Nachbericht: Webinar – Vom Projekt zur dauerhaften Wirkung

Innovation
Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, eigene Projekte zu realisieren. Die Resultate reichen dabei von Wissenszugewinn, Konzepten, Prozessoptimierungen, über verschiedenste Produkte und Dienstleistungen bis hin zu sozialen Innovationen und Netzwerken. Trotz aller Unterschiedlichkeit verbindet diese Projekte vor allem eines: ein geplantes Ende nach oft maximal drei Jahren Laufzeit.
Manchen Initiativen reicht die Zeit, um die gewünschten Effekte zu erzielen und am Ende der Laufzeit kann das Projekt zur Zufriedenheit aller geordnet abgeschlossen werden. In weitaus mehr Fällen ist die Realität aber anders. GAP-Förderungen bilden den Anstoß oder finanzieren eine „Zwischenphase“ für eine Entwicklung, die auch nach dem konkreten Förderprojekt weitergehen oder – im Idealfall – sogar verstärkt werden soll.
Was kann man aus Sicht eines Projektträgers/ einer Projektträgerin vor und während der Projektlaufzeit tun, um sich gut auf „die Zeit danach“ vorzubereiten?

Netzwerk Zukunftsraum Land hat sich 2024 eingehender mit dieser Frage beschäftigt und einige Ansatzpunkte identifiziert, die es aus Sicht einer Initiative oder eines Projekts zu beachten gilt. Am 2. April 2025 organisierte Netzwerk Zukunftsraum Land ein Webinar zur Verbreitung der Ergebnisse, an dem über 160 Personen teilnahmen.

Elisabeth Gumpenberger und Michael Fischer vom Netzwerk Zukunftsraum Land lieferten am Beginn des Webinars einen Überblick zu sechs Faktoren, die sich als wesentlich für dauerhafte Initiativen herausgestellt haben.

  • Wirkungsketten und Missionsorientierung: Hier gilt es, klare Veränderungsziele zu definieren, die über den Projektzeitraum hinaus reichen und diese Ziele konsequent zu verfolgen.
  • Projekte bedarfsorientiert planen und umsetzen: Man sollte sehr genau wissen, für welche Zielgruppe man arbeitet und was diese Zielgruppe braucht. Das braucht oft Mut zur Fokussierung und regelmäßige Feedback-Schleifen mit der Zielgruppe.
  • Konstruktiver Umgang mit Risiken und Kurskorrekturen: Gerade bei innovativeren Projekten sollte mit dem Bewusstsein ins Projekt gestartet werden, dass Kurskorrekturen notwendig sind. Dies sollte auch bereits in der Projektplanung berücksichtigt werden, beispielsweise indem man sich nicht zu sehr durch zu konkrete Maßnahmenplanung einschränkt, sondern sich – im Austausch mit der Förderstelle – verstärkt an Meilensteinen und Ergebnissen orientiert.
  • Kooperationen als soziale Settings stabil aufbauen und pflegen: In Projekten arbeiten oft unterschiedliche Akteurinnen und Akteure zusammen. Die Zusammensetzung sollte im Sinne sich ergänzender Ressourcen gut gewählt und die gemeinsame Arbeit von Transparenz, Empathie und ausreichender Kommunikation nach innen geprägt sein.
  • Geschäfts- und Verwertungsmodelle entwickeln/erkennen/anwenden: Projektakteurinnen und -akteure sollten mehr in Geschäftsmodellen denken, also überlegen, welchen Nutzen sie erzeugen müssen, damit andere bereit sind, Ressourcen (Geld, Zeit, Eigenleistung, Wissen,..) zu investieren. Es empfiehlt sich weiters eine Kombination unterschiedlicher Finanzierungsquellen. Zusätzlich sollten Projekte auch ausgabenseitig optimiert werden (beispielsweise von Beginn an auf eine kompakte Kostenstruktur achten), um nach Wegfall der Förderungen Angebote leichter aufrechterhalten zu können.
  • Kommunikation der Projektergebnisse und -wirkungen gezielt einsetzen: Kommunikation nach außen muss als zentraler Projektbestandteil bearbeitet werden um Beteiligung zu erleichtern, Nutzen sichtbar zu machen und schließlich Ergebnisse zu verbreiten.

