Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen

Prämiert beim Netzwerk Land Kulturlandschaftspreis 2010

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Bildung & Lebenslanges Lernen
Biodiversität

LE-Periode
LE 07–13

Projektlaufzeit
2007

Projektträger
Österreichisches Kuratorium für Landtechnik u Landentwicklung, Umweltbüro Klagenfurt

LE 07–13 Angaben

Themenbereich (Untergliederung): ÖPUL und Umwelt (Bildung, Biodiversität)
Maßnahme: M111

Kurzbeschreibung

Seit 2007 wird ein österreichweites Beobachtungsnetzwerk von interessierten LandwirtInnen aufgebaut, die auf ihren Magerwiesen ganz bestimmte Zeigerpflanzen einmal im Jahr beobachten, zählen und einer zentralen Stelle melden. Die mittlerweile mehr als 530 teilnehmenden LandwirtInnen werden dabei von ÖPUL-KartiererInnen (Naturschutzexperten), entsprechenden Erhebungsbögen sowie Pflanzensteckbriefen unterstützt. Bei den ausgewählten Pflanzen handelt es sich um Zeigerarten (z.B. Wiesensalbei, Gewöhnliche Pechnelke) die empfindlich auf Übernutzung und/oder Überdüngung reagieren. Mit der Beobachtung der Pflanzen können die LandwirtInnen bewusst nachvollziehen, welche Wirkung ihre Nutzung auf die Pflanzen hat.
2009 wurden erstmals auch landwirtschaftliche Schulen als „Partnerschulen“ in das Beobachtungsnetzwerk aufgenommen. Begleitend zum Monitoring wurden bisher eine Reihe von Aktivitäten zur Betreuung und Information der LandwirtInnen aber auch der Öffentlichkeit umgesetzt.

Ausgangssituation

2004 beauftragte das Lebensministerium ein Projekt, in dem ein Team aus unterschiedlichen Fachdisziplinen Vorschläge erarbeiten sollte, wie man Veränderungen der biologischen Vielfalt (Biodiversität) in Österreich beobachten kann. Ergebnis des Projekts MOBI-e war ein Set von etwa 50 Indikatoren, darunter auch das „Artenmonitoring durch LandwirtInnen“, ein Monitoring, bei den Bäuerinnen und Bauern Pflanzen beobachten und zählen. Dieser Indikator wurde entwickelt, weil Bauern einen großen Einfluss auf die Vielfalt in der Kulturlandschaft haben, und sie selbst "ihre" Magerwiesen am Besten kennen.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde dieser Indikator weiterentwickelt und insbesondere der Bewusstseinsbildungsaspekt als oberstes Ziel des Projekts definiert.
2007 startete das Biodiversitätsmonitoring mit einem Pilotjahr. In diesem Jahr wurde der Ablauf des Monitorings geplant sowie die Unterlagen (z. B. Erhebungsbögen) erstellt und mit nahezu 50 LandwirtInnen „getestet“. Am Ende des Pilotjahres hat das Projektteam mit den gewonnenen Erfahrungen das Monitoring weiterentwickelt.
Seit 2008 läuft der „reguläre Monitoringbetrieb“.

