Naherholung

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette

Untergliederung
Landwirtschaftliche Dienstleistungen
Interkommunale Kooperation
Mobilität
LEADER
Nachhaltige Landschaftspflege

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
06.05.2016-31.12.2019

Projektkosten gesamt
109.067,00€

Fördersumme aus LE 14-20
65.440,20€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Gemeinde Alberschwende

Kurzbeschreibung

Immer mehr Menschen suchen Erholung im Gebiet Brüggele-Bödele. Die Gemeinde Alberschwende nahm dies zum Anlass, im Projekt gemeinsam mit umliegenden Gemeinden, der Bevölkerung und Fachleuten die Grundlagen für eine nachhaltige Erschließung des Naherholungsgebiets zu schaffen. Die Ziele waren, die Lebensqualität in der Region zu steigern und fundierte Grundlagen für Investitionen zu erhalten. Wichtige war dabei die Frage, welche Leistungen Natur und Landschaft für die Gesellschaft bringen (sogenannte Ökosystemleistungen) und wie diese bewertet werden können.

Im Projekt wurden Werkzeuge erarbeitet, mit denen die Ökosystemleistung in Naherholungsgebieten bewertet werden kann. Entscheidungsträgerinnen und -träger können damit erkennen, wie sich Investitionen auf den Erholungswert eines Gebietes voraussichtlich auswirken. Auch gab das Projekt Anstoß zur Planung von Mobilitätsmaßnahmen. Mit einem Musikwanderweg und Kunstinstallationen in der Landschaft folgten erste Umsetzungsschritte.

Ausgangssituation

Moderne Freizeitgestaltung, Bewegungssport und Erholung durch Ruhefindung stellen sich als zunehmend raumfordernde, landschaftsintensive Bedürfnisse heraus. Die Erholung fordert sowohl Distanz zum Siedlungs-, Verkehr- und Gewerberaum und gleichzeitig Anbindung an dieselben. Der Nutzungsdruck ausgehend vom Ballungsgebiet auf den ländlichen Raum steigt.

Das Gebiet Brüggele-Bödele ist ein naturlandschaftlich attraktives Gebiet. Die Gemeinde Alberschwende steht vor großen Entscheidungen zur Erneuerung der Naherholungs-Infrastruktur. Im Sinne der Ökosystemleistung des Gebietes geht es um die Nutzung des Gebietes durch den Menschen mit gleichzeitiger Sicherung (Steigerung) des Erholungswertes. Eine nachhaltige verkehrstechnische Einbindung spielt dabei eine wichtige Rolle. Ein neuralgischer Punkt neben der Finanzierung und der verkehrstechnischen Einbindung ist die Frage, ob ausschließlich die weniger begüterten Gemeinden des ländlichen Raums für die Infrastruktur Erholungssuchender aus dem Ballungsraum verantwortlich sind, oder ob es Möglichkeiten der interkommunalen Beteiligung (wie bei Sportstätten) gibt?  Die Notwendigkeit eines interkommunalen Ansatzes wurde aus der Problemstellung heraus in den LES2020 der Regio-V verankert.

Die Gemeinde Alberschwende hat zur Umsetzung des Projektes ein Arbeitsteam gebildet und beabsichtigt im Rahmen des LEADER-Projektes einen interkommunalen Planungsprozess auszuführen und Fachleute mit einzubeziehen.

Ziele und Zielgruppen

Projektziel ist die Schaffung von Entscheidungsunterlagen für Investitionen in die nachhaltige Erschließung eines Naherholungsgebietes mit Wirkung auf die Inwertsetzung der Natur- und Kulturlandschaft. Das Projekt soll die Auseinandersetzung mit der Ökosystemleistung unter Berücksichtigung neuer Mobilitätkonzepte fördern und zur Steigerung der Lebensqualität in der Region beitragen. Die erarbeiteten Ergebnisse bewirken eine höhere Sicherheit für Investitionen in die Naherholung und ermöglichen eine intensivere Auseinandersetzung in der Bevölkerung für die Entwicklung eines qualitativen Erholungsgebietes.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Gegenstand des Projektes ist die ausführliche Konzeption, Planung und Finanzierung zur besseren Erschließung eines interkommunalen Naherholungsgebietes. Die Machbarkeitsprüfung erfolgt mit Beteiligung umliegender Gemeinden und Fachorganisationen und beinhaltet die Akzeptanz der Bevölkerung. Die Machbarkeitsprüfung behandelt die organisatorischen, rechtlichen und technischen Fragestellungen und die Klärung zur Finanzierung. Es geht um die Prüfung der Machbarkeit zur Umsetzung von Konzepten.

Ergebnisse und Wirkungen

Zusammenfassung
Das Projekt ermöglichte die aktive Auseinandersetzung mit der Ökosystemleistung und mit einer aktiven Gestaltung eines Naherholungsgebietes. Es gab Anstoß zur Planung von Mobilitätsmaßnahmen.

