Auftakt Au

Begegnungsort und museale Darstellung der Gründungsgeschichte der Bregenzerwälder Barockbaumeister mit Auer Zunft und Auer Lehrgänge

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
KMUs, Gewerbe & Wirtschaft
Kultur
LEADER

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
25.06.2019-30.06.2022

Projektkosten gesamt
218.700,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
130.800,00 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
akKURAT – Verein zur Förderung der Bregenzerwälder Barockbaumeister-Geschichte

Kurzbeschreibung

In der Gemeinde Au nahm die Barockbaukunst im Bregenzerwald vor mehreren Hundert Jahren ihren Anfang. Am gleichen Ort zeigt nun ein neues Museum dieses herausragende kulturelle Erbe als zentraler Bestandteil der Ortsgeschichte. Der Verein akkurat renovierte für das Barockbaumeister-Museum das „Kurathus“. Unterstützt durch einen kommunalen Aktivierungsprozess ist ein musealer Begegnungsort entstanden. Dieser wird durch den Trägerinnen- und Trägerverein akkurat und seine Mitglieder betrieben und in der Bevölkerung breit unterstützt.

Neben der historischen Gewichtung ist es ein Anliegen des Projekts, auch die Gegenwartsrelevanz der Thematik aufzugreifen. Dies betrifft vor allem das handwerkliche und gestalterische Know-how in der Region sowie Fragen der Ausbildung, der Lehrlings- beziehungsweise Menschenbildung und der Zunft. Das Museum schlägt damit eine sinnstiftende Brücke zwischen Zeiten, Menschen und Produkten und hat Potenzial, sich überregional als Besucherinnen und Besucher- und Begegnungszentrum zu profilieren.

Ausgangssituation

Bereits vor 15 Jahren hat es eine Projektinitiative gegeben, die damals das gesamte Kuratiehaus zu einem Zentrum der Bregenzerwälder Barockbaumeister machen wollte. Dies ließ sich aus diversen Gründen damals nicht verwirklichen. Ehrenamtliche Akteurinnen und Akteure setzen nun eine neue Initiative in der deklarierten Absicht, das kulturell bedeutende und Identität stiftende Thema Barockbaumeister und Auer Lehrgänge aufzugreifen. Das gesamte Kuratiehaus soll durch einen singulären Nutzungsmix eine deutliche kommunale Belebung bewirken.

Eine intensive Auseinandersetzung mit den nun anstehenden Umsetzungsfragen wurde bereits mit Erstellung eines von der Pfarre Au beauftragten „Orientierungskonzepts für die museale Nutzung im Kuratiehaus Rehmen“ ermöglicht. Darin wird der Projektinitiative bescheinigt, dass Au für ein Schließen der bisherigen kultur- und sozialhistorischen Lücke in der Region prädestiniert ist und das Potential hat, ein Identität stiftender Ort zu werden. Die Diözese stellt dem Trägerverein die Räume im Erdgeschoß des Kuratiehauses Rehmen 40 bis 60 Jahre lang kostenlos zur Verfügung, da dieser Verein die Kosten für die Errichtung der musealen Einrichtung übernimmt. Der Trägerinnen- und Trägerverein selbst finanziert sich zu Beginn überwiegend aus öffentlichen Mitteln (vor allem durch die Gemeinde, Sponsorinnen und Sponsoren und Mitglieder). Eine unverbindliche Interessensbekundung seitens der Gemeinde Bezau, das Thema der Barockbaumeister ebenfalls aufgreifen zu wollen, hat Au veranlasst, im Zuge seiner Konzeption einen regen Austausch mit Bezau zu pflegen und über die in Au bereits weit fortgeschrittenen Entwicklungen zu informieren. Grundsätzlich steht der Trägerverein in Au einer etwaigen Ergänzung dieses umfassenden Themas in Bezau jedenfalls offen und kooperationsbereit gegenüber.

In Au ist bereits eine Konzeptbasis samt motivierten Akteurinnen und Akteuren vorhanden, die das Projekt dauerhaft tragfähig machen können. Darüber hinaus wurden bereits zahlreiche regionale Gesprächskontakte zum Bregenzerwald Archiv, der Regio Bregenzerwald, dem Werkraum, zu diversen Museen im Land und auch grenzüberschreitend (St. Gallen zum Beispiel) geknüpft.
In Au herrscht gegenwärtig eine motivierte Aufbruchsstimmung, die dem Projekt enorme Schubkraft verleihen kann.

Ziele und Zielgruppen

Au hat sich zum Ziel gesetzt, Verantwortung für das örtliche und regionale Kulturerbe engagiert und wertschätzend wahrzunehmen. Das bedeutet, die Identität stiftende Thematik aufzugreifen, zu präsentieren und dafür zu sensibilisieren, wie das Damals das Heute prägt und wie dieses „Wissen der Hände“ in innovativer Form weitervermittelt werden kann.

Durch das Aufgreifen und Weiterentwickeln dieser zentralen regionalen Thematik soll das Handwerk eine gesteigerte Wertschätzung und Aufwertung erfahren. Mit dieser historischen Thematik, ihren Kontinuitäten und ihren Parallelen zur Gegenwart soll auch die örtliche Handwerkszunft gestärkt und mit ihren Kompetenzen bereits bei der baulichen Umsetzung stark involviert werden.

Neben der Gestaltung und Ausrichtung der musealen Einrichtung will das Museumsprojekt insbesondere auf die kommunale Aktivierung großes Augenmerk legen, um das Projekt im kollektiven Kulturverständnis dauerhaft zu verankern. Im Zuge einer beteiligungsorientierten Prozessentwicklung soll ein motiviertes Museumsteam aktiviert werden. Parallel dazu sollen Mitglieder für einen Trägerinnen- und Trägerverein gewonnen werden, der von der Auer Zunft, einem Fachbeirat, dem Bregenzerwald Archiv sowie weiteren Institutionen und einem Freundeskreis flankierend beraten, gestützt und gefördert wird. Wenngleich eine museale Einrichtung in Au ganz besonders die Menschen in der eigenen Gemeinde als primäre Zielgruppe im Fokus hat, können parallel dazu auch alle Menschen im Bregenzerwald als wichtige Zielgruppe gesehen werden. Zudem dokumentiert dieses Museum den historischen Beginn der Vorarlberger Barockbaukunst und sollte damit für Kulturinteressierte aus dem ganzen Land und darüber hinaus eine beachtliche Relevanz haben. Nicht zuletzt die Bewohnerinnen und Bewohner jener Orte, an denen die Auer Barockbaumeister gewirkt und oftmals deren Wahrzeichen erschaffen haben, können sich in Au auf historische Spurensuche begeben.

Die angestrebte Wirkung zielt darauf ab, das lebendige Erbe der Barockbaumeister und auch deren intentionale Weiterentwicklung in der heutigen Zeit sichtbar, nachvollziehbar und erlebbar zu machen.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Kommunaler Aktivierungsprozess
Die Begleitung der standardisierten Museumsentwicklung durch einen parallel geführten kommunalen Aktivierungsprozess zeichnete sicherlich dieses Projekt aus. Ziel dieses Aktivierungs- beziehungsweise Beteiligungsprozesses war es, ein dauerhaftes und stabiles Trägerschaftsmodell für das zukünftige Museum auszuarbeiten. Dieses sollte nicht nur mit entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen, sondern auch durch Lobbys unterstützt zukunftsfähig ausgestattet sein.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden verschiedene Informationsveranstaltungen, Vereinstätigkeiten und Exkursionen abgehalten. Über verschiedene Medien (zum Beispiel Newsletter, Postwurf, etc.) wurde zur Mitarbeit beziehungsweise zur Unterstützung des Projektes aufgerufen. Bei diesen Veranstaltungen wurden die Besucherinnen und Besucher, Vereinsmitglieder sowie Leserinnen und Leser über den aktuellen Stand, die weiteren Schritte und über die Bedeutung des gesamten Projektes informiert.

Neben der Installation der Trägerschaft war es den Beteiligten auch ein besonders Anliegen, die Mitglieder der Auer Handwerkerzunft in das Projekt miteinzubinden. Dazu wurden schon vor dem Baustart Gespräche mit den Verantwortlichen der Handwerksbetriebe geführt. Den Projektverantwortlichen war es wichtig, im Vorhinein die Anliegen der Handwerksbetriebe zu hören und diese auch in weiterer Folge zu beachten.

Neben den Gewerbetreibenden sollten aber auch Mitglieder der Handwerkerzunft miteingebunden werden. Für verschiedene Arbeitsschritte konnten hier immer wieder ehrenamtliche Vereinsmitglieder gefunden werden. Durch diese verschiedenen ehrenamtlichen Arbeitsschritte kam ein Austausch und mit diesem ein Verständnis für das Projekt zu Stande.

Der Einbezug von Akteurinnen und Akteuren und der Bevölkerung war der kuratorischen Gesamtleitung besonders wichtig.

Produktion museale Einrichtung
Der nun umgesetzte museale Begegnungsort beinhaltet vier räumliche Teilbereiche: die Kernausstellung, das Forschungsfenster, den Mehrzweckraum und den Außenbereich. Die Aktivitäten beinhalten die Umsetzung von Vitrinen, Präsentationsmöbeln, Objektvisualisierungen, Gestaltung verschiedener Medien und Möblierung.

In der Kernausstellung werden vier Themenfelder präsentiert: Lernen, Organisieren, Vernetzung und Mobilität, Bleiben und Gehen. Zu all diesen Themen wurden drei Videointerview-Stationen installiert, an denen Interviews von verschiedensten Personen aus der Wissenschaft, der Talschaft und Projektbeteiligter angehört werden können.

