30 Jahre ÖPUL – Neue Broschüre zum Jubiläum

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Seit nunmehr drei Jahrzehnten steht das Österreichische Agrarumweltprogramm ÖPUL für ein wegweisendes Modell im Spannungsfeld von Landwirtschaft und Umwelt. Was 1995 mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union begann, ist heute eines der erfolgreichsten Programme zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und naturverträglichen Landwirtschaft in Europa.

Über 80.000 landwirtschaftliche Betriebe nehmen regelmäßig an ÖPUL teil – und damit an einem System, das nicht nur den Erhalt unserer Kulturlandschaft sichert, sondern auch messbare Beiträge zu Artenvielfalt, Boden- und Gewässerschutz sowie zum Klimaschutz leistet.

Diese Leistungen sind keine Selbstverständlichkeit – sie beruhen auf der täglichen Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern, die mit Sachverstand, Erfahrung und persönlichem Engagement weit über gesetzliche Vorgaben hinaus tätig sind.

Die neue Broschüre „Was Bäuerinnen und Bauern für die Umwelt tun. 30 Jahre ÖPUL“ würdigt diesen Einsatz mit Einblicken in die Praxis: Zehn landwirtschaftliche Betriebe aus ganz Österreich geben darin stellvertretend für viele andere Einblick in ihren Alltag, ihre Motivation und ihre Umweltleistungen. Sie berichten über Biodiversitätsflächen, bodenschonende Bewirtschaftung, tierfreundliche Haltungssysteme und ihre Überzeugung, dass ökologische und ökonomische Ziele sich nicht ausschließen müssen. Die authentischen Geschichten zeigen, was das Agrarumweltprogramm in der Praxis bedeutet – und wie nachhaltige Landwirtschaft in Österreich gelebt wird.

Eine Stimme für die Landwirtschaft – Rückblick auf 30 Jahre EU-Beitritt mit Agnes Schierhuber

Unkategorisiert

Die ehemalige Europaabgeordnete und Bäuerin Agnes Schierhuber war eine der prägenden Stimmen beim EU-Beitritt Österreichs 1995 – und setzte sich in Brüssel über Jahrzehnte für die Interessen der Landwirtschaft ein. Im Gespräch mit uns blickt sie auf strukturelle Veränderungen, politische Kämpfe und mutige Entscheidungen zurück.

Frau Schierhuber, Sie haben den EU-Beitritt Österreichs 1995 im Parlament hautnah miterlebt. Was hat sich seither in der Landwirtschaft am stärksten verändert?
Schon in den 1970er- und 1980er-Jahren setzte ein Strukturwandel ein: Immer mehr kleine Betriebe gaben auf, die verbleibenden vergrößerten sich. Mit dem EU-Beitritt wurde dieser Trend durch die Anpassung an den Weltmarkt weiter verstärkt. Wir mussten uns von jährlich verhandelten Inlandspreisen verabschieden und uns den internationalen Preisbewegungen stellen – mit all ihren Risiken, aber auch Chancen. Eine wichtige Pufferfunktion übernahmen die neuen Ausgleichszahlungen. Gleichzeitig veränderte sich das Leben am Land grundlegend: Junge Menschen fanden neue Berufswege außerhalb der Landwirtschaft. Viele haben damit leider auch den Dörfern den Rücken gekehrt. Andererseits konnten doch auch nicht wenige dank besserer Mobilität und Bildung ihren Lebensmittelpunkt in der Region halten, auch wenn das ein Pendeln zum Arbeitsplatz nötig machte.

Welche GAP-Maßnahmen haben bäuerliche Betriebe damals besonders geprägt – gerade in Ihrer Heimatregion, dem Waldviertel?
Die Einführung der Ausgleichszahlungen war ein Meilenstein. Sie waren die finanzielle Absicherung für Betriebe, die mit Umwelt- und Qualitätsstandards produzieren. Besonders bei uns im Waldviertel waren diese Mittel entscheidend, um die Berg- und Grenzregionen zu erhalten. Das Projekt „Waldland”, das ich aktiv mitinitiiert habe, steht sinnbildlich für diese Entwicklung: Aus einer kleinen Gruppe Engagierter wurde ein Vorzeigeprojekt mit über 1.000 bäuerlichen Mitgliedsbetrieben und 200 Arbeitsplätzen. Parallel nahm die Zahl der Milchlieferant:innen deutlich ab – von 19 auf nur noch 3 in meinem Heimatdorf –, aber die Produktion pro Betrieb stieg enorm. Das zeigt: Strukturwandel ja, aber die Fläche blieb in Bewirtschaftung, das Dorf lebendig.

Österreich gilt als Vorreiter für nachhaltige Landwirtschaft. Wo fanden heimische Ideen in Brüssel besonders Gehör?
Als ich begann, im Agrarausschuss über „Nachhaltigkeit” zu sprechen, wurde ich erst belächelt. Aber wir haben nicht locker gelassen. Österreich brachte mit der ökosozialen Agrarpolitik ein ausgewogenes Modell in die Diskussion: Es verbindet Ökologie, Ökonomie und Soziales auf Augenhöhe. Bald fanden sich auch Verbündete – etwa in Irland, Italien und Finnland – und wir konnten erreichen, dass diese Konzepte in die ländliche Entwicklungsstrategie der EU aufgenommen wurden. Mit Franz Fischler als Agrarkommissar hatten wir zusätzlich einen starken Rückhalt. Heute ist das Thema Nachhaltigkeit aus keiner EU-Strategie mehr wegzudenken.

