30 Jahre EU Mitgliedschaft Österreichs – LEADER

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Mit dem EU-Beitritt 1995 begann für Österreich nicht nur eine neue agrarpolitische Ära, sondern auch eine beispielhafte Geschichte regionaler Entwicklung: LEADER wurde zum Impulsgeber für partizipative, kreative und nachhaltige Prozesse im ländlichen Raum. Dieter Holzer, Obmann des Vereinsvorstandes der LEADER Region Südliches Waldviertel – Nibelungengau, begleitet diesen Weg seit vielen Jahren. Wir haben mit ihm über 30 Jahre Österreich in der EU, die Bedeutung von Zusammenarbeit – und über Mut und Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume anhand von LEADER gesprochen.

Herr Holzer, Sie begleiten die LEADER-Region Südliches Waldviertel – Nibelungengau seit vielen Jahren. Was war für Sie der prägendste Wandel durch den EU-Beitritt – hat sich das Selbstverständnis der Region dadurch langfristig verändert?

Die Öffnung der Grenzen, die gemeinsame Währung, die Chancen für die Wirtschaft und die Zusammenarbeit von Menschen aus ganz Europa sind für mich entscheidende Ergebnisse des EU-Beitritts. Die Bevölkerung unserer Region betrachtet sich als Teil (als Mittelpunkt) von Europa und nutzt die Vorteile und Chancen, die sich daraus ergeben. Europa wird auch als Watschenmann (symbolisch) benutzt, um sich abzureagieren. Kritik an nicht oder schlecht funktionierenden Teilen des Systems mit Verbesserungsvorschlägen halte ich für notwendig. 

LEADER setzt auf Beteiligung, Eigenverantwortung und Innovation. Welche dieser Prinzipien waren im Südlichen Waldviertel – Nibelungengau besonders wirksam?

Beteiligung ist ein wichtiger Faktor. Durch das Bottom-Up-Prinzip des LEADER-Programms erstellt die Bevölkerung der Region die Strategie mit den Zielen für jeweils sieben Jahre selbst. Durch ihre Vertreterinnen und Vertreter in der LEADER-Aktionsgruppe (LAG) und des Projektauswahlgremium (PAG) werden die Projekte und der Umfang der Unterstützung festgelegt. Durch die Mitwirkung vieler Menschen wird die positive Botschaft der Europäischen Union weiter verbreitet.

Woran machen Sie den Erfolg von LEADER in Ihrer Region konkret fest?

Wir konnten in unserer Region über 500 Projekte mit Tatkraft, Ideen, Wissen und Fördermitteln unterstützen. Viele davon existieren nur, weil es das LEADER-Programm zur Entwicklung unserer ländlichen Region gab und gibt. Rund 20 Millionen Euro haben seit 2002 Investitionen in Höhe von 60 Millionen Euro ausgelöst. Etwa 120 Arbeitsplätze wurden geschaffen oder gesichert.

Der GAP-Strategieplan hebt Themen wie Klimaanpassung, Vitalisierung von Ortskernen und regionale Wertschöpfung hervor. Wie adressiert die Region Südliches Waldviertel – Nibelungengau diese Herausforderungen – und welche Rolle spielt LEADER dabei konkret?

Das Projekt „Klimafit im Alter“ wird derzeit in der KLAR!-Region Waldviertler Kernland mit unserer Unterstützung durchgeführt. Im Frühjahr 2025 wurde ein Hybridladen „Die Dorfgreißlerei“ eröffnet, die nach langer Zeit den Bewohnerinnen und Bewohnern dieser Gemeinde wieder eine Einkaufsmöglichkeit bietet. Die „Dorfladenbox“  und ein „Dorfoffice“ sind weitere aktuelle Beispiele zur Belebung der Ortskerne und Erhöhung der Wertschöpfung.

Der GAP-Strategieplan 2023–2027 gibt der regionalen Entwicklung neue Impulse. Wo sehen Sie heute konkrete Chancen – und welche strukturellen Hürden gilt es aus LEADER-Sicht zu überwinden?

