Daseinsvorsorge

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Gesundheit
Interregionale / Transnationale Kooperationsprojekte

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
22.03.2016-30.11.2019

Projektkosten gesamt
31.582,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
25.266,00 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.3 Vorbereitung und Durchführung von Kooperationsmaßnahmen der lokalen Aktionsgruppe

Vorhabensart
19.3.1. Umsetzung von nationalen oder transnationalen Kooperationsprojekten

Projektträger
Regio Leiblachtal

Kurzbeschreibung

Das Projekt hatte zum Ziel, innovative Lösungsansätze für die Gewinnung von Fachkräften im Versorgungs- und Präventionsbereich sowie für die allgemeine Gesunderhaltung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Region zu finden.

Zur Bindung der Fachkräfte ist ein grenzüberschreitendes Kooperationsnetzwerk im Fachbereich entstanden. Eine Pflegeplattform und ein Demenznetzwerk wurden eingeführt und vertieft. Im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) wurde der Istzustand im Leiblachtal im grenzüberschreitenden Gesundheitsnetzwerk erfasst und Unternehmen zum Thema informiert. Die Gemeinden entwickelten als Arbeitgeber ein modellhaftes transnationales BGM-Programm mit einer transnationalen BGM-Challenge.

Die Gemeinde Markt Scheidegg hatte im transnationalen Kooperationsprojekt die Rolle des leitenden Projektpartners. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Markt Oberstaufen sowie der Regio Leiblachtal mit ihren Mitgliedsgemeinden umgesetzt.

Ausgangssituation

Aufgrund der demographischen Entwicklung und der Herausforderungen umwelt- und arbeitsplatzabhängiger gesundheitlicher Belastungen, die dies- und jenseits der Grenze gleich verlaufen, kommen in naher Zukunft auf die ländliche Region sehr große Herausforderungen im Gesundheits- und Vorsorgebereich zu. Diese könnten im Rahmen einer grenzübergreifenden Kooperation gelöst werden, denn in beiden Teilregionen gibt es Anbieter und innovative Lösungsansätze für die bestehenden Probleme und zugleich langjährige und gute Erfahrungen bezüglich transnationaler Projekte. Zugleich fehlen auf beiden Seiten Personalressourcen für die Umsetzung, es besteht ein Informations- Kooperations- und Aufklärungsdefizit sowie ein Fachkräftemangel in den angesprochenen Bereichen. Die Kleinanbieterinnen und -anbieter, die gemeinsam das Konzept „Glutenfrei Scheidegg“ mit ihren Leistungen bedienen, werden derzeit noch zu wenig gestärkt, vermarktet und qualifiziert.

Ziele und Zielgruppen

  • Sicherung von Fachkräften im Versorgungs- und Präventionsbereich
  • Gesunderhaltung der Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Fachkräfte in der Region 
  • Altersgerechte medizinische Versorgung und Betreuung für Seniorinnen, Senioren und demenziell Erkrankte.
  • Zielgerichtete Weiterentwicklung des gesundheitstouristischen Alleinstellungsmerkmals „Glutenfrei“ in Scheidegg mit Ausstrahlkraft für die gesamte touristische Region Westallgäu.

Querschnittsziel Netzwerksarbeit: Sowohl in den Entwicklungszielen der Allgäu GmbH (Standortmarketing und Fachkräftesicherung), des Landkreis Lindau (Seniorinnen- und Seniorenpolitisches Gesamtkonzept) als auch in der Strategie Allgäu 2020 (Netzwerk Regionalentwicklung Allgäu) sind die Inhalte der Arbeitspakete des Transnationalen Gesundheitsnetzwerks als maßgebliche Ziele benannt. 

Dauerhafte Beschäftigung der Netzwerksmanagerinnen- und manager in der Lead-Gemeinde Scheidegg (Anteil 82 Prozent) ist vorgesehen. Für die Kostenentlastung ist eine langfristige Bindung von ko-finanzierenden Netzwerkspartnerinnen und -partnern wie Kliniken, Gesundheitsanbieterinnen und -anbieter und Betriebe geplant.