Die Präsentation von Elisabeth Gumpenberger und Michael Fischer enthielt neben Diagnosen und Handlungsempfehlungen zu diesen sechs Faktoren auch noch Hinweise zu Methoden, die jeweils zur Anwendung gelangen können. Dabei wurde klar, dass sich die Faktoren wechselseitig beeinflussen, beispielsweise, dass gute Kommunikation und Bedarfsorientierung dabei helfen können, Ressourcen zu erschließen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung veranschaulichten Vertreterinnen und Vertreter von drei Initiativen, wie sie im Umgang mit diesen sechs Faktoren die Dauerhaftigkeit und Wachstum sicherstellen konnten.

Mit dem Salzkammergut-Shuttle Service wurde ab 2016 in mehreren Phasen ein Mikro-OV Angebot entwickelt, das Gästen wie Einheimischen zur Verfügung steht. Agnes Pauzenberger, LEADER-Managerin der Traunsteinregion, die das Projekt in der Anfangsphase förderte, verwies in ihrem Input auf die Bedeutung einer zentralen Person aus dem Tourismusverband, die Ideengeber aber auch Motor der Entwicklung war. In vielen Einzelgespräche konnte diese Person sowohl stabile Kooperationsziehungen zu Gemeinden und Taxiunternehmen aufbauen als auch Bedarfe der Zielgruppe gut abbilden. Finanzielle Tragfähigkeit erhielt das Projekt durch ein Finanzierungsmodell, das die Kosten je zu einem Viertel zwischen Land Oberösterreich, den Gemeinden, dem Tourismusverband und den Fahrgästen aufteilt. Das Service, das ursprünglich nur in einer Teilregion gestartet ist, ist nun in weiten Teilen des Salzkammerguts verfügbar.

Jochen Buchmair gab Einblick in das Projekt HUMUS+, ein Beispiel für eine starke Missionsorientierung in Kombination mit einer agilen Weiterentwicklung. So gründete sich die Initiative aus der Ökoregion Kaindorf aus, nachdem klar war, dass sie eine stärker überregionale Positionierung angestrebt. Das Finanzierungsmodell baut auf der Zertifizierung von Ökosystemdienstleistungen und dem Handel mit CO2-Zertifikaten auf, das Geschäftsmodell selbst differenziert sich aber laufend weiter aus, indem neue Märkte erkundet werden. Buchmair strich auch die Bedeutung von Beteiligung von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Wirtschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft hervor („man muss hier am Beginn schon viel Klinken putzen“) und betonte die Wichtigkeit von Kommunikation, um mit Widerständen umzugehen.

Das dritte Beispiel, GIS-ELA, startete mit der Mission „teilflächenspezifische Bewirtschaftung für alle“ zu ermöglichen. Andreas Wilhelm erklärte, dass die Grundlagen dafür durch Josephinum Research gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern in einem EIP-AGRI Projekt gelegt wurden. Anleitungen, Handbücher und Schulungen sollten Landwirtinnen und Landwirten in die Lage versetzen, Kartenmaterial zu ihren Flächen selbst anzulegen und zu nutzen. Dieser Zugang hat sich in einigen Feedback-Schleifen mit der Zielgruppe als kompliziert herausgestellt, weswegen eine Weiterentwicklung hin zur vollautomatischen Kartengestaltung und Unabhängigkeit von bestimmten Betriebssystemen erfolgte. Hier hat sich der enge Kontakt des Josephinum Research mit den Landwirtinnen und Landwirten bewährt. Die Finanzierung der für die Zielgruppe kostenfreien Softwarelösung konnte durch eine geschickte Aufsplittung auf mehrere Förderprojekte und Landesförderungen sichergestellt werden.

Den Abschluss des Webinars machte Alexander Kesselring, indem er einen Einblick in das Arbeiten von Sozialunternehmen bot. Darunter versteht man Organisationen, die gesellschaftliche Herausforderungen mit einem unternehmerischen Ansatz lösen. Dabei zeigten sich viele Überschneidungen mit den oben genannten sechs Faktoren. So sind Vision und Mission ganz zentral und ein explizites Wirkungsmodell Grundvoraussetzung, um auch leichter zu Finanzierungen zu kommen. Diese sind meist Kombinationen aus Stiftungen, Angebote für Zielgruppen, die auch Einnahmen bringen, aber auch das Erschließen neuer Finanzierungsformen wie impact investments oder impact bonds. Generell brauchen Sozialunternehmen Geschäftsmodelle und Angebote, nicht nur eingeschränkt auf Geldgeber, sondern auch für alle Beteiligten (beispielsweise jene, die einen Sinn in zivilgesellschaftlichem Engagement suchen). Oftmals gibt es Personen mit einer guten Idee oder einer Leidenschaft für ein Thema, die dann aber nicht über das nötige unternehmerische Rüstzeug verfügen – hier liegt es dann unter anderem an den „Intermediären“, wie beispielsweise den LEADER-Regionen, ein „perfect match“ mit anderen Personen zu finden.

