Internationale LEADER-Exkursion: LEADER in Vorarlberg

Themenbereich
Leader & Regionen

19.09.2018

50 Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus Deutschland, Luxemburg und Österreich konnten sich zwei Tage lang über die Umsetzung von LEADER in Österreich und Vorarlberg informieren. Den Einstieg in die Exkursion bildete eine Präsentation des BMNT über die österreichischen Umsetzungsstrukturen und die strategischen Schwerpunkte bzw. Aktionsfelder von LEADER Österreich. Die für LEADER verantwortliche Landesstelle Vorarlberg spielte im Anschluss daran ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Landesebene und regionaler Ebene ein.

Im Verlauf der Exkursion konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Besichtigung bzw. Präsentation von 14 Projekten von der Projektvielfalt und Innovationsfähigkeit der Vorarlberger LEADER-Regionen Regio-V und Vorderland – Walgau – Bludenz überzeugen. Dieser umfassende Einblick in die Umsetzung von LEADER auf nationaler, Landes- und regionaler Ebene lieferte viele Anregungen für einen Austausch über die Abwicklung in den Ländern der Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer, für mögliche Kooperationsprojekte zwischen den Regionen und Projektinitiativen in den eigenen LEADER-Regionen. Insgesamt wurden folgende 14 Projekte besichtigt bzw. präsentiert:

Biosphärenpark Großes Walsertal: Modellregion für nachhaltiges Wirtschaften

Das Große Walsertal ist eine Modellregion für modernes, nachhaltiges Wirtschaften im alpinen Raum. Seit das Große Walsertal im Jahr 2000 von der UNESCO das Prädikat Biosphärenpark bekam, hat sich viel getan in der Region: Im Mittelpunkt standen und stehen dabei unter anderem eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Biosphärenpark, die Produktion und Vermarktung regionaler Produkte, die Kooperation von Handwerksbetrieben, insbesondere im Holzbau sowie die Entwicklung zur Klima- und Energiemodellregion.

www.grosseswalsertal.at
 

Werkraum Bregenzerwald: Regionale Handwerkerinnen und Handwerker kooperieren

Der Bregenzerwald ist nicht nur für seine moderne Holzarchitektur bekannt. Auch die Handwerksbetriebe gehen neue Wege. Sie vereinen alte Fertigkeiten und die traditionelle Formensprache mit zeitgemäßem Design. Rund 90 der innovativsten Werkstätten – von Tischlerin und Tischler bis zu Leuchtengestalterin- und Leuchtgestalter – haben sich im Werkraum Bregenzerwald zusammengeschlossen. Als gemeinsame Plattform organisiert der Werkraum Ausstellungen, Wettbewerbe, Vorträge und widmet sich der Forschung und Entwicklung. Gemeinsam mit den Bezauer Wirtschaftsschulen betreibt der Werkraum die Werkraumschule für den Nachwuchs im Handwerk. Damit soll ein Beitrag zur Abfederung des Fachkräftemangels geleistet werden. Werkraumbetriebe kooperieren auch immer wieder bei der Abwicklung von Aufträgen. Seit 2016 ist der Werkraum in das internationale UNESCO-Register guter Praxisbeispiele für die Erhaltung und Weiterführung des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

 
Das Werkraumhaus Bregenzerwald: Treffpunkt und Schaufenster der regionalen Handwerkskultur

Das Werkraumhaus wurde von Peter Zumthor, einem Schweizer Architekten, der 2009 für sein Lebenswerk mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, geplant. Der visionäre Entwurf beruht auf zwei Grundgedanken. Einerseits dient das besondere Gebäude als Versammlungsort und andererseits als große Vitrine – als Schaufenster der Handwerkskultur im Bregenzerwald. Ausdruck dieser Idee sind ein weit ausladendes Dach aus Holz und eine Fassade aus Glas. Die Trennung zwischen Innen und Außen ist aufgehoben, die Landschaft fließt durch das Haus hindurch. Das Gebäude wurde von den Werkraum-Handwerkerinnen und Handwerkern gebaut und ist eine Bühne für das Handwerk mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.