Ziele und Zielgruppen

Hauptziel der Bildungsmaßnahme ist es, das Bewusstsein und das Verständnis bei den LandwirtInnen für die Biodiversität im Extensivgrünland zu stärken sowie die Zielsetzung der Bewirtschaftungsauflagen von im Rahmen des ÖPUL geförderten, naturschutzfachlich wertvollen Flächen (WF-Flächen) zu veranschaulichen. Dadurch soll der Erhalt der Magerwiesen in Österreich noch besser unterstützt werden.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Seit 2007 wurde ein österreichweites Beobachtungsnetzwerk von interessierten LandwirtInnen aufgebaut, die auf ihren Magerwiesen ganz bestimmte Zeigerpflanzen einmal im Jahr beobachten, zählen und einer zentralen Stelle melden. Die mittlerweile rund 600 teilnehmenden LandwirtInnen und 13 landwirtschaftlichen Fachschulen werden dabei von ÖPUL-KartiererInnen (Naturschutzexperten), entsprechenden Erhebungsbögen sowie Pflanzensteckbriefen unterstützt. Bei den ausgewählten Pflanzen handelt es sich um Zeigerarten (z.B. Wiesensalbei, Gewöhnliche Pechnelke), die empfindlich auf Übernutzung und/oder Überdüngung reagieren. Mit der Beobachtung der Pflanzen können die LandwirtInnen bewusst nachvollziehen, welche Wirkung ihre Nutzung auf die Pflanzen hat. Den LandwirtInnen wird der Arbeitsaufwand, welcher mit dem Monitoring entsteht, mittels des im ÖPUL 07-13 vorgesehenen Monitoringzuschlags (30.- €/ha WF-Fläche) finanziell abgegolten.
2009 wurden erstmals auch landwirtschaftliche Schulen als „Partnerschulen“ in das Beobachtungsnetzwerk aufgenommen, um auch SchülerInnen landwirtschaftlicher Schulen für das Themenfeld „Magerwiesen – Artenvielfalt – Bewirtschaftung" zu sensibilisieren.
Mit 2010 wurde das Monitoring auf die Beobachtung von bestimmten Tieren ausgeweitet. 30 Pilotbetriebe wurden von tierökologischen Experten eingeschult und sind seit heuer begeisterte Beobachter von Insekten, Schmetterlingen und Vogelarten.

Ergebnisse und Wirkungen

• Bewusstseinsbildung: Das Monitoring wirkt auf die teilnehmenden LandwirtInnen bewusstseinsbildend hinsichtlich der Themen Naturschutz und Biodiversität.
Durch das Beobachten der zahlenmäßigen Entwicklung bestimmter Zeigerarten sehen die Landwirte ihre Wiesen aus einem anderen Blickwinkel und werden generell zum „genauen Hinsehen“ angeregt.
Die unmittelbare Beziehung zwischen Bewirtschaftung und Artenvielfalt wird begreifbar und der Zusammenhang zwischen Wiesennutzung und dem Auftreten bestimmter Pflanzenarten selbst erkannt. Durch den Aufbau eines emotionalen Bezugs zu den beobachteten Arten fühlen sich die Landwirte schließlich selbst für deren Erhaltung verantwortlich und zuständig
• Image: Das Monitoring verbessert das Image der LandwirtInnen gegenüber der Gesellschaft. Durch die Teilnahme am Monitoring kann die Bedeutung der Flächenbewirtschaftung besser argumentiert und transportiert werden. Weiters wird mit der Teilnahme die Einsatzbereitschaft der LandwirtInnen für den Naturschutz dokumentiert.
• Identität und Selbstwert: Das Monitoring wirkt für die LandwirtInnen identitätsstiftend. Den LandwirtInnen wird die Bedeutung und Wichtigkeit ihrer Arbeit für die Gesellschaft vermittelt. Dies trägt zur Steigerung des Selbstwertgefühls bei.

Erfahrung

Das Besondere an „LandwirtInnen beobachten Pflanzen und Tiere in der Kulturlandschaft“ ist, dass das Beobachten und Dokumentieren der Artenvielfalt nicht nur den ExpertInnen überlassen wird, sondern dass es von jenen Personen durchgeführt wird, die die eigenen bewirtschafteten Flächen (Magerwiesen) am besten kennen und für dessen Entstehung und für dessen Erhalt am meisten verantwortlich sind: den LandwirtInnen. LandwirtInnen erkennen auf den eigenen Flächen die Bedeutung ökologischer Bewirtschaftung, indem sie seltene Tier- und Pflanzenarten vor der eigenen Haustüre beobachten. Das Wissen um die Bedürfnisse dieser Tier- und Pflanzenarten kann die zukünftige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und auch der Landschaftselemente positiv beeinflussen.