Alte Obstsorten wiedersehen & wiederschmecken

Prämiert beim Netzwerk Land Kulturlandschaftspreis 2013

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Kulinarik

Untergliederung
Biodiversität
Kulinarik

Projektregion
Oberösterreich

LE-Periode
LE 07–13

Projektlaufzeit
2011-2014

Projektträger
Naturpark Obst-Hügel-Land

LE 07–13 Angaben

Themenbereich (Untergliederung): ÖPUL und Umwelt (Biodiversität)
Maßnahme: M323

Kurzbeschreibung

Historische Obstsorten sind in der heutigen Zeit vielfach selten geworden. Um einen Fortbestand dieser wohlschmeckenden und genetisch wertvollen Obstsorten zu sichern, gilt es, das Bewusstsein um ihren Wert wiederzubeleben und zu heben. Das Projekt des Naturparks Obst-Hügel-Land griff das Thema nun auf vielfältige Weise auf und konnte so ganz unterschiedliche Zielgruppen erreichen. Eine Broschüre zu alten Obstsorten wurde entwickelt, ein Kreativwettbewerb mit Schulen durchgeführt und eine Obstsortenverkostung abgehalten. Zudem wurden der „Kindergartenapfel“ sowie die „Traumbaumaktion“ ins Leben gerufen. Mit der Obstsorten-Datenbank sowie der Beschilderung des Obstlehrgartens in St. Marienkirchen wurde versucht, die Vielfalt an seltenen und traditionellen Obstsorten und -arten in Oberösterreich und deren Wichtigkeit zu dokumentieren. Alte Obstsorten sollen mithilfe dieses vielfältigen Projekts nicht nur erhalten, sondern auch weiterentwickelt werden.

Ausgangssituation

Historische Obstsorten sind mittlerweile selten geworden. Die früher sehr bedeutsame traditionelle Produktion von Obst (meist in Form von Streuobstbeständen), wurde betriebswirtschaftlich immer unbedeutender. Bei der heutigen Tafelobsterzeugung wird nur auf wenige Obstsorten zurückgegriffen, die als gut vermarktbar gelten. Damit einher geht ein steter Rückgang der Vielfalt von Obstbaumsorten. Die gute Anpassung altbewährter Sorten an die jeweiligen Standortbedingungen wird dabei aber oft vergessen. Die Folge dieser generellen, weltweiten Marktentwicklung sind Auflassung, Rodung oder Verbrachung von alten Obstbaumbeständen. Damit sind auch zahlreiche wertvolle Sorten verschwunden bzw. sehr selten geworden bzw. geht das Wissen über solche Sorten verloren.

Ziele und Zielgruppen

* Erhaltung und Weiterentwicklung der Vielfalt an seltenen Obstsorten und Obstarten in Oberösterreich * Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für den Schutz unserer natürlichen Ressourcen anhand des Beispiel "alte, noch verfügbare aber in Vergessenheit geratene Obstsorten" * Erhaltung und Entwicklung wertvoller und landschaftsprägender Obstbaumbestände zum Schutz der Lebensräume für seltene Tierarten * Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für die ökologische Bedeutung von Obstbaumbeständen

Projektumsetzung und Maßnahmen

Folgende Projektmaßnahmen wurden bisher umgesetzt: * Projektbroschüre (zum Projektstart 2010) * Kreativwettbewerb mit Schulen (Zeichnungen und Geschichten zum "Weberbartl" und zur "Herzogin Elsa") * Moderierte Obstsortenverkostungen (2x durchgeführt, mit je ca. 50 Teilnehmern) * Kindergartenapfel (Aktionen mit Kindergartengruppen, Lieblingsapfel herausfinden, Bewusstseinsbildung) * Ausstellung zu „Alte Obstsorten“ im Mostmuseum St. Marienkirchen/Polsenz (Fotos, alte Kataloge, Geschichten etc.) * CD „Obstalltagsgeschichten“ (Volksschulkinder interviewten Angehörige, z.B. Omas und Opas, zu Themen wie Most machen früher) * Traumbaumaktion (Aufbau einer Obstsortenauswahldatenbank; Bestellmöglichkeit von 1-jährigen Obstbäumchen im Topf; die Aktion wurde 2010 und 2011 durchgeführt) * Obstsorten-Datenbank www.meineobstsorte.at (Weiterentwicklung der bestehenden Datenbank zur einer eigenen Website) * Beschilderung und Folder Obstlehrgarten St. Marienkirchen (Kennzeichnung der rund 200 Obstsorten im Sortenerhaltungsgarten, Obstbaumschnittlehrpfad) * Weberbartlfest (mit Obstsortenausstellung)

Ergebnisse und Wirkungen

Das Projekt hatte einerseits unmittelbare Auswirkungen auf die engere Region (Naturpark Obst-Hügel-Land), andererseits aber auch auf ganz Oberösterreich.
Im Naturpark selbst hatten durch die Projektmaßnahmen viele Partner profiertiert, u.a. - Kindergärten: Wissensvermittlung rund um alte Obstsorten (Kinder und Pädagoginnen), gemeinsames Pflanzen von Obstbäumen
Volksschulen: die Schüler beschäftigten sich im Rahmen von Familien-Interviews ("Obstalltagsgeschichten") und bei einem Kreativwettbewerb mit dem Thema (Bewusstseinsbildung, Bezug zur eigenen Kulturlandschaft)
Obstbauverein St. Marienkirchen: Beschilderung des vereinseigenen Obstsorten-Lehrgarten; dadurch können Besucher und Kursteilnehmer noch besser betreut werden; Aufwertung des Obsterlebnisgartens
Landwirte: durch die Thematisierung der "Alten Obstsorten" kam es im Naturparkgebiet verstärkt zu Neupflanzungen von halb- und hochstämmigen Obstbäumen; Verbesserung der typischen Kulturlandschaft
Manche Projektaktivitäten entfalteten ihre Wirkung auf ein weit größeres Gebiet, z.T. ganz Oberösterreich: - Obstbaum-Bestell und -Pflanzaktion von 1-jährigen Bäumchen: Bestellungen kamen aus den verschiedensten Regionen OÖ. - die Website www.meineobstsorte.at ist offen für alle Interessierten. Die Auswahl der Sorten gemeinsam mit der Arche Noah orientierte sich an den Standortbedingungen in Ober- und Niederösterreich
Die wesentliche Effekte des Projektes liegen in der Bewusstseinsbildung. Das Projekt hat jedoch auch positive ökologische Wirkungen (Neupflanzung von Obstbäumen), soziale Effekte und brachte ökonomische Vorteile für bäuerliche Direktvermarkter und Baumschulen.