Krone Bezau

In diesem Projekt stand ein gemeinsames Erarbeiten eines Leitfadens für die gesamthafte Dorfzentrumsentwicklung zur innovativen Nutzung alter Bausubstanz im Mittelpunkt. Durch das Involvieren verschiedener Akteurinnen und Akteure aus den betroffenen Bereichen (Kirche, Schule, Eigentümer, Eigentümerinnen und Gemeinde) konnte mittels verschiedener Maßnahmen (Schaffung der Diskussionsgrundlagen, die Durchführung des Planungsprozesses und die Aufbereitung der Unterlagen) ein Leitfaden entwickelt werden, der viele Perspektiven beinhaltet. 

Warum war das notwendig? Die Krone, ein leerstehendes, denkmalgeschütztes ehemaliges Gasthaus im Zentrum von Bezau, ist neben anderen alten Bausubstanzen im Gemeindebesitz ein Nadelöhr bzw. Schlüssel zur Dorfentwicklung. Sie rückte dadurch in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Deshalb führte die Gemeinde Bezau einen Planungsprozess an der Krone, Volksschule, Kindergarten, Gemeindeamt, Vinzenzheim und Haus 47 durch, der die privaten und öffentlichen Interessen klärte und das Ortszentrum aufwerten sollte. 

Was ist danach geschehen? Die Gemeinde löste die Kaufoption für die Krone im Projekt ein. Das ehemalige Gasthaus wird als erstes Objekt umgesetzt und innen wie außen saniert. Der Vorderteil des Hauses (ehemals Gastlokal, Wohnhaus) soll nunmehr durch das Einbinden privater Investorinnen und Investoren als Verkaufslokal (heimische Natur-Produkte), als Gastlokal (Weinstube) und für Büro- und Wohnmöglichkeiten im 1. und 2.OG genutzt werden. Der Hinterteil des Hauses wird in Absprache mit dem Denkmalamt verkürzt, um eine neue Zufahrt zu den dahinterliegenden Bauflächen und den bestehenden Wohnhäusern zu gewährleisten. Dadurch kann der Dorfplatz verkehrsfrei gehalten und mit dem Vorplatz der Kirche zu einer öffentlichen Begegnungszone gestalten werden. Insgesamt wurde durch das Projekt erreicht, dass Folgeinitiativen zielgerichteter die positive Entwicklung des Dorfes beeinflussen können, was auch für die Region als Ganzes einen Mehrwert hat.

Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?

Folgende Aspekte machen das Projekt nachahmenswert: 

  • Planungsprozess unter Abwägung der verschiedenen möglichen Entwicklungen des Dorfkerns und des Gebäudes Krone. 
  • Abgestimmte Machbarkeitsstudie mit Interessensgruppen (Kirche, Schule, Gemeinde, Bevölkerung) zu fünf definierten Handlungsfeldern. 
  • Grundsatzbeschluss der Gemeindevertretung zum Umsetzungs-Masterplan.

Darum war es wichtig, das Projekt umzusetzen

Die Krone, ein leerstehendes ehemaliges Gasthaus spielt eine Schlüsselrolle in der Zentrumsentwicklung von Bezau. Das Gebäude, direkt im Zentrum stehend, kann in Abhängigkeit von Gestaltungsvarianten eine verkehrsfreie Dorfplatzzone ermöglichen und zentrale Funktionen für das Dorf beherbergen. Das seit 2014 denkmalgeschützte Objekt ist mit Ausnahme des Wirtschaftstraktes ein baukulturell wertvolles Gebäude. Die Innenraumgestaltung spiegelt die Wirtshauskultur der Region wieder und ist weitgehend unverändert erhalten. Der Wirtschaftstrakt mit Stall wird schon längere Zeit nicht mehr genutzt und zeigt Zerfallserscheinungen. Für das leerstehende Objekt wurden bereits Bestandserhebungen (Bauaufnahmen) durchgeführt, Entwürfe für unterschiedliche Nutzungsmodelle angefertigt und die Umbaumöglichkeiten mit dem Denkmalamt und mit Verantwortlichen der Gemeinde evaluiert. Die tatsächliche Nutzung der Krone soll im Zuge der Gesamtbetrachtung des Ortskernes definiert werden. Offen ist die tatsächliche Nutzung und Erschließung der Erweiterungsflächen im Dorfzentrum. 