www.werkraum.at
https://www.youtube.com/user/werkraumvideos
 

Wir sind Asyl – Wir sind aktiv

Als im Jahr 2015 Flüchtlinge nach Ungarn abgeschoben werden sollten, mobilisierten sich rund 120 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Alberschwende – unterstützt von der Bürgermeisterin – unter dem Motto „Wir sind Asyl“. Mit Menschenketten und zahlreichen Verhandlungen mit Behörden konnten sie die Abschiebung erfolgreich verhindern. Die Unterstützung für die Flüchtlinge war damit noch lange nicht am Ende. Freiwillige Bürgerinnen und Bürger halfen beim Sprachelernen und bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Sie leisteten damit einen Beitrag für eine gelungene Integration.

Im Rahmen des LEADER-Projekts „Engagiert sein“ wurde in der Folge ein Büro eingerichtet und mit ehrenamtlich tätigen Flüchtlingen besetzt. Zentrale Aufgaben waren die Vermittlung von unentgeltlichen Helfereinsätzen für die heimische Bevölkerung und die Vermittlung von Berufspraktika in Unternehmen der Region. Mit der aktiven Einbindung der Flüchtlinge wandelte sich das Motto des Projektes von „Wir sind Asyl“ zu „Wir sind aktiv“.

 
Engagiert sein: Zivilgesellschaftliches Engagement fördern

Die LAG Regionalentwicklung Vorarlberg (Regio-V) beschäftigt seit 2016 fünf Freiwilligenmanagerinnen, die in 18 Gemeinden der Region bürgerschaftliches Engagement unterstützen und mobilisieren sollen. Konkret geht es dabei unter anderem um die Feststellung von Entwicklungsbedarfen, die durch zivilgesellschaftliche Initiativen abgedeckt werden können sowie die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern bei der Entwicklung entsprechender Projekte. Bestehende Vereine und Initiativen werden in den Bereichen Erfahrungsaustausch, Weiterbildung und Zusammenarbeit unterstützt. Auf diese Weise sollen Eigenverantwortung und Sozialkapital in den Gemeinden gestärkt werden.

https://www.regio-v.at/news/engagiert-sein-schlussphase
 

Vorankommen: Unternehmen fördern Zuwanderung, Beschäftigung und Integration in den Arbeitsmarkt

„Geeignete Rahmenbedingungen für eine organisierte Zuwanderung schaffen“ ist als Ziel in der Entwicklungsstrategie der LAG Regionalentwicklung Vorarlberg verankert. Mit dem Projekt „Vorankommen“ unterstützt das Unternehmernetzwerk WITUS (Wirtschaft und Tourismus) den Aufbau einer Willkommenskultur im Bregenzerwald. Dabei werden die 150 Mitgliedsbetriebe aus unterschiedlichen Branchen von fünf Gemeinden unterstützt. Ein Ziel des Projekts ist es, dass bis 2018 mindestens 100 ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in regionalen Betrieben eine Beschäftigung finden und sich in der Region dauerhaft niederlassen. Einen Beitrag dazu leistet z.B. die Broschüre „Willkommen in der Bregenzerwälder Arbeitswelt“, die unter anderem über Jobsuche, Anerkennung von Abschlüssen, Aus- und Weiterbildung, Wohnungssuche, Kinderbetreuung und Vereinsleben informiert.

https://www.regio-v.at/projects/5/vorankommen
 

Bentele Genuss GmbH und Imkerschule: Herstellung und Vermarktung regionaler Produkte – Kooperation bei Produktion und Vermarktung von Imkereiprodukten

Die Firma Bentele Genuss GmbH ist 1997 aus einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb entstanden. Die Hofübernehmer Gebrüder Bentele spezialisierten sich auf die regionale Obstverarbeitung und die Imkerei. Sie haben sich von Beginn an auf 100% Selbstvermarktung konzentriert. Mittlerweile bietet die Firma ein breites Sortiment an Edelbränden, veredelten Milch- und Schokoladeprodukten, Geschenkartikeln und Honigprodukten an.

