Rückblick auf Seminar ,,Vögel in der Kulturlandschaft: Was zeigen sie – was brauchen sie?“

Themenbereich
Umwelt & Klima

18.08.2017

Am 11. August 2017 fand in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich in St. Pölten die Veranstaltung „Vögel in der Kulturlandschaft“ statt. Knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung gefolgt.

Die Veranstaltung wurde durch einen Vortrag von Remo Probst (BirdLife) eröffnet, der im Zuge dessen die neu erschienene Studie „Erhaltungszustand und Gefährdungssituation der Brutvögel Österreichs“ erstmalig präsentierte. Die Studie, welche in Zusammenarbeit von BirdLife Österreich mit dem Naturhistorischen Museum Wien im Rahmen des Projektes Vielfalt Leben III erstellt wurde, zeigt eine Weiterentwicklung der Roten Liste. Anhand einer Reihe von Kriterien wurden 212 regelmäßig in Österreich brütende Vogelarten in ein drei Kategorien umfassendes Ampelsystem eingeordnet:
  • 27 Vogelarten wurden als ‚rot‘ und demnach in der obersten Gefährdungskategorie mit unmittelbarem Handlungs- und Schutzbedarf eingestuft (darunter beispielsweise Kiebitz, Großtrappe und Braunkehlchen)
  • 76 Vogelarten wurden als ‚gelb‘ eingestuft (dazu zählt u.a. der Bluthänfling)
  • 109 weitere Vogelarten (u.a. die Rauchschwalbe) sind in der ‚grünen‘ Kategorie gelistet.
Konkrete Schutzmaßnahmen für ausgewählte rot eingestufte Arten sollen im Rahmen des Nachfolgeprojektes Vielfalt Leben IV erstellt und durchgeführt werden.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich Lebensweisen, Habitatansprüchen und Schutzmaßnahmen ausgewählter Vogelarten:

Remo Probst (BirdLife) stellte den Bluthänfling, der einen Bestandsrückgang um 30-60 % in den letzten beiden Jahrzehnten verzeichnet, sowie die Rauchschwalbe vor, deren Lebensräume direkt von dem Erhalt der traditionellen Weideviehhaltung und dörflichen Strukturen abhängt.

Katharina Bergmüller (BirdLife) präsentierte drei Vogelarten: das Rebhuhn und die Grauammer, welche von mehrjährigen Brachen und der Erhaltung von Stoppelfeldern über den Winter sehr profitieren, sowie das Braunkehlchen, ein Wiesenvogel der Wiesenbrachen und spät gemähte, nährstoffreiche (Wirtschafts-)wiesen zum Bestandserhalt benötigt.

Eine Einführung zu Wachtelkönig und Kiebitz legte Hans Uhl (BirdLife) vor. Der Wachtelkönig ist als Wiesenvogel sehr stark durch Mahd während der Brutzeit gefährdet, weshalb zu den notwendigen Schutzmaßnahmen für die umgangssprachlich bezeichneten „Wiesenschnarcher“ eine späte Mahd ab dem 15. August und das Anlegen von Brachstreifen zählen. Der Kiebitz verzeichnete einen Bestandsrückgang von 40% in den letzten beiden Jahrzehnten. Die Schaffung von sogenannten „Kiebitz-Inseln“ zählt zu den wirksamsten Maßnahmen für den Kiebitzschutz.

Rainer Raab (Technisches Büro für Biologie) informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die positive Entwicklung der west-pannonischen Population der Großtrappe, ein Brachvogel, welcher laut Ampelsystem zwar in der roten Kategorie eingestuft ist, dessen Population in Österreich dank zahlreicher Schutzmaßnahmen in den letzten 20 Jahren aber erheblich gestiegen ist.

Schließlich bot Leopold Sachslehner (Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg) einen Einblick in das Leben der Wiesenweihe, ein Bodenbrüter, der auf Restflächen mit Betretungs- und Befahrungsverbot um die Nester  sowie auf Maßnahmen zur Lebensraum-Erhaltung angewiesen ist.

An die Kurzpräsentationen der Vogelarten anschließend, erfolgte am Nachmittag die Erarbeitung grober Handlungskonzepte zum Schutz von fünf designierten Vogelarten in Kleingruppen: Rauchschwalbe, Rebhuhn, Braunkehlchen, Kiebitz und Wiesenweihe. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten im Zuge dessen noch einmal die Möglichkeit, Einzelheiten und Details zu dem gewählten Vogel direkt von den Vogelexpertinnen und –experten zu erfahren. Gemeinsam diskutierten sie über mögliche Schutzmaßnahmen für die Agrarlandvögel, die mit der Bewirtschaftung kompatibel sind. Unterstützt durch die anwesenden Expertinnen und Experten wurde zu jeder Vogelart jeweils ein Handlungskonzept erstellt.

Die Präsentationen, die Studie „Erhaltungszustand und Gefährdungssituation der Brutvögel Österreichs“ und das Ergebnisprotokoll zur Veranstaltung finden Sie unter „Downloads“.