PREMIERE – Ein Projekt zur Förderung des Multi-Akteurs-Ansatzes in der Land- und Forstwirtschaft

Innovation

Dürfen wir vorstellen?

PREMIERE ist ein EU-gefördertes Projekt (Horizon Europe), das den Multi-Akteurs-Ansatz (MAA) im Agrar- und Ernährungssektor stärkt. Ziel ist es, Akteur:innen aus Forschung, Politik und Praxis besser zu vernetzen, um Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft zu fördern. PREMIERE unterstützt unter anderem die Entwicklung von Projektvorschlägen und politischen Maßnahmen wie den EIP-AGRI Operational Groups (OGs) – Kooperationen zwischen Landwirt:innen, Forschung, Beratung und Wirtschaft. Allein in Österreich sind seit 2014 39 OGs aktiv.

Wir haben mit Dr. Shane Conway von der University of Galway gesprochen. Er ist Mitentwickler der Stakeholder-Strategie von PREMIERE und forscht zu ländlicher Entwicklung und den sozialen Aspekten landwirtschaftlicher Innovation. Des weiteren durften wir uns über ein Statement von Daniel Bennet, leitender Forscher des irischen Netzwerks für den ländlichen Raum (NRN) – Pendant zum österreichischen Netzwerk Zukunftsraum Land – freuen, das eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der Ergebnisse von PREMIERE im irischen Kontext spielt.

Premiere – Ein Projekt zur Förderung des Multi-Akteurs-Ansatzes in der Land- und Forstwirtschaft

Das EU-geförderte Horizon Europe-Projekt PREMIERE hat sich zum Ziel gesetzt, den Multi-Akteurs-Ansatz (MAA) in der Land- und Forstwirtschaft sowie in ländlichen Gemeinden zu stärken. Das Projekt, koordiniert von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), vereint 15 Partnerinnen und Partner aus zwölf europäischen Ländern, darunter die Universität Galway, Irland. Im Gespräch mit Dr. Shane Conway erhielten wir Einblicke in die Herausforderungen und Lösungen, denen PREMIERE im Rahmen des Wissensaustauschs und der digitalen Transformation begegnet ist.

Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung des Multi-Akteurs-Ansatzes (MAA) in der Land- und Forstwirtschaft und verwandten Sektoren?

Eine der zentralen Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung des MAA ist die Überwindung der Kluft zwischen Forschung, Politik und Praxis. Die wirksame Umsetzung von Innovationen vor Ort hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise das stillschweigende, erfahrungsbasierte Wissen von Land- und Forstwirt:innen, Beraterinnen und Beratern sowie von ländlichen Gemeinschaften, das sich über Generationen entwickelt hat und an die spezifischen lokalen Gegebenheiten angepasst ist, respektiert und integriert wird. Leider werden diese oft nicht als gleichberechtigte Partnerinnen und Partner im Innovationsprozess anerkannt. Besonders hinderlich sind auch Machtungleichgewichte und Unterschiede in der Kommunikation zwischen den Beteiligten. Die Lösung liegt in integrativen und partizipativen Engagement Prozessen, die gegenseitiges Vertrauen aufbauen und den Wissensaustausch fördern.

Wie gelingt es dem PREMIERE-Projekt, schwer erreichbare Gruppen wie Kleinbäuerinnen und Kleinbauern oder ländliche Gemeinden in den Innovationsprozess einzubinden?

