Konzept für einen Beteiligungsprozess "Wohnen im Mostlandl Hausruck 4.0"

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Interkommunale Kooperation
Innovation

Projektregion
Oberösterreich

Lokale Aktionsgruppe
LAG Mostlandl Hausruck

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
2020-2021

Projektkosten gesamt
45.360,00€

Fördersumme aus LE 14-20
36.288,00€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
LAG Mostlandl Hausruck

Kurzbeschreibung

Das Thema „Wohnen“ ist ein sehr vielfältiges. Auch in der lokalen Entwicklungsstrategie (LES) des Mostlandl Hausruck ist dem Thema ein Schwerpunkt gewidmet und soll in einem Projekt thematisiert und für die Bevölkerung „erlebbar“ gemacht werden.

Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) hat im Sommer 2019 einen runden Tisch mit regionalen Architektinnen und Architekten und Planerinnen und Planern organisiert. Dort wurde die Idee eines Wohnlabors mit interaktiver Ausstellung, Workshops, Vorträgen und so weiter geboren. In Leerständen, verteilt über die Region soll gezeigt, gearbeitet und informiert werden über vielfältige Themen betreffend Wohnen am Land. Dafür braucht es nun Expertinnen und Experten, die diese Themenstellung konzeptiv so aufbereiten, dass sie in einem weiteren Projekt 1:1 umgesetzt werden kann.

Ausgangssituation

Wohnen als eine der wichtigsten Zukunftsfragen im ländlichen Raum betrifft alle Generationen und Bevölkerungsschichten. Auf Fragen wie: Wie können zukünftige Wohnformen den sich verändernden Bedürfnissen der Menschen, den demographischen Entwicklungen und den heutigen ökologisch-ökonomischen Voraussetzungen gerecht werden? Welche raumplanerischen Herausforderungen werden in Zukunft zu bewältigen sein? Was brauchen Menschen am Land, um dort gut und gerne wohnen zu können? Und wie können Gemeinden und Regionen dafür die Rahmenbedingungen schaffen? gilt es Antworten zu finden. Die LEADER-Region Mostlandl-Hausruck will sich als eine der ersten Regionen in einem umfassenden, bewusstseinsbildenden Beteiligungsprozess mit dieser Thematik auseinandersetzen. In einem Runden Tisch mit namhaften Architektinnen und Architekten und Planerinnen und Planer der Region wurde das Thema diskutiert und erste Ideen, wie ein derartiger Beteiligungsprozess aussehen könnte, wurden erarbeitet.

Wohnen trägt maßgeblich zur Zufriedenheit und individuellen Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger bei. Durch unsere Wohnformen bringen wir unsere eigene Identität und unsere Lebenskultur zum Ausdruck. Deshalb wird es zunehmend wichtig, im ländlichen Raum attraktive, vielfältige Wohnformen zu schaffen und anzubieten. Adäquater Wohnraum ist einer der wichtigsten Faktoren, Lebensqualität am Land zu gewährleisten und damit auch der Abwanderung der Bevölkerung in die Städte entgegenzuwirken. Brauchen beispielsweise ältere Menschen barrierefreies Wohnen mit Service um in Würde alt zu werden, benötigen junge Erwachsene leistbare, rasch verfügbare Wohnungen mit geringer Verbindlichkeit und entsprechender Größe. Zu beobachten ist, dass der Aspekt der Gemeinschaft in Zeiten zunehmender Singularisierung der Haushalte über alle Generationen hinweg ein wichtiger Faktor für zukünftige Nutzungs- und Wohnmodelle ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den es zu beachten gilt, sind die vielen leerstehenden Liegenschaften in den Ortszentren. Dies stellt in Zeiten der Boden- und Wohnungsknappheit ein erhebliches raumplanerisches Problem dar. Ziel ist es, diese in die Entwicklung und Umsetzung neuer Wohnmodelle miteinzubeziehen.

In dem zu konzipierenden Prozess sollen gemeinsam mit der Bevölkerung und ausgewählten Zielgruppen (neue) Wohnmodelle für die Region Mostlandl Hausruck nicht nur gezeigt, sondern in Folge auch gemeinsam entwickelt werden.

Um die Konzeption und Planung dieses Prozesses, geht es in diesem LEADER-Projekt.

Ziele und Zielgruppen

Mit dem Prozess, welcher hier konzipiert wurde, sollen möglichst alle Zielgruppen, die mit Bauen und Wohnen in Verbindung zu bringen sind, erreicht werden: Häuslbauerinnen und Häuslbauer unterschiedlichen Alters, Menschen, die offen sind für alternative Wohnkonzepte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und politische Repräsentantinnen und Repräsentaten, Bauträgerinnen und Bauträger, Schulen (Kinder und Jugendliche), Raumplanerinnen und Raumplaner (Siedlungsentwicklung), Landwirtinnen und Landwirte, …

Oberstes Ziel ist es, Wissen zum Thema „Wohnen“ zu vermitteln und ein Bewusstsein zu schaffen dafür, welche Aspekte Wohnen am Land umfasst und welche Auswirkungen unser Wohnen auf die Bereiche Klima- und Umwelt, Gesellschaft, regionale Kultur und Identität hat. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Prozess werden neugierig gemacht auf eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Menschen lernen bisher „nicht am Markt konforme Angebote“ kennen und lernen über alternative Wohnmodelle. Sie entwickeln gemeinsam mit Expertinnen und Experten zukunftsfähige Alternativen und sind bereit, diese in einem oder mehreren LEADER-Folgeprojekt 2021 auch umzusetzen.

Der Prozess ist so zu konzipieren, dass folgende qualitativen Zielsetzungen erreicht werden können:

  • Bestehendes Wissen für ALLE öffentlich zugänglich machen

  • Bewusstseinsbildung: Sichtbar machen von „Wohnen“

  • Vernetzung von regionalen Akteuren zum Thema Wohnen

  • Vernetzung von Menschen mit ähnlichen Wohnvorstellungen

  • Bestandsaufnahme für Architektinnen und Architekten/ Planerinnen und Planern über die Befindlichkeit Wohnen und Menschen finden, die offen sind für das Thema

  • Neue Erkenntnisse für Teilnehmer*innen und Veranstalter*innen

  • Veränderung Status quo 

  • Menschen zusammen bringen, die offen sind für neue Wohnformen und neue Konzepte

  • Gemeinden und Immobilienbesitzerinnen und -besitzer (zum Beispiel Leerstand) finden, die offen sind für neue Herangehensweisen

  • Raum für Zukunftsthemen wie „Inwertsetzung von Altstoffen in der Bauwirtschaft“

  • Kinder und Jugendliche mit dem Thema Wohnen konfrontieren

  • Vernetzung von Menschen mit gleichen Bedürfnissen

  • Wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung

  • Nachhaltige Auswirkungen auf Klima, Flächeneffizienz,…



Als quantitative Ziele sind zu nennen:

  • 500 Besucherinnen und Besucher pro Austragungsort (insgesamt 1.500 Menschen)

  • Mindestens zwei konkrete zukunftsfähige Bauprojekte, die im wohnlabor entstanden sind und in LEADER 21 umgesetzt werden

  • drei durchgeführte Exkursionen mit je 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

  • drei Vorträge mit Podiumsdiskussion

  • neun Workshops

  • eine gedruckte Publikation zum Projekt

  • ein Infopoint (Baucontainer) der das Thema in alle 32 Gemeinden kommuniziert und der auch bei diversen Veranstaltungen wie Gewerbemessen, Ortsbildmessen,…steht und auf das Thema neugierig macht


Projektumsetzung und Maßnahmen

Das vorliegende Projekt beinhaltet die Konzeption und Planung des unter Punkt 1 und 2 beschriebenen Vorhabens. Das Konzept kann/soll kooperativ erarbeitet werden und eine inhaltliche, organisatorische und finanzielle Planung der einzelnen Teile (A-E) beinhalten:

A. wohnlabore – Elemente des Bewusstseinsbildungsprozesses

Interaktive Ausstellung: Eine gleichbleibende Ausstellung zum Thema Wohnen orientiert sich immer auf individuelle, gesellschaftliche und soziale Blickwinkel.