Vor einigen Jahren hat eine Studie der BOKU den „Lebenswert“ unserer Region anhand von Zahlen, Daten und Fakten mit einigen städtischen Regionen verglichen – das sehr positive Ergebnis hat mich nachhaltig beeindruckt und in vielen meiner Ansichten bestätigt. Konkrete Chancen sehe ich, wenn Innovation als „Neuschöpfung“ zugelassen und nicht nur gesprochen und geschrieben wird. 

LEADER lebt von Austausch und Lernen – regional wie europäisch. Welche Bedeutung hat Kooperation in Ihrer Region? Und was geben Sie anderen Regionen dazu mit auf den Weg?

Wir leben Zusammenarbeit in der Region, in Niederösterreich, in Österreich und in ganz Europa. Bei „LEADER-NÖ“ arbeiten alle Regionen unseres Bundeslandes zusammen. Unser Geschäftsführer Thomas Heindl ist Obmann dieser Vereinigung. Im LEADER-Forum Österreich waren wir im Juni 2025 bei der Jahrestagung in Schladming aktiv. Bei LINC2025 in St. Anton erfolgte der Austausch auf internationaler Ebene. Lernen und Austausch führten uns bei Tagungen, Konferenzen und Exkursionen bis nach Georgien. 

2025 steht bei uns im Netzwerk unter dem Motto #MutSchafftZukunft. Wann war Mut im Südlichen Waldviertel & Nibelungengau entscheidend – etwa in der Zusammenarbeit, in politischen Prozessen oder im Umgang mit Widerständen?

Mut ist fast ständig notwendig, um Hindernisse des Alltags, Hürden des Systems und die Paradigmen in den Köpfen zu überwinden. Dazu gehört ein gewisses Maß an Beharrlichkeit (um nicht Sturheit zu sagen), Freiheit im Kopf, Kreativität und visionäres Denken. 

Welche mutigen Entscheidungen braucht es heute, um LEADER als wirksames Instrument für Transformation, Innovation und regionale Resilienz zu sichern?

Meines Erachtens brauchen wir nur drei Ebenen: Die LEADER-Organisation vor Ort zur Unterstützung der Projektant:innen; AMA zum Einreichen der Projekte und Auszahlung der Fördermittel; ein Prüfgremium. Das spart enorm viel Zeit und Geld. Gerne bin ich bereit, meine Erfahrungen näher auszuführen. 

Wenn Sie auf Ihre Jahre mit LEADER in der Region Südliches Waldviertel – Nibelungengau zurückblicken: welche Aufgabe bleibt für die kommenden Jahre zentral?

Die Stärkung des Botton-Up-Prinzip bringt die Europäische Union direkt in die Häuser. Wenn die Menschen verstehen, dass sie selbst die „Europäische Union“ sind, wird sich die Gemeinschaft weiter entwickeln. 

Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Michael Fischer, Matthias Neumeister, Stephanie Topf

Zukunft Landwirtschaft – Diversifizierung bringt Optimismus auf Österreichs Höfen

Innovation
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität

Neue Umfrage zeigt Chancen, Motivation und Innovationskraft der Landwirtinnen und Landwirte

Wie sichern Österreichs Landwirtinnen und Landwirte die Zukunft ihrer Betriebe? Eine aktuelle, österreichweite Telefonumfrage der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik im Rahmen des LE-Projekts „Bildungsinitiative Diversifizierung“ unter 810 Betrieben zeigt: Diversifizierung – also zusätzliche Einkommensquellen neben der klassischen Landwirtschaft – gewinnt rasant an Bedeutung. Im Fokus der Befragung standen Bäuerinnen und Bauern, die bereits diversifizieren oder neue Geschäftszweige andenken. Die Ergebnisse machen Mut: Rund ein Drittel der befragten Landwirtinnen und Landwirte plant derzeit neue Ideen umzusetzen – von Zusatzleistungen bis hin zu völlig neuen Geschäftszweigen.