Das PREMIERE-Projekt legt großen Wert darauf, dass kleine landwirtschaftliche Betriebe, Forstwirtinnen und Forstwirte sowie Akteurinnen und Akteure des ländlichen Raums, die in EU-Innovationsinitiativen häufig unterrepräsentiert sind, nicht nur einbezogen, sondern ein zentraler Teil des gesamten Innovationsprozesses werden. Diese Akteurinnen und Akteure haben oft keinen Zugang zu formalen Forschungsnetzwerken und politischen Foren, besitzen jedoch wertvolles praktisches Wissen. Mit diesem Projekt wird über die reine Konsultation hinaus eine echte Mitgestaltung von Projekten ermöglicht, was Vertrauen schafft und sicherstellt, dass Innovationen den lokalen Bedürfnissen entsprechen.

Haben Sie eine ganz praktische Empfehlung für künftige EIP-AGRI-Projekte, wie lokales, implizites Wissen ins Projekt geholt werden kann?

Ja, künftige EIP-AGRI-Projekte sollten sich einem partizipativen Bottom-up-Modell der Zusammenarbeit mit Land- und Forstwirt:innen als gleichberechtigte Innovationspartner:innen orientieren. Die Nutzung ihres stillen Wissens, das tief in der gelebten Erfahrung verwurzelt ist, erfordert mehr als nur einmalige Konsultationen; sie erfordert einen strukturierten, respektvollen Dialog und gemeinsame Gestaltung. Es gilt, Formate wie Living Labs oder Peer-to-Peer-Learning-Initiativen zu nutzen, die einen kontinuierlichen Dialog und praktisches Lernen fördern. Dabei ist es wichtig, den spezifischen Kontext jedes Betriebs zu berücksichtigen, um Lösungen zu entwickeln, die sowohl technisch als auch sozial und ökologisch angemessen sind.

Können Sie uns einen Einblick in die 5-Schritte-Strategie von PREMIERE zur Einbindung von Stakeholdern geben? Was macht diesen Ansatz besonders effektiv?

Die von den Partnerinnen und Partnern des PREMIERE-Projekts gemeinsam erarbeitete Strategie zur Einbeziehung mehrerer Akteurinnen und Akteure soll den Multi-Actor Approach (MAA) auf praktische und sinnvolle Weise umsetzen. Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um ein „Einheitsmodell“ handelt. 

Die Strategie wurde entwickelt, um einen klaren und dennoch anpassungsfähigen Rahmen für ein inklusives Engagement verschiedener Interessengruppen in der Land- und Forstwirtschaft und verwandten Sektoren zu bieten – insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung von Vorschlägen für Horizon Europe mit mehreren Akteurinnen und Akteuren:

  1. Stakeholder-Mapping: Identifizierung relevanter Akteurinnen und Akteure aus allen Bereichen der Gesellschaft.
  2. Analyse von Interessen und Einfluss: Verstehen der Motivationen und Beiträge der Stakeholder.
  3. Maßgeschneiderte Engagementansätze: Auswahl geeigneter Methoden, um Stakeholder je nach Bedarf zu integrieren.
  4. Ko-Kreation auf mehreren Ebenen: Förderung der Beteiligung auf lokaler, regionaler, nationaler und EU-Ebene.
  5. Wirkungsüberwachung und Feedback-Schleifen: kontinuierliche Anpassung der Strategie basierend auf Feedback.

Diese Strategie ermöglicht eine echte Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass alle Stimmen während des gesamten Innovationsprozesses gehört und berücksichtigt werden.

Welche Rolle spielt das Irische Nationale Netzwerk für den ländlichen Raum (NRN) bei der Förderung von Multi-Akteurs-Projekten?

„Das irische GAP-Netzwerk spielt eine Schlüsselrolle bei der Erleichterung des Wissensaustauschs und der Förderung der Zusammenarbeit zwischen Politik, Forschung und Praxis im Rahmen von Multi-Akteurs-Projekten. Es erleichtert den Wissensaustausch und unterstützt die Bildung von Operationellen Gruppen (OGs) im Rahmen von EIP-AGRI und trägt maßgeblich dazu bei, kleinere und unterrepräsentierte Akteurinnen und Akteure in den Innovationsprozess einzubeziehen. Beispielsweise haben wir dazu im Rahmen der Aktivitäten des CAP Network Ireland im Bereich Innovation Hub ein EIP-Agri-Wissenstransfer-Pilotprojekt durchgeführt, das darauf abzielt, innovatives Wissen aus früheren OGs zu beschaffen und mit wichtigen Interessengruppen zu teilen, um die Übernahme und Anwendung zu fördern. Wenn mehr EIP-AGRI OG-Projekte in ganz Irland starten, werden wir daran arbeiten, deren Ziele und Ergebnisse durch die Erstellung von Fallstudien in schriftlicher Form und als Video sowie durch die Teilnahme an lokalen und nationalen Veranstaltungen zu fördern”, so Daniel Bennet.

Welche langfristigen Auswirkungen erhoffen Sie sich vom Projekt PREMIERE Horizon Europe auf die europäische Agrarpolitik und die Innovationslandschaft im ländlichen Raum?

Mit PREMIERE soll die Art und Weise, wie Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft und im ländlichen Raum in Europa entwickelt und gemeinsam genutzt werden, neugestaltet werden. Langfristiges Ziel ist es, integrative, gemeinsam geschaffene Innovationen in EU-finanzierten Projekten zur Regel und nicht zur Ausnahme zu machen.

 

Ein Interview von Netzwerk Zukunftsraum Land/ Elisabeth Gumpenberger, Stephanie Topf

Ad-hoc-Sitzung der nationalen Expertengruppe am 15. Mai 2025 zur Vorbereitung neuer Fokusgruppen

Innovation
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Die Bewerbungsfrist läuft bis 05. Mai 2025

Das EU GAP-Netzwerk richtet einen Pool nationaler freiwilliger Expertinnen und Experten ein, der sich auf Innovation, Wissensaustausch und EIP-AGRI in den EU-Mitgliedstaaten konzentriert.

Für das diesjährige Treffen der nationalen Expert:innengruppe wurden die folgenden drei Themen der Fokusgruppe zur Diskussion ausgewählt:

  • Thema 1: Forstwirtschaft und Waldgesundheit: Bekämpfung neuer und neu auftretender Schädlinge und Krankheiten und Einbeziehung gebietsfremder und unkonventioneller Baumarten
  • Thema 2: Neue innovative und nachhaltige Wege zur Verwendung von Wolle und zur Wiederbelebung der europäischen Wertschöpfungskette für Wolle
  • Thema 3: Innovative Systeme zur Energieerzeugung in landwirtschaftlichen Betrieben

Das Treffen umfasst eine Plenarsitzung und drei Breakouts, um die spezifischen Themen der Fokusgruppe zu diskutieren.

Ergebnisse für jedes Thema

  • Hintergrund und große Herausforderungen, mit denen Land- und Forstwirt:innen und ländliche Unternehmen konfrontiert sind, wenn es darum geht, Wissen und Innovation in ihre Praktiken zu übernehmen, sowie die Ziele der Fokusgruppe oder der Netzwerkveranstaltung, um zum Wissens- und Innovationsaustausch beizutragen;
  • Eine Hauptfrage, auf die die Fokusgruppe in ihren Aktivitäten antworten sollte;
  • Eine Reihe von Hauptaufgaben, die für die Fokusgruppe oder die Netzwerkveranstaltung geplant sind, einschließlich des Austauschs von Best Practices und Erfolgsgeschichten, der Ermittlung von Herausforderungen, Hindernissen und Chancen, Forschungsbedarf aus der Praxis, innovativer Ideen und so weiter.

Ein Entwurf eines Konzeptpapiers für jede Fokusgruppe oder Veranstaltung zum ausgewählten Thema, das die Grundlage für den zukünftigen Aufruf von Fokusgruppenexpertinnen und -experten oder Networking-Event-Aktivitäten sein kann.

Gestalter:innen in ländlichen Regionen – Ideen und Projekte für die eigene Region mitgestalten

Lebensqualität

Die Bewerbungsfrist läuft bis 30. April 2025

Von Anfang September bis Anfang Dezember 2025 gibt es für bis zu 20 Teilnehmer:innen die Möglichkeit, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gestalter:innen in ländlichen Regionen“ Ideen und Projekte für die eigene Region weiterzudenken und zu gestalten.
Jene, die selbstwirksam ihr Umfeld mitgestalten wollen, treffen hier Gleichgesinnte und Verbündete, erweitern ihr überregionales Netzwerk und bekommen den nötigen Rahmen, um sich intensiv mit ihrem Vorhaben auseinander zu setzen.

Zielgruppe: Engagierte Menschen, die Ideen und Projekte in ihren Regionen verwirklichen
wollen.