Mit dem Umbau und der Sanierung des ehemaligen Gasthauses eröffnet sich die Chance, im Zentrum von Bezau öffentliche Interessen der Gemeinde umzusetzen. Diese sind: 

  • Aufwertung des Ortsbildes 
  • Schaffung einer Begegnungszone im Dorf (Dorfplatz) mit kreativ genutzter alter Bausubstanz 
  • Erschließung zentrumsnaher Flächen zur Nutzung für Gewerbe und zur Schaffung bedarfsgerechter Wohnungen Mit dem Projekt kann ein Nadelöhr für eine bedeutende Zentrumsentwicklung aufgehoben werden.

Um dies zu ermöglichen, besitzt die Gemeinde Bezau eine Kaufoption für das Gebäude. Entsprechend dem Nutzungskonzept steht der Betreiber der neuen-Alten-Krone fest. Um eine abgestimmte Planung und eine gesamthafte Umsetzungsstrategie für das Ortszentrum der Gemeinde zu erhalten, wurde die Untersuchung der Krone auf die Volksschule, den Kindergarten, das Gemeindeamt, das Vinzenzheim und das Haus 47 ausgeweitet.

Ziele des Projekts

Folgende Ziele wurden angestrebt: 

  • Durch einen sorgsamen gesamthaften Planungsprozess die bestmögliche Zentrumsentwicklung im Sinne eines lebendigen Dorfes zu ermöglichen 
  • Neben der sorgsamen Ortsbildentwicklung und der Nutzung alter Bausubstanz geht es um eine Jahrhundertentscheidung für eine nachhaltige Dorfentwicklung –> Es lohnt sich daher einen zufriedenstellenden Planungsprozess, der über das Einzelobjekt hinausgeht, umzusetzen und fundierte Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten. 

Wirkung: Durch die Schlüsselrolle des Objektes in Sachen Flächenerschließung und Verkehrsberuhigung hat das Projekt eine nachhaltige Wirkung auf die Zentrumsentwicklung von Bezau. Die intensive Auseinandersetzung mit der Zentrumsentwicklung und mit den Themen der Zukunft ermöglicht den teilnehmenden Akteurinnen und Akteuren zu lernen, sich den zukünftigen Anforderungen bewusst zu werden und das gesellschaftliche Miteinander unterschiedlicher Gruppen (junge Familien, Zugezogene, älter werdende Bevölkerung, Kinderbetreuung usw.) positiv zu beeinflussen.

Maßnahmen um die Projektziele zu erreichen

Die inhaltliche Umsetzung erfolgte in zwei Phasen. In der Phase I wurde ein partizipativer Planungsprozess ausgeführt und Planungs- bzw. Entscheidungsunterlagen geschaffen. Die Phase II beschäftigte sich mit der Sanierung, Adaptierung der alten Bausubstanz. Die Inhalte und der Umfang der Phase II sind vollends von den Ergebnissen der Phase I abhängig. So bot es sich an, die Phase I im Rahmen eines LEADER-Projektes auszuführen. 

Phase I beinhaltete: 

  • die Schaffung der Diskussionsgrundlagen 
  • die Durchführung des Planungsprozesses – die Aufbereitung der Unterlagen und
  • das Projektmanagement. 

Konkret bedeutet das, dass im Zuge des Projekts folgende Maßnahmen durchgeführt wurden: 

  • fachliche, konstruktive und raumplanerische Erarbeitung von Vorschlägen 
  • Durchführung von Workshops mit betroffenen Akteuren 
  • öffentliche Präsentation und Diskussion.

