Mehrwert Berglandwirtschaft

Ökosystemleistungen in Wert setzen

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Innovation
EIP-AGRI
Klimaschutz und Klimawandel

Untergliederung
Landwirtschaft
Wasser
Erneuerbare Energie
Bildung & Lebenslanges Lernen
Chancengleichheit
EIP Europäische Innovationspartnerschaft
Gesundheit
Innovation
Klimaschutz
Klimawandelanpassung
Kultur
Lebensmittelverarbeitung
Luftreinhaltung
Nahversorgung
Schutzgebiete
Wissenstransfer
Biodiversität
Naturschutz
Umweltschutz
Forstwirtschaft
Wald
Boden
Tierwohl
Alm- & Berglandwirtschaft
Vermarktung und Vertrieb
Nachhaltige Landschaftspflege
Wertschöpfung
Kurze Versorgungsketten
Diversifizierung
Direktvermarktung
Tourismus
Betriebswirtschaft
Landwirtschaftliche Dienstleistungen
KMUs, Gewerbe & Wirtschaft
ÖPUL

Projektregion
Oberösterreich

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
06/22-11/24 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
397 186,19

Fördersumme aus LE 14-20
397 186,19

Massnahme
Zusammenarbeit

Teilmassnahme
16.2 Förderung für Pilotprojekte und für die Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren, Prozesse und Technologien

Vorhabensart
16.02.1. Unterstützung bei der Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren & Technologien der Land-, Ernährungs- & Forstwirtschaft

Projektträger
ARGE Mehrwert Berglandwirtschaft

Kurzbeschreibung

Die Nationalpark OÖ. Kalkalpen Region mit ihren 22 Gemeinden ist geprägt durch eine extensive und sehr naturnahe Form der Berglandwirtschaft. Die über Jahrhunderte entwickelte, gebietsangepasste Produktion im Bereich der Grünlandwirtschaft mit Rinderhaltung fördert essenzielle Ökosystemleistungen, die eine wichtige Lebensgrundlage für die Region darstellen. Letztere werden jedoch nur selten kostendeckend abgegolten, der Fortbestand der naturnahen und kleinstrukturierten Berglandwirtschaft ist in Gefahr.

Im Projekt arbeiten wissenschaftlich und landwirtschaftlich engagierte Personen zusammen, um die Leistungen der Berglandwirtschaft besser als bisher hervorzuheben und deren monetären Wert zu steigern. Dafür werden diese Leistungen erhoben, quantifiziert und marktfähige Geschäftsmodelle, vor allem in Form von strategischen Partnerschaften mit der Wirtschaft, entwickelt, um eine Möglichkeit zur Generierung eines alternativen Einkommens für landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen.

Ausgangssituation

In den letzten Dekaden gab es unerwünschte Entwicklungen in der Berglandwirtschaft bedingt durch die allgemeine Situation im Agrarsektor, welchen man aktiv entgegentreten möchte. Es sind dies:

  • ein zunehmender Rückgang der Bewirtschaftung von Grünland bei sinkenden Großvieheinheit (GVE) Zahlen auf den Betrieben aufgrund der immer schlechteren Rentabilität der Produktion aufgrund der agrarischen Ungunstlage
  • eine zunehmende Arbeitsbelastung auf den Betrieben durch die Notwendigkeit, mehrere Einkommensstandbeine am Betrieb zu etablieren
  • sinkende Produktivität / Einnahmen aus der landwirtschaftlichen Erzeugung und dadurch bedingt steigende Abhängigkeit von öffentlichen Zuschüssen (GAP Reform).

Dieses Szenario bedroht sowohl die Berglandwirtschaft direkt als auch die Entwicklung der Region mit ihren Sektoren, beispielsweise das Ziel, den Tourismus aufzubauen und weiterzuentwickeln als auch die Bereitstellung der öffentlichen Güter. Daher gibt es Bestrebungen, die Berglandwirtschaft zu stärken und innovative Wege auszuloten.  


Ziele und Zielgruppen

Die Ziele lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Bessere ökonomische Absicherung der nachhaltigen, ökologischen Berglandwirtschaft
  • Erhebung und Bewertung der Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft der Region
  • Erhebungen von Bedarfen und Möglichkeiten zur Abgeltung von Ökosystemleistungen systematisch ausloten (Wirtschaftsbetriebe und Endabnehmer und Endabnehmerinnen betrachend)
  • Konzeption von Vermarktungsoptionen für das Nicht-Marktgut Ökosystemleistung, was die Entwicklung, Testung und Evaluation innovativer Geschäftsmodelle für Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft inkludiert
  • Wissensweitergabe – Informationen und Bewusstseinsbildung für Ökosystemleistungen sowie Möglichkeiten zu deren Inwertsetzung