Vielfalt als Chance: Neue Wege am Hof
Zentrale Erfolgsfaktoren für eine gelungene Diversifizierung sind laut Studie: hohe Produktqualität, Markt- und Kundennähe sowie eine starke persönliche Motivation. Besonders erfolgreich sind Betriebe mit Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof oder pädagogischen Angeboten. Die Zufriedenheit unter den diversifizierenden Betrieben ist hoch: 79 Prozent sind zufrieden, mehr als 60 Prozent blicken optimistisch in die Zukunft.

„Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass wir mit dem Projekt „Bildungsinitiative Diversifizierung“ einen wichtigen Umsetzungsschritt in Richtung unserer Vision 2028+ gesetzt haben“, betont Bundesminister Norbert Totschnig. „Die Umfrage liefert wertvolle Grundlagen, um die Wertschöpfung auf unseren Höfen gezielt zu steigern.“

Frauen als Innovationstreiberinnen
Ein bemerkenswertes Ergebnis der vom Marktforschungsinstitut KeyQuest durchgeführten Umfrage betrifft die Rolle der Frauen: Diese spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Betriebszweige. Mit ihrer Berufserfahrung oft auch außerhalb der Landwirtschaft bringen Frauen frische Perspektiven, Innovationsgeist und ein Gespür für neue Märkte ein.

Bildung, Austausch und Netzwerke sind entscheidend
Ein zentrales Anliegen der Befragten: mehr Bildungs- und Beratungsangebote – insbesondere in den Bereichen Unternehmensführung, Betriebswirtschaft, Recht, Produktentwicklung, Vermarktung und Soft Skills. Gleichzeitig besteht ein starker Wunsch nach praxisnahen Formaten, die den Austausch unter Berufskolleginnen und -kollegen fördern. Persönliche Netzwerke gelten als wichtigste Quelle für neue Ideen. Auch die Nachfrage durch Kundinnen und Kunden wirkt inspirierend – ebenso wie der Wunsch, aus eigenen Ressourcen etwas Besonderes zu schaffen.

Eine Landwirtin, die an der Befragung teilgenommen hat, verweist auf die Bedeutung von Bildung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft: „Bildungsarbeit ist wichtiger denn je. Da geht es auch darum, dass Menschen verstehen, wie etwas entsteht – um ein besseres Verständnis für die Landwirtschaft zu fördern.“

Diversifizierung braucht eine starke Bildungsbasis
„Die Telefonumfrage liefert kein Patentrezept – sondern bietet konkrete Anhaltspunkte für den Ausbau der Bildungs- und Beratungsangebote“, sagen Nicole Prop und Leopold Kirner, Projektverantwortliche des LE-Projektes „Bildungsinitiative Diversifizierung“ an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. „Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse, um die Strategie Diversifizierung 2028+ gezielt weiterzuentwickeln und damit einen nachhaltigen Beitrag zur Zukunft der Landwirtschaft in Österreich zu leisten.“

Zu „Bildungsinitiative Diversifizierung“
An der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (www.haup.ac.at) wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen inner- und außeragrarischen Partnerinnen und Partnern eine Bildungsinitiative zur Diversifizierung in der österreichischen Landwirtschaft entwickelt und umgesetzt. Im Zentrum stehen Innovation und Unternehmertum entlang der Wertschöpfungskette auf multifunktionalen landwirtschaftlichen Betrieben. Ziel ist es, die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft zu stärken, indem neue wirtschaftliche Perspektiven aufgezeigt und die unternehmerischen Kompetenzen der Betriebe weiterentwickelt werden. Die Initiative leistet damit einen Beitrag zur nachhaltigen Sicherung und Weiterentwicklung von Familienbetrieben in Österreich.

Projektpartner
Die Landwirtschaftskammern, die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen und die Ländliche Fortbildungsinstitute unterstützen die Bildungsinitiative mit ihrer Expertise, ihren Netzwerken und tragen aktiv dazu bei, neue Wege in der Diversifizierung aufzuzeigen. Zudem unterstützen zahlreiche landwirtschaftsnahe Organisationen und Projekte die Initiative und werden Teil des zukünftigen Stakeholder-Forums-Diversifizierung sein.

