Bericht zur Dialog-Veranstaltung: "Regionen mit Bevölkerungsrückgang - Perspektiven für einen Image-Wandel"

Themenbereich
Leader & Regionen

18.05.2018

Regionen mit abnehmender Bevölkerungszahl werden in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend mit Bildern wie „Sterben“, „Verlust“ oder „(Land-)Flucht“ verbunden. Dies hat nicht nur Folgen für die Außenwahrnehmung (wer siedelt sich schon gerne in einer „sterbenden Region“ an), sondern auch für Selbstbild und Perspektiven der ansässigen Bevölkerung.
Diese häufig emotional und stilistisch überzeichneten Darstellungen hinterlassen große Zweifel an realen Handlungsmöglichkeiten und überdecken zudem vielfach die Fakten.

Grund genug, sich mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Waldviertels und Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus anderen österreichischen Regionen darüber auszutauschen, wie Fakten und Mythen rund um das Thema wahrgenommen werden. 

Den inhaltlichen Einstieg in den Tag boten drei Referate, die unterschiedlichen Aspekte des Bevölkerungsrückgangs beleuchteten.
Helmut Hiess (Rosinak&Partner) setzte mit seiner Präsentation den Rahmen für den Tag, indem er wesentliche Dynamiken der Bevölkerungsentwicklung zusammenfasste. Eine der wesentlichen Botschaften war, dass die sinkenden Geburtenraten den merklichen Rückgang der Bevölkerungszahlen prägen. Er entkräftete damit das gängige Bild, dass Menschen heute mehr als zuvor den ländlichen Raum verlassen. Zusätzlich betonte er, dass Regionen mit Bevölkerungsrückgang auch Zuwanderungsregionen sind und dass dieses Potenzial derzeit noch kaum wahrgenommen wird.

Theresia Oedl-Wieser (Bundesanstalt für Bergbauernfragen) legte den Schwerpunkt ihrer Präsentation auf gender- und lebensphasenspezifische Aspekte der Wanderung junger Menschen. Sie beschrieb die unterschiedlichen Lebensentwürfe junger Menschen und die Motive, die bei Wanderungsentscheidungen zentral sind. Mit ihren Ausführungen zur geschlechterspezifischen Wanderung konnte sie im Anschluss zeigen, dass die vieldiskutierte "weibliche Abwanderung" vorrangig in den jüngeren Altersgruppen (15-19 Jahre) vorherrscht. Bei Betrachtung der Altersgruppe der 15-29 Jährigen gleicht sich der geschlechtsspezifische Unterschied nahezu aus.

Michael Fischer (Netzwerk Zukunftsraum Land) ging dem Zusammenhang zwischen Wanderungsverhalten und Lebensqualität auf den Grund. Die Erkenntnisse aus seinen Analyse zeigten, dass Menschen in Regionen mit Bevölkerungsrückgang trotz "objektiv" schlechterer Lebensqualität nicht unzufriedener mit ihrem Leben und Wohnstandort sind. Er erklärte anhand der drei Dimensionen der Lebensqualität, zusätzlich zu der materiellen Komponente (die maßgeblich die objektive Lebensqualität betrifft), sind die Beziehungskomponente und die Komponente der individuellen Entfaltung ausschlaggebend für die Zufriedenheit. Diese letzten beiden Komponenten sind demnach auch jene, in denen sehr viel Handlungsspielraum für Gemeinden und Regionen liegt.

Die Erkenntnisse aller drei Referentinnen und Referenten wurden im Rahmen einer aktuellen Studie im Auftrag der ÖREK-Partnerschaft „Strategien für Regionen mit Bevölkerungsrückgang“ erarbeitet.

Es folgte eine Diskussion in drei Arbeitsgruppen, in denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kritisch mit den Beobachtungen der Expertinnen und Experten auseinandersetzten.

Am Nachmittag eröffnete Irene Racher (wikoprevent|k) mit einem Vortrag zu Kommunikation und wie unterschiedliche Arten der Kommunikation auf das Handeln wirken. Dieser Vortrag bildete den Einstieg in eine Workshoprunde, bei der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit verschiedenen positiven Sprachbildern auseinandersetzten, die im Rahmen der ÖREK-Partnerschaft entwickelt wurden.