Neophyten Management Kaunergrat
Invasive Neophyten breiten sich vor allem an typischen Ausbreitungsachsen wie Fließgewässern und Straßen zunehmend aus. Sie dringen in natürliche Lebensräume sowie in Kulturlandschaften ein und verursachen dort ökologische und ökonomische oder sogar gesundheitliche Schäden. Naturschutzgebiete aber auch naturkundlich wertvolle Flächen in Tirol, die hochgradig vom Verschwinden bedrohte Pflanzen- und Tierarten oder FFH-Arten aufweisen, sollen lt. der Neophyten-Strategie Tirols vor dem Eindringen von Neophyten wirksam und nachhaltig geschützt werden.
Ziele:
- Verbesserung des Erhaltungszustandes naturschutzfachlich wertvoller Natur- und Kulturlandschaft
- Erhalt bzw. Förderung des charakteristischen Landschaftsbildes
Projektinhalte:
- Darstellung der aktuellen Verbreitung invasiver Neophyten in der Naturpark- und KLAR-Region (Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens, St. Leonhard i.P., Fließ, Faggen, Kauns, Kaunerberg, Kaunertal und Prutz) bis Ende des Jahres 2024: Unter Berücksichtigung der Daten aus der Grundlagenerhebung „Neophyten – Management im Naturpark Kaunergrat (Pitztal-Fließ-Kaunertal)“ in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck (2012-2014) sowie den Daten aus dem Meldesystem des Neophytenzentrums Tirol wurde eine Erhebung des IST-Zustandes der Naturpark- und KLAR-Region (Pitztal-Fließ-Kaunertal und Prutz) durchgeführt. Als Basis dafür wurden Listen mit ausgewählten Zielarten erstellt. Zielarten I: Die Schwarze Liste für invasive Arten in Tirol wurde, in Abstimmung mit dem Neophytenzentrum Tirol, an die regionalen Gegebenheiten angepasst. Am Ende des Projektes soll die überarbeitete Liste als Grundlage für die Umsetzung konkreter Maßnahmen in den Naturpark- und KLAR-Gemeinden herangezogen werden können. Arten der Schwarzen Liste gelten somit für die Naturpark-Region als problematisch da sie nachweislich Schäden verursachen. Zielarten II: In Absprache mit dem Neophytenzentrum Tirol wurde zudem eine Graue Liste für die Region erstellt. Diese auch als „watchlist“ bekannte Liste beinhaltet Arten, die potenziell invasiv in Tirol bzw. in der Projektregion auftreten und dort möglicherweise Schäden verursachen.
- Ausarbeitung eines Aktionsplans mit Prioritätenreihung nach der Tiroler Neophyten-Strategie und anhand definierter Problemflächen für die spätere Umsetzung konkreter Maßnahmen in den zehn Gemeinden der Naturpark- und KLAR-Region als eigenständige Projekte: Auf Basis der erhobenen Daten (in Bezug auf die Zielarten) wurde für jede Gemeinde ein Aktionsplan mit Prioritätenreihung nach der Tiroler Neophyten-Strategie erstellt. Die sich daraus ergebenden Listen können von den zehn Gemeinden der Naturpark- und KLAR-Region zur weiteren Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen vor Ort verwendet werden (Grünraummanagement, Umsetzung von Maßnahmen in Kooperation mit anderen Stakeholdern wie Tourismusverbänden, Forst, …). Gemeinsam mit den Vertretern der Gemeinden (Bürgermeister, Waldaufseher bzw. Bauhofmitarbeiter, …) wurden die erhobenen Daten besprochen. Anhand der kartographischen Darstellung sollen so genannte Umsetzungscluster entstehen, um die Bekämpfung invasiver Arten praktikabel zu gestalten. Die Prioritätenreihung gibt den Gemeinden einen Überblick über die Dringlichkeit der Maßnahmensetzung. Zusätzlich zu den Aktionsplänen wird jeder Gemeinde eine Sammlung an Steckbriefen der Zielarten als Nachschlagewerk zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Projektes wurde deutlich, wie wichtig eine gute Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Institutionen in der Region ist. Es wurden Informationsveranstaltungen organisiert und Gespräche mit verschiedenen Institutionen geführt (z.B. Gemeinden, Neophytenzentrum, Land Tirol Abteilung Umweltschutz, Bezirkshauptmannschaft Abt. Umwelt und Anlagen, Bezirksforstinspektion, Landwirtschaftskammer, Straßenverwaltung, Regionalmanagement, KLAR! Management, Vereine, Schulen und Tourismusverbände) um eine Basis für eine gute Zusammenarbeit zu schaffen.
Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?
- Übersichtlichkeit der kartographischen Darstellung
- einfache Fortführung der Datenerhebung
- Frühzeitiges Erkennen problematischer Arten in sensiblen Lebensräumen
Darum war es wichtig, das Projekt umzusetzen
Nach der Veröffentlichung der Neophyten-Strategie durch das Amt der Tiroler Landesregierung im Jahr 2020 und dem für Herbst 2021 angekündigten Aktionsplan wurde ergänzend zu den bestehenden rechtlichen Grundlagen [Verordnung (EU) 1143/2014, IAS-VO; LGBl. Nr. 9/2016 bzw. LGBl. Nr. 131/2018; BGBl. I Nr. 10/2011 bzw. BGBl. I Nr. 40/2018] eine Basis für die Bekämpfung invasiver Arten geschaffen. Dies erleichtert die Umsetzung von Maßnahmen auch außerhalb der Schutzgebiete und unterstützt eine Projektplanung, die die gesamte Naturparkregion mit einbezieht. Dies ist, wie aus dem Erstprojekt hervorgeht auch für die Schutzgebiete von großer Bedeutung. So ist eine Bekämpfung invasiver Arten nur dann erfolgreich, wenn auch Bestände außerhalb von Schutzgebieten mit behandelt werden, die sich beispielsweise entlang typischer Ausbreitungsachsen wie z.B. an Wasserläufen oder an (teils schwer zugänglichen) Standorten befinden, von wo aus Samen z.B. fruchtender Bäume wie Ailanthus altissima oder Robinia pseudacacia mit dem Wind in das Gebiet getragen werden können.
Ziele des Projekts
- Verbesserung des Erhaltungszustandes naturschutzfachlich wertvoller Natur- und Kulturlandschaft
- Erhalt bzw. Förderung des charakteristischen Landschaftsbildes
Maßnahmen um die Projektziele zu erreichen
- Darstellung der aktuellen Verbreitung invasiver Neophyten in der Naturpark- und KLAR-Region (Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens, St.Leonhard i.P., Fließ, Faggen, Kauns, Kaunerberg, Kaunertal und Prutz) bis Ende des Jahres 2024: Datenerhebung und Datenaktualisierung (Meldesystem Neophytenzentrum Tirol) Erhebung IST-Zustand der Naturpark- und KLAR-Region (Pitztal-Fließ-Kaunertal und Prutz) auf Basis der Ersterhebung. Zielarten I: Invasive Arten für Tirol, Schwarze Liste des Neophytenzentrums Tirol plus einer stärkeren Gewichtung regional verbreiteter Problemarten wie Lupinus polyphyllus, Stauden-Lupinie und Erigeron annuus, Einjähriges Berufkraut (Standorte mit seltenen bzw. singulären Vorkommen von in Tirol hochgradig vom Verschwinden bedrohten Pflanzen- und Tierarten oder FFH-Arten, Biodiversitätsflächen und extensiv genutzte Flächen) oder Impatiens parviflora, Kleinblüten-Springkraut. Zielarten II: Arten der Grauen Liste (Naturpark Kaunergrat) erstellt in Absprache mit dem Neophytenzentrum Tirol.
