Bildungsquartier Bludenz Mitte

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden
Innovation

Untergliederung
Wertschöpfung
Wissenstransfer
Bildung & Lebenslanges Lernen
Standortentwicklung
Gemeindeentwicklung
LEADER
Integration & Soziale Inklusion
Kultur
Jugend
Frauen
Chancengleichheit
Innovation

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG Vorderland - Walgau - Bludenz

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
21.04.2022-31.05.2024 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
216.355,20€

Fördersumme aus LE 14-20
129.813,12€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Amt der Stadt Bludenz

Kurzbeschreibung

  • Niederschwellige Angebotsstrukturen und eine zentrale Anlaufstelle für alle Bildungs- und Familienthemen. 
  • Anforderungen erfüllen die in Bezug auf  sozialen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Themen.
Eine zeitgemäße Bildungslandschaft, die bestehenden Angebotsstrukturen sind aufgrund der soziodemographischen Entwicklung in der Stadt Bludenz zunehmend stark belastet. Ein sehr hoher Anteil an Kindern mit nicht deutscher Erstsprache in allen städtischen Betreuungseinrichtungen und ein hoher Anteil an mehrfach belasteten und bildungsfernen Familien verstärkt die angespannte Situation zusehends.

Die Entwicklung des „Bildungsquartier Bludenz Mitte“ und somit die Zentralisierung und Erweiterung der städtischen Angebotsstruktur im Bildungs- und Familienunterstützungsbereich eröffnet große Chancen für ein Leuchtturmprojekt. Mehrere Workshops zu den unterschiedlichen Themen- und Aktionsfeldern, interne Besprechungen und strukturierte Vernetzungstreffen werden begleitet stattfinden.


Ausgangssituation

Die Stadt Bludenz steht im Bildungs- und Sozialbereich vor großen Herausforderungen. Als eine der am stärksten betroffenen Vorarlberger Städte in den Bereichen Zuzug von Menschen mit nicht deutscher Erstsprache und dem derzeit landesweit höchsten Anteil von Kindern im Alter von 0-6 Jahren mit nicht deutscher Erstsprache werden für eine zukunftsfähige Kinderbildungs- und Gemeinwesenentwicklung neue Lösungen im Bildungs-, Sozial- und Familienunterstützungsbereich nötig sein. Die Anforderungen an die Bildung der Zukunft sind hoch. 65 Prozent der Kinder, die jetzt in die Schule kommen, werden in Berufen arbeiten, die es noch gar nicht gibt (Quelle: Elke Wenzel, Institut für Trend- und Zukunftsforschung). Der schlichte Neubau und/oder die Adaptierung von Betreuungs-, Lern-, Beratungs- und Unterrichträumen wird zukünftig nicht mehr ausreichen. Die Agenda 2030 der UNO definiert 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die die Welt zu einem lebenswerten und gerechten Ort für alle machen können. Bildung ist der zentrale Schlüssel dafür! Eine inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung muss sichergestellt sein, die Möglichkeiten für lebenslanges Lernen muss für alle gefördert werden.

Das Bildungsquartier Bludenz Mitte entwickelt sich zu einem chancenreichen Lebens- und Lernraum, an dem das Bildungsziel der UNO deutlich umgesetzt wird. Als Ziele gelten unter anderem: Betroffene zu Beteiligten zu machen, Wertevermittlung, die zur Übernahme von Verantwortung für den gemeinsame Lebensraum animiert, inklusives Lehren und Lernen, Vorschulbildung, Sprachförderung und die Vermittlung von Lese,- Schreib und Rechenkompetenz, inhaltliche und bauliche Barrierefreiheit, fachliche nachhaltige Qualifikation und Haltung von Betreuungspersonal und Lehrkräften, niederschwellige und breite Angebote für Familien und die Entwicklung zu einem attraktiven Lebensraum mit Aufenthaltsqualität.

Ziele und Zielgruppen

Hauptziel des Projektes ist der „regionale Mehrwert in der Planungsregion Vorarlberg Süd“. Die Angebote und Strukturen werden mit Akteurinnen und Akteuren, Vernetzungspartnerinnen- und partnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der sozialraumorientierten Prävention und den Regionalentwicklerinnen und -entwicklern erarbeitet, die Projektergebnisse sollen einen deutlichen Mehrwert für die Region Vorarlberg Süd generieren.