Sie soll unter anderem folgende Fragen thematisieren:

  • Wie wohnen wir in der Region?
  • Was ist gut so wie es ist? 
  • Wo liegen Probleme? 
  • Wie könnten Lösungen ausschauen?

Die Ausstellung soll informieren und den Besucherinnen und Besuchern Antworten auf ihre Fragen geben, ohne selber aktiv werden zu müssen. Sie macht Lust auf mehr Auseinandersetzung mit dem Thema und lädt ein in Interaktion mit dem Projektteam zu treten.

Zielgruppenspezifische Workshops: Im Rahmen von moderierten Workshops sollen sich unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Fragen beschäftigen können. Eine Auseinandersetzung soll Betroffene zu Beteiligten machen. Mögliche Themen: Klassisches Einfamilienhaus, Baugruppen, Wohnen im Alter, Inwertsetzung von Baustoffen, Wohnen im Zusammenhang mit Klima und Umwelt, Wohnen am Bauernhof, Generationen wohnen, junges Wohnen, Wohnen im Alter, Siedlungsentwicklung, Zukunft Bauträger, Wohnen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Wohngemeinschaften, Single Wohnungen, Wohnungen für zugezogene Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von regionalen Unternehmen… Die Inhalte sollen im Rahmen der Konzeption in Zusammenarbeit mit den Experten der LAG noch genauer definiert werden. Moderiert werden die Workshops von Experten der verschiedenen Themen. Diese stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch darüber hinaus für Fragen zur Verfügung (Podiumsdiskussion).

Vorträge: Im Rahmen von Vorträgen werden populäre Themen, die gesamtregional wirken erläutert

Schulworkshops: speziell für Kinder und Jugendliche konzipierte Wohnworkshops sollen möglichst frühe Auseinandersetzung möglich machen

Exkursionen: Organisation von Exkursionen zu Wohnprojekten inkl. Begleitung durch Expertinnen und Experten

Veranstaltungsort der wohnlabore
 Die Veranstaltungsorte für die „wohnlabore“ sollen so gewählt werden, dass bestehende Leerstände in zumindest drei Gemeinden (Grieskirchen, Peuerbach, Haag/H.) genutzt werden /regionale Verteilung. Entsprechende Miet- und laufende Betriebskosten sind als Teil der Projektkosten anzusetzen. Tagessätze für die Betreuung der Ausstellung während der Öffnungszeiten sind zu kalkulieren. In die ausgewählten Veranstaltungsorte dürfen keine investiven Maßnahmen geplant werden, sondern sind temporär für die Abhaltung der wohnlabore zu adaptieren. Die erforderlichen, nicht investiven Adaptierungsmaßnahmen sind hier zu kalkulieren.

Marketingkonzept
 Zur Kommunikation des Prozesses bedarf es eines professionellen Auftrittes nach außen. Wir denken dabei an Logo, webauftritt und „Eyecatcher“ Infopoint in den Gemeinden.

Das heißt in einem eigens entwickelten, mobilen Container wird auf das Projekt aufmerksam gemacht. Er wird entweder direkt vor dem Leerstand (=Ausstellungsbereich/Wohnlabor) aufgestellt oder strategisch so positioniert, dass er neugierig macht. Er ist selbstorganisiert, immer geöffnet und dient als Schnittstelle zwischen Besucherinnen und Besuchern und ARGE (Anmeldelisten für Workshops,…)

Logo und Web-Auftritt: Darstellung des gesamten Prozesses grafisch und visuell und auch interaktiv (zum Beispiel Anmeldung zu den Veranstaltungen, Kontakte und so weiter) Die Website soll auch nach dem Prozess noch Gültigkeit und Relevanz haben.

