Römer oder Ritter in Röns?!

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
LEADER

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG Vorderland - Walgau - Bludenz

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.04.2020-31.12.2021

Projektkosten gesamt
118.449,65€

Fördersumme aus LE 14-20
71.069,79€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Dr. Otto Barwart

Kurzbeschreibung

Archäologische Sondierungen in den Jahren 2017 und 2018 in der Flur „Heidenhaus“ in Röns brachten alte, bis zu 1,50 Meter breite Mauerfundamente zu Tage. Die Großteils nur noch in niedriger Höhe erhaltenen Grundmauern und über das Gelände verstreut liegende, kantig gebrochene Steine lassen auf die bewusste Zerstörung eines Gebäudes schließen. Die Zuordnung zu einer bestimmten Zeitepoche oder die Festlegung des Verwendungszweckes des ursprünglichen Bauwerks ist anhand der bisherigen Grabungsergebnisse nicht sicher zu treffen. Die weitere archäologische Freilegung der Fundstelle brachte Aufschluss über die Datierung und die Zweckbestimmung des Bauwerks. Die Maßnahme erfolgte als Kombination aus archäologischer Untersuchung vor Ort und historischer Forschung in den Archiven. Um die Ausgrabungsstätte nachhaltig für alle zugänglich und bekannt zu machen wurden Zugänge erneuert, ein Rastplatz geschaffen, Informationstafeln aufgestellt und die Mauerreste haltbar gemacht.

Ausgangssituation

Das „Heidenhaus“ in Röns, eine nach Süden sanft verlaufende, nach Norden steil felsig abfallende Hügelkuppe, galt seit langem als Stätte mit geschichtlichem Hintergrund. Hier soll sich, der mündlichen Überlieferung nach, eine römische Anlage befunden haben. Diesen sagenhaften bzw. aus der Volkskunde tradierten Geschichten auf den Grund zu gehen, lag vor allem im Interesse der Dorfbewohner. Dies zeigte sich in verstärktem Maße auch bei Beginn der archäologischen Probegrabungen, die rege besucht wurden. Ein erst vor kurzem in der St. Magnuskirche, im Ortskern von Röns, entdecktes Schriftstück aus dem achten Jahrhundert hatte schon die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich gezogen und das Bedürfnis geweckt, mehr über die Geschichte des Ortes und der Umgebung zu erfahren.

Die bisherigen Ausgrabungen (2017-2018) wurden privat finanziert und dienten der Verifizierung und ersten Erkundung des Bodendenkmales. Um die wissenschaftliche Arbeit weiterführen und abschließen zu können, wurden weitere Ausgrabungen veranlasst.

Ziele und Zielgruppen

Als vordergründiges Ziel war die Bestimmung des Zwecks beziehungsweise der Nutzung der Gebäudestruktur, die mit einer Datierung derselben einhergeht (Stichwort: Burg oder Burgus). Das Projekt bildet einen weiteren Baustein zur Geschichte der Gemeinde Röns und der gesamten Region Walgau. Die Ergebnisse beleuchten eine Zeitepoche der Entstehung und Entwicklung der Ortschaft Röns, die bisher nicht bekannt ist. Darüber hinaus werden die Ergebnisse mit den geschichtlichen Daten des Walgaus und Vorarlbergs verknüpft und dann geographisch betrachtet ausgewertet. Ein weiteres Ziel ist es, das Projekt durch Information (Vortrag, Informationstafel, Aufnahme in die Wanderwegkarten) bekannt zu machen und allgemein das geschichtliche Interesse zu wecken. Die Förderung des geschichtlichen Bewusstseins bietet eine gute Grundlage und Hilfestellung zur Identifikation mit der eigenen Heimat aber auch eines bewusst gewählten neuen Wohnortes.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Innovationsgehalt
Die Besonderheit liegt in der Entdeckung eines neuen Fundortes beziehungsweise eines historisch bedeutsamen Gebäudes, das völlig in Vergessenheit geraten war. Es gilt nun, diese Entdeckung wissenschaftlich korrekt zu erforschen, die Ergebnisse der Bevölkerung zu präsentieren und dauerhaft zugänglich zu machen. Für die Gemeinde Röns ist ein solcher Fund ein absolutes Novum. Innovativ ist die Verknüpfung archäologischer und historischer Forschung, die dann geographisch betrachtet, ausgewertet wird.

Nachhaltigkeit
Der Befund soll nicht wieder überschüttet, sondern SICHTBAR als historisch-archäologischer Fundpunkt dauerhaft verankert werden. Daher sind die Konservierung der Mauern und die Erhaltung des Fundareals wichtige Voraussetzungen für die allgemeine Zugänglichkeit nach Projektende. Dies gilt auch für wichtige Fundobjekte. Durch regelmäßige Kontrollen werden mögliche umwelt- und naturbedingte Schäden minimiert beziehungsweise frühzeitig behoben. Durch wiederkehrende Informations-veranstaltungen und Führungen – auch mit Schulklassen – soll das Interesse der Bevölkerung für Archäologie und Geschichte nachhaltig gestärkt werden. Dies übernimmt während den Ausgrabungen der Archäologe selbst. Nach dem Projekt werden dies Herr Barwart und eine zweite Person (Herr Helmut Müller, pensionierter Lehrer) übernehmen. Damit Hand in Hand geht eine generelle Sensibilisierung für die Bedeutung, den Schutz und Erhaltung von Kulturgut im Allgemeinen.

Regionaler Mehrwert
Die Grabungen selbst beschränken sich auf den westlichen Teil der Gp. 690 der Flur Heidenhaus in der Gemeinde Röns, politischer Bezirk Feldkirch. Burgen sind nicht nur Einzelobjekte einer Gemeinde, sondern prägen eine Landschaft, in diesem Fall den gesamten Walgau, dessen hohen Dichte an Burgen als identitätsstiftendes Merkmal bezeichnet werden kann. Die Ergebnisse der Ausgrabungen strahlen daher in den gesamten Walgau und Vorarlberg aus. Historisch betrachtet geht es um die Vernetzung zu den umliegenden Burgen. Angestrebt wird eine Einbindung in die Burgenkooperation ImWalgau, in Hinblick auf die Erforschung (Besitzverhältnisse, Lebensdauer, Zerstörung) als auch die touristische Nutzung (Walgaukarte, Mountainbikekarte, Kultur-Workshops).

Ergebnisse und Wirkungen

1.  Wissenschaftliche Untersuchungen:
  • Abgeschlossene Grabung im Bereich der Fundstelle mit Dokumentation, Funden und wissenschaftlichem Bericht.
  • Archivarische Forschung zur entdeckten Baustruktur mit wissenschaftlichem Bericht.
  • Interdisziplinärer Abschlussbericht (Archäologie, Geschichte) mit Interpretation und Datierung des Bauwerkes am „Heidenhaus“.

 2.  Populärwissenschaftliche Nutzung der unter 1) erbrachten Ergebnisse:
  • Konservierung des freigelegten Mauerbefundes auf eine Höhe von mehreren Lagen.
  • Errichten der Fundstelle mit Rastplatz/ Bank und Informationstafel; öffentlicher Zugang wird gegeben sein.
  • Flyer zur Fundstelle (im Tourismusbüro und der Gemeinde aufliegend)
  • Informationen zur Fundstelle und dem Wanderweg auf bekannten Webseiten (Gemeinde Röns, Walgau Wiki, imwalgau.at)
  • öffentlicher Vortrag
  • Populärwissenschaftliche Aufsätze in regionalhistorischen Publikationsforen, zum Beispiel Montfort (Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs) oder Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins.