Sechs Innovationspartnerschaften im Rahmen von EIP-AGRI werden gefördert

Themenbereich
Innovation

16.09.2017

Ende Juni 2016 erfolgte der zweite Aufruf zur Einreichung von Projekten der Vorhabensarten 16.1.1 und 16.2.1 im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI). Damit werden in einem zweistufigen Verfahren in Österreich sogenannte Operationelle Gruppen gefördert, die durch einen Brückenschlag zwischen Praktikerinnen bzw. Praktikern und Forscherinnen bzw. Forschern Innovationen für die Landwirtschaft auf den Weg bringen wollen.

Die fünf Leitthemen der zweiten Ausschreibung waren:

  1. Landwirtschaft 4.0 – Vernetzung von Information/Daten mit produktionstechnischen Prozessen zur Optimierung bzw. Effizienzsteigerung – Umsetzung innovativer Verfahren in die Praxis, 
  2. Maßnahmen und Technologien zur Minderung der Emissionen in der landwirtschaftlichen Praxis, 
  3. Maßnahmen zur Steigerung des Wohlbefindens von landwirtschaftlichen Nutztieren, 
  4. Verbesserung des Risikomanagements in landwirtschaftlichen Betrieben und 
  5. Erhaltung und Verbesserung der genetischen Produktionsbasis österreichischer Wälder unter Berücksichtigung der Aspekte der Anpassung an die Klimaänderung.

Sechs Operationelle Gruppen erhielten nun eine Förderzusage.

Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) hat die folgenden sechs Innovationsprojekte im Rahmen der EIP-AGRI ausgewählt:

Operationelle Gruppe GIS-ELA – Geo-Informations-Systeme für teilflächenspezifische Bewirtschaftungsmethoden zur Effizienzsteigerung und Ökologisierung in der österreichischen Landwirtschaft: Das wirtschaftliche und ökologische Potenzial von Precision Farming bleibt heute noch weitgehend ungenutzt, da bisher nur 6 % der österreichischen Landwirtinnen und Landwirte diese existierenden Technologien nutzen. Im Rahmen des Projekts GIS-ELA sollen deshalb Methoden zur Erstellung und Nutzung von Ertragspotenzial- und Applikationskarten in der landwirtschaftlichen Praxis entwickelt und getestet werden. Durch gezielten Wissenstransfer der Ergebnisse soll eine größere Anzahl von Landwirtinnen und Landwirten über den Mehrwert von Precision Farming informiert werden.


ARGE SaLu_T – SaLu_T – Saubere Luft in der Tierproduktion – Maßnahmen und Technologien zur Minderung der Emissionen sowie der Verbesserung des Tierwohls in der Mastschweinehaltung: Die Emissionen aus vielen Tierproduktionsbetrieben in Österreich sind heute als zu hoch eingestuft. Maßnahmen zur Emissionsreduktion bei Tierhaltungsanlagen sind daher dringend erforderlich. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Entwicklung und Erprobung des ersten emissionsarmen Tierwohlstalls für Mastschweine in Österreich, der technisch in den Bereichen Tierhaltung und Emissionen völlig neue Wege geht. Daraus werden wissenschaftlich fundierte Aussagen zu den Einsparungspotentialen hinsichtlich Geruchs- und Treibhausgasemissionen abgeleitet und ein Best-Practice-Maßnahmenkatalog für unterschiedliche Zielgruppen erstellt.


ARGE Begrünung – Minderung der N- und C-Emissionen in die Luft und der N-Verlagerung in tiefere Bodenschichten durch Optimierung des Begrünungsanbaus im Ackerbau: Infolge intensiver landwirtschaftlicher Bewirtschaftung weist das Grundwasser in einigen Grundwasserkörpern eine hohe Nitratbelastung auf. Diese kann mit Hilfe funktionierender Begrünungen von Ackerflächen mit sogenannten „Catch crops“ verringert werden. In Erprobungsversuchen werden standortangepasste Optimierungen des Begrünungsmanagements an sechs Standorten erarbeitet, die für die Ackerbauregionen Österreichs repräsentativ sind. Aus den Ergebnissen der Praxisversuche wird ein Managementkonzept für Begrünungen erstellt.


ARGE Verlängerte Säugezeit – Partizipationsprojekt und Wissenstransfer zur verlängerten Säugezeit auf Bioschweine-Betrieben: In der Bioschweinehaltung erfolgt das Absetzen der Ferkel von der Sau in der Regel nach 40-42 Tagen. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Ferkel jedoch in einer sensiblen physiologischen Phase und erkranken häufig. Das Konzept der verlängerten Säugezeit zeigt einen Lösungsansatz auf, wie die Probleme rund um das Absetzen der Ferkel reduziert und medikamentöse Behandlungen eingespart werden können. Es sollen im Rahmen des EIP-AGR-Projekts die positiven Effekte und die Praxistauglichkeit einer Verlängerung der Säugezeit demonstriert und Beratungsunterlagen erarbeitet werden.


OG „Gesunde Schweinemast“ – Nutzung von Gesundheitsdaten zur Verbesserung von Atemwegserkrankungen und Parasitenbefall bei Mastschweinen: Heute steht den Landwirtinnen und Landwirten keine systematische Darstellung und Auswertung der Gesundheitsdaten ihrer Mastschweine zur Nutzung in den Betrieben zur Verfügung. Es soll eine Gesundheitsdatenbank für Schweinemastbetriebe aufgebaut werden, die es den Landwirtinnen und Landwirten erleichtert, Risikofaktoren und Schwachstellen des Betriebes in Bezug auf Gesundheitsprobleme zu erkennen und entsprechende Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen.


ARGE Klauen-Q-Wohl – Ausarbeitung und Aufbau einer österreichweiten Infrastruktur zur zentralen standardisierten Erfassung und Auswertungen von Daten zur Klauengesundheit, Lahmheit und Tierwohl: Klauenerkrankungen und Lahmheiten zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in der Milchviehhaltung. In einem ersten Projektschritt werden eine standardisierte Dokumentation und zentrale elektronische Erfassung und Auswertung von Klauenpflegedaten in Österreich sowie eine elektronische Checkliste zur Erfassung von potentiellen Einfluss- bzw. Risikofaktoren auf das Tierwohl am Betrieb aufgebaut. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen wird ein Konzept zur Verbesserung des Tierwohls und der Klauengesundheit erstellt.

Informationen zu den Projekten finden Sie auch auf der Website des BMLFUW.

Im Rahmen des dritten Aufrufs des BMLFUW, der von 26. April bis 10. August 2017 geöffnet war, konnten auch heuer wieder innovative Projektvorschläge im Rahmen der EIP-AGRI in den Vorhabensarten 16.1.1 und 16.2.1 eingereicht werden. Derzeit läuft das Auswahlverfahren in der 1. Stufe.

DI Christian Rosenwirth, Leiter der Abteilung II/9 (Bildung, Innovation, Lokale Entwicklung und Zusammenarbeit sagt über die bisherigen und neu eingereichten Projekte:

„Die unterschiedlichen Projekte, welche zu den ausgeschrieben Leitthemen eingereicht wurden, haben uns gezeigt, dass in der österreichischen Landwirtschaft ein großes Innovationspotenzial steckt. Ich freue mich sehr, dass die Umsetzung dieser innovativen Ideen durch die EIP-AGRI im Rahmen des österreichischen Ländlichen Entwicklungsprogrammes unterstützt werden kann. Wir sind schon auf die Projektvorschläge im Rahmen des nächsten Aufrufes gespannt, der im Jahr 2018 erfolgen wird.“