Was sind aus heutiger Sicht zentrale Learnings aus der EU-Mitgliedschaft – und gibt es Entscheidungen, die Sie heute anders bewerten würden?
Die GAP hat uns die Möglichkeit gegeben, Agrarpolitik überhaupt europäisch mitzugestalten – und dabei unsere eigene Handschrift einzubringen. Entscheidend war die Erkenntnis, dass Landwirtschaft und ländliche Entwicklung nicht getrennt gedacht werden dürfen. Denn der ländliche Raum braucht nicht nur eine starke Landwirtschaft, sondern alle Berufsgruppen und die gesellschaftliche Vielfalt. Es gab natürlich auch Entscheidungen, die ich heute kritischer sehe: etwa die Entwaldungsverordnung, die viele Betriebe vor kaum erfüllbare Anforderungen stellt, oder einzelne Regelungen im Tierschutz, die mit der bäuerlichen Praxis wenig zu tun haben. Mein Grundsatz war immer: Die Maßnahmen müssen machbar, kontrollierbar und finanzierbar sein.

Gab es in Brüssel auch Situationen, in denen Sie besonders für österreichische Anliegen kämpfen mussten?
Unsere Herausforderung war, dass viele Kolleginnen und Kollegen in Brüssel kein Verständnis für alpine Strukturen hatten. Ich habe daher gezielt Delegationen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem EU-Parlament und EU-Beamt:innen in unsere Bergregionen gebracht. Wenn man einmal sieht, wie dort Landwirtschaft betrieben wird – unter welchen Bedingungen und mit wie viel Verantwortung für Natur und Tier –, verändert das die Perspektive. Auch parteiübergreifende Allianzen waren wichtig: Ich habe dabei mit Abgeordneten aus allen EU-Ländern und allen politischen Fraktionen zusammengearbeitet. Der persönliche Austausch war oft der Schlüssel.

Unser Netzwerk-Motto 2025 lautet #MutSchafftZukunft. Welche Rolle spielte Mut in Ihrer politischen Arbeit?
Mut heißt für mich, Verantwortung zu übernehmen – wie ich es getan habe, als ich ohne Matura oder akademischen Abschluss ins Europäische Parlament gegangen bin. Dort habe ich mit Authentizität, Sachkenntnis und Dialogbereitschaft überzeugt. Ich habe eigene Expertinnen- und Experten-Hearings ins Leben gerufen, um faktenbasierte Positionen zu stärken. Und ich bin immer mit dem Anspruch angetreten, etwas zu verändern und zu verbessern. Dieser Mut zur Veränderung hat mich geprägt.

Wie beurteilen Sie die Rolle der GAP für die Lebensmittelversorgung in den letzten 30 Jahren?
Die GAP war ein starkes Instrument, um hochwertige Lebensmittelversorgung in Österreich sicherzustellen. Wir haben immer hohe Standards verfolgt – oft die höchsten in Europa. Die GAP hat uns geholfen, diese Standards zu verteidigen und gleichzeitig die regionale Produktion zu stärken. Gerade in Zeiten von Krisen oder Lieferkettenproblemen zeigt sich, wie wichtig verlässliche, regionale Versorgung ist. Unsere große Herausforderung bleibt es, diesen Weg auch in Zeiten knapper Budgets weiterzugehen und nicht auf Kosten der Qualität zu sparen.

Wie wichtig ist es, nationale Spielräume bei der GAP-Umsetzung zu nutzen?
Die GAP bietet nationalen Gestaltungsspielraum – und Österreich hat diesen stets intensiv genutzt. Maßnahmen etwa für Biodiversität, Tierwohl oder regionale Wertschöpfung sind sinnvoll, wenn sie fair gestaltet sind. Das heißt: Die Bäuerinnen und Bauern müssen für zusätzliche Leistungen auch eine entsprechende Abgeltung bekommen. Es darf keine Politik sein, die mit dem moralischen Zeigefinger kommt, sondern eine, die auf Augenhöhe mit der Praxis funktioniert. Unser Motto war immer: „Wir lassen keinen Schilling – heute keinen Cent – in Brüssel.” Und das gilt bis heute.

Nach 30 Jahren EU-Mitgliedschaft – wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus?
Ich ziehe eine positive Bilanz. Die EU hat vieles möglich gemacht – vom freien Personenverkehr über die gemeinsame Agrarpolitik bis hin zur ländlichen Entwicklung. Wir haben uns in Europa Gehör verschafft und konnten aktiv mitgestalten. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Es braucht eine starke europäische Gemeinschaft – auch in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Gerade angesichts wachsender Radikalisierung ist es wichtiger denn je, das Friedensprojekt Europa zu stärken.

Frauen waren in der Agrarpolitik lange unterrepräsentiert. Wie haben Sie Ihre Rolle erlebt – und was braucht es für mehr weibliche Mitgestaltung?
Ich bin mit dem Selbstverständnis aufgewachsen, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sein müssen – das war in meinem Elternhaus gelebte Realität. Landeshauptmann Andreas Maurer hat als NÖ-Bauernbundobmann schon in den 1970er Jahren die Funktionäre in den Bezirksbauernkammern dazu aufgefordert, Bäuerinnen als Funktionärinnen in die politische Arbeit einzubinden. Das hat mir damals den Weg geebnet. Heute sehe ich leider oft, dass Frauen vor politischen Funktionen zurückschrecken, weil das politische Klima und der gesellschaftliche Umgang sehr rau geworden sind. Was wir brauchen, ist eine Rückkehr zu einem respektvollen Umgang miteinander – quer durch alle Gesellschaftsgruppen – und eine Anerkennung fachlicher Kompetenz. Frauen brauchen dabei keine Sonderrolle, sondern – ebenso wie auch engagierte Männer – echte Wertschätzung für das, was sie beitragen.

LEADER Jahrestagung 2025: 30 Jahre LEADER und mutig in die Zukunft

Innovation

Die LEADER-Jahrestagung 2025 nahm das 30-jährige Jubiläum zum Anlass, um auf die Entwicklungsgeschichte hin zur LEADER-Methode und ihre Umsetzung in Österreich zurückzublicken. 