Projektumsetzung und Maßnahmen


1. Gewinnung und nachhaltige Bindung von Fachkräften durch gegenseitigen Austausch und Netzwerksarbeit zwischen den Kliniken
  • Einführung eines standardisierten administrativen Verfahrens in der Akquise gut ausgebildeter Fachkräfte aus den ehemaligen Ostblockstaaten (Ungarn, Ukraine)
  • Nutzung der Potentiale von Zugewanderten in Pilotprojekten durch Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt der Reha-Kliniken als Praktikantinnen und Paraktikanten oder einfache Hilfskräfte mit dem Ziel einer Ausbildung in Mangelberufen wie Pflegefachkraft, Kinderpflegerin/Kinderpfleger, Erzieherin/Erzieher, in enger Kooperation mit dem Landratsamt Lindau (Beispiel Prinzregent-Luitpold Klink, KJF)
  • Organisation eines umfassenden Angebots von Zusatzleistungen für neue Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Sprachkurse, Integrationsangebote, Kinderbetreuung, soziale Integration über Vereine) zur Arbeitsplatzbindung

2. Innovatives Demenznetzwerk

  • Über das Thema Demenz und über Hilfen regelmäßig informieren, vor allem über den Gesundheitsatlas, als maßgebliche Informations- und Kommunikationsplattform für alle Betroffenen und Fachpersonen
  • Gesundheitskongress als Plattform nutzen - Fachreferentinnen und Fachreferenten einladen
  • Pressearbeit - Lesungen, Büchertische, Workshops organisieren - Bürgerinformationsabende - Tag der offenen Tür in Heimen für Seniorinnen und Senioren organisieren
  • Austausch Betroffener, Helferinnen und Helfer sowie von Fachkräften organisieren - Demenzhotline - betreuter Nachmittag für Betroffene - Angehörigenentlastungsangebote -Demenzgottesdienste - Theater- und Filmabend zum Thema
  • Ehrenamtliche Strukturen in der Demenzhilfe stärken
  • Gemeinsame Fortbildungsangebote organisieren -Schulungsmaßnahmen organisieren - Bevölkerung einbinden (öffentlichen Dienst, Bürgerservice der Gemeinden, Polizei, Busfahrerinnen und Busfahrer usw. Dienstleisterinnen/Dienstleister, Banken…, Ausbilderinnen und Ausbilder gewinnen
  • Akzeptanz dementiell Erkrankter erhöhen durch Aufklärung

3. Schaffung von Präventionsangeboten im Rahmen eines koordinierten betrieblichen Gesundheitsmanagements in Kooperation mit Firmen und Handwerksbetrieben

  • Situationsanalyse in Scheidegg bereits erfolgt in 2007-2013 – weitere Erfassung in Vorarlberg. Das Angebot an Gesundheitsdienstleistern in der Region ist sehr umfangreich. Momentan haben diese Anbieter zwar Potential für eine betriebliche Gesundheitsförderung, jedoch Bedarf es hier einer Kooperation verschiedener Anbieter, um ein ganzheitliches Angebot zu schaffen. Die Situationsanalyse umfasst zum einen den momentanen Stand der Leistungserbringer in Bezug auf die betriebliche Prävention und zum anderen die aktuellen Tätigkeiten der untersuchten Firmen hinsichtlich der betrieblichen Gesundheitsförderung. Aktuell hat die Marktgemeinde Scheidegg zahlreiche verschiedene Gesundheitsanbieter: unter anderem fünf Rehakliniken, ein Diagnostik- und ein Therapiezentrum, Anbieterinnen/Anbieter für Kur- und Heilbehandlung, Ernährungsberaterinnen/-berater und Heilpraktikerinnen/Heilpraktiker. Aufgrund des großen Angebots wird hierfür eine Übersicht geschaffen, damit eine passende Kombination der Anbieterinnen und Anbieter auf eine betriebliche Gesundheitsförderung abgestimmt werden kann.
  • Analyse von Arbeitsplatzbeschreibungen, in Scheidegg bereits erfolgt in 2007-2013 – weitere Erfassung in Vorarlberg und Übertragung der Daten aus Scheidegg notwendig: Bevor ein Präventionskonzept entwickelt werden kann, muss zuvor eine umfangreiche Analyse der Arbeitsplatzbeschreibung erfolgen. Hierbei handelt es sich um typische Tätigkeiten, die zu Belastungen für die Mitarbeitenden führen können. Darunter fallen körperlich anstrengende Arbeiten, aber auch die Tätigkeiten im Büro.
  • Ermittlung gemeinsamer beruflicher Belastungen: Wenn in den Firmen die Arbeitsplatzbeschreibungen vorliegen, wird versucht, ähnliche Tätigkeiten bzw. Belastungen zusammenzufassen. Somit kann das Präventionskonzept zielgruppenspezifisch aufgebaut werden. Das Ziel hierbei ist, dass typische Belastungen im Arbeitsalltag entwickelt werden, die auf andere Firmen übertragbar sind. Beispielsweise können lange sitzende Tätigkeiten sowohl im Büro als auch in der Produktion dieselbe körperliche Beanspruchung haben.
  • Entwicklung eines Präventionsportfolios auf Basis der gemeinsamen Belastungen: Mithilfe der Gesundheitsdienstleisterinnen und -dienstleister in Scheidegg soll nun auf Basis der entwickelten Belastungen ein ganzheitliches Präventionsprogramm erstellt werden. Abhängig von der betrieblichen Belastung werden die entsprechenden Leistungsanbieterinnen und -anbieter in das Programm mit einbezogen. Das Präventionsportfolio wird mit ärztlicher Betreuung aufgebaut und beinhaltet insbesondere die Bewegung, Ausdauer und den Muskelaufbau. Daneben werden, je nach Bedarf, die Ernährung oder die psychologische Betreuung integriert.
  • Handlungsempfehlungen: In diesem Schritt sollen nun die zielgruppenspezifischen Handlungsempfehlungen für die Beispiel-Firmen entwickelt werden. Es wird aufgezeigt, wie das Angebot des Präventionsportfolios in den Betrieb integriert werden kann. Des Weiteren werden die Kosten analysiert, die für die das Präventionsangebot anfallen. In diesem Zusammenhang werden auch Finanzierungsmöglichkeiten für die Betriebe erarbeitet. Abhängig von der Leistung wird das Angebot von dem Betrieb, den Krankenkassen und evtl. aus Fördermitteln finanziert.