COREnet: EU-weites Beratungsnetzwerk stärkt die Direktvermarktung

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Das Projekt COREnet unterstützt die europaweite Vernetzung von Beratungsstrukturen im Bereich der kurzen Versorgungsketten (Short Food Supply Chains, SFSC). Das von der EU im Rahmen von Horizon Europe geförderte Projekt bringt 15 Partnerorganisationen aus 11 Ländern zusammen und verfolgt das Ziel, ein nachhaltiges, selbstorganisiertes Beratungsnetzwerk für die Direktvermarktung aufzubauen.

COREnet arbeitet in enger Abstimmung mit weiteren europäischen Projekten wie z.B. EU4Advice, ATTRACTISS, i2connect und modernAKIS. Gemeinsam zielen sie darauf ab, das landwirtschaftliche Wissens- und Innovationssystem (AKIS) zu verbessern und die länderübergreifende Zusammenarbeit von Beratungsdiensten zu intensivieren.

Ein zentrales Element von COREnet ist die Identifikation besonders erfolgreicher Praxisbeispiele, sogenannter „Lighthouse-Projekte“. Diese Leuchtturmprojekte demonstrieren beispielhaft, wie qualifizierte Beratung zur erfolgreichen Direktvermarktung beitragen kann. Für eingereichte Projekte stehen bis zu 5.500 Euro Fördermittel zur Verfügung.

Langfristig zielt COREnet auf den Aufbau eines nachhaltigen und selbstgetragenen IT-gestützten Netzwerks, das den fortlaufenden Wissensaustausch zwischen Beratenden und Praktiker:innen unterstützt. Damit trägt das Projekt entscheidend zur Weiterentwicklung eines modernen, resilienten Agrarsystems in Europa bei.

WIN #landwirtschaft – Werkstatt für Innovation und Naturschutz in der Landwirtschaft

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Jetzt anmelden: Werkstatt für Innovation und Naturschutz in der Landwirtschaft!

Eingeladen sind: Bäuerinnen, Bauern, landwirtschaftliche Initiativen – alle, die Landwirtschaft und Naturschutz bewegen wollen. Praktiker:innen und Expert:innen aus Österreich sollen zusammengeführt  und mit Bäuerinnen und Bauern Projektideen erarbeitet werden.

Ideen werden in kleiner, motivierter Runde bearbeitet. Unterstützung von Fachleuten sowie von
Bäuerinnen und Bauern wird bereitgestellt. Praktisch, verständlich, hilfreich.

Es geht dabei um Rekultivierung von Streuobstwiesen, Beweidung von Trocken- und Halbtrockenrasen, Sicherung von Bergwiesen und Bergmähdern, Wiederherstellung von Feuchtwiesen und Wiedervernässung, Anlage von Heckengürteln und Landschaftsstrukturen, Vogelschutz in der Agrarlandschaft, Naturschutz in der Almwirtschaft u.v.m.

Vision 2028+: ein klares Zielbild für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum

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Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Auch Netzwerk Zukunftsraum Land hat sich aktiv in die Erarbeitung und Umsetzung der Vision 2028+ eingebracht, ein von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig initiierter Strategieprozess unter Einbindung von Bäuerinnen und Bauern, zahlreichen Stakeholdern, Institutionen und einem wissenschaftlichen Beirat.

 Im Rahmen der Umsetzungsphase von September 2024 bis September 2025 arbeiteten sieben Handlungsfeld-Teams an der Weiterentwicklung und Konkretisierung der 170 Maßnahmen; Wir beteiligten uns dabei unter anderem an Projekten zur Stärkung der Rolle von Frauen im ländlichen Raum, zur Förderung von körperlicher und psychischer Gesundheit sowie zur Wiederbelebung von Ortskernen.