Dabei blieb es aber nicht bei einem reinen Blick in den Rückspiegel: Es wurde auch gemeinsam erarbeitet, wie die LEADER-Methode zusätzliches Entwicklungspotenzial zu gesellschaftlich relevanten Themenstellungen entfalten kann.

Robert Lukesch, ehemaliger Berater und LEADER-Chronist, eröffnete den inhaltlichen Programmteil mit einer Retrospektive zur LEADER-Methode. Er beleuchtete dabei ihre Wurzeln im EU-Beschäftigungs Kontext und ihre Entwicklung über mehrere Programmphasen von der Gemeinschaftsinitiative bis hin zu ihrem Status als fester Bestandteil der ländlichen Entwicklung. Hannes Lorenzen, der bis 2019 als leitender Berater im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung des Europäischen Parlaments tätig war, ergänzte per Zoom-Zuschaltung seine Einschätzungen zum Status quo und zur Zukunft. Ihm zufolge bewegt sich die EU auf eine Phase stärkerer nationaler Innenorientierung zu. Vor dem Hintergrund der derzeit unsicheren Perspektive sei es wichtig, das gemeinsame Bekenntnis zur Entwicklungsmethode LEADER zu verstärken und deren demokratiepolitischen Wert hervorzuheben. 

Dass Regionen wichtige Partner:innen für die Erreichung gesellschaftlicher Ziele sind, unterstrich Elisabeth Thompson (FFG). Sie gab eine kurze Einführung in die europäischen Missionen, die ausgehend vom EU-Programm Horizon zunehmend auch auf andere Bereiche ausstrahlen. Auf besonders großes Interesse trafen ihre Ausführungen zum „Cascade Funding”, wonach große EU-geförderte Projekte die Möglichkeit haben, eigenständig und niederschwellig regionale Initiativen zu fördern.

Barbara Schiefer von der Gastgeber:innenregion LAG Ennstal-Ausseerland, die zu den LEADER-Regionen der „ersten Stunde“ zählt, präsentierte einen eindrucksvollen Film zu 30 Jahren LEADER. In diesem wurden zentrale regionale Wegbereiterinnen und Wegbereiter mit ihren Initiativen gekonnt in Szene gesetzt. Cathrine Maislinger ist Managerin einer der jüngsten LEADER-Regionen. Sie gab Einblicke in die Entstehung ihrer LEADER-Region Flachgau Nord und in einzelne Schwerpunktthemen wie die Initiative zur Sensibilisierung für MINT-Fächer.

Seit 2023 beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe des GAP-Begleitausschusses aktiv mit der Verankerung von Geschlechtergleichstellung in ausgewählten Bereichen der GAP. Karmen Mentil, die diese Arbeitsgruppe begleitet, erklärte, dass es dafür wichtig sei, Gleichstellungsziele in allen Entwicklungszielen zu verankern, Strukturen aufzubauen und die Kultur mittel- bis langfristig zu verändern. Eine der Umsetzungsmaßnahmen sieht vor, diesen Dreischritt auf Ebene einer LEADER-Region zu testen und die gewonnenen Erkenntnisse zugänglich zu machen. Als Pilotregion fungiert dabei die LAG Hermagor. Friedl Veider gab einen kurzen Werkstattbericht und beschrieb geplante Maßnahmen auf Ebene der Projekte und Projektauswahl. Ein Leitfaden für alle LEADER-Regionen ist in Vorbereitung und in Kürze hier verfügbar: https://www.zukunftsraumland.at/themen/lebensqualitaet-gestalten/arbeitsgruppe-geschlechtergleichstellung/.

Es folgten drei parallele Workshops zu den Themen „Mut für Zukunftsthemen“, „Mut für Transformation“ und „Mut für Beteiligung“. Die Gruppe Mut für Zukunftsthemen (Moderation: Robert Lukesch) konstatierte, dass LEADER sich selbst stetig erneuern müsse, was die Themen Jugend und Zuzug besonders in den Vordergrund rückt. Neue Themen aufzugreifen bedeutet, die Stärken von LEADER, nämlich Mediation/Moderation, Reduktion von Komplexität, gemeinsam Lernen und Experimentieren zu intensivieren – dafür braucht es aber entsprechende Rahmenbedingungen und Freiräume (Stichwort: 25% Grenze). 

Zu einer ähnlichen Diagnose kam auch die Gruppe Mut für Transformation (Moderation: Michael Fischer), bei der vor allem die „Rolle 3“ (sozial-innovatives Unternehmen) des LEADER-forums diskutiert wurde. Diese beschreiben die Teilnehmenden vor allem durch aktives Aufgreifen neuer Themen, Impulse zu geben und als Entwicklungslabor durch Eigenprojekte Neues selbst auszutesten – und das nicht nur auf LEADER beschränkt, sondern auch darüber hinaus mit Blick auf die Region in ihrer Gesamtheit. Strategien, um die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, reichen von speziellen LEADER-Projekten, die auch Personalfinanzierung beinhaltet über die Kombination mit weiteren GAP-Interventionen (beispielsweise Ländliche Innovationsnetzwerke LIN ) sowie das Erschließen weiterer Finanzierungsquellen. Im Umgang mit dem Risiko, das diese Rolle birgt, braucht es Rückhalt und Legitimation durch Trägerstruktur und Land beziehungsweise Bund. 


Die Jugend war auch bei den Teilnehmenden der Gruppe Mut für Beteiligung (Moderation: Karmen Mentil/ Matthias Neumeister) im Mittelpunkt. Für die Motivation zur Beteiligung braucht es Niederschwelligkeit (direktes Ansprechen am Bahnhof), Kreativität (Radeln mit der Bürgermeisterin) und das Setzen auf Organisationen (Chöre, Jugendvereine). Im Prozess selbst sind dann externe Moderation, Management von Erwartungen und rasche erste Erfolge wichtige Faktoren. Eine Herausforderung besteht darin, Jugendliche länger im Prozess zu halten, um auch auf höhere Stufen der Beteiligung – ins Umsetzen – zu kommen. Social Media und Role-Models können dabei helfen, die Kommunikation aufrechtzuerhalten.

