Salzkammergut Shuttle

Mit dem Salzkammergut Shuttle-Service wird Besucherinnen, Besuchern und Einheimischen eine wichtige Möglichkeit geboten, auf das eigene Fahrzeug zu verzichten. Das Salzkammergut Shuttle-Service kann man per Anruf bestellen: Es funktioniert nach dem Prinzip des „Anruf-Sammel-Taxis”, das heißt: Sie müssen die Taxi-Zentrale eine Stunde vor dem gewünschten Abfahrtstermin anrufen und bekanntgeben, wo und bei welcher Haltestelle Sie abgeholt werden möchten. Und dann geht’s los. Die Fahrten werden dabei immer von regionalen Taxiunternehmen durchgeführt. Die Kosten für diesen öffentlichen Mikro-Nahverkehr übernehmen zu je einem Drittel die Tourismusverbände, die teilnehmenden Gemeinden & das Land OÖ sowie die Fahrgäste durch den Tarif. 2024 beförderte man 15.000 Fahrgäste mit diesem Service (60% Gäste, 40% Einheimische) und leistete somit einen wesentlichen Beitrag zur Mobilität in der Region.

Ein gutes öffentliches Mobilitätsangebot der Gemeinden im Salzkammergut wurde so durch diese Initiative im Salzkammergut ausgeweitet. Das bestehende Traunsteintaxi-Service wird in das neue CI des Salzkammergutshuttle implementiert, erweitert und dafür umgerüstet. Unter anderem waren folgende Aktivitäten dafür notwendig: Laufende Projektleitung, neue Haltepunkte wurden geplant und angelegt, ein Gesamtfolder wurde entwickelt und erstellt, ein interaktives PDF wurde erstellt und begleitende Öffentlichkeitsarbeit wurde erbracht. 

Darum war es wichtig, das Projekt umzusetzen

Vorbild für das Salzkammergut Shuttle ist das bereits in der Periode 14-21 gestartete Projekt Traunsteintaxi / Traunseemobilität der LEADER Region Traunsteinregion. Bedingt durch die geographische Situation am Traunsee (Nord-Süd Ausrichtung des Trauntales) gibt es dort regionale Teilstrecken, die nicht mit öffentlichem Verkehr erreicht werden können. Ziel des Projektes war es, diese Gebiete an das öffentliche Verkehrsnetz anzuschließen, um es Bewohnerinnen und Bewohnern, Naherholungssuchenden und Gästen zu erleichtern, vermehrt die Öffis zu nutzen.

Über die Implementierung eines Anrufsammeltaxi – Systems wurde dies ermöglicht. Um die Akzeptanz der Bevölkerung zu erhalten und, um einen weiteren Schritt zur Ganzjahresdestination der Ferienregion zu setzen, sollte dieses Angebot 365 Tage im Jahr und von 9 Uhr bis 19 Uhr zur Verfügung stehen. Als Verkehrsmittel wurden die örtlichen Taxibetriebe herangezogen, um die Wertschöpfung in der Region zu halten und diesen eine zusätzliche Frequenz anbieten zu können mit Anschlussfahrten in die Fläche.

Nach der erfolgreichen Umsetzung in dieser Region sollte das Traunsteintaxi in diesem Projekt als Salzkammergut Shuttle in weiteren Teilregionen des Salzkammerguts ausgerollt werden, um den Menschen in weiteren Regionen eine Alternative zum Auto zu ermöglichen. Denn auch in den übrigen Teilen das Salzkammergutes gibt es, auch aufgrund der geographischen Eigenschaften des Gebietes und den unterschiedlichen Ansprüchen der Personen, die hier mobil sind, Gebiete, die nicht von ÖPNV erschlossen werden. Somit werden nachhaltige Mobilitätslösungen unterstützt, was ein zentraler Bestandteil der Lokalen Entwicklungsstrategie der Region ist.

Ziele des Projekts

• Ein Angebot für die erste und letzte Meile schaffen
• Einen autofreien Aufenthalt in der Region ermöglichen 
• Umstieg auf alternative Verkehrsmittel steigern = Individualverkehr reduzieren 
• Auch Personen ohne PKW Alltagsfahrten ermöglichen 
• Parkraum entlasten und Belastungen für Anrainer und Anrainerinnen von Hotspots reduzieren 
• bedarfsorientierter Ansatz – keine Leerfahrten 
• Ergänzung der Öffis für regionale Teilstrecken (Zubringerfunktion) 
• Einfache Anwendbarkeit schafft eine starke Nutzung (rasch und unkompliziert)