 

Grüner Bericht 2025 ist online

Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Der neue Grüne Bericht zeigt, dass Österreichs Land- und Forstwirtschaft trotz geopolitischer und klimatischer Herausforderungen dank gezielter Förderprogramme und breiter Zusammenarbeit stabile Einkommen, Umweltleistungen und den Generationenwechsel sichert.

Publikation: Erkenntnisse zur GAP-Evaluierung – ökologischer Landbau

Lebensmittelversorgung
Lebensqualität

Diese Ausgabe von GAP Evaluation Insights bietet eine detaillierte Synthese von 60 Evaluierungen, die von den Mitgliedstaaten und dem Vereinigten Königreich zwischen 2018 und 2025 durchgeführt wurden, wobei der Schwerpunkt auf der Wirksamkeit der GAP-Unterstützung für den ökologischen Landbau liegt. In diesen Evaluierungen wird bewertet, wie die Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums – und insbesondere die von 2014 bis 2022 durchgeführte Maßnahme 11 – zum Ausbau des ökologischen Landbaus beigetragen haben und welche ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen sie hat.

Diese Evaluierungen liefern zwar wertvolle Einblicke in die Leistung der GAP-Unterstützung für den ökologischen Landbau, weisen aber auch auf erhebliche methodische und datenbezogene Herausforderungen hin.

Die vertiefte Auswertung ausgewählter Evaluationen ergab eine große Vielfalt an Methoden. Zu den quantitativen Ansätzen gehörten ökonometrische Techniken wie Differenz-in-Differenzen, Panelregressionen und Matching-Algorithmen für die kontrafaktische Analyse, die oft durch räumliche Analysen ergänzt wurden. Qualitative Methoden – Befragungen, Interviews und Fallstudien – erfassten die Erfahrungen der Landwirte und Kontextfaktoren. Einige Evaluierungen, wie z. B. die aus Lettland und Schleswig-Holstein, zeigten eine hohe methodische Strenge, indem sie Paneldaten mit ökonometrischen Analysen kombinierten, um die Auswirkungen ökologischer/biologischer Fördermaßnahmen zu isolieren.

Der Bericht unterstreicht die Bedeutung eines dualen Evaluierungsrahmens, der auf einer klaren Interventionslogik beruht. In diesem Rahmen sollte zwischen einer Durchführungsanalyse – bei der die Adoptionsquoten, die Höhe der Zahlungen und die Förderkriterien untersucht werden – und der Folgenabschätzung unterschieden werden, bei der der Beitrag des ökologischen/biologischen Landbaus zu den GAP-Zielen wie der Erhaltung der biologischen Vielfalt, dem Klimaschutz und der Entwicklung des ländlichen Raums bewertet wird.

 

Rural Pact Conference: Von der Vision zur Tat – Ländliche Gebiete für die Zukunft stärken

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Diese Veranstaltung am 16. und 17. September 2025 bietet Möglichkeiten zum Netzwerken und den Austausch, um die Vision für den ländlichen Raum 2040 voranzutreiben und die Maßnahmen des Pakts für den ländlichen Raum und die künftige Politik zu leiten.

Der Plenarteil wird live gestreamt!

Ziele
  • sich auszutauschen und Lehren aus dem Aktionsplan für den ländlichen Raum zu ziehen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, um durch einen aktualisierten Aktionsplan für den ländlichen Raum und künftige politische Maßnahmen weiter auf dem Weg zu stärkeren, vernetzten, widerstandsfähigen und wohlhabenderen ländlichen Gebieten voranzukommen;
  • Verbesserung der Vernetzungsmöglichkeiten unter den Mitgliedern der Gemeinschaft des Pakts für den ländlichen Raum und Aufbau von Handlungskapazitäten;
  • Erleichterung des Austauschs zur Sammlung von Ideen und Empfehlungen für künftige Maßnahmen des Pakts für den ländlichen Raum.
Zielgruppe

Die Veranstaltung richtet sich in erster Linie an formelle Mitglieder der Gemeinschaft des Pakts für den ländlichen Raum (die Mitglied des Pakts für den ländlichen Raum werden), darunter Organisationen der Zivilgesellschaft, politische Entscheidungsträger und Behörden, lokale LEADER-Aktionsgruppen (LAG), Akademiker und Forscher, Unternehmen und Bürger, die aktiv zur Zukunft des ländlichen Raums beitragen möchten.

