Neue Studie: Diversifizierte Betriebe sind wettbewerbsfähiger und verdienen besser

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17.01.2019

In der von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik durchgeführten und im Dezember 2018 fertiggestellten Studie wird auf der Basis der Buchführungsergebnisse 2017 im Bundesmittel ein Ertrag aus der Diversifizierung von 9.921 Euro exklusive Umsatzsteuer ausgewiesen, was einem Anteil von 9,3% am Ertrag insgesamt entspricht.

Von den Mehrumsätzen stammen 41,6% aus der Direktvermarktung (Urprodukte und be-/verarbeitete Produkte), 21,6% aus Transport- und Maschinenleistungen und je ca. 15% aus Urlaub am Bauernhof und dem Buschenschank. Der Anteil der Diversifizierung schwankte beträchtlich nach Betriebsform: von 2,9% in Veredelungs- bis 21,3% in Dauerkulturbetrieben. Der Vergleich der Einkommen zwischen Betrieben mit und ohne Diversifizierung belegt, dass diversifizierende Betriebe wettbewerbsfähiger agieren: Bei ähnlicher Flächenausstattung wird im Schnitt ein höheres Einkommen je Betrieb erwirtschaftet als ohne Diversifizierung. Beim Arbeitseinkommen relativiert sich der Vorteil etwas, da im Schnitt um 0,5 Arbeitskräfte mehr notwendig sind.
Die Ergebnisse aus der Online-Befragung zeigen, dass mehr als die Hälfte der Befragten die Diversifizierungszweige nicht von ihren Eltern übernahmen, sondern diese selber auf ihrem Betrieb implementierten. Interessant: Rund zehn Prozent starteten als Quereinsteigerinnen oder Quereinsteiger. Insgesamt kann eine hohe Zufriedenheit mit der Diversifizierung attestiert werden, denn 23% der Befragten waren damit sehr, weitere 47% eher zufrieden.

Zu den größten Herausforderungen in der Diversifizierung zählen laut den Einschätzungen der Befragten Vorschriften und Bürokratie (für 50% voll zutreffend), hoher Zeitaufwand und Arbeitsbelastung (39%), verlässliches Personal finden (29%), Wirtschaftlichkeit (21%) und Kundinnen bzw. Kunden zu finden und zu binden (20%). Diese Einschätzungen weichen kaum zwischen Betrieben mit unterschiedlichen Diversifizierungszweigen (Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof etc.) ab.

Als zentrale Erfolgsfaktoren in der Diversifizierung kristallisierten sich persönliche und soziale Faktoren heraus: Motivation, Interesse und Freude (für 82% voll zutreffend), Kontaktfreudigkeit, Interesse für Kundinnen und Kunden (62%), Ausbildung und eigene Fähigkeiten (61%), Ausdauer und Durchhaltevermögen (61%) und Zusammenhalt in der Familie (61%). Zusätzlich wurden unternehmerische Aspekte wie unternehmerisches Know-how, Risikobereitschaft oder Marketing genannt. Auch bei den Erfolgsfaktoren konnten kaum Abweichungen in Abhängigkeit vom Diversifizierungszweig festgestellt werden.
Die Diversifizierung in Österreich dürfte sich weiter professionalisieren, denn fast jeder Dritte möchte die Diversifizierung in den kommenden Jahren ausbauen. Neueinstiege in die Diversifizierung werden von Befragten, die noch keine Diversifizierung betreiben, weniger angestrebt. Die Hemmnisse für potenzielle Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger decken sich im Wesentlichen mit den bereits zuvor genannten Herausforderungen: Arbeitsbelastung sowie Vorschriften und Bürokratie stehen auch hier an oberster Stelle.
Besondere Unterstützung durch Bildung und Beratung benötigen die Befragten bei gesetzlichen Vorschriften und Bürokratie, Steuer-, Sozial- und Gewerberecht, Förderungen, sowie Digitalisierung und Online-Präsenz. Im Resümee der Studie wird eine Art Kompetenzzentrum für Diversifizierung in den Landwirtschaftskammern vorgeschlagen, in denen rechtliche, unternehmerische, psychologische, persönliche und soziale Inhalte professionell vernetzt und gebündelt angeboten werden. Denn, so eine Schlussfolgerung, solitäre Insellösungen werden den Herausforderungen in der Diversifizierung für immer anspruchsvollere Kundinnen und Kunden kaum gerecht werden.

Kontakt: Leopold Kirner, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien: leopold.kirner@agrarumweltpaedagogik.ac.at