- Ausarbeitung eines Aktionsplans mit Prioritätenreihung nach der Tiroler Neophyten-Strategie und anhand definierter Problemflächen für die spätere Umsetzung konkreter Maßnahmen in den zehn Gemeinden der Naturpark- und KLAR-Region als eigenständige Projekte: Erstellung eines Aktionsplanes für jede Gemeinde (10 Gemeinden) unter Einbeziehung der Datengrundlage aus dem Neophyten-Projekt 2012-2014, Daten aus dem Meldesystem sowie neuer Erhebungen aus dem aktuellen Projekt für die Naturpark- und KLAR! Region. Kartographische Darstellung von Problemflächen (QGIS) und Reihung nach Vornahme einer Verhältnismäßigkeitsprüfung entsprechend der Prioritätenreihung der Tiroler Neophyten-Strategie.
Ergebnisse und Wirkungen qualitativ
- Schutz der Biodiversität
- Verringerung ökonomischer Schäden
- Verbesserung des Problembewusstseins in Bezug auf invasive Arten
Mehrwert durch Vernetzung
Die Kommunikation mit den genannten Stakeholdern verbessert das Problembewusstsein in Bezug auf die Thematik invasiver Neophyten in der Region. Zudem wurden Möglichkeiten besprochen, wie durch eine Zusammenarbeit eine weitere Ausbreitung invasiver Arten z.B. in ökologisch oder landwirtschaftlich wertvolle Flächen verhindern werden kann. Über ein gut funktionierendes Netzwerk könnte sich ein Teil der Bekämpfungsmaßnahmen für invasive Arten effizient und kostengünstig in die täglichen Arbeiten der Institutionen integrieren lassen.
Innovation
Die sozialen Innovationen des Projektes lassen sich derzeit noch schwer abschätzen. Aktuell werden jedoch Gespräche mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren (auch über die Projektregion hinaus) geführt, die das Thema aufgreifen und aktiv werden möchten.
Einbeziehung von jungen Menschen
In den Gesprächen mit den verschiedenen Institutionen waren zahlreich junge Menschen involviert. Sie wurden in die Thematik eingeführt und können sich bei Interesse in weiterer Folge im Rahmen von Schulungen die über Folgeprojekte der KLAR! Partner angeboten werden noch weiter fortbilden.
Einbeziehung von Frauen
Das Projekt wurde von einer Frau geplant und durchgeführt. Zudem wurden verschiedene Veranstaltungen mit und für Frauen organisiert z.B. Informationsveranstaltung für die Bäuerinnen der Landwirtschaftskammer Imst oder für den Pflanzentauschmarkt in Kauns (Weibliches Oranisationsteam).
Die wichtigsten Lernerfahrungen
Problematische Neophyten breiten sich massiv aus. Zudem werden zahlreiche problematische bzw. potenziell problematische Arten nach wie vor in Umlauf gebracht. Ein sorgsamer Umgang mit den projektrelevanten Arten basiert auf Freiwilligkeit. Um ein Problembewusstsein für das Thema zu schaffen, ist eine umfassende Information der Öffentlichkeit notwendig. Im Rahmen des Projektes wurde auch deutlich, wie wichtig eine gute Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Institutionen einer Region ist. Neben der Schulung von Mitarbeitern ist die gezielte Abstimmung über die Umsetzung von Maßnahmen verschiedener Interessensvertretern in der Region für das Gelingen des Vorhabens voraussetzend (Straßenmeisterei, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung, …). Dadurch können z.B. Pioniervorkommen möglichst kostengünstig bekämpft werden um eine weitere Ausbreitung zu verhindern bzw. zu verlangsamen. Mit den Daten aus dem Projekt haben die unterschiedlichen Institutionen nun eine Grundlagenerhebung, die für eine weitere Planung und Zusammenarbeit herangezogen werden kann.
Übertragbarkeit
Das Projekt kann in jeder Region umgesetzt werden.