Im Zuge einer Betriebserweiterung für Produktion, Versand und Besucherräumlichkeiten hat die Bentele Genuss GmbH auch eine „Imkerschule“ eingerichtet. Dabei geht es konkret um den Aufbau einer Kooperation zwischen Imkerinnen und Imkern und die Schaffung einer Infrastruktur für Schulungen und Vorführungen, die Errichtung eines Bienengartens sowie ein Verarbeitungsservice. Im Rahmen von Praxisschulungen für „Imker auf Probe“ soll unter anderem die Herstellung unterschiedlichster Produkte demonstriert werden. Die Imker-Kooperation wird von der Bentele Genuss GmbH auch beim Vertrieb ihrer Produkte unterstützt.

http://www.gsiberger.at/
https://www.zukunftsraumland.at/projekte/1812
 

Kellertheater Lampenfieber: Belebung des Ortszentrums und der regionalen Kultur

In der Gemeinde Bludesch wurde nach aufwändigen Umbauten im historischen Kellergewölbe des denkmalgeschützten Gasthofs Krone die Kleinkunstbühne "Lampenfieber" inklusive Probebühne für Vereine eingerichtet. Die Bühne leistet einen wichtigen Beitrag zur Belebung des Ortszentrums und zur Förderung von Kleinkunst, Jugendtheater und künstlerischen Talenten. Die Kleinkunstbühne kann auch von kulturellen Einrichtungen und Organisationen anderer Gemeinden des Walgaus genutzt werden und trägt damit wesentlich zur kulturellen Entwicklung der Region bei.

https://www.zukunftsraumland.at/projekte/2014
 

KulturGut TRIFT: die „wilde Trift“ in Rankweil – ein kulturhistorisches Denkmal erhalten und nutzen

Das Triftgelände in Rankweil ist das letzte erhaltene Triftgelände der so genannten „wilden Trift“ in Österreich. Unter Triften versteht man den „Transport“ von losen Baumstämmen auf Flüssen. Die wilde Trift in Rankweil wird vom 2015 gegründeten Verein „KulturGut TRIFT“ in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt saniert. Neben den notwendigen Sanierungsarbeiten kümmert sich der Verein auch um folgende Maßnahmen und Aktivitäten: Erstellung von Info-Materialien (Print, digital), Veranstaltungen und Führungen, Erarbeitung didaktischer Unterlagen, Gestaltung eines touristischen Angebots, Erneuerung des Flözerlehrpfads sowie eines Rundwegs um das Triftgelände, der für Fußgängerinnen und Fußgänger und Radfahrerinnen und Radfahrer geeignet ist.

https://kulturguttrift.jimdo.com/das-projekt/
https://www.zukunftsraumland.at/projekte/2009
 

Dreiklang-Region und Seilbahn Schnifis: Kooperation in der Tourismusentwicklung

Mit Unterstützung von LEADER haben sich die Gemeinden Düns, Dünserberg und Schnifis zur Dreiklangregion zusammengeschlossen, um sich als Tourismusregion gemeinsam weiterzuentwickeln. Das Angebot der Region umfasst markierte Wander- und Winterwanderwege, gut beschilderte Themenwanderwege, Fahrrad- und Mountainbiketouren. Zudem bietet die Region ein hochwertiges Angebot an regionalen Produkten, das vom mehrfach prämierten Bergkäse bis zu Honig, Essig, Ölen, Gemüse, Most, geräucherten Fischen, Marmeladen sowie Edelbränden und Wein reicht.