  • 13 Lenkungsausschusssitzungen, Beratung und Planung (6-8 Personen)
  • 30 verschiedene Personen waren in der Ausarbeitung von Konzepten, Ideen beteiligt
  • 140 Personen nahmen an den öffentlichen Veranstaltungen und Workshops teil
  • 28 Fachleute nahmen an den zwei Workshops mit Begehung zum Thema Ökosystemleistung teil 
Anlässlich der Eröffnung der Pilotinitiativen „Musikwanderweg“ und „Kunst und Landschaft“ wurde ein größerer Personenkreis erreicht und für das Thema sensibilisiert.
 
Projektanpassung: Das Projekt hatte die Absicht, das Thema Naherholung unabhängig vom „Liftprojekt“ (Erneuerung eines Sessellifts) zu beleuchten. Im Zuge der Projektabwicklung wurde klar, dass das Seilbahnvorhaben die Gestaltung des Naherholungsgebietes maßgeblich beeinflusst. Mit Rücksicht auf den parallel geführten Planungsprozess entschied sich das Lenkungsgremium in Abstimmung mit den Programmverantwortlichen für eine Projektanpassung. Diese wurde beantragt und im November 2018 bewilligt. Anmerkung: Gegen Projektende wurde klar, dass die diskutierte Großinvestition nicht realisiert werden kann. Ungeachtet dessen konnten beispielgebende Aktionen (landschaftsgestalterische Maßnahmen) umgesetzt und fachliche Grundlagen (Bewertungsmodell nach der Ökosystemleistung und Konzept für die örtliche Mobilitätsplanung) geschaffen und Konzepte für die Mobilitätsplanung angelegt werden.
 
Ergebnis ÖSL-KVP-Tool
Mit der Bearbeitung und Diskussion um die Ökosystemleistung (ÖSL) ist ein Online-Tool beziehungsweise Indikatoren-Set entstanden: ein weitreichendes Instrumentarium für die Begleitung von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen. Das sogenannte KVP-Tool verwendet ein Indikatoren-Set, das am Naherholungsbeispiel Brüggele-Bödele entstanden ist. Das Ergebnis dient als Werkzeug und Vorzeigebeispiel für die Bewertung von Infrastrukturmaßnahmen in Naherholungsgebieten. Damit wurde ein nachhaltiges Instrumentarium für die Planung und laufende Evaluierung geschaffen. Das Modell zur Bewertung von Naherholungsgebieten mit den Methoden der ÖkoSystemLeistung kann mittels des entwickelten Indikatoren-Sets und dem zur Verfügung gestellten KVP-Tool auf andere Gebiete übertragen werden. Entscheidungsträgerinnen und -träger und Akteurinnen und Akteure aus den Nachbargemeinden, Fachabteilungen des Landes und Fachorganisationen wurden in unterschiedlichen Formaten in den Entwicklungsprozess eingebunden.
 
Beispiele für Gestaltungsmaßnahmen von Naherholungsgebieten
Mit der Mobilisierung von Akteurinnen und Akteuren zur Umsetzung von Gestaltungsmaßnahmen im Naherholungsgebiet ist es gelungen, nicht nur Akteurinnen und Akteure zu gewinnen, sondern auch Ideen umzusetzen und damit zu demonstrieren, wie ein Naherholungsgebiet qualitativ durch öffentliche Beteiligung gestaltet werden kann.
 
Konzept und Vorgehensplan zur Erarbeitung von Mobilitätskonzepten
Mit der Erarbeitung einer Leistungsbeschreibung für die Ausschreibung zur Entwicklung alternativer Mobilitätskonzepte konnte ein Anfang für einen wichtigen Planungsprozess gesetzt werden. Zentrales Thema für die Naherholung ist das Management des Individualverkehrs (Parkplatz) und die Mobilisierung in Richtung ÖPNV.

Erfahrung

Wir erkannten im Projekt die große Chance, Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen und in den Entwicklungsprozess einzubinden. So konnten wir im Frühjahr 2017 über 100 Grundeigentümerinnen und -eigentümer begrüßen und ca. 30 Personen für die Mitarbeit in Arbeitsgruppen gewinnen. Weiter konnten wir nach einer öffentlichen Einladung Bürgergruppen gewinnen und Gestaltungsmaßnahmen für das Erholungsgebiet diskutieren und auf deren Wirkung hin bewerten. Das Projekt beschert uns Zuversicht und bestärkt uns in der Überzeugung, dass ein Naherholungsgebiet durch Akteurinnen und Akteure aus der Bevölkerung heraus entwickelt werden kann (endogene Entwicklung). Die umgesetzten Beispiele zeigen, wie die Bevölkerung mit eingebunden und ein Gebiet langfristig attraktiviert und der Erholungswert gesteigert werden kann.