In drei Modulen „Mobilisieren & Motivieren“, „Gestalten & Verstehen“ und „Durchführen &
Modifizieren“ sollen Ihre Ideen und Vorhaben in einer Gruppe von Gleichgesinnten vorgestellt, kritisch reflektiert und weiterentwickelt werden.

Start: 4. September & Ende: 4. Dezember 2025

Die Veranstaltungsreihe umfasst insgesamt 8 Termine, drei davon finden in Präsenz in
Salzburg statt, die restlichen Termine werden online via Zoom abgehalten.

Bewerbung mit schriftlichem Lebenslauf sowie kurzem Motivationsschreiben oder Kurzvideo

Nachbericht: Farminar: Möglichkeiten von Agri-PV zum Schutz vor Extremwetterereignissen im Obstbau

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Agri-Photovoltaik-Anlagen haben großes Potenzial, da sie landwirtschaftliche Produktion und die Erzeugung erneuerbarer Energie kombinieren. Je nach Anlage und Paneelsystem sind neben der Energieproduktion Ackerbau, Tierhaltung oder der Anbau von Sonderkulturen möglich. Um sich dem Einfluss von Agri-PV Anlagen auf darunter befindlichen Obstbau speziell zu widmen, veranstaltete Netzwerk Zukunftsraum Land am 9. April 2025 eine Online-Exkursion, ein sogenanntes Farminar, zur Agri-PV-Anlage „Öko-Solar-Biotop Pöchlarn“.

Vorstellung der Agri-PV-Anlage in Pöchlarn
Klemens Neubauer von der RWA Pöchlarn stellte die im Jahr 2020 errichtete Agri-PV-Anlage „Öko-Solar-Biotop Pöchlarn“ vor. Auf fünf Hektar werden verschiedene Arten von Solarpaneelen in Kombination mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Kulturen beziehungsweise Bewirtschaftungsweisen wie etwa Obstbau, Getreideanbau und Schafhaltung getestet. Die den Obstbau auf einer Höhe von vier Metern überschirmenden Paneele etwa bestehen aus Siliziumzellen, die in Doppelglas eingelegt sind, wodurch in etwa 35 % des Lichts durchscheinen kann.
Geplant sind künftig die Anlage von Wein- und Heidelbeerproduktion unter Solarpaneelen. Die Versuche werden von der Firma Frutura, der Universität für Bodenkultur und dem Francisco Josephinum begleitet.

Erfahrungen mit Agri-PV im Obstbau
In Folge berichtete Gottfried Dampfhofer, Firma Frutura, von den Versuchen auf zwei Apfelplantagen. Eine davon wird unterhalb einer PV-Anlage, die andere freistehend betrieben. Beide Anlagen werden exakt gleich bewirtschaftet, in Folge werden etwaige Unterschiede etwa in der Blühleistung, Wachstumsleistung und beim Schädlingsdruck sowie beim Ertrag dokumentiert. Im Zuge eines Frostereignisses im Jahr 2024 zeigte sich, dass die PV-Anlage im Obstbau eine positive Wirkung hatte und die Frostschäden unterhalb der Anlage deutlich geringer ausfielen als auf der Referenzfläche ohne Anlage. Auch können PV-Paneele vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. In Hinblick auf Hagelereignisse konnte in Pöchlarn noch keine Erfahrung gesammelt werden, Erfahrungen anderer Standorte legen aber nahe, dass Solarpaneele keinen ausreichenden Schutz vor Hagelschlag bieten und eine Überspannung mit Hagelnetzen, trotz der Paneele, notwendig ist.

Ökologische Aspekte von Agri-PV
Michael Obriejetan von der Universität für Bodenkultur stellte schließlich die ökologischen Möglichkeiten vor, die sich durch Agri-PV-Anlagen, insbesondere auf ehemals intensiv bewirtschafteten Standorten, ergeben. Durch den Anbau von Blühstreifen, Hecken und artenreichen Begrünungen wird die Biodiversität gefördert. Unter den Solarpaneelen finden Mikrohabitate für Tiere und Pflanzen Platz, was zur Förderung der Artenvielfalt beiträgt. Ein Team der Universität für Bodenkultur testet verschiedene Saatgutmischungen unter den Paneelen und untersucht, wie sich die Pflanzen unter den Bedingungen der Agri-PV-Anlagen entwickeln.