Veranstaltungsrückblick zum Workshop: Langfristige, transformative Wirkungen von Innovations- und Regionalentwicklungsprojekten

Innovation

In Abstimmung mit der ÖROK lud Netzwerk Zukunftsraum Land am 8. Mai 2025 zu einem Workshop ein, der sich speziell an Expertinnen und Experten aus der Verwaltung richtete. Dabei sollte gemeinsam erarbeitet werden, wie Innovations- und Regionalentwicklungsprojekte noch besser langfristig wirksam werden können, welche Rahmenbedingungen EU-kofinanzierte Programme bereits jetzt dafür bieten bzw. künftig idealerweise bieten sollten. Grundlage für die gemeinsame Diskussion bildeten Erkenntnisse, die die GAP-Vernetzungsstelle im Jahr 2024 erarbeitet hat, ergänzt durch inspirierende Beispiele aus unterschiedlichen Themenbereichen.

Was versteht man unter langfristiger, transformativer Wirkung?
Langfristige, transformative Wirkungen sind all jene Wirkungen aus Förderprojekten, die nach Projektende noch andauern und sich – im Idealfall – sogar noch verstärken. Denkt man beispielsweise an ein Rufbus-System, das in einer ländlichen Region etabliert wird, so bedeutet Langfristigkeit die dauerhafte Verfügbarkeit des Angebots und dessen Ausbreitung (bezogen auf Geografie und Personenkreis) bishin zur schrittweisen Ablösung der bisher gewohnten Mobilitätsformen. Diese skizzierte Maximalvariante ist in der Praxis nicht so häufig zu finden, da es auf dem Weg einige Hürden zu überwinden gilt. Die Chancen auf Realisierung können aber erhöht werden. Dazu bieten sich folgende Ansatzpunkte:  

  • Wirkungsketten und Missionsorientierung. Um die Diagnose Einzelprojektlogik (“Projektitis”)  zu verringern, braucht es eine Berücksichtigung von Missionsorientierung (Bezugnahme auf übergeordnete Wirkungsziele) und ein Denken in Wirkungsketten (kaskadische Planung mehrerer Projektabfolgen) bereits bei der Programmplanung. Akteurinnen und Akteure sollen dabei unterstützt werden, wirkungsorientierte Strategien bereits am Beginn mitzudenken.
  • Bedarfe kennen. Erfolgt die Arbeit an Projekten zu sehr angebotsgetrieben oder wird die Zielgruppe zu breit definiert, besteht die Gefahr, am Bedarf vorbei zu arbeiten und eine Nutzung des Projektergebnisses ist für die Zielgruppen nicht oder weniger attraktiv.  Programme sollten daher einerseits bereits Bedarfe sehr klar artikulieren und Projektwerbende zu präzisen Zielgruppendefinitionen und -kenntnissen motivieren. 
  • Agilität und Lernen. Die Realität zwingt Akteurinnen und Akteure oft dazu, Projekte anders als geplant umzusetzen. Dies verlangt nach Programmen, die flexibel genug sind, um Kurskorrekturen zu ermöglichen und konstruktiv mit Lernen (nicht: Scheitern) umgehen.
  • Zusammenarbeit in Teams. Komplexe Projekte löst man nicht alleine, sondern es braucht komplementäre Partnerinnen und Partner. Kooperationsaufbau und -pflege sind aufwändig und nicht trivial, weshalb geförderte Vorphasen und methodische Unterstützungsangebote helfen können. Auch hier ist Flexibilität gefordert, wenn es um den Wechsel von Projektpartnern geht.
  • Verwertungs- und Finanzierungsstrategien. Auf Projektebene fehlt oft eine klare Vorstellung, auf welche Weise Projektergebnisse verwertet und dauerhaft finanziell abgesichert werden können. Dies hängt oft auch mit einem eingeschränkten Bild über mögliche Verwertungspartner zusammen. Von Programmseite sollten entsprechende Überlegungen bereits von Projektbeginn an eingefordert aber auch durch gute Beispiele oder Methodenkompetenz unterstützt werden.
  • Kommunikation. Projektergebnisse und Projektnutzen zu kommunizieren ist eine wichtige Grundvoraussetzung für viele der oben genannten Faktoren. Kommt Kommunikation zu kurz, erzielen Projektergebnisse nicht die notwendige Aufmerksamkeit für Anschlusshandeln mit einem oft zitierten Ende “in der Schublade”. Förderfähigkeit professioneller Kommunikation, Entschädigung von Wissensträgerinnen und -trägern sowie das Sichtbarmachen von Wirkungen sind somit zentrale Maßnahmen.

Um Möglichkeiten zur Umsetzung zu illustrieren, wurden die GAP-Interventionen „Ländliche Innovationsnetzwerke LIN“ und „Europäische Innovationspartnerschaften EIP-AGRI“ als Beispiele herangezogen, die die einzelnen Aspekte bereits in weiten Teilen berücksichtigen. 

Die Expertinnen und Experten teilten die Problemdiagnosen und Handlungsempfehlungen in den Diskussionsrunden mehrheitlich und lieferten eine Vielzahl an Einschätzungen und eigenen Empfehlungen. So wurde beispielsweise auf die Übergänge und Schnittstellen zwischen Projekten bzw. Phasen von Initiativen hingewiesen. Hier brauche es höhere Flexibilität innerhalb und bessere Verzahnung zwischen den Förderprogrammen. Gleichzeitig ist die „transformative Maximalvariante“ nicht in jedem Programmbereich relevant und man müsse sicherstellen, dass Steuerungsinitiativen der Programme nicht mehr bürokratischen Aufwand auf allen Ebenen erzeugt. Eine stärkere Steuerung hin zu Langfristigkeit und Transformation setzt einen intensiven, persönlichen Kontakt mit Projektakteurinnen und -akteuren sowie Feedback-Schleifen voraus, die ausreichend Ressourcen auf Seiten der Verwaltung und  – nicht zuletzt wegen der einzuhaltenden Rollen und Zuständigkeiten – Supportstrukturen wie beispielsweise SIplus oder Netzwerkzukunftsraum Land mit deren Brokerage verlangen.  