Derzeit arbeitet die Dreiklangregion an der Entwicklung von speziellen Angeboten zur Belebung der Nebensaison sowie an neuen Angeboten im Bereich Mobilität und Verkehr. Zudem wird gerade eine wichtige touristische Infrastruktur, die Seilbahn Schnifis, saniert. Unter anderem wird die Bergstation inklusive Gasthaus renoviert und in der Umgebung der Seilbahn ein Angebot für Familien und Kinder geschaffen.

https://www.zukunftsraumland.at/projekte/1538
https://www.zukunftsraumland.at/projekte/2018
 

Thüringer Weiher: Naherholung und regionale Zeitgeschichte

Der bereits in die Jahre gekommene Montjola Weiher in Thüringen, der ursprünglich für Kraftwerkszwecke diente, befindet sich in einem der schönsten Naherholungsgebiete der Region. Mit der Rekultivierung des Weihers wurde ein beliebtes Naherholungsgebiet zu einem interessanten Freizeitangebot umgestaltet. Durch Abflachung der Ufer, einen neuen Badesteg und einen Grünstreifen als Liegewiese wurde der Weiher wieder zu einem attraktiven Badeteich. Zudem wurde ein kindgerechter Lehrpfad geschaffen, der die Geschichte der Wasserkraft und die damit zusammenhängende Historie der Textilindustrie veranschaulicht. Thema des Lehrpfads sind auch die vielfältige Fauna und Flora im Bereich des Weihers.

https://www.zukunftsraumland.at/projekte/2015
 

Dorfbrunnenkultur in der Gemeinde Ludesch: Sensibilisierung für altes Handwerk und Kulturgut

Die drei letzten historischen Brunnen entlang der Dorfstraße von Ludesch konnten durch eine fachgerechte Restaurierung erhalten und wieder in Betrieb genommen werden. Am Rückbau nicht fachgerechter Sanierungen und an der Restaurierung konnten unter Anleitung eines regionalen Fachexperten auch interessierte Gemeindebürgerinnen und -bürger mitwirken, die so für altes Handwerk und Kulturgut sensibilisiert wurden. Die drei Dorfbrunnen tragen auch zu einer qualitätsvollen Wasserversorgung der Gemeinde bei.

https://www.zukunftsraumland.at/projekte/2077
 

Handwerkliche Talente entdecken.entwickeln.fördern: Facharbeiterinnen und Facharbeiter für das regionale Handwerk sichern!

Die gemeinnützige GmbH „Wirtschaft im Walgau“, ein Zusammenschluss der regionalen Handwerksbetriebe, begegnet mit dem Projekt „Handwerkliche Talente entdecken.entwickeln.fördern“ dem Facharbeiterinnen- und Facharbeitermangel. Wichtige Partnerinnen und Partner sind dabei die Schulen. Zielgruppen sind acht- bis zwölfjährige Schülerinnen und Schüler.

Die Kooperation der Handwerksbetriebe mit interessierten Schulen erfolgt in zwei Varianten: Schülerinnen und Schüler kommen in ein Unternehmen und können ihr Talent und Interesse für das jeweilige Handwerk durch praktische Arbeit erproben. Bei Variante 2 kommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens direkt in die ,,Partnerschulen" und produzieren mit den Schülerinnen und Schülern vor Ort in einem mobilen Handwerks-Container ein Werkstück.

https://www.zukunftsraumland.at/projekte/1532
 

Kulturraum Burgruine Blumenegg: Ein Kulturpavillon für zwei LEADER-Regionen

Die Burgruine Blumenegg befindet sich an der Schnittstelle der zwei Vorarlberger LEADER-Regionen Regio-V und Walgau. Nach der Renovierung der Burgruine macht ein wandelbarer Kulturpavillon diese nun zu einem „Kulturraum“ und Ort der Begegnung für Kulturinteressierte und regionale Kulturschaffende. Der Kulturpavillon in moderner zeitgenössischer Architektur bietet bis zu 70 Besucherinnen und Besuchern Platz. Für Catering und Verpflegung bei Veranstaltungen sorgen regionale Produzentinnen und Produzenten sowie Anbieterinnen und Anbieter.

https://www.regio-v.at/projects/49/kulturraum-ruine-blumenegg