Projekt der Operationellen Gruppe: „Abgestufter Wiesenbau“ im Modellbetrieb

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Innovation
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10.08.2021

Nachhaltige Grünlandbewirtschaftung durch abgestuften Wiesenbau
Die traditionelle Bewirtschaftungsform des Grünlandes sieht zwei bis drei Nutzungen, die ertragsbetonte dagegen vier und mehr Nutzungen im Jahr vor. Aktuell ist die gleichförmige Nutzung aller Grünlandflächen eines Betriebes die Regel, mit der Tendenz zur erhöhten Nutzung. Dies bedeutet gleichzeitig jedoch auch einen kontinuierlichen Rückgang der Biodiversität.
Das Konzept der abgestuften Wiesenbewirtschaftung nach Walter Dietl, bei dem Grünlandflächen mit unterschiedlicher Intensität bewirtschaftet werden, bietet die Möglichkeit die Düngung auf ertragsbetonten Flächen zu konzentrieren. Damit können stabile und nutzungsangepasste Pflanzenbestände sowohl in ertragsbetonten als auch in extensiv bewirtschafteten Bereichen entwickelt und erhalten werden. Der abgestufte Wiesenbau erhöht die Artenvielfalt der Betriebsflächen nachhaltig und wirkt sich positiv auf den Klimaschutz aus.

Die Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) unterstützt mit dem Projekt „Nachhaltige Grünlandbewirtschaftung durch abgestuften Wiesenbau“ dreizehn konventionell als auch biologisch wirtschaftende Grünlandbetriebe bei der praktischen Umsetzung auf der Fläche. Während der Projektlaufzeit von 2016 bis 2018 wurden die teilnehmenden Modellbetriebe durch unterschiedliche fachliche Einrichtungen betreut. Um das Konzept möglichst vielen Landwirtinnen und Landwirten zugänglich zu machen, wurde ein Praxis-Handbuch erstellt. Es kann über das Biokompetenzzentrum Schlägl angefordert oder direkt über den Onlineshop des Forschungsinstituts für biologischen Landbau Österreich als PDF heruntergeladen werden.


Das Projekt ist bereits abgeschlossen und Netzwerk Zukunftsraum Land hat mit Projektkoordinatorin Katrin Eckerstorfer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Österreich – Biokompetenzzentrum Schlägl über ihre Erfahrungen und die Projektergebnisse gesprochen.

Welchen Problemstellungen stehen Landwirtinnen und Landwirte in Bezug auf den  abgestuften Wiesenbau gegenüber?
Für Landwirtinnen und Landwirte, vor allem im biologischen Landbau, ist der Wirtschaftsdünger für das Grünland meist rar. Das Verhältnis zwischen Düngung und Nutzung der Bestände stimmt nicht mehr überein und eine Übernutzung der Flächen findet statt. Gleichzeitig verlieren die Grünlandflächen durch die maximale Schnitthäufigkeit an Biodiversität. Besonders von der Bevölkerung wird Biodiversität und Insektenschutz sehr groß geschrieben. Durch den abgestuften Wiesenbau können sich Bestände erholen und der vorhandene Wirtschaftsdünger kann effizienter eingesetzt werden.

Worin sehen Sie konkretes Potenzial für den abgestuften Wiesenbau?
Das Besondere am Konzept ist die Kombination von mehrmähdigen und extensiver genutzten Grünlandbeständen. Das konkrete Potential steckt darin, Flächen entsprechend ihrer Bestandes-Zusammensetzung zu nutzen. Arrondierte Flächen können ausreichend mit Dünger versorgt und dementsprechend genützt werden, während auf entfernter gelegenen Beständen durch die gezielte Extensivierung Dünger eingespart und die Biodiversität gefördert werden kann. Auch der Aspekt der Futterqualität beziehungsweise Futtervariabilität spielt eine große Rolle. Der abgestufte Wiesenbau ist aus unserer Sicht das zukünftige "Rezept" zum Erfolg. Vitalere Grünlandbestände und höhere Pflanzengesundheit tragen zu einer höheren Klimaresilienz bei.

Sie koordinierten das Projekt „Abgestufter Wiesenbau“. Welche wesentlichen Erkenntnisse oder Empfehlungen aus dem Projekt konnten Sie ableiten? Welche ersten Schritte sollten unternommen werden, um auf den abgestuften Wiesenbau umzustellen? 
Um das Konzept des abgestuften Wiesenbaus am Betrieb verwirklichen zu können, stehen vorrangig Überlegungen an, ob und welche Flächen extensiviert beziehungsweise intensiviert werden können. Wichtig für die Praxis sind Zeit und Geduld, denn die Umstellung eines Grünlandbestandes geschieht nicht von heute auf morgen und wird neben Dünger und Nutzung auch noch von weiteren Faktoren (zum Beispiel Trockenheit der letzten Sommer) beeinflusst. Bei Bedarf sind auch Nachsaaten nötig um das Potential der Fläche entweder hinsichtlich Biodiversität (Extensivierung) beziehungsweise Futterqualität (Intensivierung) auszuschöpfen. 

Links und weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie in der Projektdatenbank des Netzwerks Zukunftsraum Land.