Neuer Online-Selbstlernkurs zur finanziellen Absicherung von Frauen im ländlichen Raum

Lebensqualität
Frauen in ländlichen Regionen stehen oft vor besonderen finanziellen Herausforderungen – vor allem im Alter. Unser neuer kostenlose Online-Selbstlernkurs (MOOC) sensibilisiert für finanzielle Entscheidungen im Lebensverlauf und zeigt Wege zu mehr finanzieller Sicherheit.
Jetzt teilnehmen, Wissen stärken und Altersarmut vorbeugen!
Mit Zertifikat – jederzeit online verfügbar.

Finanzen gehen uns alle an – und doch sind gerade Frauen in ländlichen Regionen oft besonders von finanzieller Unsicherheit betroffen. Teilzeitbeschäftigung, traditionelle Rollenbilder und geringe Einkommen führen dazu, dass viele Frauen – insbesondere Landwirtinnen – im Alter nur eine sehr niedrige Pension erhalten.

Unser neuer kostenfreier Online-Selbstlernkurs (MOOC) bietet Frauen im ländlichen Raum die Möglichkeit, sich niederschwellig und praxisnah mit dem Thema der finanziellen Absicherung auseinanderzusetzen. Der Kurs zeigt auf, wie Lebensentscheidungen die finanzielle Zukunft beeinflussen und welche Schritte frühzeitig gesetzt werden können, um Altersarmut vorzubeugen.

Der Kurs ist in fünf Module aufgeteilt, diese sind nach dem Lebensphasenmodell aufgebaut:

  • Kindheit und Jugend
  • Beruf und Berufswahl
  • Partnerschaft und Vereinbarkeit
  • Lebenskrisen und Wendepunkte
  • Altersvorsorge und Pension

Jedes Modul verfügt über zwei Lernvideos, einem Interview mit einer Frau, die aus der Praxis berichtet, praktischen Tipps, Checklisten und weiterführende Materialien sowie einem Quiz. 

Zum Kurs

Anleitung zum Einstieg in die Lernplattform und Kurseinschreibung

Teaser Video zum Online-Selbstlernkurs

Der MOOC ist eine Kooperation mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) und Claudia Prudic (ÖFR).

Region im Fokus: Netzwerk Zukunftsraum Land unterwegs in Tirol

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Seit fast zwei Jahrzehnten begleitet Netzwerk Zukunftsraum Land den ländlichen Raum Österreichs auf dem Weg durch Wandel und Transformation. Mit Wissen, Austausch und Expertise werden auch in dieser Periode Akteurinnen und Akteure dabei unterstützt, mutig neue Wege zu gehen und die Herausforderungen von Klimawandel, Versorgungssicherheit, Lebensqualität und Innovation aktiv zu gestalten. Interview mit Sophia Glanz, NZL

1. Frau Glanz, das Jahresthema 2025 lautet #MUTSCHAFFTZUKUNFT. Was bedeutet Mut in Ihrer täglichen Arbeit mit den Akteurinnen und Akteuren im ländlichen Raum – und warum ist gerade jetzt dieser Mut so entscheidend?

Mut in unserer Arbeit bedeutet für mich, gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren im ländlichen Raum Neues zu wagen, bestehende Strukturen zu hinterfragen und innovative Wege einzuschlagen – auch dann, wenn die Ergebnisse noch nicht völlig absehbar oder Hürden zu erwarten sind. Mut braucht es auch, um Ideen, die vielleicht auf den ersten Blick unkonventionell oder unbeliebt wirken, umzusetzen und somit wichtige Impulse für die Zukunft geben. 