Maßnahmen um die Projektziele zu erreichen

Für die erfolgreiche Umsetzung dieses Projektes waren unterschiedliche Stakeholder und auch Fördergeber von Nöten. Direkt über das LEADER Projekt wurden folgende Bestandteile und Maßnahmen des Salzkammergut Shuttles ermöglicht:

• Softwarelösung für die (im Vergleich zum Traunsteintaxi vergrößerte) Dispo-Zentrale 
• Logo- und CI-Entwicklung 
• umfassende Öffentlichkeitsarbeit 
• Haltestellen-Beschilderung 
• Projektleitung 

Wichtig: Die Fahrten selbst werden NICHT über LEADER gefördert! Zusätzlich gibt es für den Betrieb des Salzkammergut Shuttles auch eine Förderung des Landes Oberösterreich. Für den Fahrbetrieb funktioniert die Finanzierung folgendermaßen: 1/4 übernimmt das Land OÖ, 1/4 die Gemeinden, 1/4 der Tourismusverband und 1/4 die Fahrgäste

Ergebnisse und Wirkungen quantitativ

• 2024 beförderte man 15.000 Fahrgäste (60% Gäste, 40% Einheimische);
• Mittlerweile in 5 Regionen verfügbar: Traunsee-Almtal; Dachstein-Salzkammergut; Bad Ischl; Ausseerland; Mondsee-Irrsee (als Postbus-Shuttle) 
• 25 Routen
• Umfangreiche Bedienzeiten (in der Regel 07:00 – 22:00, einige Routen auch länger, z.B. am Traunsee-Ostufer 05:00 – 22:00)
• Betrieb (abgesehen von wenigen nur saisonal verfügbaren Routen) täglich bzw. in Abstimmung mit dem OÖVV, um doppelte Angebote zu verhindern.

Ergebnisse und Wirkungen qualitativ

• Die Bevölkerung und (Tages-)Gäste haben eine umfangreiche Option für autofreie Mobilität in großen Teilen des Salzkammergutes
• Straßen und Parkplätze können so entlastet werden
• Ziele, die bisher nicht oder nur schlecht von ÖPNV erschlossen wurden (von Wanderparkplätzen bis zu den unterschiedlichen Dörfern) besitzen einen hochwertigen Anschluss an das ÖPNV-Netz, unter der Woche, am Abend, am Wochenende

Mehrwert durch Vernetzung

Vernetzung ist für den Erfolg des Projektes zentral. In der Implementierungsphase kam es zu einer umfangreichen Austauschphase mit der Touristik, den Gemeinden sowie ersten Taxiunternehmen. Mit dem Oberösterreichischen Verkehrsverbund ist man im ständigen Austausch, um das Angebot so effizient wie möglich an bestehende Bus- und Bahnlinien anzupassen.

Regionale Taxiunternehmen (die Wertschöpfung soll in der Region gehalten werden) übernehmen die Fahrten und stellen die Fahrzeuge bereit. Diese Taxiunternehmen befinden sich eigentlich in einer Konkurrenzsituation, es wurde jedoch eine Art “Nutzergemeinschaft” etabliert, um ein möglichst faires und von allen getragenes Spielfeld zu ermöglichen. So werden nun jene Taxis eingesetzt, die sich am nähersten zur Einstiegsstelle befinden.

Die Kooperation mit den Tourismusverbänden war hilfreich, um das System des Traunsteintaxis auf so viele Teilregionen auszubreiten. Zudem sind sie ein wichtiger Player bei der Finanzierung, da sie die entstandenen Fahrtkosten vorstrecken. Auch die Kooperationen mit weiteren Stakeholdern, wie den Gemeinden, müssen fortlaufend gepflegt werden, um das System erfolgreich weiterbetreiben zu können.

Innovation

Das Salzkammergut Shuttle ist ein innovatives, bedarfsorientiertes Angebot, das sich als perfekte Ergänzung für die “letzte Meile” eignet. In der Region beeinflussen geographische Strukturen, die Siedlungsentwicklung und unterschiedliche Ansprüche potentieller Nutzerinnen und Nutzer die Effektivität von traditionellem ÖPNV negativ.

Das bedarfsorientierte System in Kooperation mit regionalen Taxiunternehmen ermöglicht es, nur jene Fahrten durchzuführen, die auch tatsächlich nötig sind, ermöglicht den Nutzerinnen und Nutzern autofreie Mobilität und vermeidet gleichzeitig Leerfahrten. Dadurch wird auch der Parkraum entlastet und verkehrsbedingte Belastungen für Anrainer und Anrainerinnen reduziert. Das breit ausgelegte und dennoch dichte Haltestellennetz spricht eine große Anzahl von Kundinnen und Kunden an – von Fahrten zu touristischen Highlights der Region über Fahrten zu Wanderparkplätzen, zu Zielen des täglichen Bedarfs bis hin zu Zubringerfahrten zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln.

