Naturfourm 4.0

Gemeinsam unseren Lebensraum gestalten

Themenbereich
Innovation

Untergliederung
Landwirtschaft
Schutzgebiete
Biodiversität
Naturschutz
Umweltschutz
Alm- & Berglandwirtschaft
Tierwohl
Boden
Wald
Forstwirtschaft
Innovation

Projektregion
Kärnten

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.07. 2021-29.02.2024

Projektkosten gesamt
277.929,00€

Fördersumme aus LE 14-20
194.550,30€

Massnahme
Zusammenarbeit

Teilmassnahme
16.2 Förderung für Pilotprojekte und für die Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren, Prozesse und Technologien

Vorhabensart
16.02.2. a) Unterstützung bei der Entwicklung von innovativen Pilotprojekten im Tourismus - BMWFW

Projektträger
ARGE Naturforum 4.0

Kurzbeschreibung

Die Nutzung von Naturräumen für Freizeitaktivitäten wie Wandern, Mountainbiken, Radfahren, Langlaufen, Winterwandern und Skitourengehen hat in vielen Regionen zu Konflikten zwischen verschiedenen Interessengruppen geführt. Zu diesen Gruppen zählen Landwirtinnen und Landwirte, Försterinnen und Förster, Almwirtinnen und Almwirte, Grundbesitzende, Jägerinnen und Jäger, Freizeitanbieterinnen und Freizeitanbieter sowie die Freizeitnutzenden selbst. Solche Konflikte können aus unterschiedlichen Nutzungsansprüchen an die Naturräume entstehen. Um diese Konflikte zu adressieren und ein harmonischeres Miteinander in Regionen mit intensiver Freizeitnutzung durch Einheimische und Urlaubsgäste zu fördern, wurden von dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft unterstützte Modellprojekte ins Leben gerufen. Diese Projekte konzentrieren sich auf die Vermeidung und Lösung von Nutzungskonflikten und suchen nach nachhaltigen und resilienten Lösungen.

Ausgangssituation

Das Projekt wurde als Reaktion auf mehrere Herausforderungen initiiert, die sich insbesondere während der Pandemiezeit verstärkt haben. Mit den Einschränkungen, die durch die Pandemie verursacht wurden, erlebte die Freizeitnutzung in Naturräumen einen erheblichen Anstieg, da Menschen nach sicheren Möglichkeiten suchten, ihre Freizeit im Freien zu verbringen. Dies führte zu einem vermehrten Interesse am Wandern und anderen Outdoor-Aktivitäten.
Jedoch stellten sich mit dieser Zunahme auch Probleme ein: Viele Menschen gingen querfeldein, ohne etablierte Wege zu beachten, was zu Beschädigungen der Vegetation und der natürlichen Landschaft führte. Zudem wurde in vielen Gebieten Müll zurückgelassen, was die natürliche Schönheit und Integrität der Umgebung beeinträchtigte. Diese rücksichtslose Nutzung führte zu Spannungen mit den Grundbesitzerinnen und -besitzern, die teilweise dazu übergingen, Zugänge zu sperren und ihre Unzufriedenheit über die Situation zum Ausdruck brachten. In diesem Kontext wurde das Naturforum als Plattform ins Leben gerufen, um alle betroffenen Stakeholder – einschließlich Land- und Forstwirtinnen und -wirte, Almwirtschaftlerinnen- und schaftler, Grundbesitzende, Freizeitanbietende, und die Freizeitnutzende – an einen Tisch zu bringen.

Ziele und Zielgruppen

Das Ziel des Projekts ist es, durch innovative Dialogprozesse bestehende Nutzerkonflikte in natürlichen Lebensräumen zu lösen und eine nachhaltige Nutzung von Wanderwegen, Mountainbikestrecken und weiteren Outdoor-Aktivitäten sicherzustellen. Indem das Projekt darauf abzielt, die Ressourcen der Natur sowohl für Menschen nutzbar zu machen als auch Naturräume aktiv zu schützen, wird eine Balance zwischen Nutzung und Schutz der Naturräume angestrebt, die langfristig Bestand hat.
Das Projekt etabliert sich als Vorreiter im gemeinsamen Dialog zwischen Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern, der Jagd- und Forstwirtschaft sowie Touristikerinnen und Touristikern. Es demonstriert das Engagement, proaktiv einen Interessensausgleich zu suchen und Initiativen zu ergreifen. Viele Regionen in Österreich sind mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und können künftig von diesen Ideen profitieren.
In erster Linie ziehen die Natur und die Tierwelt Vorteile aus diesem Projekt, ebenso wie Einheimische und Gäste, Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer, Bäuerinnen und Bauern sowie Tourismusdestinationen und Gemeinden, die alle von den verbesserten und nachhaltig gestalteten Lebensräumen profitieren.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Das Projektteam ARGE Naturforum, gemeinsam mit Expertinnen und Experten eines Planungsteams aus ökologischen, technischen und kreativen Fachbereichen, haben die neun Gemeinden in den Regionen Nassfeld, Lesachtal und Weissensee besucht, und mit den betroffenen Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern, Naturvereinen, der Jagd- und Forstwirtschaft sowie Touristikerinnen und Touristikern Prozessdialoge geführt.
Zudem wurden Lösungen zu Wegnutzungskonflikten erarbeitet und ein nachhaltiger Wege-Entwicklungsplan – das „Erfolgsmodell eines Dialogprozesses“ – entwickelt. Unter Einbeziehung aller Anspruchsgruppen, zu denen Betroffene aus den Gemeinden, Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer, die Landwirtschaft, Jagd- und Forstwirtschaft, Tourismus, Naturparks, Bundesforste und der Alpenverein gehören, wurde ein Musterprozess entwickelt.
Ebenso wurden Vorgangsweisen und Umsetzungsmaßnahmen gefunden, die zur Lösung und Entflechtung der aufgezeigten Nutzungskonflikte beitragen. Dieser Musterprozess dient als mögliche Anleitung für andere Destinationen oder Anspruchsgruppen und bietet praktische Beispiele von Umsetzungsmaßnahmen, die hilfreich sind.

In einem zweitägigen Symposium kamen hochkarätige Speakerinnen und Speaker sowie Expertinnen und Experten zusammen mit Einheimischen, aber auch Frauen und Männer aus Deutschland, der Schweiz und Südtirol, um gemeinsam über die Wegnutzung in Naturräumen zu diskutieren.
Das Symposium ist zum Nachlesen und Nachhören auf der Projektseite verfügbar: https://www.natuerlich-wir.com/de/Projekte/Veranstaltungen/Naturforum. Somit können die Learnings auch von anderen Regionen in Österreich und Europa herangezogen werden.

Erfahrung

Die wertvollste Erkenntnis ist, dass der Dialog unter Einbindung aller Interessensgruppen – ob positiv gesinnt oder einem Ansinnen kritisch gegenüberstehend – ein wesentlicher Schlüssel zu einer gemeinsamen Lösungsfindung ist. Gleichzeitig ist festzustellen, dass in Teilregionen, in denen Grundbesitzerinnen und -besitzer, Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschafter oder dergleichen auch Einnahmen aus der Freizeitwirtschaft beziehen, eine Lösung leichter zu finden ist, als in Regionen, wo diese Anspruchsgruppen eher weniger von der Freizeitwirtschaft profitieren. Wichtig ist weiterhin, Themen aus der Sicht von Einheimischen und aus jener von Gästen zu betrachten, da Einheimische auch ein wesentlicher Teil der Nutzgruppe sind.