Gerade jetzt ist dieser Mut entscheidend, weil wir vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen stehen – von der Klimakrise über die Digitalisierung bis hin zu sozialen Veränderungen. Der ländliche Raum ist dabei kein „Nachzügler“, sondern kann mit Kreativität, Zusammenhalt und Gestaltungswillen Vorreiter sein. Mut schafft die Basis, um Veränderungen aktiv zu gestalten, Chancen sichtbar zu machen und die Zukunft im ländlichen Raum positiv zu prägen.

2. Tirol steht heuer im Mittelpunkt der Jahreskonferenz. Wie kam es dazu und was macht die Region besonders spannend?

Es ist uns bei der Wahl unserer Austragungsorte immer wichtig, an die Basis zu gehen und Projekte und Regionen vor den Vorhang zu holen. Nachdem die letzte Konferenz im Osten (Mistelbach) stattgefunden hat, sind wir nun bewusst in den Westen gegangen. Tirol wurde als Gastgeber Region gewählt, weil hier viele zentrale Zukunftsthemen des ländlichen Raums sichtbar werden: vom Umgang mit dem Klimawandel über nachhaltigen Tourismus in Verbindung mit Naturschutz bis hin zur Frage, wie traditionelle Landwirtschaft innovativ interpretiert werden kann. 

Tirol zeigt eindrucksvoll, wie Regionen mit starken kulturellen Wurzeln gleichzeitig mutig neue Wege gehen – sei es in der Energieversorgung, in der Landwirtschaft oder in der Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. Besonders spannend ist auch die grenzüberschreitende Perspektive: Tirol liegt im Herzen der Alpen und steht in engem Austausch mit den Nachbarregionen. Diese Lage macht es zu einem idealen Ort, um europäische Zusammenarbeit im ländlichen Raum konkret erlebbar zu machen. Tirol ist zum Beispiel das einzige Bundesland, das eine Fördermöglichkeit über CLLD (Community-Led Local Development) ermöglicht – auch das ist sehr mutig und innovativ. 

3. Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort?

Die Teilnehmenden können sich auf zwei Tage voller Inspiration, Austausch und gelebtem Mut freuen. In Tirol greifen wir das Jahresthema #MUTSCHAFFTZUKUNFT auf und zeigen, wie Mut im ländlichen Raum ganz konkret wirkt – durch innovative Projekte, neue Partnerschaften und mutige Stimmen aus unterschiedlichen Bereichen.

Es erwartet sie ein vielfältiges Programm: spannende Keynotes, Exkursionen zu Projekten vor Ort und natürlich viel Raum für Vernetzung. Besonders wichtig ist uns, dass die Menschen Impulse für ihre eigenen Regionen mitnehmen. So wird die Jahreskonferenz zu einem Ort, an dem Mut ansteckend wirkt und Zukunft greifbar wird.

4. Welche besonderen Chancen oder auch Herausforderungen sehen Sie für ländliche Regionen wie zum Beispiel Rotholz und Steinberg am Rofan, die beiden Orte der Konferenz, wenn es darum geht, mit Zuversicht und Weitsicht in die Zukunft zu blicken?

Rotholz und Steinberg am Rofan stehen stellvertretend für viele ländliche Regionen: Sie sind reich an Natur, Kultur und Gemeinschaftssinn – das sind enorme Chancen, wenn es darum geht, Zukunft mit Zuversicht zu gestalten. Gerade kleinere Orte können mit Kreativität, Vernetzung und mutigen Ideen sehr schnell sichtbare Veränderungen bewirken und Vorbilder für andere Regionen werden.

Die Herausforderung liegt darin, den Spagat zwischen Bewahrung und Erneuerung zu schaffen: Wie gelingt es, die einzigartige Identität zu bewahren und gleichzeitig neue Wege in Bereichen wie Klimaschutz, Digitalisierung, Mobilität oder Daseinsvorsorge einzuschlagen? Hier braucht es Weitsicht, damit Innovation nicht als Bruch, sondern als Weiterentwicklung erlebt wird. Wenn dieser Weg gelingt, entstehen Zukunftsräume, die nicht nur lebenswert sind, sondern auch Strahlkraft über die eigene Region hinaus entwickeln.