Herausforderungen und Ausblick
Die Implementierung von Agri-PV im Obstbau erfordert sorgfältige Planung, bietet aber auch zahlreiche Chancen für den Obstbau, insbesondere als Schutzmaßnahme gegen Frostereignisse und zur Förderung der Biodiversität. Die aktuelle Forschung und Praxis zeigen vielversprechende Ergebnisse, allerdings sind die Langzeiterfahrungen noch begrenzt. Die Kosten für hoch aufgeständerte Installationen sind etwas höher als bei klassischen PV-Anlagen, doch langfristig könnte sich die Investition lohnen, wenn sich die positiven Auswirkungen auf Ertrag und Klimaschutz bestätigen. Weitere Untersuchungen bis 2027 sollen detailliertere Erkenntnisse bringen.

Nachbericht: Bodengesundheit – Die Bedeutung von Bodenlebewesen und Mikronährstoffen

Klimaschutz
Natürliche Ressourcen

Das Online-Seminar „Bodengesundheit – die Bedeutung von Bodenlebewesen und Mikronährstoffen“ am 3. April 2025 behandelte die wesentliche Rolle von Bodenorganismen und Mikronährstoffen für gesunde Böden und nachhaltige Landwirtschaft. Die Referentin Pia Euteneuer von der Universität für Bodenkultur führte die Rolle von Regenwürmern im Ackerbau aus. Diese spielen eine wichtige Rolle, indem sie den Boden lockern, Humus bilden und Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor im Boden verfügbar machen. Besonders die Tiefgräber unter den Regenwürmern tragen zur Verbesserung der Wasserhaltekapazität und zur Vermeidung von Erosion bei, indem sie ihre Gänge bei Starkregen große Mengen Wasser aufnehmen können. Sie wies darauf hin, dass die Bodenbearbeitungstiefe einen Einfluss darauf hat, wie viele Regenwürmer im Boden überleben und dass weniger intensive Bearbeitung vorteilhaft ist. Auf diesen Umstand wies auch Stephan Junge von der IG gesunder Boden beziehungsweise Universität Kassel hin, der zudem betonte, dass ein „lebendiger Boden“ durch eine Vielzahl von Organismen charakterisiert wird, die die Bodenstruktur stabilisieren und Nährstoffe freisetzen. Auch wies er auf einfache Methoden hin, mit denen das Bodenleben untersucht werden kann.

Saatgutbeimpfung und Maschineneinsatz

Alfred Grand, Betreiber der Grand Farm, berichtete über seine Versuche mit Saatgutbeimpfung, bei denen er den Wurmkot von Regenwürmern nutzt, um das Mikrobiom zu fördern. Diese Methode beschleunigt die Keimung und verbessert die Unkrautregulierung im Vergleich zu anderen Düngemethoden. Er zeigte, dass Regenwurmhumus die Pflanzenentwicklung begünstigte, indem er das Bodenmikrobiom unterstützte. Hubert Stark von der Humusbewegung hob hervor, dass die Verwendung von Zwischenfrüchten eine einfache Methode ist, um den Boden zu beleben. Diese Pflanzen fördern das Wachstum von Mikroben an den Pflanzenwurzeln und tragen so zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei. Christian Rechberger, Francisco Josephinum – BLT Wieselburg, führte in Folge Details zu schonender Bodenbearbeitung aus und stellte eine Reihe von Maschinen und Methoden vor, die diesen Ansprüchen gerecht werden.

Mikronährstoffe und Pflanzengesundheit

Im Vortrag von Eva Oburger, von der Universität für Bodenkultur, wurde die Rolle von Mikronährstoffen wie Eisen, Zink und Kupfer, die für das Pflanzenwachstum erläutert. Diese seien unerlässlich und begünstigen nicht nur eine gezielte Mikronährstoffversorgung und das Pflanzenwachstum, sondern verbessert auch den Nährstoffgehalt in den Pflanzen. Bei Mikronährstoffmangel der Böden sei die richtige Sortenauswahl besonders wichtig. Hier bieten sich insbesondere regionale Sorten an, da diese die für die Gesundheit der Menschen notwendigen Mikronährstoffe besser zur Verfügung stellen könnten.