Neuer Aufruf: Einreichung für Förderung von ländlichen Innovationssystemen (77-03)

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Bitte beachten Sie die unterschiedlichen Einreichzeiträume für Fördergegenstand (FG)-1 und FG-2.1/FG-2.2:

Regionaler Ideenfindungs- und Weiterentwicklungsprozess mit Ausrichtung auf eine Ländliche Innovationspartnerschaft (LIP)
(77-03-BML-FG-1)

Der Aufruf ist von Montag, 16.06.2025, 00:01 Uhr bis Montag, 15.09.2025, 23:59 Uhr geöffnet. Der Fördersatz beträgt 100 Prozent. 

Ländliches Innovationsunterstützungsnetzwerk (LIN)
(77-03-BML-FG-2.1-LIN)

Der Aufruf ist von Montag, 13.10.2025, 00:01 Uhr bis Montag, 15.12.2025, 23:59 Uhr geöffnet. Der Fördersatz beträgt 100 Prozent. 

Ländliche Innovationspartnerschaft (LIP)
(77-03-BML-FG-2.2-LIP)

Der Aufruf ist von Montag, 13.10.2025, 00:01 bis Montag, 15.12.2025, 23:59 Uhr geöffnet. Der Fördersatz für Sach- und Personalkosten beträgt 100 Prozent, für Investitionen 65 Prozent. 


Die Bewilligende Stelle bietet drei Online-Informationstermine an, bei denen Fragen zu Formalkriterien möglicher FG 1-Projekteinreichungen beantwortet werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte bis spätestens eine Woche vor dem jeweiligen Termin an.
 

  • Erster FG 1-Infotermin: Montag, 7. Juli 2025, 10.30 – 12.00 Uhr
    Anmeldung
  • Zweiter FG 1-Infotermin: Montag, 4. August 2025, 10.30 – 12.00 Uhr
    Anmeldung
  • Dritter FG 1-Infotermin: Montag, 1. September 2025, 10.30 – 12.00 Uhr
    Anmeldung

Alle Informationen zur Einreichung eines Antrages in der Förderschiene 77-03 finden sie direkt auf der Website der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG): Ländliche Innovationssysteme im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (77-03) | FFG

Sie haben Fragen zur Fördermaßnahme 77-03, haben eine Idee für ein mögliches Innovationsprojekt oder planen bereits die Einreichung? HIER finden Sie das Team der Innovation Broker und unser Unterstützungsangebot.

30 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs: Mut zu Innovation und Veränderung

Innovation
2025 feiert Österreich 30 Jahre EU-Mitgliedschaft – ein Wendepunkt für die Agrarpolitik. Mit dem Beitritt 1995 wurde das Land in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) integriert, wodurch neue Fördermöglichkeiten und Innovationspotenziale entstanden sind. 2012 initiierte die EU-Kommission die Europäische Innovationspartnerschaft für Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI), um Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zu fördern. Durch „Operationelle Gruppen“ fördert sie die Vernetzung von Landwirtinnen und Landwirten, Forschenden, Bildungs- und Beratungseinrichtungen und Unternehmen, um praxisnahe Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln. 

Die „Innovation Farm“ setzt genau an diesem Punkt an: Sie fungiert als eine Plattform, die technologische Entwicklungen für die Landwirtschaft sichtbar und anwendbar macht und ist ein Leuchtturmprojekt für die Digitalisierung in der österreichischen Landwirtschaft. Ziel der Innovation Farm ist es, neue Technologien für die Landwirtschaft zu demonstrieren und den Zugang zu diesen Innovationen für Landwirt:innen zu erleichtern. 

Wir haben mit Markus Gansberger über die Innovation Farm gesprochen und bekamen auch dank Michael Himmelfreundpointner, Landwirt des Pilotbetriebes, Einblicke, was landwirtschaftliche Betriebe zum Aufgreifen von Innovationen bringen. 

Die Innovation Farm steht für praxisnahe Forschung und technologische Weiterentwicklung in der Landwirtschaft. Inwiefern hat der EU-Beitritt Österreichs 1995 dazu beigetragen, dass solche Innovationsplattformen überhaupt möglich wurden?

Mit dem EU-Beitritt Österreichs wurden, mit der Förderung der europäischen Zusammenarbeit und der Bereitstellung von kofinanzierten Fördermitteln, Rahmenbedingungen geschaffen und damit die Entstehung und erfolgreiche Entwicklung von Innovationsplattformen, wie der Innovation Farm, ermöglicht.

EIP-AGRI wurde geschaffen, um Innovationen in der Landwirtschaft durch den Austausch von Forschung und Praxis zu fördern. Wie hat dieses Netzwerk den Aufbau und die Arbeit der Innovation Farm beeinflusst und neue Wege eröffnet? 

EIP-AGRI hat einen wichtigen Rahmen und Impulse für die Innovationsförderung in der Landwirtschaft geschaffen. Die Innovation Farm konnte von diesem Netzwerk in vielfältiger Weise profitieren, sei es durch konkrete Förderungen, den Zugang zu Wissen und Netzwerken oder die Bestätigung ihres praxisnahen Ansatzes. Dadurch wurden neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und neue Wege für die Forschung, Entwicklung und Verbreitung von Innovationen in der österreichischen Landwirtschaft, an denen die Innovation Farm maßgeblich beteiligt ist, geebnet.

