Therapiehof Auhäuslgut

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Tierwohl
Chancengleichheit
Integration & Soziale Inklusion
Gesundheit
LEADER

Projektregion
Oberösterreich

Lokale Aktionsgruppe
LAG Mostlandl Hausruck

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.11.2018-31.12.2019

Projektkosten gesamt
260.777,81€

Fördersumme aus LE 14-20
100.358,40€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Erlacher-Güttler & Güttler GesBR

Kurzbeschreibung

Das Projektvorhaben Therapiezentrum Auhäuslgut führt einem ehemaligen landwirtschaftlichen Kleinstbetrieb eine nachhaltige und zeitgemäße neue Nutzung zu. Ein Betriebskonzept im Sinne von Green Care wurde gewählt. Als eines der ersten Projekte mit dieser sozialen Bewirtschaftungsform hat es für die Region und darüber hinaus eine besondere Innovationskraft. Es zeigt, dass auch kleine landwirtschaftliche Strukturen mit entsprechenden diversifizierten Betriebskonzepten wirtschaftlich lebensfähig sind. Der ganzheitliche therapeutische Ansatz – Mensch-Natur-Pferd – in einem ökologischen Kontext hat Pilotcharakter. Kooperationen mit sozialen Einrichtungen, anderen TherapeutInnen und Ärzten, Direktvermarktern und sonstigen regionalen Einrichtungen sind für die Projektanten selbstverständlich. Genau wie der Aspekt der Wissensvermittlung im Bereich ökologisches Betriebskonzept, artgerechte Pferdehaltung, Kreislaufwirtschaft, Pflanzenraritäten uvm.

Ausgangssituation

Anlass für das Projekt war der Wunsch nach Zusammenführung von Praxis, Therapiepferden und Therapiegarten an einem Ort. Einerseits können dadurch Anfahrtszeiten und -wege für alle Beteiligten reduziert werden und andererseits haben sich sowohl die Pferde als auch der Garten/die Natur als außerordentlich effiziente „Therapiemittel“ in der Ergotherapie erwiesen. Eine Grundvoraussetzung für die größtmögliche Handlungsfähigkeit ist die Eigenwahrnehmung – sowohl die Natur als auch die Pferde bieten dafür zahlreiche Erfahrungsmöglichkeiten.

Bislang musste Fr. Erlacher-Güttler die Termine bei ungewisser Witterung bzw. bei Wetterverschlechterung im Laufe des Tages oft absagen und konnte aufgrund der langen Wegstrecke zur Praxis nicht dorthin ausweichen. Jeder ausgefallene Termin bedeutet eine längere Wartezeit für jene Kinder, die auf der Warteliste stehen (Wartezeit derzeit 3 – 6 Monate).

Im Laufe der langjährigen Tätigkeit als ET, hat Fr. Erlacher-Güttler Kinder/Jugendliche bis zu ihrem Erwachsenenalter begleitet und oft genug miterlebt, wie schwierig es für sie ist, außerhalb einer Institution Arbeit bzw. Beschäftigung zu finden. Diese Tatsache war für sie der Anlass, Überlegungen anzustellen, welche Aufgabenfelder sie im Rahmen des Projektes für diese benachteiligte Gesellschaftsgruppe anbieten könnte.

Da ihr Ganzheitlichkeit ein großes Anliegen ist, möchte sie auch für die Pferde optimale Bedingungen schaffen. Sie sind in der Therapie sehr hohen mentalen Anforderungen ausgesetzt und sollen daher eine möglichst artgerechte Haltung genießen. Aus diesem Grund wurde für einen Aktivstall kombiniert mit einem „Trail“ entschieden. Im Aktivstall wird die Fütterung über ein Computerprogramm gesteuert, sodass die Tiere nur eine bestimmte Zeit fressen und dann wieder auf den Weg geschickt werden. So legen sie täglich bis zu 20 km zurück, was ihrem natürlichen Bewegungsbedarf entspricht. Ein „Trail“ ist ein abwechslungsreich gestalteter Weg, d. h. es wechseln sich die Materialien am Weg ab (z. B. Erbsenkies, große flache Steine, Hackschnitzel, Hügel, Stufen, …). Die Pferde sollen nicht nur mental sondern auch physisch so lange wie nur möglich gesund bleiben.