Ergebnisse und Wirkungen quantitativ

  • Im Planungsprozess waren 50 Akteure von Kirche, Volksschule, Gemeinde und Eigentümer sowie Eigentümerinnen eingebunden. Seit dem Projektende 2017 konnten auf Basis des Planungsprozesses folgende Ergebnisse und Wirkungen realisiert werden (andere Finanzierungsquellen)
  • 2017: Eigenständig Betreutes Wohnen von Bezau, Mellau, Reuthe (3,4 Mio.)
  • 2025: Kiga und Volksschulneubau (15,6 Mio.) – Im Jahr 2025 ist die alte Volksschule nach wie vor in Betrieb. Nach dem Umzug im Sommer 2025 und Schulstart im September 2025 im neuen Lernhaus soll das neue Marktgemeindeamt in der dann „alten Volksschule“ realisiert werden.
  • Ebenfalls sollen verschiedene soziale Institutionen wie der Krankenpflegeverein Bezau-Reuthe, mobiler Hilfsdienst, Case Management und eventuell auch eine Arztpraxis dort untergebracht werden. Das derzeitige Platzangebot insbesondere der mobilen Dienste ist mehr als beschränkt. Geplante Investitionen sind hier ca. 2,5 Mio €.
  • Über den Kauf der Krone und des Nachbargebäudes konnte die Zugänglichkeit von ca. 5.000 m² neu zu erschließendem Baugebiet in Gemeindebesitz hinter der Krone gesichert werden.
  • Für die alte Bausubstanz Krone mit ca. 1.500 m² waren leider mehrere Konzepte der Neunutzung als Hotel oder Gasthaus wirtschaftlich nicht darstellbar. Im Jahr 2025 klingt ein neues Projekt jedoch machbar.

Ergebnisse und Wirkungen qualitativ

Die Ergebnisse zeigen, dass es lohnenswert ist, die Zufahrt auf das dahinter liegende Bauland-Grundstück durch das Gebäude der ehemaligen Krone sicherzustellen. Damit erhält das Objekt Krone eine neue Bedeutung und Funktion innerhalb des Dorfkerns. Mit dem Prozess wurden viele Diskussionen der Vergangenheit zusammengeführt und eine Entscheidungsfindung vorbereitet.

Damit öffnete sich für die Entwicklung des Dorfkerns von Bezau ein seltenes Zeitfenster. Dieses Zeitfenster eröffnet Chancen für die Gemeinde, die Kirche sowie die privaten Eigentümer und Eigentümerinnen und Nachbarn des Dorfkerns. Durch die vorhandenen Gebäude und den noch vorhandenen Nutzungsmix im Zentrum hat der Dorfkern Potential im Sinne zukünftiger, wieder kleinräumig organisierter Modelle der Dorfentwicklung.

Mit der Integration der Schule der 3-10-Jährigen und damit der Kinder, Eltern und Lehrenden sowie der teilhabenden Bevölkerung wird dieser Teil des dörflichen Lebens deutlich im Zentrum verankert. Die Einbindung aller Interessen wird durch die öffentliche Präsenz im Zentrum, gepaart mit einem entsprechenden offenen Angebot auch räumlich unterstützt. Damit ist die Vision für die Gemeinde mit konkreten Inhalten und Ideen für eine engagierte Zukunft ein wichtiges Thema. Das Projektteam hat in intensiver Bearbeitung und Betrachtung der einzelnen Schwerpunkte einen klaren Masterplan festgelegt, der nun durch einen Grundsatzbeschluss der Gemeindevertretung zur Umsetzung gelangen wird.

