Rückblick auf das Seminar „Draußen am Betrieb: Almwirtschaft und seltene Nutztierrassen. Standortgerechte Beweidung und Arterhaltung – eine Vermarktungschance für Regionen?“

Themenbereich
Umwelt & Klima

26.09.2018

Standortgerechte Beweidung, Naturschutz, Erhaltung seltener Nutztierrassen und deren Potenzial für regionalwirtschaftliche Inwertsetzung standen im Fokus eines Seminars des Netzwerks Zukunftsraum Land, das am 7. September im Salzburger Naturpark Riedingtal stattfand. Der Einladung zur insgesamt dritten Veranstaltung der Seminarreihe „Draußen am Betrieb“ waren rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefolgt.

Franz Gfrerer (Naturpark Riedingtal) skizzierte die Besonderheiten des Naturparkes, in dem die Almwirtschaft eine dominierende Rolle spielt und erläuterte die positiven Entwicklungen der Almbewirtschaftung der letzten Jahre, die teilweise auf die gute Anbindung zurückzuführen sind.

Im Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer erörterte Günter Jaritz (Amt der Salzburger Landesregierung) den Mehrwert seltener Nutztierrassen. Generell könnte die Inwertsetzung naturschutzfachlich wertvoller Gebiete einen wichtigen Erfolgsfaktor für Regionen darstellen. Dafür ist u. a Offenheit der Handelspartner nötig.

Im Anschluss wurde es aktiv: Eine gemeinsame Wanderung durch den Naturpark Riedingtal führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den Flächen, die im Rahmen eines Pilotprojektes mit seltenen Nutzzierrassen wieder beweidet werden. Susanne Aigner (eb&p Umweltbüro GmbH) stellte das Projekt im Detail vor, an dem künftig die Entwicklung der Biodiversität gemessen werden soll. Nach dem Mittagsessen mit regem Austausch kam es zu einem erneuten Formatwechsel:  Fünf Expertinnen und Experten zeigten in unterhaltsamen Kurzvorträgen, welche Vorteile die Beweidung der Almen mit seltenen Nutztierrassen für den Naturschutz, Betriebe und Regionen bringen kann.

Arche-Austria-Geschäftsführer Florian Schipflinger hob die relevante Bedeutung der Vermarktung für die Erhaltung von seltenen Nutztierrassen sowie die wirtschaftlichen Vorteile von seltenen Nutztierassen, welche für die extensive Haltung sehr gut geeignet sind, hervor. Zudem berichtete Schipflinger über Erfolge beim Schutz der seltenen Nutztierrassen, die teilweise auf die gute Kommunikation zwischen den Zuchtverbänden zurückzuführen sind.

Susanne Aigner (eb&p Umweltbüro GmbH) betonte, in Bezug auf die Wiederaufnahme der Beweidungsflächen im Rahmen des Pilotprojektes, dass die Motivation der Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter für den Erfolg der Maßnahmen essentiell sei. Das besichtigte Pilotprojekt sei ein erster Schritt, um das Image des Naturparkes weiter zu steigern. Ziel sei es, dass sich die wertvollen Aktivitäten der Almbäuerinnen und Almbauern zur Erhaltung der Flächen in den Produkten niederschlagen, beispielsweise über ein Label, sodass sich eine Win-win-Situation entwickle.

Landwirtin Julia Elpons (bioschaf.at) erzählte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von ihren Erfahrungen mit diversen Vermarktungsmöglichkeiten. So hat Elpons etwa in ihrem südburgenländischen Betrieb die Schafaktie entwickelt, über die sich Kundinnen und Kunden an der Vorfinanzierung des Betriebes beteiligen können und Produkte des Betriebes geliefert bekommen. Elpons bewirtschaftet seit zehn Jahren einen Familienbetrieb mit Steinschafen und trägt damit zum Erhalt wertvoller Naturschutzflächen bei.

Johannes Lichtmannegger, Vorstand des Ramsauer Berghotels Rehlegg, informierte über Synergieeffekte zwischen der Erhaltung gefährdeter Tierrassen und der Gastronomie. Die Versorgung mit regionalen bzw. zum Teil lokalen Lebensmitteln ist für die Betreiber des Hotels ein großes Anliegen. Dem Hotel wurde im Jahr 2017 der offizielle Status „klima-positiv“ zuerkannt. Das Berghotel Rehlegg hat auf 100 Prozent Pinzgauer Rindfleisch umgestellt und trägt außerdem zum Erhalt des schwarzen Alpenschweins bei.

Weitere Synergien zwischen Tourismus und Erhalt seltener Nutztierrassen wurden von Josef Quehenberger (Rocheralm) dargestellt. Quehenberger berichtete über positive Aspekte, wie den Anstieg des landwirtschaftlichen Einkommens, aber auch über die Wertschätzung durch Gäste und ansässige Bevölkerung. Er ließ aber auch mögliche Kehrseiten der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus nicht unter den Tisch fallen und rückte hier insbesondere den höheren Arbeitsaufwand sowie die damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken in den Fokus.

Das Protokoll zum Seminar finden Sie unter „Downloads“.