In der Ruhezone im Offenstall wird eine spezielle, zertifizierte Einstreu verwendet werden, die mit Hilfe des Pferdeurins im Stall zu Kompost umgewandelt und anschließend als fertiger Kompostdünger auf den Wiesenflächen ausgebracht wird (Kreislaufwirtschaft). Diese Einstreu kann bis zu einem Jahr liegen bleiben, erzeugt durch die Abbauprozesse leichte Wärme und dämmt so den Boden von oben. Abgesehen von allen Vorteilen für die Pferde, bringt diese Art der Haltung auch viele Vorteile im Sinne von Zeit- u. Arbeitsersparnis.

Ziele und Zielgruppen

Das oberste Ziel des Projektes ist die Schaffung des Angebotes "Therapiezentrum", welches die Therapieerfolge steigert und die wesentlichen Therapieelemente Natur, Pferd, Praxis an einem Ort zusammenführt.

a. Verbesserung der Therapieergebnisse durch ganzheitliche Therapie und damit Reduktion der Therapieeinheiten/Klient um bis zu 20 %.

b. Steigerung des Anteils an ET mit Pferd um 30 % bis 2020.

c. Steigerung der Therapieplätze um 25% bis 2020

d. Effizienzsteigerung um mind. 15%. Da die Natur ein wesentliches Element in der Ergotherapie ist, ergibt sich die Notwendigkeit, die Praxisräumlichkeiten in den Hof zu integrieren, um u. a. Wetterextremen ausweichen zu können

e. Es werden bis 2020 zumindest zwei Teilzeit Arbeitsplätze geschaffen (Pferdeführerinnen, Reinigungskraft) 

f. Inklusion von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Partnerbetrieb von CMB St. Pius und anderen Sozialeinrichtungen in der Vermittlung von Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung

g. Kooperation mit der CMB St. Pius. Eine Gruppe von max. 5 Klienten und 1 Betreuer wird ab Frühjahr 2019 1 Tag/Woche am Hof verbringen um Stall- u. Gartenarbeiten durchzuführen. Ziele sind Arbeitstraining und Psychohygiene.

h. Nutzung und in Wert Setzung des landwirtschaftlichen Betriebes durch eine neue, soziale Nutzungsform im Sinne von Green Care.

i. Gesundheitliche und therapeutische Nahversorgung insbesondere für Kinder und Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Weite Anfahrtszeiten und Pendeln zwischen Therapiestandorten werden vermieden. Betreuungspersonen wollen sich während der Therapie am Hof aufhalten wodurch Bring- und Abholfahrten reduziert werden können

j. Schaffung eines innovativen und nachhaltigen Projektes in der Region Mostlandl Hausruck

k. Vorzeige- und Lernbetrieb für ErgotherapeutInnen in Ausbildung und sonstige Interessenten (z. B. Pferdehalter)

l. Ökologisch nachhaltiges Betriebskonzept z. B. rein natürliche Materialien auf den Laufflächen des Aktivstalles, Umwandlung von Pferdemist in Kompost am Mistkompostierplatz, Erhaltung von Kulturpflanzenraritäten, Erhaltung des gepachteten landwirtschaftlichen Nutzgrundes als Wiesenfläche, …

m. Ziele in der Pferdehaltung sind die Gruppenhaltung im frei zugänglichen Offenstall, individuelle u. artgerechte Fütterung, großzügige Auslaufflächen u. Bewegungsmöglichkeit rund um die Uhr, abwechslungsreiches Beschäftigungsangebot für die Pferde (Trail, Sandliegeplatz, Mineralfutter in Form von Sträuchern, Pferdetreppe, …)

Zielgruppe dieses Projektes sind Menschen (hauptsächlich Kinder) mit besonderen Bedürfnissen u. deren Angehörige aus der Region.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Damit die oben genannten Ziele erreicht werden können, entstehen im LEADER-Projekt Kosten in folgenden Bereichen:

• Praxisräumlichkeiten
-Therapiegebäude (Errichtung)
-Therapiebereich Innen (Ausstattung)

• Therapiebereich Außen (Trail, Bodenbearbeitung,..)