 

Mehrwert durch Vernetzung

Vernetzungsarbeit war für das Projekt besonders wichtig: So kam es zu einer intensiven, gemeindeinternen Vernetzung von Kirche, Volksschule, Gemeinde und Eigentümern sowie Eigentümerinnen zur Dorfzentrumsentwicklung

Innovation

Durch die Projektentwicklung „Alte Krone“ wurde versucht, ein zentrales historisches Gebäude im Herzen von Bezau vor dem Leerstand zu bewahren und einer neuen, zukunftsweisenden Nutzung zuzuführen. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Idee, Tradition mit Innovation zu verbinden. Die Nachnutzung der alten Krone ist bis dato noch nicht gelungen, dafür konnten mit dem Prozess zahlreiche Diskussionen der Vergangenheit zusammengeführt und eine Entscheidungsfindung vorbereitet werden. Nicht nur die „Krone“, sondern der gesamte Ortskern, wurden ganzheitlich betrachtet und einmalige Chancen für die Gemeindeentwicklung genutzt. Der Prozess löste in der Folge zahlreiche Investitionen aus.

Einbeziehung von jungen Menschen

Das Thema Jugend war vor allem im Anforderungsprofil für die Volksschule ein Thema. Hier wird die Jugend deutlich stärker im Dorfzentrum verankert.

Die wichtigsten Lernerfahrungen

Eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt war: Das Gebäude „Alte Krone“ allein – trotz seiner besonderen Geschichte und Bedeutung für den Ort – lässt sich wirtschaftlich nicht sinnvoll betreiben. Erst durch den Kauf des angrenzenden Friseurhauses eröffneten sich neue Möglichkeiten für ein tragfähiges und nachhaltiges Gesamtkonzept.

Insgesamt wurde deutlich, dass Themen wie Mobilität, Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität im Zentrum von Bezau eine große Rolle spielen. Aspekte wie Tempo-30-Zonen, sichere Bushaltestellen, barrierefreie Zugänge und genug Fahrradabstellplätze müssen bei solchen Projekten von Anfang an mitgedacht werden – nicht zuletzt, um die „Alte Krone“ als lebendigen Treffpunkt im Alltag der Menschen zu verankern. Ungeplante Herausforderungen – insbesondere in Bezug auf Genehmigungsverfahren, Denkmalschutz und die Koordination mehrerer Eigentümer – verlangten Flexibilität und Ausdauer. Hier zeigte sich, wie wichtig klare Kommunikation, transparente Entscheidungsprozesse und lokale Verankerung für den Projekterfolg sind. Auch das aktive Einbinden der Bevölkerung ist hier wichtig. Raum für soziale Nutzung braucht gute Infrastruktur – und den politischen Willen, den Ortskern aktiv zu gestalten.

Übertragbarkeit

Der ganzheitliche Planungsprozess mit verabschiedetem Masterplan ist durchwegs auf andere Gemeinden übertragbar. Das Thema Dorfzentrumsgestaltung mit integrierten Planungsprozessen unter Einbindung der lokalen Bevölkerung findet mittlerweile in vielen Gemeinden in Vorarlberg statt.

Projektbeschreibung
Schwerpunkte
Gemeinwohl, Soziales und Daseinsvorsorge
Kultur und kulturelles Erbe
Tourismus
Förderperiode
GAP 23-27
Individuelle Schlagworte
Alte-Bausubstanz
Langzeitvision für ländliche Gebiete in Europa bis 2040 (EU Long Term Vision)
Leitfaden
Zentrumsentwicklung
Projektlaufzeit
01.12.2015 - 31.03.2017
Projektregion
Vorarlberg
Maßnahme im Programm
77-05 LEADER
Synergien mit anderen EU-Politiken
Langzeitvision für ländliche Gebiete in Europa bis 2040 (EU Long Term Vision)
Finanzierung in EURO
Gesamtprojektkosten
83.958,00€
GAP Strategieplan Fördersumme
50.374,80€
Private und Eigenmittel
33.583,20€
Kontakt

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