Gibt es Projekte oder Erkenntnisse aus „Operationellen Gruppen“, die besonders prägend für die Entwicklung der Innovation Farm waren?

Die Etablierung der Innovation Farm im Jahr 2020 hat das Interesse an neuen Agrartechnologien gesteigert. Dies zeigt sich unter anderem in der starken Zunahme von Real Time Kinematic (RTK) – gestützten Lenksystemen und der Nutzung von Applikationskarten zur teilflächenspezifischen Bewirtschaftung. Die Zugriffszahlen bei der Erstellung und Anwendung von Düngekarten unter anderem über TerraZo (www.terrazo.at) (welches auf dem EIP-AGRI-Projekt GIS-ELA fußt) nehmen von Jahr zu Jahr stark zu. Dieser digitale Wissenstransfer mittels Applikationskarten erweist sich als zukunftsweisend und trägt maßgeblich zur Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit bei. Darüber hinaus prägten die Erprobungen (in OG-Projekten) im Bereich der Hackrobotik, der In-Row-Hacktechnik und des Spot Sprayings den Einsatz neuester Technologien im zielgerichteten Pflanzenschutz.

Gibt es Best-Practice-Beispiele aus Österreich, die über die Landesgrenzen hinweg Anklang gefunden haben? Wenn ja, welche?

Ja, das gesamtheitliche Konzept der Innovation Farm selbst. Besonders hervorgehoben wird dabei stets die enge und strukturierte Zusammenarbeit des Konsortiums. Dieses umfasst Forschungs-, Beratungs-, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, die Hand in Hand mit Unternehmenspartner:innen, Fachmedien und landwirtschaftlichen Betrieben zusammenarbeiten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der gemeinsamen Bearbeitung konkreter Use Cases. Diese Projekte sind spezifische Anwendungsfälle, die aus der Perspektive des landwirtschaftlichen Betriebs betrachtet werden und somit eine hohe Praxisrelevanz aufweisen. Dieser integrative Ansatz, der Theorie und Praxis eng verzahnt, zeigt Interesse und Zuspruch für einen erfolgreichen Wissenstransfer und die Förderung von Innovationen in der Landwirtschaft.

Herr Himmelfreundpointner, warum begegnet man in der Landwirtschaft neuen Ideen gegenüber oft mit Vorsicht – und was braucht es, damit daraus letztendlich Überzeugung und Begeisterung für Innovation entstehen? 

Eine gewisse Skepsis in der Landwirtschaft gehört einfach dazu. Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig mit langer Tradition. Innovation bedeutet immer, dass sich etwas verändert und Veränderung bedeutet auch, dass es zu Beginn zu Stolpersteinen kommen kann. Was wirklich schön zu beobachten ist: Wenn die anfänglichen Hürden erst einmal genommen sind und der Nutzen einer Innovation sichtbar wird, dann springt der Funke oft über – andere Landwirtinnen und Landwirte lassen sich davon anstecken und probieren es selbst aus.

Mut heißt, Neues auszuprobieren – und genau das ist entscheidend, um Fortschritte zu machen und weiterzukommen.

Herr Gansberger, welche Technologien werden derzeit durch die Innovation Farm getestet, und welche weiteren Maßnahmen wären notwendig, um deren Implementierung noch weiter in die Breite zu bringen?

Die Innovation Farm erprobt derzeit ein breites Spektrum an Technologien für Stall und Feld. Dies reicht von einfachen Nachrüstlösungen und Apps bis hin zu hochentwickelten Systemen wie KI-basierten Prognosemodellen im Pflanzenbau und autonomen Feldrobotern. Für eine breite Implementierung in der vielfältigen österreichischen Landwirtschaft ist es entscheidend, über die reine Technologie hinaus klare Erkenntnisse zu gewinnen, unter welchen spezifischen betrieblichen Rahmenbedingungen (zum Beispiel Pflanzenbestand, Betriebsform, Größe) sich der Einsatz der jeweiligen Lösung lohnt. Um dies zu erreichen, sind vielfältige, auf unterschiedliche Betriebsstrukturen zugeschnittene Lösungen erforderlich.

Welche Trends und Forschungsschwerpunkte sind für die Zukunft der Innovation Farm entscheidend, und welche mutigen Schritte sind nötig, um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen?

Für die zukünftige Ausrichtung werden mehrere Trends und Forschungsschwerpunkte entscheidend sein, um eine robuste und smarte Landwirtschaft zu fördern, die sowohl konventionelle als auch biologische Wirtschaftsweisen berücksichtigt. Die Implementierung von Sensorik, Datenanalyse, Robotik und künstlicher Intelligenz wird neue Möglichkeiten eröffnen und die Bewirtschaftung revolutionieren. Dabei ist es unerlässlich, die Erforschung, Entwicklung und Erprobung dieser Technologien in engem Kontakt mit den landwirtschaftlichen Betrieben zu gestalten, um sicherzustellen, dass die Innovationen nicht nur fortschrittlich, sondern auch praxistauglich, kosteneffizient und interoperabel sind. Die zunehmende Vernetzung in der Landwirtschaft erfordert zudem eine intensivere und vernetztere Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure.

Im Netzwerk haben wir heuer das Jahresthema „Mut schafft Zukunft“ gewählt. Wenn Sie an die Innovation Farm denken, wo ist das Thema Mut besonders entscheidend?

Es braucht Mut, unbekanntes Terrain zu betreten. Es erfordert Investitionen – in Zeit, Ressourcen und Know-how. Es erfordert Mut, sich zu öffnen, Wissen zu teilen und gemeinsam mit anderen Akteurinnen und Akteuren neue Wege zu gehen. 

Die Innovation Farm möchte ein lebendiges Beispiel sein und dazu ermutigen, die Zukunft der Landschaft gemeinsam zu gestalten. Sie bietet den Raum und die Infrastruktur, um neue Lösungen zu erarbeiten, zu erproben, aufzuzeigen und weiterzuentwickeln, welche in der Folge Schritt für Schritt auf den heimischen, bäuerlichen Betrieben ihre Anwendung finden.