• Marketing

Sämtliche Investitions- und Sachkosten in Stallbau, Mistplatz, landwirtschaftliche Geräte, Koppeleinzäunung, Anschaffung und Ausbildung der Therapiepferde uvm. sind nicht Teil des LEADER-Projektes und deshalb hier nicht weiter angeführt.

Ergebnisse und Wirkungen

Zwischen November 2018 und Dezember 2019 wurde das Projekt umgesetzt.
Seit Oktober 2019 läuft der Therapiebetrieb, die Kinder sowie auch die Eltern sind von der Gestaltung begeistert.

Die Außenanlagen sind fertiggestellt und die Pferde sind seit Mitte November 2019 auf der Anlage. Sie fühlen sich offensichtlich ausgesprochen wohl. Von den Pferdehaltern aus der Umgebung die die Anlage bereits gesehen haben wurde diese sehr positiv aufgenommen.
Es wurden auch bereits einige Therapiestunden gemeinsam mit den Pferden durchgeführt. 

Der Therapiehof ist bereits jetzt, noch vor der offiziellen Eröffnung, voll ausgebucht. Die Mundpropaganda ist derart hoch, dass kaum Werbemaßnahmen notwendig sind, um Klienten darauf aufmerksam zu machen. Bis dato wurden nur Flyer gedruckt um grundsätzliche Informationen aushändigen zu können.

Der laufende Betrieb gestaltet sich reibungslos, auch wenn rund um die Anlage noch nicht alles fertiggestellt ist. Die Gestaltung des Umfeldes der Anlage soll bis Ende 2020 abgeschlossen sein.

Es wurde bereits eine Kooperation mit der CMB St. Pius abgeschlossen und es sind zweimal wöchentlich 3 Klient(in)en und eine Betreuerin am Hof um Stall- und Gartenarbeiten durchzuführen. Die Klient(in)en fühlen sich wohl und kommen vor allem zu den Pferden ausgesprochen gerne.
Die erwähnte Teilzeit Reinigungskraft hat ihre Tätigkeit aufgenommen. Gespräche mit Pferdeführer(in)en für die Arbeit ab Frühjahr 2020 sind im Laufen, es wird auch über eine Teilzeitkraft für die anfallenden Stallarbeiten verhandelt.

Es kann bereits jetzt gesagt werden, dass der Betrieb von den Klienten voll angenommen wird und alle Beteiligten ein sehr gutes Arbeitsklima vorfinden.

Erfahrung

Das Auhäuslgut ist eine kleinststrukturierte Landwirtschaft und als solche konnten keine landwirtschaftlichen Investitionsförderungen beantragt werden. Auch für Investitionsförderungen aus green Care ist der Betrieb zu klein strukturiert.  Eine der größten Herausforderungen war es, das Projekt so zu entwickeln, dass eine klare fördertechnische Trennung zwischen für die Therapie notwendigen Maßnahmen und Landwirtschaft möglich wurde. Beide Bereiche greifen ja stark ineinander und bedingen einander. Eine weitere Herausforderung war die Frage der Widmung. Eine Sonderwidmung wurde nicht gewährt, daher gab es starke bauliche Einschränkungen.
Hier waren 2 wesentliche Erfolgsfaktoren bestimmend: die tiefe Überzeugung der Projektanten für ihr Vorhaben und die entsprechende Flexibilität in der Planung und die kontinuierliche Begleitung und Unterstützung des LAG Managements in der bürokratischen und fördertechnischen Abwicklung. Das gute Zusammenspiel aller Beteiligten haben das Projekt letzendlich zum Erfolg geführt.