Rückblick "Draußen am Betrieb - Ergebnisorientierter Naturschutzplan (ENP) in der Praxis"

Themenbereich
Umwelt & Klima

06.06.2018

Am 25. Mai 2018 fanden sich rund 20 Personen in Fieberbrunn ein, um den Ergebnisorientierten Naturschutzplan (ENP) bei der Familie Schwaiger kennenzulernen.

Gerald Pfiffinger (Netzwerk Zukunftsraumland) und Daniela Pöll (Naturschutzabteilung des Landes Tirol) begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und hoben die Vorteile und Wichtigkeit dieser Fördermaßnahme hervor. Dabei betonten sie, dass der ENP-Ansatz voraussichtlich in der nächsten Programmperiode eine wichtige Rolle spielen wird.

Landwirtin Birgit Schwaiger begrüßte ihrerseits die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stellte ihren Betrieb kurz vor. Ihr Betrieb ist ein Familienbetrieb mit insgesamt 38 ha Nutzfläche im Nebenerwerb. Es handelt sich um einen Mutterkuhhaltungsbetrieb, der Direktvermarktung ausübt. Seit 2015 nimmt sie am ENP der ÖPUL Naturschutzmaßnahme teil.

Wolfgang Suske (Suske Consulting) und Barbara Depisch (Suske Consulting) stellten das Pilotprojekt „ENP“vor, welches auf zwei Ebenen arbeitet:
  • Für jede Fläche gibt es Flächenziele, die für den Bauer/die Bäuerin immer beobachtbar sind und eingehalten werden sollen.
  • Für die Flächen sind auch Kriterien festgelegt, welche von der AMA kontrolliert werden.

Der österreichische ENP-Ansatz inkludiert tierökologische Aspekte, oft auch Habitatstrukturen. Die teilnehmenden Betriebe werden mit einem persönlichen Heft, das „ENP Fahrtenbuch“, ausgestattet, welches Schutzziele, Kontrollkriterien sowie Tipps enthält. Bäuerinnen und Bauern sollen im Heft die Bewirtschaftungsmaßnahmen, die sie durchführen, in ein Tagebuch eintragen. Außerdem können sie ihre Beobachtungen im Heft festhalten.

Anschließend wurde eine der ENP-Flächen besichtigt: eine extensiv bewirtschaftete Feuchtwiese. Birgit Schwaiger erzählte über ihre Beweggründe am Pilotprojekt teilzunehmen, sowie über die Flächenziele und Kontrollkriterien der Fläche. Zu den Flächenzielen zählen das Vorkommen der Österreichischen Schwarzwurzel und der Mückenhändelwurz.
Georg Derbuch (Derbuch Coaching) bestimmte vor Ort diverse Insekten und erklärte Teilnehmerinnen und Teilnehmer die ökologische Bedeutungder unterschiedlichen Insekten. (Unter anderen wurden Larven des Warzenbeißers auf der Fläche beobachtet. Warzenbeißer stellen bei manchen ENP-Betrieben auch ein Flächenziel dar.)

Der Betrieb von Familie Schwaiger hat ausschließlich Pflanzenzielarten im ENP, nimmt aber nebenbei auch beim Projekt zum Biodiversitätsmonitoring „Wir schauen drauf“ teil. Hier beobachtet die Bäuerin den Warzenbeißer.

Beim Kaffee und Kuchen wurden diverse Perspektiven zum ENP vorgestellt:
  • Isabella Grandl (Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus) stellte die Umsetzung des Ansatzes aus Sicht des Bundes dar. Außerdem berichtete sie über den Status quo, Potential und Chancen des ENP.
  • Maria Rath (Technischer Prüfdienst der AMA) stellte u.a. fest, dass der Ansatz einen völlig neuen Zugang zu den Naturschutzflächen darstellt. Außerdem informierte sie, dass die Betriebe in Österreich durchschnittlich mit 1 ha beim ENP mitmachen, sowie dass die Steiermark das Bundesland mit dem höchsten Anteil an ENP-Betrieben ist, gefolgt von Tirol und dann Salzburg.
  • Franz Eberharter (LandwirtschaftskammerTirol) informierte, dass in Tirol insgesamt 25 Betriebe mit einer durchschnittlichen Fläche von 6,5 ha beim ENP mitmachen. Er hob Stärken und Schwächen des ENPs hervor. Als Stärken bezeichnete er die gute Betreuung, die von den Betrieben wertgeschätzt wird, sowie die Flexibilität der Maßnahme, die es ermöglicht, eigene Erfahrungen einbringen zu dürfen.
  • Max Albrecht (Naturschutzabteilung des Landes Vorarlberg) und Tanja Moser (Landwirtin aus Vorarlberg) berichteten von ihren positiven Erfahrungen mit dem ENP. Moser bestätigte den Bildungsauftrag der Bäuerinnen und Bauern bei der Umsetzung der Maßnahme.

Im Anschluss wurde eine weitere ENP-Fläche besichtigt. Auf dieser Fläche setzte man sich das Ziel, den Weißen Germer zurückzudrängen, damit er nur mehr vereinzelt auf der Fläche vorkommt. Die Fläche wurde drei Woche vor der Veranstaltung mit einem Motormäher gemäht, bei dem die Schnitthöhe eingestellt werden kann, um den Weißen Germer zu unterdrücken, aber das Wachstum der Orchideen nicht zu hindern. Die von der Landwirtin gezeigten Abbildungen konnten beweisen, wie der Weiße Germer in den letzten drei Jahren zurückgegangen ist, ohne die Anzahl der Orchideen zu verringern. Georg Derbuch zeigte weitere Insekten und Spinnen, die auf der Wiese vorkommen.

In einer Abschlussrunde wurde nochmals bestätigt, dass der ENP kein Programm „für die Masse“ ist. Im Rahmen des ENP Ansatzes werden regelmäßige Vernetzungstreffen für die teilnehmenden Betriebe organisiert. Der Mehrwert solcher Vernetzungstreffen wurde hervorgehoben. Diese genießen eine hohe Teilnehmerrate und wurden von den Teilnehmerinnen und -Teilnehmern sehr positiv aufgenommen.

Das Protokoll zum Seminar finden Sie unter „Downloads“.