Mut zum Austausch, Mut zur Kooperation, Mut zur Veränderung!
Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Celina Lutter, Stephanie Topf

 

Neuer Aufruf: Einreichung für Förderung von Operationellen Gruppen und Innovationsprojekten (77-06)

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Seit 23.06.2025 sind Antragstellungen für die Förderung von Operationellen Gruppen und von Innovationsprojekten im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) – 77-06 auf der Digitalen Förderplattform (DFP) der AMA möglich.
Die Einreichfrist endet mit 12.09.2025

 

Es können sich Personen aus Land- und Ernährungswirtschaft zu Operationellen Gruppen zusammenschließen und praxistaugliche Lösungen zu aktuellen Herausforderungen der Landwirtschaft entwickeln. Die Themen sind nicht weiter eingeschränkt. Die Zusammenarbeit von zumindest Forschung, Bildung und Beratung und der landwirtschaftlichen Praxis in einer Operationellen Gruppe soll praxistaugliche und innovative Lösungen sichern. 

Eckdaten der Förderung:

  • 10.000 Euro Förderpauschale für Aktivitäten im Zusammenhang mit der Suche nach Projektpartnerinnen und -Partnern sowie der Entwicklung des Projektplans (1.Phase)
  • max. 400.000 Euro für den Betrieb der Operationellen Gruppe und die Umsetzung des Innovationsprojekts (2.Phase)
  • Es werden attraktive 100 Prozent der förderfähigen Sach- und Personalkosten übernommen.

Zusätzlich gibt es zeitgleich einen Aufruf „Innovation und Weiterentwicklung in der biologischen Landwirtschaft – EIP-AGRI, 2. Phase“.

Sie haben Fragen zur Fördermaßnahme EIP-AGRI, haben eine Idee für ein mögliches Innovationsprojekt oder planen bereits die Einreichung? HIER finden Sie das Team der Innovation Broker und unser Unterstützungsangebo

Impulse für die Zukunft: Innovation und Wissenstransfer im europäischen Dialog

Unkategorisiert

Beim neunten Treffen der Subgroup on Innovation and Knowledge Exchange (SoIKE) Anfang Juni in Brüssel war unser Netzwerk durch Celina Lutter vom Team der Innovation Broker vertreten. Im Fokus standen nicht nur aktuelle Entwicklungen im EU CAP Network und die geplanten Themen der EIP-AGRI-Vernetzungsaktivitäten für 2025–2026 – insbesondere wurde diskutiert, welche Formen von Innovation und Wissenstransfer künftig entscheidend sein werden.

„Der Austausch war nicht nur spannend, sondern auch inspirierend – eine wertvolle Gelegenheit, voneinander zu lernen und internationale Perspektiven kennenzulernen“, so Lutter.

KOMMENDE AUFRUFE UND TERMINE

Aufruf für neue EU CAP Network Focus Groups bis 09. Juli geöffnet: 

  • Focus Group 56: Forestry and forest health: new and emerging pests and diseases 
  • Focus Group 57: Innovative and sustainable ways to strengthen the role of farmers in revitalising the European wool value chain 
  • Focus Group 58: Innovative on-farm energy production systems

Eine Fokusgruppe hat folgende Ziele und Aufgaben:

In den Fokusgruppen kommen 20 Expertinnen und Experten zusammen, darunter Land- und Forstwirt:innen, Beraterinnen und Berater, Forschende und Vertreterinnen und Vertreter der Agrarindustrie, um Wissen über bewährte Verfahren in einem bestimmten Bereich zu sammeln und zusammenzufassen und sowohl Probleme als auch Chancen aufzulisten. Sie ziehen Bilanz über den Stand von Forschung und Praxis und zeigen Lösungsansätze für die identifizierten Probleme auf. Auf dieser Grundlage schlagen die Gruppen innovative Maßnahmen vor und priorisieren sie. Sie identifizieren Ideen für die angewandte Forschung und für die Erprobung von Lösungen in der Praxis und schlagen Wege zur Verbreitung bewährter Verfahren und zur Anregung weiterer Maßnahmen vor.

Eine Bewerbung ist bis zum 9. Juli unter folgendem Link möglich: Call for new EU CAP Network Focus Groups open! | EU CAP Network

 

Studie zur Vereinfachung und Verringerung des Verwaltungsaufwandes für Landwirtinnen und Landwirte und andere Begünstigte im Rahmen der GAP

Die Studie untersucht die Hauptursachen für den hohen Verwaltungsaufwand und die Komplexität bei der Beantragung von GAP-Beihilfen sowie der Einhaltung von Vorschriften, wobei Daten aus einer EU-weiten Konsultation und weiteren Befragungen herangezogen wurden. Zielgruppe sind vor allem Landwirtinnen und Landwirte und andere Begünstigte der GAP, aber auch Verwaltungsbehörden und Beratungsdienste.

Zur Studie geht es hier: Study on simplification and administrative burden for farmers and other beneficiaries under the CAP | EU CAP Network

Nachlese: Schutz der Flussperlmuschel durch erosionsmindernde Maßnahmen in der Landwirtschaft

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Bodenerosion bedeutet für die Landwirtschaft nicht nur den Verlust fruchtbarer Erde, sie kann auch Lebensräume gefährden, indem Sedimente aber auch Schadstoffe in Gewässer eingetragen werden. Ziel der Veranstaltung „Sedimenteintrag in Flüsse – Auswirkungen und Lösungsansätze am Beispiel des FFH-Schutzguts Flussperlmuschel“ vom 18. Juni 2025 war, am Beispiel der Flussperlmuschel zu zeigen, wie sensibel Arten auf Bodeneintrag in Gewässer reagieren und welche Lösungsmöglichkeiten insbesondere das Österreichische Agrarumweltprogramm bietet.

