Regionale Gehölzvermehrung Kärnten - Heckentag 2022

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Wald
Boden
Nachhaltige Landschaftspflege
Naturschutz
Klimaschutz

Projektregion
Kärnten

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.03.2022-31.12.2022 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
49.624,00€

Fördersumme aus LE 14-20
49.624,00€

Massnahme
Basisdienstleistungen und Dorferneuerung in ländlichen Gebieten

Teilmassnahme
7.6 Förderung für Studien und Investitionen im Zusammenhang mit der Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des kulturellen und natürlichen Erbes von Dörfern, ländlichen Landschaften und Gebieten mit hohem Naturwert, einschließlich der dazugehörigen sozioökonomischen Aspekte, sowie Maßnahmen zur Förderung des Umweltbewusstseins

Vorhabensart
7.6.1. c) Studien und Investitionen zur Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des natürlichen Erbes - Forst

Projektträger
Verein Regionale Gehölzvermehrung

Kurzbeschreibung

Mit dem Projekt „Regionale Gehölzvermehrung Kärnten – Heckentag 2022“ soll Gehölz-Biodiversität in Kärnten „verwurzelt“ werden. Im Zuge des Projektes stellt der Verein Regionale Gehölzvermehrung (RGV) ein breites Angebot an Wildgehölzen aus nachweislich gebietsheimischer Abstammung für Privatgärten, Gemeinden, Landwirtinnen und Landwirten, etc. zur Verfügung. Tausende heimische Gehölze von 20-25 Arten sollen im Zuge des Kärntner Heckentages im Herbst 2022 bei der RGV erstanden und letzlich wieder in den Regionen Kärntens ausgebrscht werden, aus denen sie abstammen. Damit werden wichtige Beiträge zur Erhaltung der Biodiversität, des Kulturlandschaftscharakters und des Landschaftsbildes geleistet und die Florenverfälschung durch gebietsfremde Pflanzen wird eingedämmt. Begleitend wird die Bevölkerung durch Bildungsmaterialien und bewusstseinsbildende Aktionen für die Naturschutzaspekte und den Mehrwert garantiert regionaler Gehölze sensibilisiert.



Ausgangssituation

Gemäß der österreichischen Biodiversitätsstrategie und des Kärntner Naturschutzgesetzes kommt der Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung der regionalen Eigenart und Biodiversität höchste Bedeutung zu. Die ökologische Funktionstüchtigkeit der Lebensräume, die Vielfalt, der Artenreichtum und eine standortgerechte Tier- und Pflanzenwelt sollen regionstypisch gesichert und entwickelt werden.

Die regionalspezifische Eigenart besteht zum Beispiel in der Anpassung an bestimmte Klimaverhältnisse oder unterschiedliche Böden. Die einzelnen Vertreter einer Pflanzenart aus unterschiedlichen klimatischen Regionen sehen zwar auf den ersten Blick sehr ähnlich aus, sie unterscheiden sich aber in ihrer genetischen Ausprägung und blühen oder fruchten zum Beispiel zu anderen Zeiten, weisen unterschiedliche Inhaltsstoffe oder eine ungleiche Behaarung auf.

In der gängigen Praxis werden bei Gehölzauspflanzungen meist gebietsfremde Arten verwendet, deren Herkunft oft weit außerhalb des Landes oder sogar Europas liegt. Dadurch kann eine Veränderung der inner- und zwischenartlichen Vielfalt auftreten. Die Ausbringung von Klonen (genetisch einheitliches Material) gebietsfremder Arten schränkt zudem das innerartliche genetische Spektrum und somit die genetische Anpassungsfähigkeit von Populationen, beispielsweise auf Klimaveränderungen, ein.

Ein Gehölz aus seiner ursprünglichen Herkunftsregion kann dagegen die Vorteile einer Jahrtausende alten Adaptierung nutzen und erweist sich als besonders wüchsig und robust, da es bestens an die Bedingungen in dieser Region angepasst wurde. Um die gehölzgenetische Eigenart unserer Landschaftsräume zu erhalten, ist es nicht zuletzt aufgrund neuester genetischer Untersuchungsergebnisse dringend notwendig, ein Angebot nachweislich regionaler, heimischer Gehölze zu schaffen und der breiten Bevölkerung sowie Akteuren in Landwirtschaft, Gemeinden, Wasserbau etc. zugänglich zu machen.

