Österreich Projekt: Arbeitskreise zur Verbesserung des Betriebserfolges

Erfolgreiches Zusammenwirken von Bundes- und Länderprojekten

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette

Untergliederung
Landwirtschaft
Betriebswirtschaft
Bildung & Lebenslanges Lernen
Wissenstransfer

Projektregion
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien

LE-Periode
LE 14–20

Projektträger
LFI Österreich und Länder-LFIs

Kurzbeschreibung

Arbeitskreise sind ein spezielles Weiterbildungsformat zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben. Das besondere Angebot ist eine Kombination aus praxisorientierter Weiterbildung, Auswertung von Produktionskosten, Vergleich von Schlüsselkennzahlen, Stärken/Schwächen-Analysen auf den Betrieben, Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben und Betreuung über mehrere Jahre. 

Arbeitskreise sind Gruppen von zehn bis 20 Landwirtinnen und Landwirten mit gleichen Produktionsschwerpunkten, die sich für eine bestimmte Zeit lang zusammenschließen, um ihr fachliches und betriebswirtschaftliches Wissen zu vertiefen und zu erweitern.

Die Arbeitskreise stehen allen Betrieben offen. Im Jahr 2022 gibt es in Österreich 278 Arbeitskreise in 14 Bereichen mit 4.627 Betrieben. Seit dem Start der Arbeitskreise haben mehr als 9.000 Betriebe teilgenommen. Die Ergebnisse unterstützen den Wissenstransfer auf verschiedenen Ebenen. Gefördert werden abgestimmte Bundes- und Länderprojekte.

Ausgangssituation

Einen Betrieb erfolgreich zu führen, setzt unternehmerisches Denken und Handeln voraus. Dies erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit der Ist-Situation und laufenden Veränderungen (Markt, Rahmenbedingungen, Betrieb, Familie, Umwelt). Das bedeutet, sich ungeschminkt der Realität zu stellen, rechtzeitig vorausschauende Entscheidungen zu treffen, um so eigenverantwortlich und selbstbestimmt die Zukunft gestalten zu können. Um faktenbasierte Entscheidungen auf Basis eigener Daten treffen zu können, sind betriebliche Aufzeichnungen und Kennzahlvergleiche mit anderen Betrieben erforderlich. Auf diese Weise können Stärken und Verbesserungspotenziale rasch erkannt werden.
Da Aufzeichnungen auf den Betrieben vielfach fehlen oder nicht in der benötigten Form vorliegen, wurden die Arbeitskreise mit einer verpflichtenden Leistungs-/Kostenrechnung (Teil- oder Vollkostenauswertung) in Kombination mit Weiterbildungsmaßnahmen als bundesweites Qualifizierungsprogramm initiiert. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern ist ein weiteres zentrales Element in den Arbeitskreisen und ermöglicht voneinander und miteinander zu lernen und neue Sichtweisen kennenzulernen.

Dieses spezielle Weiterbildungsangebot gab es zuvor nicht in Österreich. Es wurde daher in einem mehrjährigen Prozesse mit Fördermitteln und viel Eigeninitiative der eingebundenen Organisationen schrittweise auf- und ausgebaut. Die Gruppenform ermöglicht zudem eine sehr effiziente und wirksame Bildungsarbeit. Zunehmend benutzerfreundliche Internetanwendungen ermöglichen eine einfache Eingabe, Auswertung und Speicherung der Daten.

Ziele und Zielgruppen

Die Arbeitskreise stehen allen Betrieben offen, unabhängig von der Größe, Wirtschaftsweise und Erwerbsform. Für die Teilnahme kommen besonders Bäuerinnen und Bauern infrage, die ihren Betrieb weiterentwickeln und erfolgreich in die Zukunft führen wollen.  

Die Arbeitskreise leisten eine wirksame Unterstützung, damit die Landwirtinnen und Landwirte eigenverantwortlich und frühzeitig ihren notwendigen Handlungsbedarf erkennen und richtige Weichenstellungen für betriebliche Änderungen vornehmen können. Unternehmerisches Handeln auf Basis eigener Kennzahlen ist der Schlüssel zum Erfolg.

Was ist der Nutzen für die Mitglieder?
  • Erkennen von Stärken und Potenzialen
  • Optimierung der Produktion
  • Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
  • Steigerung der Arbeitseffizienz
  • Unterstützung bei der Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen
  • Kennenlernen neuer Sichtweisen durch Austausch mit anderen Mitgliedern

Neben den Mitgliedern profitieren von den Ergebnissen der Auswertungen, die in Form von Bundesberichten veröffentlicht werden, auch Nichtmitglieder, Beratung, Schulen und Berufsausbildung (Facharbeiterinnen und Facharbeiter und Meister). Von großem Nutzen sind die ausgewerteten Kennzahlen auch für die Erstellung von Betriebskonzepten im Rahmen der landwirtschaftlichen Investitionsförderung und der Existenzgründungsbeihilfe für Junglandwirtinnen und Junglandwirte.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Aufgrund der speziellen Anforderungen und Vorgaben erfolgt die Umsetzung auf zwei Ebenen durch aufeinander abgestimmte Bundes- und Länderprojekte:

  • Bundesprojekte: Bereitstellung des Auswertungs- und Kennzahlenschemas für die einzelnen Betriebszweige, Bereitstellung von EDV-Anwendungen für Auswertungen und Kennzahlenanalysen, Herausgabe der Bundesberichte mit den Ergebnissen der Auswertungen (in anonymisierter Form!), Methodik-Handbücher für die Leitung von Arbeitskreisen, Bundeskoordination und Marketingmaßnahmen einschließlich Homepage.
  • Länderprojekte: Leitung der Arbeitskreise durch speziell ausgebildete Beraterinnen und Berater zur Umsetzung der oben beschriebenen Angebote mit den Mitgliedsbetrieben. Großer Wert wir auf die Durchführung von praxisbezogenen Veranstaltungen auf den Betrieben gelegt (Stallseminare, Feldbegehungen). Zu den Aufgaben der Länderverantwortlichen für die Arbeitskreise gehört auch die Mitwirkung an der Erstellung der Bundesberichte.


Ergebnisse und Wirkungen

Durch den kontinuierlichen Aufbau ist es gelungen, Arbeitskreise für aktuell 14 Fachbereiche zu etablieren. Trotz eines jährlichen Mitgliederwechsels ist die Anzahl der Arbeitskreise (270 bis 280) und der Mitglieder (4.600 bis 4.700, davon rund ein Fünftel Biobetriebe) ziemlich stabil. Die meisten Mitglieder nutzen das Angebot mehr als fünf Jahre, einige schon mehr als 20 Jahre. Insgesamt haben bisher rund 9.000 Betriebe das Angebot der Arbeitskreise genutzt. Bei entsprechenden Voraussetzungen ist eine Ausdehnung auf neue Produktionszweige möglich.

Die Ergebnisse der Auswertungen für die 14 Fachbereiche werden jährlich in sieben Bundesberichten für die Mitglieder veröffentlicht. Kurzfassungen der Berichte sind für alle zugänglich – im Downloadbereich unter www.arbeitskreise.at.

Die 14 Fachbereiche sind: Ackerbau, Biogas, Milchproduktion, Mutterkuhhaltung, Kalbinnen- und Ochsenmast, Stiermast, Fresserproduktion, Lämmerproduktion, Schaf- und Ziegenmilchproduktion, Ferkelproduktion, Schweinemast, Unternehmensführung.

Auswertungen belegen, dass die Arbeitskreis-Betriebe im Schnitt deutlich bessere Ergebnisse erzielen als der Gesamtdurchschnitt der vergleichbaren Betriebe. Außerdem gelingt es den Arbeitskreis-Bertrieben durch die besondere Unterstützung, rascher Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen. Wesentlich trägt dazu bei, dass mit den Mitgliedern ein auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Weiterbildungsprogramm erarbeitet und umgesetzt wird.

Für die Datenerfassung und Auswertungszwecke steht den Mitgliedern mittlerweile in den meisten Bereichen eine benutzerfreundliche Datenbankanwendung zur Verfügung. Diese ermöglicht eine einfache Dateneingabe und Übernahme bereits gespeicherter Daten über Schnittstellen (keine Mehrfacheingaben). Auf Knopfdruck können grafisch gut aufbereitete Berichte für einzel- und zwischenbetriebliche Vergleiche (in anonymisierter Form!) aufgerufen werden. Dadurch können Reserven des eigenen Betriebes auf einen Blick erkannt werden.

Erfahrung

Die Arbeitskreise sind ein bundesweiter Weiterbildungsschwerpunkt, der vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) und seinen Dienststellen (HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik) organisatorisch und finanziell unterstützt wird. Die operative Umsetzung in den Bundesländern erfolgt durch die Ländlichen Fortbildungsinstitute und die Landwirtschaftskammern in Kooperation mit Erzeugerorganisationen, Bio- und anderen Fachverbänden. Die Zusammenarbeit und die Abstimmung der verschiedenen Organisationen sowie das Zusammenwirken von Bundes- und Länderprojekten ist entscheidend für die Akzeptanz und erfolgreiche Umsetzung des Qualifizierungsprogramms.

Weitere wichtige Erfolgsfaktoren sind:
  • Starke Einbindung der Arbeitskreismitglieder in die Planung und Durchführung der Weiterbildungsveranstaltungen (möglichst viel davon auf Betrieben).
  • Laufende Fach- und Methodenschulungen für die Leiterinnen und Leiter der Arbeitskreise auf Bundesebene.
  • Weiterentwicklung der EDV-Anwendungen für die benutzerfreundliche Datenerfassung und Auswertung.
  • Klare Vorgaben auf Bundesebene (Förderungsauflagen).
  • Marketing für die Gewinnung neuer Mitglieder.
  • Ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen für die Koordination und professionelle Betreuung der Arbeitskreise.

Die Leitung von Arbeitskreisen ist eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die viel Wissen und Erfahrung im Umgang mit Gruppen erfordert. Personelle Wechsel ohne entsprechende Einschulung von Nachfolgerinnen oder Nachfolgern können die Weiterführung von Arbeitskreisen gefährden.

Die Teilnahme in den Arbeitskreisen sichert einen Wissensvorsprung - Dabeisein zahlt sich daher auf jeden Fall aus!