Das Forschungsfenster/Schaufenster ist eine von außen sichtbare Präsentation aktueller Ergebnisse eines Forschungsprojekts und/oder Präsentation eines immer wieder wechselnden Produkts aus den Werkstätten der Auer Handwerkszunft.

Der Mehrzweckraum kann von der Kernausstellung abgetrennt werden und bietet die Möglichkeit diverser Nutzungsformen. Empfänge, Sitzungen, Seminare, Gesprächsrunden, Kleinveranstaltungen/ Schulungen zum Beispiel für den Ausschuss von akkurat können hier abgehalten werden. Zudem bietet der Raum eine Erweiterung der Ausstellung für wechselnde/aktuelle Inhalte. Eine Baudokumentation wird auf einem in der Wand integrierten Bildschirm den Interessierten vorgeführt.

Außenbereich: Areal für eine mögliche Skulptur, Verweilzone mit Möblierung, Garten und einem Brunnen.

Ergebnisse und Wirkungen

Der Verein akkurat hatte und hat sich zum Ziel gesetzt, Verantwortung für das örtliche und regionale Kulturerbe engagiert und wertschätzend wahrzunehmen. Das bedeutet, die Identität stiftende Thematik aufzugreifen, zu präsentieren und dafür zu sensibilisieren, wie das Damals das Heute prägt, und wie dieses „Wissen der Hände“ in innovativer Form weitervermittelt werden kann.

Durch das Aufgreifen dieser zentralen und regionalen Thematik sollte nicht nur das Handwerk eine gesteigerte Wertschätzung und Aufwertung erfahren. Mit dieser historischen Thematik, ihren Kontinuitäten und ihren Parallelen zur Gegenwart sollte auch die örtliche Handwerkerzunft gestärkt und mit ihren Kompetenzen bereits bei der baulichen Umsetzung stark involviert werden.

Dieses Ziel wurde mit der Unterstützung der ortsansässigen Handwerksbetriebe sowie des Handwerkerzunftvereins erreicht. In vielen konstruktiven Besprechungen und zahlreichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden verschiedene Gewerke und Arbeitsgänge abgeklärt und umgesetzt. Entstanden ist eine besucherfreundliche Ausstattung in vier räumlichen Teilbereichen mit anregenden, anschaulichen und relevanten Inhalten. Die Türen des Museums sind an sechs Tagen in der Woche geöffnet und mit fünf angebotenen Führungen pro Woche werden die Inhalte einem breiten Publikum präsentiert.

Neben der Gestaltung und Ausrichtung der musealen Einrichtung legten die Verantwortlichen großes Augenmerk auf die kommunale Aktivierung. Um das Projekt im kollektiven Kulturverständnis des Bregenzerwaldes dauerhaft zu verankern, war dies ein sehr wichtiger Schritt, der auch in Zukunft nicht außer Acht gelassen werden darf. Im Zuge einer beteiligungsorientierten Prozessentwicklung wurden verschiedene Teams, unter anderem ein motiviertes Museumsteam gebildet. Parallel dazu wuchs die Mitgliederzahl des Trägerinnen- und Trägervereins stetig an und zählt im Februar 2022 stolze 165 Mitglieder.

Das Barockbaumeister Museum in Au hat ganz besonders die Menschen im Bregenzerwald als Zielgruppe im Fokus. Zudem dokumentiert dieses Museum den historischen Beginn der Vorarlberger Barockbaukunst und hat damit für Kulturinteressierte aus dem ganzen Land sowie dem benachbarten Ausland und darüber hinaus eine beachtliche Relevanz. Nicht zuletzt die Bewohnerinnen und Bewohner jener Orte, an denen die Auer Barockbaumeister gewirkt und oftmals deren Wahrzeichen erschaffen haben, können sich in Au auf historische Spurensuche begeben.

Erfahrung

Rückblickend war das Projekt sehr zeitintensiv, anspruchsvoll und für das Ehrenamt herausfordernd. Das gesamte Vorhaben wurde von ehrenamtlichen Personen organisiert, koordiniert und abgewickelt. Trotz dieser Herausforderungen ist das Projekt aus Sicht der Projektträgerinnen und -träger ein Vorzeigeprojekt. Drei unterschiedliche Parteien (Pfarre, Krankenpflegeverein, Verein akkurat) haben es geschafft, ein Gemeinschaftsprojekt, welches durch die Gemeinde Au und die Auer Handwerkerzunft unterstützt wurde, in die Realität umzusetzen. Ohne das Zusammenspiel dieser Beteiligten wäre das Projekt für keinen der genannten Akteure umsetzbar gewesen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Verantwortlichen war die Voraussetzung dafür.

Jeder der Beteiligten konnte bestätigen, dass dieses Gemeinschaftsprojekt eine Fortbildung und beeindruckende positive Erfahrung der besonderen Art war.