Ziele und Zielgruppen

  • Erhaltung der genetischen Vielfalt der regionalen Wildgehölzflora einschließlich gefährdeter und geschützter Arten
  • Förderung von Habitatstrukturen für Schutzgüter gemäß EU-Naturschutzrichtlinien und Roten Listen
  • Bereicherung der Gärten mit Wildgehölzen und Förderung der Biodiversität im Siedlungsbereich
  • Sensibilisierung und Erhöhung des Kenntnisstandes der Bevölkerung zu wichtigen Arten der heimischen Gehölzflora und ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung
  • Erhaltung des regionalen Kulturlandschaftscharakters und des Landschaftsbildes
  • Schaffung eines Beitrages zum Klimaschutz


Projektumsetzung und Maßnahmen

  • Entwicklung eines attraktiven Wildgehölz-Sortiments für den Heckentag 2022 mit Einzelsträuchern und -bäumen, Heckenpaketen, zum Beispiel für Bienen, Schmetterlinge oder Sichtschutz, inklusive entsprechender Begleitmaterialien. Die hier angebotenen ca. 6.000 Pflanzen (20-25 Arten) wurden von Partnerbaumschulen aus RGV-Saatgut herangezogen und stammen von ausgewählten Wildbeständen aus den Regionen Kärntens ab.
  • Einrichtung und Betreuung eines Bestellservice mit Website (www.heckentag.at), Webshop und Infotelefon, sodass interessierte Kundinnen und Kunden die heimischen Wildgehölze vorbestellen und sich durch fachliche Beratung informieren und weiterbilden.
  • Erstellung von Bildungsmaterialien, sowie eines elektronisches Bestell- und Infoheckenblatts.
  • Durchführung von zwei Heckentags-Veranstaltungen in Klagenfurt und Villach am 12. November 2022 von 9-14 Uhr, wo die über den Webshop vorbestellten Pflanzen abgeholt werden können. Je nach Verfügbarkeit können außerdem Wildgehölze im Freiverkauf vor Ort erstanden werden. Den Besucherinnen und Besuchern wird ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot angeboten, womit heimische Wildgehölze und die Qualitätsmerkmale der gebietsheimischen Pflanzenware anschaulich vermittelt werden sollen. Darüber hinaus ist ein buntes Programm mit weiteren themenverwandten Organisationen und Akteuren aus der Region angedacht.
  • Öffentlichkeitsarbeit wird sowohl über Print- und Onlinemedien als auch über Social Media betrieben.
  • Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen: Als langjähriger Partner wird die Arge NATURSCHUTZ (Klagenfurt) die RGV bei der Umsetzung des Projekts vor Ort maßgeblich begleiten und unterstützen. Weitere Organisationen werden zur Teilnahme am Heckentag eingeladen.


Ergebnisse und Wirkungen

Auf Basis bereits erfolgter Projekte mit ähnlichem Schwerpunkt, die der Verein Regionale Gehölzvermehrung in Kooperation mit der Arge NATURSCHUTZ durchgeführt hat, kann eine gute Einschätzung der Ergebnisse des gegenständlichen Projekts vorgenommen werden. Hier kann insbesondere der erste Kärtner Wildgehölztag 2021 herangezogen werden, bei dem bereits knapp 2400 Wildgehölze wieder in ihrer Ursprungsregion im Klagenfurter Becken verwurzelt werden konnten. Durch die Erweiterung des Sortiments und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit können es im Jahr 2022 rund 6000 Wildgehölze sein.

Durch die Bereitstellung heimischer und regionaler Wildgehölze für den Siedlungsraum und die freie Natur, wird sowohl ein ökologischer als auch siedlungs- und ortsbildrelevanter Mehrwert generiert. Einerseits werden private Gärtnerinnen und Gärntner sowie Kommunen erreicht und so durch die Abgabe und Auspflanzung von gebietsheimischen Gehölzen im Siedlungsraum wichtige Beiträge zur Erhaltung der Gehölzdiversität sowie zur Gewährleistung von siedlungsökologischen Zielsetzungen geliefert. Andererseits werden wichtige Beiträge zur Erhaltung der Wildgehölzbiodiversität und zur Bewahrung eines günstigen Erhaltungszustandes von Natura 2000-Schutzgütern geleistet.  Durch die persönliche Betreuung von Bürgerinnen und Bürgern beim „Kärntner Heckentag“, das Informations- und Beratungsangebot sowie mittels Infomaterialien werden zudem Naturschutzanliegen praktisch vermittelt und die Bevölkerung näher zum Naturschutz gebracht.

Erfahrung

Der Heckentag des Vereins Regionale Gehölzvermehrung hat seine Wurzeln in Niederösterreich und ist bereits eine langjährige Tradition. Im Laufe der Jahre sind zahlreiche Synergien und Kooperationen auch in anderen Bundesländern wie Kärnten entstanden, die im gegenständlichen Projekt aufgegriffen und weiterentwickelt werden können.

Die Erfahrung der letzten Jahre hat außerdem gezeigt, dass das Interesse an Regionalität, Arten- und Klimaschutz mit dem zunehmenden Bewusstsein in der Bevölkerung stetig wächst und das Interesse groß ist, im eigenen Handlungsumfeld einen Beitrag zu leisten. Die regional besammelten und produzierten Wildgehölze haben sich hierbei als ein wunderbares „Werkzeug“ erwiesen, mit dem sich Naturschutzthemen anschaulich und greifbar vermitteln lassen, verbunden mit dem positiven Erlebnis etwas Schönes zu erschaffen, das einem unabhängig vom ökologischen Wert noch lange Freude bereitet.