamt) bisher nicht aktiviert werden können.

Den Schwerpunkt bilden Frauen, wobei der Männeranteil bei Zeitpolster etwas größer ist wie bei anderen, vergleichbaren Einrichtungen.
Das Aktiv-Sein in einer späteren Lebensphase, sich mit Fragen rund um das Alter zu beschäftigen und unser Ansparmodell zu nutzen, wirkt der Altersarmut und der Vereinsamung entgegen. Gleichzeitig wird als Engagement von Frauen aufgewertet.

Betreute: sind meist alte Menschen, Menschen mit Behinderung, Familien mit Kindern. Familien haben ein Interesse, ihre Kinder zu fördern, die Beziehungen zum Beispiel durch Oma/Opa Dienste auszubauen und so für ein generationsübergreifendes Netzwerk zu sorgen.

Gemeinden können Zeitpolstergruppen / Teammitglieder in eigene Strukturen einbeziehen und unterstützen. Dadurch entlasten sie sich  in der Zuständigkeit für Betreuungsangelegenheiten in der Bevölkerung.

Soziale Einrichtungen können durch Zeitpolster eine einfache Ergänzung zu den bestehenden Angeboten aufgreifen und dadurch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten. Eine Zeitpolstergruppe kann in die Organisation integriert werden, in dem zum Beispiel eine Einsatzleitung die Koordination der Aufgaben auch bei Zeitpolster übernimmt, oder in dem es laufend gemeinsame Abstimmungen mit dem Zeitpolsterteam gibt.

Unternehmen profitieren, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Betreuungspflichten zum Beispiel gegenüber den Angehörigen und den Kindern entlastet werden können. Betriebe können zum Beispiel auch Pensionistinnen und Pensionisten aus dem Umfeld aktivieren, um das Netzwerk der Helfenden zu verstärken. Das hilft Betrieben, wo die Umsetzung gut funktioniert, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu binden beziehungsweise zu gewinnen.

Frauen: „Zeitpolster“ bietet die einzige Vorsorgeform in Österreich, die unabhängig von Herkunft und finanzieller Ausstattung im Alter weiter aktiv und selbstständig betrieben werden kann. Das wirkt der Altersarmut entgegen, ist gleichzeitig eine wichtige Form der Prävention und der Begegnung von Einsamkeit.

Wir setzen im Rahmen dieses Projektes einen Schwerpunkt für Menschen mit Migrationshintergrund. Gemeinsam mit Angehörigen dieser Gruppe und involvierten Stakeholdern entwickeln wir eigene Kommunikationsmittel für die Region und suchen Wege diese Zielgruppe, die sonst in Zeitpolster noch nicht besonders berücksichtigt ist, anzusprechen. Denn das gemeinsame Tun in einem zivilgesellschaftlichen Aufgabenfeld wirkt integrationsfördernd, stiftet Beziehungen und Verständnis, die weit über das Erbringen von Betreuungsleistungen hinaus gehen. Damit leistet dieses Projekt einen wichtigen Beitrag im Integrationsbereich.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Projektbaustein 1:
Teametablierung:
Die Festlegung der Kleinregionen für drei bis vier Freiwilligenteams, die gegründet werden sollen. Dazu werden in Abstimmung mit den Gemeinden Freiwillige gesucht, die die Organisationsteams in der Kleinregion bilden. Diese Teams werden geschult und komplett ausgestattet (Unterlagen, Versicherung, Smartphone, Emailadresse, Plattformbereich etc.)
Zu Beginn des Projektes erfolgt eine große Auftakt-Veranstaltung, die von entsprechender Pressearbeit begleitet wird.
Aufbau der Freiwilligengruppen:
Diese Teams werden öffentlich beworben und vorgestellt. Ziel ist, freiwillige Helfende und erste Betreute zu finden. Es werden erste Betreuungseinsätze koordiniert. In jeder Region werden Informationsveranstaltungen und Sensibilisierungsmaßnahmen umgesetzt. 

Projektbaustein 2:
Ausbau der Gruppen. Die Teams sind aufgebaut. Bis zu 60 Freiwillige je Gruppe beteiligen sich und übernehmen Betreuungsaufgaben.
Die Vernetzung und Koordination mit Einrichtungen, Gemeinden und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wird intensiviert, um die Organisationsteams in der Region zu verankern.

Projektbaustein 3:
Maßnahmenentwicklung, um Menschen mit Migrationshintergrund und Frauen, die von Altersarmut betroffen sind, gezielt einzubeziehen. Unter Einbeziehung von Ämtern, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Sozialeinrichtungen werden Maßnahmen entwickelt, wie diese Zielgruppen gezielt unterstützt werden können. Werbemittel werden übersetzt und Maßnahmen getestet, diese Zielgruppen anzusprechen und in das Modell Zeitpolster zu integrieren. Nötige Anpassungen der Online-Plattform werden erarbeitet und im Rahmen des Projektes umgesetzt und getestet. Damit wird eine stärkere Berücksichtigung ihrer Interessen und auch ihrer Potentiale fokussiert. Das ist zum Nutzen des Gemeinwohls und der Gemeinden.