Rückblick auf das Seminar "Draußen am Betrieb: Nachhaltige Waldbewirtschaftung - Multifunktionalität versus Segregation"

Themenbereich
Land & Forst
Umwelt & Klima

12.11.2018

Am 22. Oktober 2018 lud das Netzwerk Zukunftsraum Land zur Exkursion „Draußen am Betrieb: Nachhaltige Waldbewirtschaftung – Multifunktionalität versus Segregation“ in das Stift Altenburg im Waldviertel (NÖ) ein. Mit 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Veranstaltung gut besucht. Im Rahmen dieser Exkursion wurde auf die Möglichkeiten multifunktionaler, nachhaltiger Waldbewirtschaftung im Einklang mit einem integrativen Naturschutz eingegangen. Ebenso wurde die Wirkung von Maßnahmen, mit einer räumlich trennenden Wirkung von Produktionsflächen und Schutzgebieten diskutiert, diskutiert. Dabei wurden auch das Waldökologieprogramm sowie die Naturwaldreservate thematisiert. Es konnte gezeigt werden, wie Wertschöpfung durch Holzproduktion und Naturschutz im Wald gleichzeitig funktionieren können. Zudem wurde diskutiert, welche Möglichkeiten das Programm für ländliche Entwicklung für die Förderung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung bietet.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Nach einem einleitenden Vortrag von Richard Bauer, Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, zum Thema „Waldbiodiversitätsmaßnahmen im Programm LE 14–20“ wurde am ersten Exkursionspunkt bei Sachsendorf eine gut entwickelte Tannen-Naturverjüngung begutachtet. Da das besuchte Forstrevier etwas abseits der anderen Forstflächen liegt, wurde es nicht prioritär bewirtschaftet. So wurden z.B. auch keine Maßnahmen gegen Brombeeren gesetzt. In Kombination mit vorhandenen Samenbäumen konnte sich unter dem Schutz der Brombeere die Tanne etablieren. Aber auch Laubholz konnte, vom Rehwild verschont, in die Höhe wachsen. Mittlerweile sind durch diese Methode einige Dickungen entstanden. Bei der Diskussion über die weitere Behandlung dieser Dickungen, wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Vielzahl an Maßnahmen vorgeschlagen. Da die Tanne eine mögliche Alternative für die Fichte in Zeiten des Klimawandels darstellt, wurde natürlich auch hierüber ausführlich diskutiert. Eduard Hochbichler, Universität für Bodenkultur Wien, stellte jedoch klar, dass die Fichte auch in Zukunft in Österreich eine wichtige Rolle auf den dafür passenden Standorten spielen wird.

Potenzielle Naturwaldreservate

Beim zweiten Exkursionspunkt nahe Altenburg gab Georg Frank, Bundesforschungszentrum für Wald, einen Einblick in das Naturwaldreservate-Programm Österreichs. Anhand einer potenziellen Fläche wurden die Auswahlkriterien sowie der Bewertungsprozess dargestellt. Da es sich hierbei in der Regel um Langzeitprojekte von mindestens 20 bis 60 Jahren handelt, spielt die Finanzierung stets eine wesentliche Rolle Aktuell werden aber alle auslaufenden Verträge verlängert.
 
Hingucker Eichelhäher-Saat

Am dritten Exkursionspunkt bei Irnfritz konnte eine Eichelhäher-Saat in Augenschein genommen werden. Im gesamten Waldgebiet wurden Futtertische aufgestellt, die mit forstbetriebseigenen Eicheln während des Eichelabfalles bestückt werden. Anschließend werden diese Tische mit anderwärtigem Futter, meist mit Sonnenblumenkernen aus der stiftseigenen Biolandwirtschaft, befüllt, damit die Eichelhäher ihre versteckten Eicheln über den Winter nicht als Nahrung nutzen. Daraus können dann im darauffolgenden Frühjahr Eichen wachsen. Eine flächendeckende Eichenverjüngung kann damit natürlich nicht geschaffen werden, aber zur Beimischung von Eichen in eher nadelholzdominierte Bestände ist dies jedenfalls empfehlenswert. Die Auswertungen der wissenschaftlichen Begleitung durch Eduard Hochbichler haben aber eines klar gezeigt: Ohne angepassten Wildbestand ist der Verbissdruck so hoch, dass die Verjüngung und Etablierung eines neuen Eichenbestandes fast unmöglich ist. Möchte man klimafitte Bestände erhalten, muss der Wildbestand so angepasst werden, dass eine Verjüngung auch ohne Schutzmaßnahmen funktionieren kann.

Multifunktionsstreifen

Das Stift Altenburg hat in seinen Waldungen rund 35 ha sogenannte „Multifunktionsstreifen“ entlang der Forststraßen angelegt. Diese Flächen bieten einerseits Lagerplatz für das geerntete Holz und erleichtern das Auftrocknen von Forststraßen, andererseits sind sie aufgrund der Zusammensetzung des Bewuchses aber auch hervorragend als Wildäsung und Bienenweide geeignet.

Das Protokoll zum Seminar finden Sie unter „Downloads“.

Das Organisationsteam des Netzwerks Zukunftsraum Land bedankt sich recht herzlich beim Stift Altenburg für die Gastfreundschaft und für den interessanten Einblick in dessen Ansatz zur multifunktionalen Waldbewirtschaftung.