4. Sicherung und zielgerichtete, intensive Unterstützung der Glutenfrei-Anbieter in Scheidegg und Verstärkung der Marketingmaßnahmen
  • Qualifizierung der Kleingastgeberinnen und -gastgeber mit einem Glutenfrei-Angebot
  • Unterstützung der Glutenfrei-Gastwirtinnen und -Gastwirte sowie Bäckereien
  • Umsetzung des Maskottchens „Zöli“ für Kinder eventuell mit Leader-Förderung
  • Schaffung einer Stelle „Zöliakie-Guide Scheidegg“ in der Kurverwaltung.
  • Schulungsangebote und Verstärkung der Kooperationen mit anderen Tourismusgemeinden mit einem Allergiefrei-Angebot, Bekanntmachung des Glutenfrei-Angebots für Tagesgäste umliegender Gemeinden.
  • Verlängerung der Tourismus-Saison.


Ergebnisse und Wirkungen

  1. Durch die aktive Einbindung der Mitarbeitenden im Pflege- und Betreuungsbereich konnte die Attraktivität des Berufs gesteigert und zur Sicherung von Fachkräften im Versorgungs- und Präventionsbereich beigetragen werden.
  2. Durch ein gemeinsames Projekt mit den Projektpartner-Gemeinden für die Mitarbeitenden der Region konnte die Gesunderhaltung unterstützt werden.
  3. Durch die Bildung einer Pflegeplattform und eines Demenznetzwerkes konnte sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Seniorinnen und Senioren und demenziell Erkrankte eine gute Versorgung weiterentwickelt werden.


Erfahrung

Durch die attraktiven Veranstaltungen konnten die Themen „Betriebliche Gesundheitsförderung“ und „Pflege und Betreuung, Demenznetzwerk“ sehr niederschwellig an eine breite Zielgruppe gebracht werden. Die begleitende Pressearbeit in den Gemeindezeitungen und Regionalmedien haben dies unterstützt. Kooperationen sind während des Projektzeitraums außerhalb vom Projekt entstanden und sind jetzt eigenständig tätig.
Es wurden sehr viele Menschen aus dem Fachbereich und der Wirtschaft mit für sie oftmals völlig neuen Themen erreicht. Es bestand ein hohes Interesse an einer Kooperation zu den Themen, welche auch im Projekt realisiert werden konnte. Um das entstandene Interesse zu halten und zu stärken, wurde eine Steuerungsgruppe gegründet, welche bei konkreten Veranstaltungen über einen Zeitraum von zwei Jahren mit entwickelte und Expertise abgab.