Im einführenden Vortrag von Daniel Daill (blattfisch) wurde die Flussperlmuschel als besonders anspruchsvolles FFH-Schutzgut vorgestellt. Sie filtert bis zu 40 Liter Wasser täglich und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gewässerreinigung. Ihre Fortpflanzung ist hochkomplex: Sie benötigt junge Bachforellen als Wirtsfische für ihre Larven, wobei jede Forelle nur einmal als Wirt fungieren kann. Daher ist eine stabile Population an Jungfischen entscheidend für den Fortbestand der Art. Die Flussperlmuschel stellt zudem hohe Ansprüche an ihren Lebensraum: kalte, sauerstoffreiche, nährstoff- und kalkarme Gewässer mit natürlicher Struktur und hoher Wasserqualität sind notwendig. Verschiedene Belastungen – darunter Feinsedimenteintrag, Nährstoffzufuhr (z. B. durch Gülle oder Reifenabrieb), Gewässerverbauungen, fehlende Ufergehölze und der Klimawandel – bedrohen ihren Lebensraum. Sedimentation sowie erhöhte Wassertemperaturen durch fehlende Beschattung verschärfen die Problematik.

Landwirtschaftlicher Einfluss und Lösungsansätze

Tom Wallner (Boden.Wasser.Schutz.Beratung, Landwirtschaftskammer Oberösterreich) beleuchtete die Rolle der Landwirtschaft beim Sedimenteintrag. Wirtschaftlicher Druck und die Wahl erosionsgefährdeter Kulturen wie Mais oder Kürbis begünstigen Bodenabtrag. Extreme Wetterereignisse verschärfen die Lage zusätzlich. In der GAP sowie im Rahmen von ÖPUL stehen zahlreiche freiwillige Maßnahmen zur Verfügung, die von vielen Landwirtinne und Landwirten in Oberösterreich auch genutzt werden. Initiativen wie die Boden.Wasser.Schutz.Beratung mit rund 2700 Mitgliedern und 41 sogenannten „Wasserbauern“, welche wiederum zum Thema Erosions- und Gewässerschutz beraten, zeigen ebenso wie innovative Ansätze mit Drohnen-Einsaat von Zwischenfrüchten und Begrünungen von Abflusswegen, wie sich Landwirtschaft und Gewässerschutz verbinden lassen. Besonders betont wurde die Bedeutung von dauerhaft begrünter Bodenbedeckung über den Winter sowie der Anlage von Retentionsflächen und Pufferstreifen, um Erosion und Nährstoffeintrag zu minimieren.

Politische und naturschutzfachliche Rahmenbedingungen

Stefan Guttmann (Land Oberösterreich) wies darauf hin, dass mittlerweile alle großen Flussperlmuschelbestände, das entspricht in etwa 80 % der Individuen, in Natura-2000-Gebieten liegen. Dies verpflichtet zur Naturverträglichkeitsprüfung bei Bauvorhaben. Wesentlich sei, die Finanzierung von Schutzmaßnahmen zu sicher, auch über einen langen Zeitraum, da sich Flussperlmuschel nur langsam entwickeln und daher nur langfristige Ansätze zum Erfolg führen können. Generell hänge die effektive Umsetzung von Schutzmaßnahmen stark vom Engagement vor Ort und von Gebietsbetreuern ab, die zwischen Naturschutz, Landwirten und Behörden vermitteln.

Exkursion und Best-Practice-Beispiele

Im Anschluss wurde im Rahmen der Exkursion die Nachzuchtanlage für Flussperlmuscheln in Kefermarkt besichtigt. In der Nachzuchtanlage werden Flussperlmuscheln aus der Aist und Naarn mit Hilfe gezüchteter Bachforellen erfolgreich vermehrt. In weiterer Folge konnten Erosionsschutzmaßnahmen in der Praxis gezeigt werden.

Erst wurde auf einer Sedimentfläche veranschaulicht, wie Sedimenteinträge in Gewässer gezielt abgefangen und in weiterer Folge auch sinnvoll genutzt werden können. Auch die Landwirtschaft profitiert durch Humuserhalt und verringerte Überschwemmungsgefahr. Anschließend konnte gezeigt werden, wie Uferbefestigung und Begrünung eines kleinen Wasserzulaufes zu deutlich reduzierter Erosion und folglich geringerem Sedimenteintrag beitragen.

Beide Beispiele zeigten anschaulich, wie mit gezielten Eingriffen die Erosion reduziert und der Eintrag in größere Fließgewässer gesenkt werden kann. Dabei wurde deutlich: Ohne lokale Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, die Flächen bereitstellen oder betreuen, lassen sich solche Maßnahmen nicht umsetzen. Zentral ist das Bewusstsein aller Beteiligten.

Schlussfolgerung: Kooperation und Bewusstseinsbildung als Schlüssel

Der Workshop verdeutlichte, dass effektiver Gewässerschutz – und damit der Schutz der Flussperlmuschel – nur in Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landwirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft möglich ist. Mit gezielten Maßnahmen aber lässt sich viel erreichen – oft mit einfachen Mitteln. Bewusstseinsbildung, technische Innovationen und gut kommunizierte Förderangebote sind dabei ebenso entscheidend wie engagierte Akteure vor Ort.

Biodiversitätsinitiative „100 Jahre – 100 Hektar“

Klimaschutz
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens haben die Österreichischen Bundesforste die Biodiversitätsinitiative „100 Jahre – 100 Hektar“ gestartet. Auf 100 Hektar werden österreichweit neue Lebensräume für bedrohte Arten geschaffen – von Moorrenaturierung bis Amphibienschutz –um die Wälder naturnah zu gestalten, Biodiversität langfristig zu fördern und die Wälder im Klimawandel widerstandsfähiger zu machen.