Das Seminar verband wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Empfehlungen und zeigte, wie Landwirte durch die gezielte Förderung der Bodenlebewesen, den Einsatz von Düngung und die bewusste Nutzung von Maschinen die Bodenfruchtbarkeit steigern und gleichzeitig die Qualität der Ernteprodukte verbessern können.

Policy Lab – Rural proofing: Betrachtung der Politik durch die Brille des ländlichen Raums

Innovation
Klimaschutz
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Dieses Policy Action Lab wird Maßnahmen untersuchen, die ergriffen werden können, um den Mechanismus zur Prüfung des ländlichen Raums auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene effizient umzusetzen. Es wird den Austausch und die Reflexion unter Gleichgesinnten ermöglichen sowie Vorschläge und Empfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen entwickeln.

Interessenbekundung ist bis 5. Mai 2025 möglich.

Ziele

  • Verbesserung des Verständnisses der Gründe, Methoden und Herausforderungen bei der Anwendung von Proofing für den ländlichen Raum in allen Politikbereichen auf nationaler und regionaler Ebene

  • Ermöglichung des Austauschs und der Reflexion über die Verbesserung der Mechanismen zur Prüfung des ländlichen Raums, einschließlich der wirksamen Erhebung und Nutzung von Statistiken und Daten

  • Entwicklung von Vorschlägen und Empfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen und Ermittlung der Unterstützung und des Kapazitätsaufbaus, die für deren Umsetzung erforderlich sind

Good-Practice-Webinar zu Innovationen im ländlichen Raum am 22. Mai 2025

Innovation
Klimaschutz
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

In diesem Webinar werden nationale, regionale und lokale Erfahrungen und Initiativen zur Förderung von Innovationen in ländlichen Gebieten vorgestellt.

Interessenbekundung ist bis 25. April 2025 möglich.

Ziele

  • Austausch über nationale, regionale und lokale Erfahrungen und Initiativen zur Förderung von Innovationen im ländlichen Raum und Lernen von ihnen;
  • Aufbau der Kapazitäten der Teilnehmer:innen zur Entwicklung und Umsetzung innovativer Maßnahmen, die auf die sich abzeichnenden Chancen und Herausforderungen in ländlichen Gebieten reagieren, mit besonderem Schwerpunkt auf technologischer, ökologischer und sozialer Innovation;
  • die Gemeinschaft des Pakts für den ländlichen Raum und die einschlägigen Interessenträger:innen ermutigen und mobilisieren, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, die die Innovation im ländlichen Raum und die damit verbundenen Ökosysteme fördern und nachhaltige, inklusive und wirkungsvolle Lösungen für ländliche Gemeinschaften gewährleisten.

Projekt CRiSDA – Dürrerisiko in der Landwirtschaft

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Dürre ist ein komplexes Phänomen. Im Projekt CRISDA wurde in einem Ko-Kreation Prozess analysiert, welche Daten zu einem Risiko-Index für Dürrerisiko in der Landwirtschaft sinnvoll zusammengeführt werden sollten. Beim Demonstrator kann für jede Gemeinde Österreichs ein Dürre-Risiko in verschiedenen Szenarien dargestellt werden. Der Demonstrator zeigt auch sozioökonomische Faktoren, wie z.B. die Anzahl der Nebenerwerbslandwirt:innen, die Einnahmen aus dem Tourismus, sowie die Bewässerungsinfrastruktur und die Anzahl an Arbeitskräften (immer pro Gemeinde).

In diesem Projekt werden die Ziele der Mission Soil, der Mission Waters und der Mission Climate Adaptation zusammen adressiert.

EU-weite Umfrage: Zugang zu Krediten und Finanzierungen für Frauen in der Landwirtschaft

Unkategorisiert

Der Frauenausschuss von Copa-Cogeca startet eine Umfrage zum Zugang von Landwirtinnen und Unternehmerinnen im ländlichen Raum zu Krediten und Finanzierungen. Ziel ist es, die Herausforderungen besser zu verstehen, mit denen Frauen im Agrarsektor konfrontiert sind – sei es für ihren eigenen Betrieb oder ein agrar nahe Unternehmen. Die Umfrage dauert 15 Minuten, alle Antworten bleiben vertraulich und dienen ausschließlich Forschungs- und Strategieentwicklungszwecken. Jede Teilnahme hilft, finanzielle Hürden sichtbar zu machen und positive Veränderungen anzustoßen!

Jetzt mitmachen und die Zukunft gestalten!