Zielgruppen:
  • Landwirtinnen und Landwirte in der Berglandregion
  • Industrie und Wirtschaft
  • Konsumentinnen und Konsumenten 
  • Tourismus
  • Gemeinden


Projektumsetzung und Maßnahmen

Im ersten Schritt geht es um das "Erfassen": es wird ein Modell zur Beschreibung der Ökosystemleistungen entwickelt, zur qualitativen Beschreibung der Teilaspekte, Abgrenzungen und Zusammenhänge derselben so wie auch eine Definition eines Indikatoren-Sets zur Bewertung der Ökosystemleistungen entsprechend dem Modellansatz erfolgt. Im Zuge einer Feldstudie mit rund 30 Betrieben werden mit Hilfe der entwickelten Indikatoren die Ökosystemleistungen erhoben und anschließend auf Betriebs- und Regionalebene ausgewertet und analysiert.
Diese aufbereiteten Analyseergebnisse stellen die Grundlage für die monetären Bewertungsansätze dar, für die Trends, Potentialabschätzungen und Handlungsalternativen. 

In Phase II steht das "Bewerten" im Fokus: hier werden durch quantitative und qualitative Erhebungen das Erbringungspotential auf den landwirtschaftlichen Betrieben erhoben und die betrieblichen Mehrwerte hinsichtlich Umweltwirkungen und Einkommen durch die Erbringung der Ökosystemleistungen quantifiziert.
Weiters erfolgen agrarökonomische Kalkulationen zu den Bereitstellungskosten und Recherchen zu möglichen Vermarktungsmöglichkeiten, zu Bedarfe im Sektor Wirtschaft mit Hinblick auf künftige Rahmenbedingungen. 

In Phase III geht es um die "In-Wert-Setzung". Hier finden mehrstufige empirische qualitative und quantitative Erhebungsverfahren ihre Anwendung, insbesondere mit relevanten Stakeholdern wie Landwirtinnen und Landwirten, Unternehmen, Konsumentinnen und Konsumenten sowie politischen Vertreterinnen und Vertretern.
Auf dieser Basis erfolgt eine Identifikation von Bedarfen und Entwicklung eines Kriterienkataloges für marktfähige neue Geschäftsmodelle. Diese werden prototypisch für verschiedene Betriebszweige entwickelt und einer Akzeptanzanalyse unterzogen.
Die Ergebnisse werden auf einer eigens entwickelten, zentralen, öffentlich zugänglichen Vermarktungsplattform disseminiert und dienen der Akquise weiterer Vermarktungsmöglichkeiten.

Ergebnisse und Wirkungen

Der Fokus im Rahmen des EIP-Projektes liegt im Endergebnis in folgenden Bereichen:
  • Vorlage einer wissenschaftlichen fundierten Analyse der relevanten Ökosystemleistungen im Umfeld der Berglandwirtschaft in der Nationalparkregion
  • Vorlage einer datenbasierten Bewertung der Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft und Finden der gemeinsamen "Währung" für Ökosystemleistungen
  • Steigerung der potentiellen Umsetzbarkeit auf den Betrieben
  • Festgestellte Bereitstellungskosten für die Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft in Regionen wie die Nationalpark OÖ Kalkalpen Region
  • Theoretische Grundlagenarbeit zur konsumenten-/zielgruppentauglichen Kommunikation/Vermittlung als Basis für eine erfolgsversprechende Vermarktung des Gesamtpaketes der Ökosystemleistungen
  • Skalieren der Erkenntnisse auf Ebene der Berglandwirtschaftsbetriebe, indem praktikable Indikatoren, Tools und Verfahren zur betrieblichen Erfassung der relevanten Ökosystemleistungen entwickelt und getestet werden. Darauf aufbauend ist geplant, gemeinsam mit den Betrieben die Grundlagen zur Vermarktung der Ökosystemleistungen zu erarbeiten.
  • Abschätzung künftiger gesetzlicher Entwicklungen/betrieblicher Verpflichtungen wie Green Deal, Biodiverstitätsimpact von Unternehmen,... und Szenarien zu den möglichen Maßnahmen in Unternehmen und Industrie als Basis für eine Modellentwicklung zur regionalen Kompensation von Ökosystemleistungen in der Berglandwirtschaft
  • Entwicklung potentiell marktfähiger Geschäftsmodelle inklusive Kriterienkatalog zu den Anforderungen der Zielgruppen 
  • Prototypentestung und Akzeptanzanalyse 
  • Mittelfristig ein breites Netzwerk von Anbietenden, Wissensvermittlerinnen und Wissensvermittlern, Interessensvertreterinnen und Interessensvertretern, Verbänden, Wissenschaft und Konsumentinnen und Konsumenten entwickeln
  • Ein "Ökosystemleistung"-Zertifikat für Betriebe und ein "Ökosystemleistung"-Label für Produkte ist angedacht