Öffentlichkeitsarbeit/PR: Die Kommunikation des Prozesses soll vor allem von regionalen Medien begleitet werden. Ein entsprechendes PR-Paket ist vorzulegen.

Wissenschaftliche Begleitung:
Der gesamte Prozess soll wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden.

Nachhaltigkeit
Was bleibt nach Projektende? Vernetzung verschiedener Akteure über das Projekt hinaus, die website, Umsetzungsprojekte…In einer Publikation sollen diverse Erkenntnisse des Projektes als Nachschlagewerk für alle Interessierten bleiben.
Grafik und Druck der Publikation.

Ergebnisse und Wirkungen

Das Projekt ist in der lokalen Entwicklungsstrategie im Aktionsfeld drei angesiedelt. Das Thema heißt „Wohnen in der Zukunft“ und ist als Output einer Konzeptentwicklung für ein multifunktionales, integriertes und generationenübergreifendes Mehrparteienwohnmodell formuliert.

Das nun formulierte, vorliegende Projekt geht sogar weit über diesen geforderten Output hinaus, indem es viele andere Aspekte des Wohnens ebenfalls berücksichtigt und aufgreift.

Der Nutzen dieses Konzeptes für einen zukunftsweisenden Beteiligungsprozess zum Thema Wohnen ist für die Region beziehungsweise für die einzelnen Gemeinden ist ein mittel- bis langfristigerer. Wird das Konzept in Folge umgesetzt, dann lässt sich der Nutzen wie folgt definieren:

  • Angebote für neue Wohnformen wecken das Interesse bei Menschen, die in die Region ziehen möchten aus unterschiedlichen Motiven zum Beispiel Absolventinnen und Absolventen einer Universität, Mulitlokale, qualifiziertes Personal für Unternehmerinnen und Unternehmer, Raus aus der Stadt wenn Familienzuwachs, späte Rückkehrer mit Zeit für Ehrenamt, ….  

  • Multilokalität als Chance unterstützen: bedürfnisgerechte, flexible Wohnmodelle erhöhen unter anderem die Attraktivität einer Gemeinde für Multilokale

  • Einfache und Ressourcenschonende Wohnangebote werden aufgezeigt

  • Angebote für den Trend zur Individualisierung und Urbanisierung in den Wohnbedürfnissen schaffen

  • Seniorinnen und Senioren, Singles und alleinstehende Menschen suchen zukünftig neue Wohnformen: Angebote schaffen (zum Beispiel für alte Menschen in der Pflegestufe eins bis drei)

  • Wohn- und Siedlungsformen an die Anforderungen anpassen. Freiflächen, Spielplätze, gemeinsam genutzte Gärten,…

  • Soziale Auswirkungen in die Region: zum Beispiel Beteiligung am öffentlichen Leben

  • Co-working

  • Leerstände nutzen und Ortszentren besiedeln

  • Langfristige Auswirkungen auf Gesellschaft, Klima, Fläche, Kosten,…

  • Vorbereitung für die Periode 2022-2028


Erfahrung

Bereits in der Konzeptphase wurde sehr stark auf Kooperation gesetzt. Ein Team aus Expertinnen und Experten hat die einzelnen Teile des Konzeptes erarbeitet und dadurch konnten unterschiedliche Zugänge, Erfahrungen und Sichtweisen aber auch Wissen optimal genutzt werden. Die von der LAG beauftragten Menschen wurden im Projekt (vereinzelt erstmals) mit den Themen der Regionalentwicklung konfrontiert und haben dadurch neue Perspektiven und Sichtweisen kennengelernt, sie haben aber auch als Gruppe voneinander profitiert und gelernt. Die LAG hat durch die gewählte Form der Konzepterstellung auch eine inhaltliche Rolle der Steuerung übernommen. Die Umsetzung des Konzeptes 2022 ist daher eine logische Konsequenz. Alle entsprechenden Beschlüsse wurden bereits gefasst.