Die Region Vorarlberg Süd entwickelt sich zu einem sozialen und lernenden Entwicklungslabor. Angebote und Strukturen im Bildungsquartier sind regional nutzbar, entlasten andere Gemeinden, eine fragmentierte Angebotsstruktur wird verhindert und ermöglicht zukünftige gemeinde- und regionsübergreifende Umsetzungsstrategien. Ein weiteres übergeordnetes Ziel ist die zukünftige „Erreichbarkeit“ der Eltern und anderer Bezugspersonen der betreuten Kinder und Jugendlichen im Quartier. Aufgrund unterschiedlicher Situationen sind ein Großteil der Eltern der betreuten Kinder und Jugendlichen kaum, oder nur schwer erreichbar. Innerfamiliäre Schwierigkeiten, Auffälligkeiten der Kinder und weitere soziale Themen können dadurch oftmals nur unter erschwerten, beziehungsweise zwangsweise hergestellten Kontakten bearbeitet werden. In der Logik des Programmes „Kein Kind zurücklassen und frühe Hilfen“ ist es aus gesellschaftlicher Sicht immens wichtig, die Eltern der uns anvertrauten Kinder bereits im ersten Lebensjahr des Kindes in einem niederschwelligen und unkomplizierten Kontext kennen zu lernen. Der damit verbundenen Beziehungs- und Vertrauensaufbau wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Kinder, Jugendlichen und der Familien aus. Gesellschaftliche Folgekosten aufgrund von Verstärkung und Manifestierung von Schwierigkeiten können somit vermieden werden.  

Weitere Ziele:
  • Offene, transparente und nach außen gut sichtbare, vernetzte und kooperierende Angebotsstruktur. Dadurch wird im Quartier ein hohes Maß an Niederschwelligkeit erreicht (Beispiel: Eine alleinerziehende Mutter, die Fragen zum Thema Kindererziehung hat, findet durch die Vernetzung und Kooperation mit anderen Einrichtungen die Angebote direkt in den Räumlichkeiten des Bildungsquartiers vor). Ein erstes „Andocken“ an die institutionell übergreifend arbeitenden Angebote kann zeitgleich mit einem Besuch zum Beispiel in der Ludothek, im Eltern-Café oder mit der Bring- und Abholsituation des Kindes kombiniert werden.
  • Sorgsamer und effizienter Umgang mit Grund und Boden, Erhalt von Frei- und Grünflächen.
  • Synergetische Nutzung von bestehender Infrastruktur und somit fach- und institutionsübergreifende, regionale Schaffung von gemeinsam Angebotsstrukturen.
  • Abbau von inhaltlichen, fachlichen und räumlichen Barrieren im Bildungsquartier.
  • Entlastung des städtischen Budgets (Gesamtlösung und Mehrfachnutzungen statt Einzellösungen).


Projektumsetzung und Maßnahmen

Innovationsgehalt
Das Bildungsquartier Bludenz Mitte hat eine hohe Strahlkraft nach außen, wird von Kindern, Jugendlichen, Familien, den Regionen, Wirtschafts-, Handwerks- und Handelsbetrieben als Bereicherung in Bezug auf die Bildungs- und Berufschancen wahrgenommen. Durch die fachliche Umsetzung der „Sozialraumorientierten Prävention“ kommen Familien aus der gesamten Region sehr früh mit dem Quartier in Berührung und können während der gesamten Betreuungszeit (von der Elternberatung bis zum Eintritt der Jugendlichen ins Berufsleben) fachlich bedarfsorientiert und wenn nötig durchgängig begleitet werden. Belastete Familien werden aufgrund der Niederschwelligkeit der Angebote im Quartier früh identifiziert und finden Unterstützung und Hilfe im Angebotsspektrum vor. Externe und ergänzende Unterstützungssysteme sind temporär vor Ort, kommunizieren transparent, unkompliziert und klientenorientiert. Somit können ungünstige Entwicklungen im gesamten sozialen Umfeld früh erkannt, aufgefangen und korrigiert werden. Eine nachhaltige Entlastung des Sozialsystems kann erzielt werden.

Nach Projektabschuss und vollumfänglicher Inbetriebnahme des Quartiers ist ein institutionsübergreifendes Monitoring eingerichtet, die dauerhafte Verankerung und der bedarfsorientierte Ausbau der Angebote stehen im Vordergrund. Das Bildungsquartier Bludenz Mitte erfährt eine grenzüberschreitende Aufmerksamkeit, entwickelt sich zu einem Bildungsquartier der Zukunft und erzeugt Motivation für die Planung und Umsetzung weiterer Standorte in Vorarlberg.

Nachhaltigkeit
Nach dem Projektende im Juni 2024 sind alle inhaltlichen, regionalen, fach- und institutionsübergreifenden Prozesse initiiert, teils abgeschlossen und gehen dann in den Regelbetrieb über. Um die Qualität der erarbeiteten Angebote und Abläufe dauerhaft zu sichern und weiterzuentwickeln, wird die bereits eingerichtete Steuerungsgruppe weitgehend versuchen Selbstorganisationsprozesse im Regelbetrieb zu verankern. Regelmäßige, geplante Vernetzungstreffen sollen weitergeführt werden und sorgen für ein fachlich fundiertes Monitoring und die Möglichkeit der Weiterentwicklung im Bereich der Strukturen und der Angebote im Bildungsquartier und in der Region. Die bereits installierte Projektleitung wird diese Funktion weiterhin ausführen und die Verantwortung für die Gesamtsteuerung und die Dokumentation der Inhalte, Ergebnisse und Definition von Folgezielen mit der Steuerungsgruppe übernehmen.

Weiters ist eine wissenschaftliche Begleitung der Arbeit im Bildungsquartier angedacht – die Rahmenbedingungen hierfür werden im Rahmen des Leader-Projektes „Bildungsquartier Bludenz Mitte“ erarbeitet und festgelegt.

Parallel dazu werden gezielte Maßnahmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit gesetzt, um über den Projektverlauf und den Start in den Realbetrieb zu berichten. Der bestehende Familienkalender der Stadt Bludenz wird überarbeitet und regional weiterentwickelt.

Weiters ist jeweils im Sommer ein interkulturelles Familienfest geplant, um gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen, Eltern, Nutzerinnen und Nutzern und Partnerinnen und Partnern des Prozesses den offiziellen Start des Quartiers zu feiern und Begegnungen zu ermöglichen.

Nach dem Projektende sind deutliche schulische und außerschulische Akzente im Bereich der ganztägigen Bildung gesetzt, Angebote und Strukturen in den Bereichen „ganztägige Schule“, fachlich fundierte und flexible Nachmittagsbetreuung, Freizeit- und Bildungsangebote (zum Beispiel Lerncafe, Lern- und Sprachtreffs, Bewegungs- und Gesundheitsangebote, Angebote der Musikschule) sind institutionsübergreifend gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren und Vernetzungspartnerinnen- und partnern installiert.

Regionaler Mehrwert
Das Projekt findet im einem klar definierten Bereich im Bludenzer Stadtgebiet statt. Die inhaltlichen Angebotsstrukturen, die im Projekt erarbeitet und in weiterer Folge umgesetzt werden, sollen allerdings eine hohe Strahlkraft in die Region Vorarlberg Süd haben. Durch das Projekt soll die Planungsregion Vorarlberg Süd in einer vernetzt denkenden Logik zusammenwachsen, gemeinsam Angebote und Strukturen entwickeln und verankern, dauerhaft und klar strukturiert zusammenarbeiten. Die Stadt Bludenz möchte als Bezirkshauptstadt die Verantwortung für eine regionale und überregionale Angebotsstruktur übernehmen. Bereits im Vorprozess zum vorliegenden Projektantrag haben intensive, fachübergreifende und überregionale Prozesse für die Vorbereitung dieses Antrages stattgefunden.

Unter Einbindung der Bildungsdirektion, des Gemeindeverbandes, des Sozialsprengels Raum Bludenz, dem Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, regionaler SozialplanerInnen, den städtischen Bildungseinrichtungen, der Stadtplanung und der Stadtpolitik wurde im Rahmen von extern begleiteten Workshops an der Vision des Bildungsquartier Bludenz gearbeitet.



Ergebnisse und Wirkungen

Nach der Projektlaufzeit sind die handelnden Akteurinnen und Akteure im Bildungsquartier Bludenz Mitte und in der Region Vorarlberg Süd fachlich gut vernetzt, eine gemeinsame Haltung und klare Abläufe für die zukünftigen Bildungswege, Unterstützungssysteme und niederschwelligen Angebote sind klar definiert.

Die geplanten baulichen Maßnahmen sind (vorbehaltlich der politischen Entscheidungen) in Umsetzung und gehen zeitnah in Betrieb. Dazu gehört unter anderem der Betrieb des Familienzentrums mit vielfältigen Angeboten. Das Bildungsquartier weist eine hohe Aufenthaltsqualität auf. Sogenannte „Dritte Orte – Good great places“ sind entwickelt und verankert, eine hohe Niederschwelligkeit und multiprofessionelle Präsenz zu Tageszeiten laden zum Ankommen, Verweilen und zu Gesprächen ein. Für eine zukunftsfähige Gemeinwesenentwicklung durch die institutionsübergreifende Mehrfachnutzung von bestehender und neuer Infrastruktur ist der „Quartiersgedanke“ im Sinne einer „caring community“ (siehe weiterführende links) umgesetzt, die inneren und die äußeren Räume kommunizieren gut miteinander in einer durchgängigen benutzerfreundlichen Signaletik, ein lebendiges Quartier ist entstanden. Die inhaltlichen Projektleitplanken „Pädagogik, Soziales, Inklusion, Flächennutzung, Identität und Wirtschaft“ sind sicht- und spürbar.