5. Oft sind es nicht nur Erfolge, sondern auch Umwege, die weiterbringen. Welche Rolle spielen Lernprozesse, Fehlerkultur und der konstruktive Umgang mit Rückschlägen in der ländlichen Entwicklung?

In der ländlichen Entwicklung sind Lernprozesse genauso wichtig wie sichtbare Erfolge. Denn Innovation entsteht selten geradlinig – oft braucht es Mut, etwas auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und auch mit Rückschlägen umzugehen. Entscheidend ist, dass wir eine Kultur fördern, in der Fehler nicht als Scheitern gelten, sondern als wertvolle Schritte auf dem Weg zu besseren Lösungen.

Gerade im ländlichen Raum, wo Ressourcen oft begrenzter sind, braucht es diesen konstruktiven Umgang mit Herausforderungen. Wenn wir aus Umwegen lernen, gemeinsam reflektieren und uns gegenseitig unterstützen, dann entsteht nicht nur Resilienz, sondern auch die Zuversicht, dass Veränderung machbar ist. So wird jeder Schritt – ob Erfolg oder Umweg – Teil eines nachhaltigen Entwicklungsprozesses.

6. Mut braucht auch Unterstützung. Welche Faktoren erleben Sie aktuell als hilfreich, damit Menschen und Projekte trotz Unsicherheiten ihre Ideen verwirklichen können?

Mut wächst dort, wo Menschen spüren, dass sie nicht alleine sind. Hilfreich sind vor allem funktionierende Netzwerke, die den Austausch und die Zusammenarbeit fördern. Ebenso wichtig sind Fördermöglichkeiten, die Ideen finanzierbar machen, und politische Rahmenbedingungen, die Innovation zulassen.

Aber auch durch Anerkennung und Sichtbarkeit werden mutige Projekte unterstützt: Wenn engagierte Menschen erleben, dass ihr Einsatz wahrgenommen und wertgeschätzt wird, dann bestärkt sie das, ihre Ideen auch in unsicheren Zeiten weiterzuverfolgen. So verbinden sich Mut und Unterstützung zu einer Kraft, die den ländlichen Raum voranbringt.

7. Die Konferenz steht heuer auch unter dem Zeichen von „30 Jahre Österreich in der EU“. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Handlungsspielraum für mutige Projekte in den letzten drei Jahrzehnten verändert – und was nehmen wir daraus für die Zukunft mit?

In den vergangenen 30 Jahren hat die EU-Mitgliedschaft Österreichs den Handlungsspielraum für mutige Projekte im ländlichen Raum enorm erweitert. Mit Programmen wie LEADER oder CLLD wurden Strukturen geschaffen, die es ermöglichen, dass Menschen vor Ort ihre Ideen entwickeln und mit europäischer Unterstützung umsetzen können. Auch im agrarischen Bereich war der EU-Beitritt ein Meilenstein: Mit Programmen wie dem ÖPUL wurde ein starker Anreiz geschaffen, Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten, Umweltleistungen sichtbar zu machen und innovative Wege in der Bewirtschaftung zu gehen.

Aus kleinen Pilotprojekten sind so vielfach Vorzeige Initiativen geworden – sei es in der Regionalentwicklung oder in der Landwirtschaft –, die weit über die eigene Region hinaus wirken. 

Für die Zukunft nehmen wir mit: Mutige Projekte brauchen weiterhin einen klaren Rahmen, Verlässlichkeit in der Förderung – und gleichzeitig Freiräume für Innovation. Die europäische Ebene bleibt dabei eine wichtige Partner:in, denn sie eröffnet Perspektiven und stärkt das Vertrauen, dass regionale Ideen Teil einer gemeinsamen europäischen Zukunft sind.

Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Stephanie Topf