Zielgerichtete und flexible Fahrten stehen hier im Mittelpunkt. Das im Zuge dieses Projektes erprobte und ausgebaute Dispo-System im Hintergrund ermöglicht eine einfache Nutzung; zeitgleich wird die Kooperation mit anderen Systemen (z. B. wegfinder) genutzt, um weitere Innovationen im Disponierungssystem voranzutreiben und noch mehr Menschen einen einfachen und barrierearmen Zugang zur Mobilität in der Region zu ermöglichen. Auch die erfolgreiche Kooperation mit bestehenden regionalen Taxiunternehmen kann als innovativ angesehen werden, mehr dazu beim Punkt “Vernetzung”.

Einbeziehung von jungen Menschen

Auch für junge Menschen sind große Nutznießerinnen und Nutznießer des Projektes. Kinder, die älter als 6 Jahre sind, dürfen das System bereits ohne Begleitperson nutzen. Das bedeutet, dass sowohl Kinder als auch dann später Jugendliche einen massiven Zuwachs an potentieller Mobilität erfahren, der nicht von der Verfügbarkeit eines eigenen Autos, einer Mitfahrgelegenheit oder fahrradfreundlichen Distanzen abhängig sind. Auch im Alter, in dem Jugendliche bereits einen Führerschein besitzen könnten, wird ihnen mit dem Salzkammergut Shuttle eine Alternative zum privaten PKW angeboten.

Einbeziehung von Frauen

Mobilität ist auch ein Genderthema. Neben ungleichen Verfügbarkeiten von Autos und Führerscheinen sind auch ÖPNV-Systeme stark auf die Bedarfe klassisch vollzeitarbeitender Personen ausgelegt. Personen, die nicht in dieses Schema fallen, etwa in Teilzeit arbeiten oder Kinderbetreuungstätigkeiten nachgehen, haben daher häufig keine wirklichen Optionen des ÖPNV für ihre täglichen Wege. Das kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen, tendenziell ist es aber ein Resultat bestehender gesellschaftlicher Strukturen. Ein Angebot, das mit ausgeprägten Bedienzeiten Personen zu (fast) allen Tageszeiten nachhaltige Mobilität ermöglicht, ist also automatisch ein Angebot, das sich positiv auf die Geschlechtergerechtigkeit auswirkt.

Einbeziehung von Minderheiten (Inklusion)

Das Salzkammergut Shuttle ermöglicht Menschen Mobilität – unabhängig ihres Alters, Geschlechtes, ihrer Herkunft oder ihres Berufes. Auch der Fahrpreis kann durch bestehende Ermäßigungskarten (z.B. Klimaticket, Freizeitticket OÖ) in den oberösterreichischen Teilregionen vermindert werden. Insofern profitieren auch Menschen von dem Angebot, auf deren Bedürfnisse der traditionelle ÖPNV nicht abgestimmt ist – und: man reduziert die Abhängigkeit vom Besitz eines eigenen Autos.

Die wichtigsten Lernerfahrungen

• Kooperation mit unterschiedlichen Playern sind wichtig – auch deren Pflege.
• Kommunikationsstrukturen sind komplex und benötigen durch laufende Entwicklungen stehts einer Nachjustierung (z.B. Klimaticket; Vergünstigte Öffis für Gäste in Salzburg; unterschiedliche Bundesländer und Regionen).
• Kontinuierliche Evaluation war hilfreich, um das System attraktiver und effizienter zu machen (neue Haltepunkte & Routen, angepasste Bedienzeiten, etc.).
• Das einfache Verwenden des Angebots durch Nutzerinnen und Nutzer schafft starke Nachfrage.
• Ein stetiger, langjähriger Projektträger hilft bei der zielgesteuerten Entwicklung des Projektes.

Übertragbarkeit

Das Projekt lässt sich auch auf andere Regionen, in Österreich und international, übertragen. So wurde das Modell auch bereits von unterschiedlichen Akteuren vorgestellt und verbreitet. In der Region um Schärding, im Mühlviertel sowie im Umland von Linz gibt es diesbezüglich auch bereits Interesse. Außerdem wird weiterhin am Ausbau des Salzkammergut Shuttles im und um das Salzkammergut gearbeitet.