Cluster Digitalisierung: Aus Einzelkämpfern wurde ein Team aus 20 Partnerorganisationen

Themenbereich
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12.12.2022

Bevor im Jahr 2020 der aus dem Programm LE 14-20 geförderte Cluster „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ seine Arbeit aufnahm, war die zunehmende Integration digitaler Prozesse in den bäuerlichen Alltag keine große Seltenheit mehr. Agrarische Verbände und Organisationen versuchten mit einer Vielzahl verschiedenster Initiativen, aus ihrer jeweiligen Sicht als Forschungs-, Bildungs- oder Dienstleistungsinstitution den digitalen Wandel mitzugestalten. Durch die Einrichtung des Clusters, dem seither mehr als 20 Partnerorganisationen angehören, wurde erstmals eine interdisziplinäre Zusammenarbeit über das gesamte Bundesgebiet hin ermöglicht und gefördert. Konkret wurden vier Schwerpunktthemen der Digitalisierung in der Landwirtschaft bearbeitet:

Innovation Farm

Die Innovation Farm soll digitale Technologien und neue Entwicklungen auf ihren Standorten in Wieselburg, Raumberg-Gumpenstein und Mold für die österreichische Landwirtschaft sichtbar, greifbar und anwendbar machen. Das dahinterliegende Fachwissen wird aufbereitet und anschaulich, das heißt mit praktischen Beispielen belegt, für die Aus- und Weiterbildung in der Landwirtschaft aufbereitet. Schwerpunkte in der Außenwirtschaft sind teilflächenspezifische Bodenbearbeitung, Düngung, Saat sowie Pflanzenschutz, Roboter für die Beikrautregulierung, Assistenzsysteme für die Ernte, automatische Einzelpflanzenbekämpfung bei Ampfer und Section Control. In der Innenwirtschaft stehen Sensoren an Tieren, Roboter zur Fütterung und Entmistung sowie videobasiertes Erkennen der Brunst und von herannahenden Abkalbungen im Focus.  

Links zur Innovation Farm-Website: https://www.innovationfarm.at/

Vereinfachung der Beratung und Betriebsführung durch Digitalisierung 

Bei diesem Projekt, an dem sich die Landwirtschaftskammern (LK)  in Österreich beteiligen, liegt ein spezielles Augenmerk auf dem Einsatz von Geoinformationen für eine betriebsindividuellere Beratung. Daneben wird an einer vereinfachten digitalen Darstellung sowie der Verfügbarkeit und Maschinenlesbarkeit von gesetzlichen und förderrechtlichen Regelungen gearbeitet. Der in den letzten Monaten entwickelte Prototyp des „LK-GIS“ Systems ist bereits in der Lage, frei verfügbare sowie selbst entwickelte Karten im Kontext mit Informationen der landwirtschaftlichen Betriebe darzustellen. In der Weiterentwicklung liegt der Fokus auf der Möglichkeit der Integration bereits bestehender digitaler Anwendungen für die Beratung.

Rechtliche Rahmenbedingungen im Datenmanagement

Die Sorge über Fragen der Datenhoheit, des Datenschutzes und der Datenweitergabe beschäftigen auch in der Landwirtschaft viele Betriebsführerinnen und Betriebsführer im Zusammenhang mit der Digitalisierung – Stichwort „Gläserner Bauer“. Unter wesentlicher Mitwirkung der Universität für Bodenkultur und der LK Österreich wurde daher die Zweckdienlichkeit bestehender datenschutzrechtlicher Regelungen bei der Nutzung neuer Technologien auf landwirtschaftlichen Betrieben untersucht. Neben einer Vielzahl an Empfehlungen, auf was bei der Anschaffung digitaler Systeme bezüglich der Datenverarbeitung zu achten ist, wurden auch Empfehlungen hinsichtlich einer verbesserten datenschutzrechtlichen Position von Bäuerinnen und Bauern erarbeitet.

Konzept und Kriterien zur Bewertung von Umweltauswirkungen 

Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein erarbeitete mit dem Umweltbundesamt und der AGES ein Konzept zur Bewertung von Umweltauswirkungen bei der Anwendung von digitalen Technologien. Dieses umfasst ein Stufenmodell mit Umweltkriterien und –indikatoren, wobei in Stufe 1 das Ziel und der Rahmen festgelegt werden. Auf Stufe 2 erfolgt eine Feststellung der agronomischen Hauptwirkung und der Begleitwirkungen. Basierend auf den in Schritt 2 beschriebenen agronomischen Wirkungen werden sie auf Stufe 3 hinsichtlich ihrer potenziellen Umweltimplikationen analysiert. In der Interpretation (Stufe 4) werden die Umweltauswirkungen entlang von vier Dimensionen aus der ökologischen Nachhaltigkeitsforschung eingeteilt.